Als jemand, der sein gesamtes Berufsleben in verschiedenen Bereichen der Sparkassen-Finanzgruppe verbracht hat, habe ich da schon eine etwas andere Sicht. Klar kann ich verstehen, dass man auf den Preis schaut und gerade Gebührenerhöungen sich nicht immer gut erklären lassen. Aber durch die lange Niedrigzinsphase sind alle Kreditinstitute wirklich in eine üble Schieflage geraten. Es gibt fast keinen Bereich mehr, aus dem noch Erträge erwirtschaftet werden können.
In meiner Ausbildung (lange her!) habe ich immer wieder gehört, dass der gesamte Zahlungsverkehr quasi durch die anderen Geschäftsbereiche subventioniert wird. Dadurch konnte man die Kontogebühren vergleichsweise klein halten. Jetzt ist nichts mehr da, mit dem man gegenfinanzieren kann. Die Digitalisierung kann viel auffangen, aber auch da muss die Infrastruktur geschaffen und gepflegt werden.
Sparkassen - und auch z.B. die Volksbanken - mit ihrem Filialnetz und den hohen Personalkosten können einfach nicht so agieren, wie eine schlanke Direktbank. Mitarbeiter in Sparkassen gehören sogar zum öffentlichen Dienst. Da ist es mit Kündigungen und Einsparungen auch nicht so einfach.
Aus Kundensicht kann ich gut verstehen, dass man das Preis-/Leistungsverhältnis als nicht mehr angemessen empfindet. Und die Kommunikation mit den Kunden ist manchmal wirklich komplett unterirdisch. Aber ich sehe eben auch die immensen Probleme, vor denen die regionalen Institute stehen. Corona da noch gar nicht mit eingerechnet. Die zu erwartenden Kreditausfälle werden glaube ich vielen Instituten mal richtig das Genick brechen.
Und die gesamte Digitalisierung im Zahlungsverkehr sehe ich schon durchaus kritisch. So bequem das auch für die Nutzung ist. Ich finde, es spricht Bände, wenn ich höre, dass die Kollegen aus der IT privat kaum Onlinebanking oder Kartenzahlungen nutzen. Die werden schon wissen, warum.