Diese Patenschaftskonzepte sind ja nicht ganz unumstritten. Weil, würden wirklich einzelne Kinder herausgegriffen und gezielt gefördert, diese Hilfe teuer und viel weniger effizient wäre, als wenn strukturelle Hilfe/Unterstützung/Zusammenarbeit geleistet würde. In einem recht anschaulichen Informationsblatt der Aktion Brot für die Welt (die selbst auf Patenschaften verzichtet) zu diesem Thema ist das am Beispiel von Schulbesuch/Bildung erläutert: Einem einzelnen Kind einen Schulbesuch zu ermöglichen, möglicherweise dazu eine Internats-/Heimunterbringung, in jedem Fall aber eine gewisse Isolation von der Gemeinschaft, in der das Kind zuvor aufwuchs, in Kauf zu nehmen, ist weniger sinnvoll, als den Ausbau von Dorfschulen oder die Ausbildung von Lehrern zu fördern. So wird direkter an den Ursachen von Entwicklungsdefiziten angesetzt.
Organisationen, die Patenschaften vermitteln, handhaben das seit geraumer Zeit, wenn man dem Informationsblatt und anderen Quellen glauben darf, im übrigen ähnlich: Die Patenschaft dient der besonderen Motivation und auch Information der Spender, das Geld kommt aber nicht dem einzelnen Kind zugute, sondern der Gemeinschaft, in der es lebt.
Ich persönlich habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zu dem Ganzen. Mir leuchten die gerade genannten Argumente ein, aber ich muss dann immer auch daran denken, was meine Mutter über die Carepakete erzählt, die ihre Familie nach dem zweiten Weltkrieg bis in die fünfziger Jahre hinein von zwei Leherinnen aus Nebraska bekamen. Da wuchs ein persönlicher, freundschaftlicher Kontakt heran, der auch nicht zu unterschätzen ist. Die beiden Lehrerinnen schrieben einem Bruder meiner Mutter, der in den siebziger Jahren in die USA ausgewandert ist, bis zu ihrem Tod in den späten Neunziger Jahren noch jedes zu Weihnachten und berichteten, wie es ihnen das Jahr über ergangen ist.
Und die Bücher (um mal wieder etwas "on topic" zu kommen ;-)), die mit den Carepaketen ankamen, waren viele Jahre später für mich und meine Schwestern noch wertvolle Schätze.