Beiträge von Nomadenseelchen

    Amazon-Kurzbeschreibung
    Wie kommt die Leiche der jungen Ruby Keene in die Bibliothek eines unbescholtenen und über jeden Mordverdacht erhabenen Gentleman? Für Inspektor Harper liegt der Fall klar auf der Hand. Der wohlhabende und alleinstehende Mr Jefferson wollte die bildhübsche Ruby adoptieren und sein Testament zu ihren Gunsten ändern. Damit haben alle ursprünglichen Erben ein Motiv für die Tat. Als dann ein weiterer Mord passiert, tappt die Polizei völlig im Dunkeln. Erst Miss Marple hilft dem ratlosen Inspektor auf die Sprünge. Dank ihres gesunden Menschenverstands und kriminalistischen Spürsinns ist die Aufklärung der verzwickten Mordfälle nur noch ein Kinderspiel.


    Noch seichter kann ein Roman nicht mehr sein. Das Buch ist vielleicht etwas für verregnete Wochenenden zum entspannen, aber ich finde es eher anstrengend, so extrem leichte Literatur zu lesen.
    Was ich schön fand waren die eingestreuten Beschreibungen des englischen Dorflebens. Ziemlich heftig fand ich, dass jemand, der unter Mordverdacht steht schon ins Visier der Klatschmäuler gerät und ins soziale Abseits gedrängt wird. Obwohl man sehr vermutlich ähnlich reagieren würde… . Ebenfalls ganz nett war, wie Miss Marple des öfteren Vergleiche zwischen den Verhaltensweisen der Bekannten und den Verdächtigen zieht.
    Es heißt von Agatha Christie immer, sie würde dem Leser alle Fakten präsentieren. Leider stimmt dies gar nicht, sodass mitraten nicht möglich ist.


    Die Kritik bezieht sich auf das Buch der Agatha-Christie-Sammleredition.

    Zitat

    Original von LilStar
    Ein wenig enttäuschend fand ich schon, dass das ganze ja schon so aufgebaut war, dass man nicht wirklich selbst auf die komplette Lösung kommen konnte. Aber generell fand ichs sehr unterhaltsam.


    Das hat mich auch enttäuscht, vor allem, weil ich über Agatha Christie des öfteren gelesen habe, dass sie dem Leser alle Informationen auf den Tisch legt.

    Die Wahrheit liegt in der Mitte.
    Es gibt (z.B in diesem Forum) hervorragende Laienkritiker. Sicherlich nicht mit germanistischen Hintergrundwissen und vermutlich zerpflücken sie die Bücher auch nicht wie ein professioneller Kritiker. Aber trotzdem ist die Leistung recht ordentlich.


    Dann gibt es *Kritiker* wie mich, die ziemlich mittelmäßig sind, wobei auch dies schwanken kann.


    Und zuletzt gibt es Leser, die wirklich nur 2-3 Zeilen zu einem Buch schreiben, unter denen man sich zudem gar nichts vorstellen kann. Dies wird in dem Artikel auch explitzit kritisiert:


    Nein, die schreien erst einmal: Ja, aber die Qualität! Rezensionen auf Amazon und anderen Bestellseiten sind größtenteils schlicht. Wer erhellende, fundierte Artikel sucht, watet durch einen Brei aus Halbwissen und Geschmacksurteilen. Hier spricht der Mann von der Straße, unredigiert, aus dem Bauch. In einer von 327 Amazon-Kritiken zu Charlotte Roches Roman Feuchtgebiete schreibt ein Tom: »Die 5 Sterne gibt’s für die Idee und das kollektive Aufjaulen hier! Das Buch selbst ist ganz witzig, aber das Schreiben sollte das böse Mädchen dennoch lieber Profis überlassen!« Unter mancher Feder werden andere Bücher zum Gebrauchsgegenstand: »Sieht gut aus, liegt ordentlich in der Hand.« (3 Sterne) Verrisse: »Totale Zeitverschwendung. Blöde Sprache, langweilige Story.« (1 Stern).


    Letztendlich macht die Vielfalt den Wert einer Kritik aus.


    Ich verstehe auch den professionellen Kritiker, welchem die bei Titel wie *Das Marzipanmädchen* oder *Unter dem Safranmond* die Fußnägel kräuseln. Als ich noch Germanistik studierte, waren solche Titel für mich auch unlesbar. Immer muß ich sie auch nicht haben, aber inzwischen bin ich froh, dass ich ziemlich alles lesen kann.
    Aber gerade weil solche Bücher nicht besprochen werden (können), finde ich Laienkritiker um so wichtiger.

    Kannst du dir vorstellen, eine ganz andere Art von Buch zu schreiben? Sicherlich ist das marketingtechnisch relativ schwierig, und ich kann mir vorstellen, der Verleger würde auf einen Krimi, ein komplett anderes Zeitalter ect. nicht unbedingt entzückt reagieren.
    Sicherlich bekommt man als Künstler ein gewisses Gefühl für eine Epoche, aber andererseits kann sich auch das Gefühl einschleichen, sich im Kreis zu drehen, oder?


    Ich gebe die Einteilung dann so an Wolke weiter.

    Zitat

    Original von Herr Palomar



    Was war so ein Maria-Theresia-Taler eigentlich wert?


    Sowas frage ich mich bei historischen Romaen grundsätzlich. Wenn nicht irgendwo etwas gekauft und die Summe genannt wird, kann man sich nichts darunter vorstellen.


    Hier gibt es Bilder zum Taler:


    http://www.theresia.name/
    http://de.wikipedia.org/wiki/Maria-Theresien-Taler
    http://www.bullionweb.de/artik…aria-theresien-taler.html


    Im letzten Link wird noch einmal ausdrücklich auf die Bedeutung des MTT im arabischen Raum hingewiesen - eigentlich seltsam für eine österreichische Münze.

    Kurzbeschreibung
    Oxford, 1853: Maya Greenwood träumt von einem Leben in der Ferne. Als ihr Bruder Jonathan, der in der britischen Armee in Indien dient, zum Heimaturlaub kommt, ist Maya wie gebannt von seinen Geschichten über die geheimnisvolle fremde Welt. Beim Abendessen mit einer Reisebekanntschaft ihres Bruders, dem Unteroffizier Ralph Garrett, verliebt sie sich auf den ersten Blick in den attraktiven Mann. Ihre Familie ist gegen die Verbindung, und so brennt Maya kurzentschlossen mit Ralph durch. Die Armee schickt Ralph allerdings nicht nach Indien zurück, sondern ins südwestliche Arabien. Als Maya in die Hände von Beduinen gerät, erlebt sie das wahre Arabien - und sie muss sich eingestehen, dass der Anführer der Wüstenkrieger, der charismatische Rashad al-Shaheen, auch ihr Herz gefangen hält ...


    Über den Autor
    Nicole Vosseler stammt aus Villingen-Schwenningen. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Psychologie in Tübingen und Konstanz. Sie lebt und arbeitet in Konstanz.


    Amazon


    Ich weiß nicht, ob es an mir oder dem Buch liegt, aber dieses Buch von Vosseler ging im Gegensatz zu ihren früheren gar nicht an mich. Gut möglich, dass die Zeit für solche Bücher bei mir abgelaufen ist.


    Es wird kein Stereotyp ausgelassen: Die intelligente Heldin, die nicht allzu hübsch ist und vor Wissensdurst und der Moral ihres Zeitalters erstickt; die nur auf Schönheit bedachte Schwester; der unverständnisvolle Ehemann und der einfühlsame, fremdländische Liebhaber... .Dazu der obligatorische Sepoy-Aufstand, bei dem in Romanen vermutlich mehr Menschen umkamen, als bei dem tatsächlichen Ereignis.
    Bei vielen Autoren wäre das gründlich schief gegangen, aber es ist Vosselers Meisterschaft zu verdanken, dass die Figuren recht glaubwürdig und lebendig geworden sind. Dabei wird viel mit Farben gearbeitet, um die Charaktere zu beschreiben, was die Szenen sehr plastisch ablaufen lässt. Schön beschrieben wird die Enge, welche das viktorianische Zeitalter auszeichnete - ich war geschockt in der Szene, als die Mutter Mayas nach Jahren der Trennung keinen Zugang zu ihrer (damals durchgebrannten) Tochter fand.
    Trotzdem fehlte mir diesmal der Saugeffekt, der sonst die Bücher der Autorin auszeichnet.


    Hintergrundinfos zu dem Roman gibt es auf der vorbildlichen Webseite der Autorin.


    # Gebundene Ausgabe: 588 Seiten
    # Verlag: Luebbe Verlagsgruppe; Auflage: 1 (12. August 2008)
    # Sprache: Deutsch
    # ISBN-10: 378572330X
    # ISBN-13: 978-3785723302
    # Größe und/oder Gewicht: 22 x 14,6 x 4,2 cm

    Ich gebe auch Beo recht. Gab es nicht mal vor nicht allzu langer Zeit noch den Glauben, Frauen könnten nicht oder kaum einen Orgasmus bekommen? Ich bin mir da nicht sicher.
    Zumindest dürfte es den Männern egal gewesen sein: Leg dich zurück und denke an England.


    Zitat

    Original von Herr Palomar


    Aus literaturkritischer Sicht auf historische Begegebnheiten mag sein Verhalten normal und logisch sein, doch nur wenn aus seiner Perspektive erzählt wird, habe ich Verständnis für ihn. sonst beurteile ich ihn als Leser auch vor allem danach, wie er handelt und das gefällt mir manchmal nicht.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ralphs Unverständnis für Mayas Trauer und sein Egoismus trennt sie endgültig voneinander, wahrscheinlich unwiederbringlich.


    Egoismus...so hart beurteile ich ihn nicht.
    Er war (und ist) ein guter Soldat, welcher für seine nicht genehmigte Heirat strafversetzt worden ist. Er wird sehr verbittert sein, zudem sieht er den Stein des Anstosses jeden Tag. Er ist genauso Opfer der unüberlegten Heirat wie Maya, er leidet nur anders.


    Es gab für Maya zwei Entzauberungen:
    Ihr Ehemann war letztendlich nicht das, was sie sich erträumte und auch der Orient stellte sich nicht als so prachtvoll da. Eines von beiden alleine muß schon eine herbe Enttäuschung sein :yikes .


    Ich glaube, das Problem in der Beziehung ist, dass Maya weniger den Mann liebt, als die Möglichkeit, durch ihn fremde Länder zu sehen.

    Faktenwissen auf jeden Fall, ich schlage auch viel nach.
    Was mich nach Jahren immer noch beeindruckt, ist die Stelle in *Die Elenden* in welcher Jean Valjean einem Hütejungen (?) das Geld raubt, auch wenn dieser bettelt, es ihm zu lassen.
    Auch das man Menschen mit Güte beschämen kann, wie der Bischof es tat, habe ich aus dem Buch gelernt.


    Ich weiß nicht, wie Bücher mich geprägt haben. Sicherlich wäre ich ohne sie ein anderer Mensch, was für einer weiß ich nicht. Wirklich bewußt etwas aus ihnen mitgenommen habe ich selten. Es macht vielmehr *Klick*, wenn ich eine Situation wiederzuerkennen glaube.