Beiträge von Mariechen

    Hallo!
    Bin schon wieder da – das ist hier so spannend, dass ich überhaupt nicht mehr zum Arbeiten komme.
    Ja, ja, die Äpfel ... Ich kann schon verstehen, wenn das affig klingt. Aber wie gesagt, man steigert sich da in einen Korrektheits-Wahn hinein und hat auf einmal das Gefühl, man müsste alles absichern, und ich bin normalerweise nicht der Ober-Pingel.
    Gut möglich, dass Liesel am 10. Geburtstag in die HJ musste, aber eben nicht in den BDM, sondern in den Jungmädelbund. Und das finde ich schon wirklich wichtig, weil es historische Tatsachen sind. Andere Autoren – u. a. John Boyne – machten sich unglaubwürdig, weil sie bei solchen Kleinigkeiten nachlässig waren.
    Noch mal zum Saumensch: Ich vermute stark, dass Markus den Begriff von seiner Mutter hat, die ja aus dem Bayerischen kommt (tatsächlich aus der Nähe von Dachau). Ich habe den Begriff ohne Vorkenntnis übernommen, und da sich die Münchener (der Verlag sitzt in München) nicht beschwert haben, war das wohl so okay. Ob man das heute noch in Bayern sagt, weiß ich nicht.
    Zu Wortspielen/sprechenden Namen: Da gibt es für mich keine einheitliche Lösung. Ich entscheide das von Fall zu Fall. Ein Paradebeispiel ist „Die Herrin der Worte“ von Frances Hardinge. Das Buch ist voll von Wortspielen und sprechenden Namen. Und es war eine wahre Freude für mich, dass ich mich da mal so richtig austoben konnte. Dabei konnte ich gar nicht am Original kleben bleiben, weil der Sinn ja war, den Leser zum Schmunzeln zu bringen, und das geht nur, wenn besagte Begriffe dem deutschen Leser auch etwas bedeuten.
    In dem Buch gibt es unzählige Heilige, von denen ich mal als Beispiel ein paar aufliste, erst das Original, dann meine Übersetzung:


    Happendabbit, der gebrochene Schwüre verzeiht - der heilige Passiertschonmal


    Palpitattle (Fliegenheiliger)- der heilige Klatschweg


    Sussuratch - der heilige Soßenratsch



    Queen Drizzlesoft - Königin Zartniesel


    King Cinnamon - König Zimt


    Queen Capillarie - Königin Haarfein


    Mir ist manchmal der Wortklang und die Melodie wichtiger als die eigentliche Bedeutung, besonders, wenn ich merke, dass auch der Autor Wert darauf legt. Dann kann ich auch mal selbst mit den Worten spielen.
    Jetzt verabschiede ich mich für heute von euch; muss gleich meine Tochter ins Bett bringen und dann noch ein bisschen was schaffen ...
    Bis bald! :wave

    Die Geschichte mit den Namen ist nur Teil einer kompletten Hysterie, die uns alle - Autor, Übersetzerin, Lektorin, Rechtsabteilung des Verlages, etc. - kurz vor Toresschluss noch befallen hat. Wie gesagt, Markus hatte nie mit einem solchen Hype um sein Buch gerechnet. Er dachte allen Ernstes, das liest doch eh keiner ...
    Da war noch die Geschichte mit den übermalten Seiten von "Mein Kampf". Es hat eine ganze Weile gedauert, bis klar war, ob das überhaupt geht, dass man diese Seiten veröffentlicht. Und dann ging's in Details: An einer Stelle im Original steht, dass Liesel in den BDM eintritt. Da ist sie aber erst neun Jahre alt. Folglich muss sie in den Jungmädelbund; der BDM war erst ab 14. Nächste Frage: Wie fuhr man 1941/42 mit dem Zug von Stuttgart nach München? Über welche Route? Wo hielt man an? Nächste Frage: Welche Äpfel sind schon im August reif? Nächste Frage ... usw.
    Ich glaube, ich habe einen echten Schweißausbruch gekriegt, als das Manuskript in die Herstellung ging und keine Änderungsmöglichkeit mehr da war!
    Für eine Veröffentlichung in Deutschland - gerade zu diesem Thema - musste einfach alles wasserdicht sein. Möglicherweise entschließt sich Markus, die Namen auch in den Originalausgaben (etwa bei einer Neuauflage) zu verändern, aber das weiß ich nicht.
    Die Geschichte selbst ist, soweit ich weiß, erfunden, aber es gab eben einige Leute und Ereignisse, die aus der Erinnerung der Mutter wohl in den Text eingeflossen sind. In irgendeinem Interview hat sich Markus auch dazu geäußert, weiß aber nicht mehr, wo ...
    Saumensch fand ich anfangs SEHR befremdlich, weil ich es noch nie gehört hatte, aber dann habe ich mich dran gewöhnt.
    Viele Grüße!

    Hmm, dass ich bayerische Begriffe gestrichen habe, wüsste ich nicht ...
    Aber mir geht es (fast) auch immer so, dass ich, wenn ich das englische Original gelesen habe, an der Lektüre der deutschen Version nicht mehr so viel Spaß habe.
    Mit dem Namen der Ladenbesitzerin (und einigen anderen) hat es folgende Bewandtnis: Markus hat nie im Leben damit gerechnet, dass das Buch in Deutschland veröffentlicht wird. Viele der Namen in der Originalausgabe sind authentisch, d. h. es gab Menschen mit diesen Namen tatsächlich (in der Kleinstadt, in der seine Mutter aufwuchs). Wenn man diese Leute nun posthum etwa zu Nazis stempelt, kriegt man u. U. rechtliche Probleme mit den Nachfahren. Die Namen habe nicht ich verändert, sondern der Autor in der deutschen Ausgabe. Ich habe Vorschläge gemacht (anhand von Namensregistern, welcher Name wo geläufig ist, etc. - eine Schweinearbeit, sag ich euch!), und er hat sich dann die ausgesucht, die ihm am besten gefallen haben.
    Immer weiter so mit euren Fragen - macht Spaß!
    Gruß! :-)

    Hallo zusammen!


    Die Übersetzung der im Englischen eingestreuten deutschen Begriffe war tatsächlich nicht so leicht. Ich habe das von Fall zu Fall entschieden. Mal hat es sich angeboten, es drin zu lassen, auch bei den bayerischen Begriffen (da ja nicht jeder des Bayerischen mächtig ist ...), bzw. bei den Abkürzungen, die ja auch im Deutschen erklärungswürdig sind. Mal konnte ich gar nicht anders als streichen, was ich grundsätzlich gar nicht mag. Aber schließlich soll ja - eben gerade für Leser, die das Original nicht lesen können - eine brauchbare deutsche Version rauskommen, der man im besten Falle gar nicht anmerkt, dass sie aus einer Fremdsprache übertragen wurde.
    Auf dem "Blauen Sofa" in Leipzig bin ich übrigens auch dabei - vielleicht lerne ich ja da ein paar Büchereulen kennen. Wäre sehr schön.


    Und jetzt muss ich mich wieder der Arbeit widmen - meiner nächsten Zusak-Übersetzung :wave


    Gruß!

    Hallo!


    Ich bin zufällig auf eurer tolles Forum gestoßen und freue mich sehr über eure positive Einschätzung der Bücherdiebin – ich hab’s übersetzt.
    Wenn ihr Lust habt, den Autor zu treffen: Markus Zusak ist nächste Woche auf Lesereise in ganz Deutschland unterwegs. Nachfolgend die Termine. Und wenn ihr Fragen zum Buch oder zur Übersetzung habt: Würde mich freuen.


    Gruß!
    Mariechen


    So, 9.3., 15 Uhr
    Rathausgalerie, Marienplatz
    Münchner Bücherschau Junior

    Mo, 10.3., 19.30 Uhr
    Hamburg, Kammerspiele, Kleiner Saal (Logensaal)
    Hartungstr. 9-11, 20146 Hamburg

    Di, 11.3., 19 Uhr
    Berlin, Theaterkapelle Friedrichshain
    Boxhagener Straße 99, 10245 Berlin

    Mi, 12.3., 20.30 Uhr
    Frankfurt, Romanfabrik
    Hanauer Landstr. 186, 60314 Frankfurt

    Do, 13.3., 20 Uhr
    Köln, Literaturhaus
    Schönhauser Str. 8, 50968 Köln

    Fr, 14.3.
    17.00 Uhr
    Signierstunde
    Karstadt
    Neumarkt 30, 04109 Leipzig

    20.00 Uhr
    Leipzig liest, Café Puschkin
    Karl-Liebknecht-Straße 74, 04275 Leipzig