Beiträge von Nomadenseelchen

    Agnes Grey von Anne Bronte empfand ich als relativ platt. Eine junge Pfarrerstochter entschließt sich aus Geldnot Gouvernante zu werden. In der ersten Familie sind die Kinder total verdorben (der Junge findet größtes Vergnügen dabei, Vögeln die Köpfe oder Gliedmaßen abzureißen), und auch in der zweiten Familie tanzen die Kinder ihr auf den Kopf rum. Sie verliebt sich in den Hilfspfarrer und natürlich bekommt sie ihn zum Schluß auch. Beide sind glücklich, ein Mädchen der zweiten Familie mit ihrer vermeintlich guten Heirat unglücklich. Im Grunde wird kein Klischee ausgelassen. Ein typischer Fall, dass nicht jeder Klassiker anspruchsvoll oder gut sein muß.

    England, 1819. Thomas Shield, ein mittelloser Lehrer mit einer Vergangenheit, die reich an Fehlschlägen ist, tritt eine Stelle in einer Schule außerhalb Londons an. Hier wird er Tutor des scheuen kleinen Charles Frant und fühlt sich bald unwiderstehlich zu dessen so schöner wie unglücklicher Mutter Sophia hingezogen. Immer häufiger sucht Thomas die Nähe der Familie Frant, ohne zu wissen, worauf er sich einlässt. Denn als Sophias Mann, ein reicher Bankier, ermordet aufgefunden wird, gerät Thomas in ein tödliches Netz aus Sex, Geld und Intrigen...
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    "'Der Schlaf der Toten' ist weder eine Hommage an den Roman des 19. Jahrhunderts noch eine ironische Verbeugung vor ihm. Es ist ein Roman des 19. Jahrhunderts - einer der düsteren Sorte, wie sie Dickens gegen Ende seines Lebens schrieb, und in denen Schicksal und Zufall weniger einer wohlmeinenden höheren Macht zuzuschreiben sind als einem Marionettenspieler, der die Menschen provozieren möchte. Taylors breit angelegter Kriminalroman ist bevölkert von Unschuldslämmern, Exzentrikern und Gaunern, deren Leben sich in einem wundervoll komplexen Muster kreuzen, verbinden und überschneiden."
    The Washington Post


    "Die Hauptelemente entspringen der Struktur des viktorianischen Romans wie ihn Dickens und Wilkie Collins zur Vollendung brachten. Aber Taylors Roman ist keine Pastiche; durch die Erzählung seines Protagonisten erforscht er Gefühlslandschaften, die früher nicht betreten werden durften, Empfindungen und sexuelle Begierden, die nicht gedruckt werden konnten. Zugleich erschafft Taylor eine reale Welt von Kohlenfeuern, Kutschen und bedrückenden Krankenlagern. In dieser Hinsicht übertrifft er auch Michael Fabers viktorianisches Epos 'Das karmesinrote Blütenblatt'."
    The Independent






    Als Thriller kann man der Schlaf der Toten von Andrew Taylor vergessen. Liest man ihn als historischen Roman ist er jedoch ganz annehmbar.
    *Ein meisterhafter Thriller und einer der besten historischen Romane des Jahres* (The Independet) Diese Aussage stimmt defintiv nicht und ein Vergleich mit dem *Karmesinroten Blütenblatt ist schlicht eine Beleidigung. Bis Seite 200 habe ich immer überlegt, ob ich das Buch abbreche und auch danach war es nicht unbedingt ein Pageturner. Die Intentition des Autors, einen Roman üner Edgar Allen Poes Jugendjahre in England zu schreiben, wurde ebenfalls verfehlt. Zwar taucht der Jungen (daher der Orginaltitel The American Boy) immer an den Wendepunkten der Geschichte auf, das wars aber auch schon. Für mich war es ein seichter Unterhaltungsroman, vor allem, weil das Buch, welches ich vorher gelesen habe (Der Glaspalast von Gosh) doch recht literarisch war.


    Was mich letztendlich veranlast hat das Buch zu Ende zu lesen, war die Schilderung des viktorianischen England und ein gewisser Unterhaltungswert, von dem man allerdings nicht behaupten kann, dass er allzu groß war.

    Ich habe den Glaspalast von Amitav Gosh angefangen, um zu erfahren, wie es zu den heutigen Zuständen in Birma zu erfahren, bzw. wie es dazu kommen konnte. Leider kommt diese Epoche erst auf den letzten 70 Seiten vor und der Pusch der Generäle wird in einem Satz abgehandelt. Trotzdem waren selbst diese Seiten schrecklich, so scheint es ein Gesetz dort zu geben, dass man einen Antrag stellen muß, bevor man bei anderen übernachtet - ob verwandt oder nicht.


    Deswegen war das Buch aber keineswegs schlecht:
    Die Familiensaga fängt bei einem jungen Inder, der nach Burma reist um ein Auskommen zu finden und die Vertreibung des letzten Königs nach Indien an. Ausführlich wird vom Aufstieg des Inders im teakholzhandel, vom Leben der königlichen Familie erzählt. Später wird eine Art chinesischer (?) Ziehvater eingeführt, aus dem eine chinesisch(?)-amerikanische Familie entspringt. Der junge Inder gründet derweil mit einer Angestellten der royalen Sippe eine Familie. Erzählt werden die Erlebnisse der verschiedenen Generationen, sowie der Frau des Verwalters des königlichen Ortes.


    Durch diese Vielfalt wird die Geschichte Birmas und Indiens ausgebreitet, spannend geschrieben und nie langweilig. Nur mit den verschiedenen Stämmen bin ich ins Schleudern geraten. Insgesamt ein wunderschönes Buch, welches sich wohltuend aus dem Einheitsbrei der Kolonialromane raushebt.

    Graham hat eine nette Frau, ein Haus und einen Job als Ingenieur. Im Auftrag seiner englischen Firma reist er in die Türkei, um dort die Umrüstung der türkischen Flotte auf Geschütze seines Hauses vorzubereiten. Als er abends in sein Hotelzimmer zurückkommt, wird ohne ersichtlichen Grund auf ihn geschossen. Er erfährt, dass derjenige es nochmals versuchen wird. Eine faszinierende Studie der Angst."Ein Autor, der mehr als nur eine Generation von Krimi- und Thrillerautoren geprägt hat." (Tages-Anzeiger)
    "Zwar eskaliert die Handlung im mörderischen Showdown, doch es sind die leiseren Töne, die den Leser gefangennehmen: die Schilderung der feinen Risse in Grahams Psyche. Ein Klassiker." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)


    Wirklich spannend fand ich das Buch von Eric Ambler im Gegensatz zu anderen nicht. Sicherlich ist es eine Horrorvorstellung, wenn man in ein Hotelzimmer kommt und aus dem Dunklen auf einen geschossen wird. Und wenn man auf einem Schiff in der Falle sitzt mit 2 Leuten, die den Mordauftrag zu Ende führen wollen. Aber die Figuren waren mir zu platt und romanhaft, wer der türkische Agent auf dem Schiff ist, war mir schon bei seinem Auftreten klar. Das Ende war zu James-Bondhaft. Dafür enthält das Buch einer der intelligensten Reden zum Thema *Vaterland*:


    In Friedenszeiten erheben nur fanatische Nationalisten die Forderung, man solle sich mit Haut und Haaren der Regierung seines Vaterlandes verschreiben. Im Kriege, wenn Soldaten fallen und die Atmosphäre gefühlsbeladen ist, lassen sich auch vernünftige Menschen hinreißen, wen der *patriotischen Pflicht* zu reden. Aber Sie sind in einer glücklichen Lage, denn Sie haben einen Beruf, in dem man diese Heldentümmelei als das erkennt, was sie ist: der Gefühlüberschwang der Dummen und Primitiven. *Vaterlandsliebe* - ein sonderbarer Begriff! Liebe zu einem bestimmten Fleckchen Erde? Setzen Sie mal einen Norddeutschen auf einen Acker in Nordfrakreich, und sagen Sie ihm es wäre Hannover, und er kann ihnen nicht widersprechen. Liebe zu den Landsleuten? Sicherlich nicht. Jeder Mensch liebt einige seiner Landsleute und haßt andere. Liebe zur Kultur des betreffenden Landes? Die Menschen, die von der Kultur ihres Landes am meisten wissen, sind in der Regel die intelligesten und die am wenigsten partiotischsten. Liebe zur Regierung eines Landes? Regierungen sind doch bei dem Volk, was sie regieren, unbeliebt. Wir sehen also, daß Vaterlandliebe nichts weiter ist, als ein mythischer Begriff, der auf Dummheit und Furcht beruht. Er ist natürlich ganz gut zu gebrauchen. Wenn die herrschende Klasse erreichen möchte, daß ein Volk tut, wozu es keine Lust hat, dann appelliert sie an den Patriotismus. Und das, wozu die Leute am wenigsten Lust haben, ist natürlich, sich umbringen zu lassen.

    Ich dem Buch *Eine Zierde in ihrem Haus* wird die Autorin Nataly von Eschtruth erwähnt. Was für Bücher hat sie geschrieben und wie sind diese von der Qualität einzustufen, bei Google finden sich leider keine Informationen.

    Leider ist Jane Eyre von Charlotte Bronte fertig gelesen. Ich hatte es aus dem Regal gezogen, nicht wissend, ob ich es wirklich lesen soll. Schon die ersten Sätze haben mich sofort in das Buch hineingezogen. Bei Klassikern denkt man immer an komische, gestelzte Sätze, aber dies ist bei dem Buch definitiv nicht der Fall. Im Gegenteil, die Demütigungen der Gastfamilie, das Elend des Internats, die Liebe zu Mr. Rochester (und die Enttäuschung dieser Lieber) werden sehr plastisch beschrieben. Danach hängt das Buch ein wenig durch - die Geschichte der Waise, die zufällig Verwandte findet, erinnert an Oliver Twist, offensichtlich war das damals Zeitgeschmack. Auch das Jane Eyre einen *Ruf* Mr. Rochesters per Telepathie erhält, wirkt arg konstruiert. Ich hätte ein schlechtes Ende vorgezogen, oder wenigstens ein weniger esoterisches - sie hätte auch einfach mal wieder einen alten Freund besuchen können...

    Geht es euch auch so, dass ihr bestimmte Bücher zu einem bestimmten Wetter bevorzugt?


    Ich lese Krimis z.B. am liebsten an Regentagen, Dr. Schiwago im Hochsommer würde gar nicht gehen....im Grunde ist es bei mir so: Krimis im Herbst/Winter, sobald es schöner wird eher historische Romane. Klassiker (ausser dem oben erwähnten) gehen immer.

    S: 273, 1. Auflage:


    Trotzdem gilt die eiserne Regel - ein wichtiger Bestandteil des Pakts zwischen Autor und Leser - , daß auf den ersten 20 bis 30 Seiten ein Mord oder zumindest ein Mordversuch begangen werden muß. Wenn er erst nach der Hälfte passiert, wäre die Geduld des Lesers auf eine ernsthafte Probe gestellt. Wenn das hier etwa einer meiner eigenen Krimis wäre, dann hätten sich sich die Leser um Seite 100 herum vermutlich gefragt, ob es zu einem Mord kommen würde, damit wenigstens die Abbildung auf dem Umschlag gerechtfertigt wäre.


    Weise Worte und vielleicht hätte sich Gilbert Adair an seine eigenen Worte halten sollen. Bis auf Seite 130 geschieht nämlich erst einmal kein Mord.
    Stattdessen plätschert die Handlung vor sich hin, weder Sittengemälde aus Londons Nachkriegszeit noch Liebesgeschichte…einfach nichtsagendes Nichts unterbrochen durch Beleidigungen auf Alfred Hitchcock, welche auch das ganze Buch hindurch nicht abreissen *fettes Gesicht* *Dreifachkinn* ect. - als wäre diese großartige Regiesseur Model gewesen. Auf Seite 130 von 300 Seiten wird das Buch recht gut, auch wenn es nicht annähernd an den Vorgänger *Mord auf ffolkes Manor* ranreicht. Meine Buchhändlerin hatte genau die gleiche Meinung, wo die ganzen euphorischen Kritiken herkommen, weiß wohl niemand so genau.