Beiträge von Lady Eliza

    Und dann gibt es da natürlich noch "Die grauen Seelen", allerdings ist der Autor Franzose:


    Der Anfang fängt dem Ich-Erzähler in Philippe Claudels Roman Die grauen Seelen deutlich schwer. „Ich weiß nicht genau, wo ich beginnen soll“, lautet sein erster Satz: „Da ist all die vergangene Zeit, die die Worte nicht hervorholen werden, da sind die Gesichter, das Lächeln, die Wunden. Dennoch muss ich versuchen auszusprechen, was seit über zwanzig Jahren mein Herz nicht zur Ruhe kommen lässt.“
    Dann aber sprudelt es doch heraus aus ihm: Die Geschichte vom grausamen Mord an der bezaubernden Tochter des Gastwirts, der das erinnerte Lächeln gehört und die die Dorfgemeinschaft im Osten Frankreichs im Jahr 1917 mehr erschüttert als das Schlachten an der Front des Ersten Weltkriegs. Gerade einmal zehn Jahre war sie alt, diese „Belle de jour“, als sie erdrosselt wurde, und ihr Tod ist doch unweigerlich mit der Grausamkeit der Zeit verknüpft. Das wird dem Ich-Erzähler immer klarer, je mehr er versucht, hinter das Geheimnis des Verbrechens und hinter die Masken der „grauen Seelen“ im Dorf zu kommen. Hinter die Maske des einsamen Staatsanwalts zum Beispiel. Oder hinter die Maske der wunderschönen Lehrerin, die ihrem Geliebten verfallen ist...

    "Schwabenbomber" spielt zeitlich zwar erst nach dem ersten Weltkrieg, wird inhaltlich aber sehr stark davon bestimmt:


    Dezember 1918. Deutschland ist eine junge Republik, das Trauma des Ersten Weltkriegs ist noch nicht überwunden. Freischärler und Kommunisten putschen und liefern sich heftige Straßenkämpfe. Die kleinen Leute leiden unbeschreibliche Not. Zu allem Elend rollt eine gewaltige Inflation auf Deutschland zu und droht Millionen Menschen weiter ins Verderben zu reißen.


    In Ulm und Bregenz glaubt eine handvoll Demokraten, einen Ausweg gefunden zu haben. Sie gründen das Schwabenkomitee, eine revolutionäre Bewegung, die eine Republik »Großschwaben« anstrebt und Frieden und Wohlstand für alle verspricht.


    Auch Karl Negele hört diese verlockende Botschaft. Vier Jahre war er an der Front und hat die Hölle des Krieges überlebt. Jetzt hält ihn nur ein Gedanke aufrecht: Nie wieder Krieg! Deshalb schließt er sich dem Schwabenkomitee an und ist bereit, alles für die Südwestrepublik zu tun. Wenn es sein muss mit Gewalt. Doch die Häscher sind ihm auf der Spur.

    Dieses Buch könnte vielleicht passen:


    Als Justus an die Front gerufen wird, hat der Erste Weltkrieg gerade erst begonnen. Um die plötzliche Einsamkeit und die Angst vor dem herannahenden Krieg bewältigen zu können, schreibt Klara sehnsuchtsvolle Briefe an ihren Liebsten. Sie berichtet darin mit schonungsloser Offenheit von den Sorgen und Nöten der Daheimgebliebenen. Die Themen sind vielfältig und reichen von den täglichen Einkäufen, Disputen mit der Köchin oder ihrer erneuten Schwangerschaft bis hin zu gesellschaftlichen Verpflichtungen. Wie viele andere ist auch sie gezwungen, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und mit der veränderten Lebenssituation zurechtzukommen. Jede Zeile, die sie verfasst, zeugt von einer starken Frau, die es schafft, nicht an der ständigen Angst in der langen Zeit der Trennung zu zerbrechen.

    Das Buch habe noch nicht gelesen, laut Inhaltsangabe erscheint der Tod hier aber auch als Person:


    Kurzbeschreibung
    Erica führt das Leben, das sie sich immer gewünscht hat: Sie ist erfolgreich in der Werbebranche tätig und lebt mit ihrem Freund Tom in einem schönen Apartment im Süden Stockholms. Erica denkt langsam an Familienplanung, da eröffnet ihr Tom eines Tages, dass er eine Auszeit für ihre Beziehung wünscht. Für Erica bricht eine Welt zusammen – sie ist deshalb besinnungslos betrunken, als es abends an der Tür klopft: Angeblich ist es der Tod höchstpersönlich, der sich in der Etage geirrt hat. Ein heißer Flirt beginnt, dessen Folgen mörderisch sind …

    Hallo Ester-Beth,


    hier das "Gegenstück" zu Orlando. Ich habe es aber selbst nicht gelesen, darum kann ich nichts näheres dazu sagen.


    Kurzbeschreibung:
    In der Haut der angepassten, jungen Literaturdozentin Aline hat deren abenteuerlustiges Alter Ego bisher wenig zu lachen gehabt. Eines Tages - Aline quält sich in einem Cafe gerade durch Virginia Woolfs Roman Orlando - macht es sich selbstständig und entkommt in den Körper eines attraktiven Zwanzigjährigen, der am Nebentisch sitzt und dessen erotische Signalwirkung Aline heuchlerisch ignoriert hatte. Als Orlanda entfaltet es in seinem neuen Körper eine Reihe überraschender Wirkungen, die das Leben des jungen Mannes, Lucien, und das Alines von Grund auf verändern. Am Ende der Geschichte fühlt der Leser selbst sich so erfrischt, als käme er selbst von einer Reise in einem anderen Körper zurück, und er ist auf spielerische Weise dem Geheimnis von Virginias Woolfs orlando näher gekommen.

    Meine April-Ausbeute war (zumindest bei den Büchern) nicht so berauschend.


    Gelesen:
    Shirley Damsgaard; Witch Way to Murder; 4,0
    Heinrich Steinfest; Tortengräber; 2,5
    Sabine Thiesler; Hexenkind; 4,9
    Inge und Walter Jens; Frau Thomas Mann; 3,0
    Victoria Thompson; Murder on Astor Place; 1,9


    Gehört:
    Gisa Klönne; Der Wald ist Schweigen; 2,0; gelesen von Edda Fischer
    George Orwell; Animal Farm; 1,0; Monatshighlight; gelesen von Ralph Cosham
    Mohsin Hamid; Der Fundamentalist, der keiner sein wollte; 2,0; gelesen von Stephan Benson


    Bei den Büchern würde ich "Murder on Astor Place" durchaus als mein Monatshighlight bezeichnen, aber wenn ich die Bewertungsregeln richtig verstehe, dann müsste ich dafür eine 1,0 geben. Und sooo gut war's nun wiederum dann doch nicht.

    "Das dunkle Haus" hat mir auch recht gut gefallen. Auch wenn ich schon relativ früh vermutet habe, wer letztendlich hinter allem steckt, war das Buch dennoch spannend zu lesen. Saskia Noort schafft mit relativ schlichter (hin und wieder aber auch sehr krasser) Sprache eine beklemmende Atmosphäre und durchweg glaubwürdige Personen. An manchen Stellen wird für meinen Geschmack zwar ein bisschen zu tief in die Klischee-Kiste gegriffen, und auch das Ende kommt mir ein bisschen zu konstruiert daher. Insgesamt aber ein solider Psychothriller, der auch mir als Krimi-Vielleserin noch den einen oder anderen Überraschungsmoment beschert hat.

    Das Buch schlummert seit Ewigkeiten in meinem SUB und ich war schon mehrfach kurz davor, es auszusortieren.


    Jetzt bin ich aber doch neugierig geworden - das scheint ja gar nicht so ein 08/15-Krimi zu sein, wie ich angenommen hatte. Vielleicht lese ich es dann doch endlich mal.


    Auf jeden Fall: Danke für die interessante Rezi :wave

    Ich höre gerade


    Der Wald ist Schweigen - Gisa Klönne


    Sprecherin ist Edda Fischer, die ich bislang nur als Arzthelferin aus dem "Bülowbogen" kannte. Sie liest wirklich großartig. Und langsam wird's auch richtig spannend ...


    Produktbeschreibung lt. Amazon:


    Ein Tatort wie inszeniert: der Ermordete liegt, von Krähen schon zerfressen und entstellt, nackt auf einem Hochsitz, mitten im waldreichen Bergischen Land. „Wenn sie die Augen schließt, glaubt sie die Angst des Toten noch zu fühlen, ein rasendes, irrlichterndes Aufbegehren.“ Für Judith Krieger, Kölner Kommissarin mit Kummer in Job und Liebe wird es eine harte Nuss.
    Das ist sicher immer ein Risiko: verschiedene Schauplätze, das Hin- und Herspringen, die Parallelführung verschiedener Handlungsfäden und schließlich das Zusammenführen, der Höhepunkt, der Schlusspunkt. Da muss das Mosaik stimmig sein. Und es ist stimmig! Gisa Klönne meistert dies zielstrebig und schafft noch mehr: da ist und bleibt nicht nur über 360 Seiten ein wirklich überzeugender Spannungsbogen, da entwickelt sich nicht nur eine Geschichte, deren Sinn und Gehalt Hand und Fuß hat, sondern es erwachsen aus dem Krimi ansehnliche Porträts von Menschen. Über die, besonders Frauengestalten, sagt die Autorin aus Köln viel, nicht immer in fließender, klarer oder besonders auffälliger Sprache, im Gegenteil, oft sind die Sätze kurz, unscheinbar, wie schnell und hastig dahin gesprochen und aufgeschrieben, um sie bloß nicht zu vergessen. Dennoch werden die Bilder dieser Frauen sehr präzise und scharf, eindrucksvoll und überzeugend.


    Da ist die Kommissarin, die früher „ein echter Knaller“, mit „Killerinstinkt“ war, die mit ihrem Kollegen vor zwei Jahren den Dienst tauscht und hilflos miterlebt, wie dieser beim Einsatz in eben jener Nacht erschossen wird. Parallel trennt sich ihr Freund von ihr, weil Menschen bei der Polizei nun mal stets keine Zeit fürs Private haben. Dann ist da Diana Westermann, von manchem alten Hasen in ihrer leitenden Stellung als junge Försterin beneidet. Mitten im Wald lebt sie mit Hund Ronja allein, erhält anonyme Anrufe, fühlt sich verfolgt und beobachtet. Und schließlich Laura, das junge Mädchen, das in einem Yoga- Ashram ganz in der Nähe des Tatortes wohnt, verkorkstes Elternhaus, unglücklich verliebt und sehr beeinflussbar. „Eine schreckliche Angst hat von ihr Besitz ergriffen, seitdem diese Kommissarin den Toten ... beschrieben hat. Eine Panik, die ihr die Kehle zuschnürt.“

    Meine März-Bücher:


    Susy Schmid; Himmelskönigin; 4
    Martin Suter; Small World; 2,5
    Boris Akunin; Pelagia und der schwarze Mönch; 2
    Friedrich Dürrenmatt; Das Versprechen; 3,5
    Tess Gerritsen; Schwesternmord; 2,5
    Gioconda Belli; Das Manuskript der Verführung; 3,5
    Leon de Winter; SuperTex; 3,0
    Urs Schaub; Tanner; 4
    Donna Leon; Das Gesetz der Lagune; 3,5