Beiträge von kahlan

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    Original von Orlando
    Ob es Mitte des 19.Jahrhunderts schon gleichberechtigte Liebe gegeben hat, weiß ich nicht genau, bestimmt mal in Einzelfällen, aber zumindest war das wohl kein Massenphänomen. Das ist ja dann immer die Frage, ob man die Figuren so beschreibt wie sie vermutlich waren oder so, wie wir wünschten, dass sie sich verhielten. Danke jedenfalls für die interessanten Anregungen!
    Und viele Grüße.
    HR


    Ich habe einfach grundsätzlich ein Problem mit der dargestellten Konstellation. Ich glaube, es fehlt mir da sowas wie eine gute Freundin, die einfach zwischendurch mal hinterfragt, was da gerade passiert, und ob das wirklich ein Jocelyns Verhalten wirklich Zeichen unendlicher Liebe ist, oder ob da etwas anderes dahinter steckt. Sicher hast Du Recht, wenn Du auf den historischen Kontext verweist, aber neben einem historischen Roman ist es auch ein Buch für Jugendliche, und in dieser Funktion kann ich es nicht guten Gewissens empfehlen. Das Ideal der "große Liebe", die hier vermittelt wird, wo Betty sich nach Jocelyns Führing und Wünschen verändert und am Ende selbst ihre alten Freunde durch seine Augen sieht und seine Wertungen übernimmt, stimmt mich einfach bedenklich. Wobei da sicherlich auch die schon angesprochene Schwarz-Weiß-Malerei zum Tragen kommt, die Entwicklung von 'ganz toll' zu 'total doof' wäre mir mit einigen leiseren Zwischentönen vermutlich nicht so unangenehm aufgefallen.
    Und was mir im Moment beim Schreiben durch den Kopf geht, ist, dass Bettys unreifes und 'schwarz-weißes' Verhalten (Sorry, um diese Zeit fällt mir da kein existierendes Wort mehr für ein...) sie so kindlich und unreif erscheinen lässt und ich u.a. deswegen Jocelyn so abwehrend gegenüber stehe und für mich sein Motiv eben nicht ist 'Er ist verliebt', sondern 'Er formt ein Kind nach seinen Wünschen'.


    edit: Tippfehler entfernt und einem Satz inhaltlichen Sinn gegeben.

    So, ich habe das Buch in den letzten Tagen gelesen, und schließe mich eher Clärschens Meinung an.


    "Die Teeprinzessin" war gut zu lesen, von einigen der Neben-Figuren hätte ich gern mehr gehört (Mister Tirili und Sikki zum Beispiel fand ich klasse!) und einige Dialoge und gelungene Spitzen zwischenduch haben mich durchaus zum Schmunzeln gebracht.
    Insgesamt war mir die Geschichte aber in jeder Beziehung zu überzogen. Die Schilderung von Bettys Leben in Hamburg zum Beispiel war für mich so einfach nicht nachvollziehbar. Sehr viel Schwarz und Weiß, also reich (=ignorant und böse) gegen arm (=hilflos und gut).
    Das Hilflose und Passive stört mich an Betty insgesamt, sie lässt sich rumkommandieren und durch die Weltgeschichte schicken, wird nur ganz selten selbst aktiv und wenn, dann aus den falschen Gründen und mit den falschen Konsequenzen (z.B. ihre Reaktion auf Ava und Jocelyn). Scheinbar ist sie vollkommen selbstständig, immerhin reist sie quer über den Globus, eigentlich wird sie aber stets von anderen gelenkt und behütet, und wenn die mal ausfallen, passiert irgendein unglaublicher Zufall, und Betty steht am Rand und staunt.
    Auch mir waren die Beschreibungen der Reisen zu beschönigend, teilweise schloss ich nach der Reisebeschreibung auf eine eher kurze Überfahrt von einigen Tagen, stellte dann aber fest, dass in der Zwischenzeit Wochen und Monate vergangen sind. (Erdkunde-Nieten wie ich stehen ja auch immer total auf Kartenmaterial mit vorgekauter Reiseroute ;-) )
    Was mich dann wirklich sehr gegen dieses Buch eingenommen hat, ist Bettys "große Liebe" John Francis Jocelyn. Ich tue mich hier schwer mit einer genauen Beschreibung meiner Vorbehalte, da ich nicht zu viel über den Inhalt verraten möchte, hier nur so viel: Für mich gibt es einen Unterschied zwischen gleichberechtigter Liebe und Bevormundung/Kontrolle. Was von beiden den Erwachsenen Jocelyn zu seinem Verhalten einer 15-jährigen gegenüber antreibt - nun, davon sollte sich jeder Leser selbst ein Bild machen.
    Neben einer Karte mit der Reiseroute habe ich übrigens auch ein Glossar vermisst, in dem ich Begriffe wie "Duckdalben" hätte nachschauen können.

    Mir hat "Menschensöhne" besser gefallen als "Engelsstimme". Es gibt zwar auch von mir einen dicken Punktabzug für das Ende, aber bis dahin hatte ich einen spannenden Lesenachmittag. Auch noch einmal einen Schritt an den Anfang zu machen, und Erlendur 'neu' kennenzulernen, hatte für mich durchaus seinen Reiz.
    Denjenigen, die noch nichts von Indridason gelesen haben, empfehle ich aber nach wie vor, es als erstes mit "Nordermoor" zu versuchen.

    Und schon wieder ein Titel, der mir ohne die Eulen wohl nicht als kaufenswert erschienen wäre - ich hätte was verpasst!


    Hat mir gut gefallen, trotz Sommerthema passte es gut zur derzeitigen Herbststimmung. "Effi Briest" gehört ja zu meinen absoluten Hass-Büchern, deshalb habe ich auf den ersten Seiten fast ein bisschen darauf gewartet, dass ich dieses Buch ähnlich furchtbar finden werde. Die Sprache hat mich dann aber sofort gefangen genommen, in die Generalin habe ich mich schon nach 3 Sätzen verliebt, und das ist bis zum Schluss dabei geblieben.
    Eine wirklich tolle Erzählung!


    (Und ich habe in diesem Fall nicht bereut, mich ganz dem Kaufrausch bei der Bremer Büchermeile hingegeben zu haben, die 20ct pro cm Buch war es in diesem Fall definitiv wert :lache )

    Bin wegen dieses Buches völlig übermüdet zur Arbeit *vorwurfsvollguckt*
    Aber ich werde jetzt nicht fragen ob Du mal was schreibst, was nicht bis fünf Uhr morgens dauert ;-)


    Kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen, einfach ein toller Schmöker, wird mit Sicherheit einer meiner Weihnachts-Geschenk-Stars!

    Ein rasant spannendes Abenteuer! Hat mir richtig gut gefallen, auch wenn die Story eigentlich vollkommen abwegig ist, ist sie gut und logisch erzählt und Motte und Co. sind um einiges origneller als TKKG und Konsorten.
    Fazit: Fans von Alex Rider sind mit diesem Krimi sehr gut bedient, wenn sie mit ein bisschen weniger High Tech vorlieb nehmen ;-)


    Schade, dass es anscheinend keien Fortsetzung gibt...

    Ich hatte ja die Taschenbuchausgabe abgewartet, weil mir Band 1 von Boston Jane zwar gefallen hat, ich jetzt aber auch nicht unbedingt sooo dringend wissen musste, wie es weitergeht.
    Jane hat erfreulicherweise eine ziemlich Entwicklung gemacht, und Miss Hepplewhites Benimmregeln für junge Damen tauchen zwar ab und zu noch auf, werden aber doch mittlerweile als nur bedingt tauglich für die Wildnis betrachtet.
    Boston Jane bietet einen verklärten Blick auf das Leben im "Indianerland", die Konflikte zwischen Regierung und in Indianern nehmen kaum Platz ein. Es ist meiner Meinung nach eher eine romantische Abenteuergeschichte als ein historischer Roman (auch wenn diese Sicht die Autorin wahrscheinlich kränkt...).
    Ich fand jedenfalls den zweiten Band auch besser als den ersten, da Jane nicht mehr so abgrundtief naiv ist und ihre Handlungen zumindest zum überwiegenden Teil nachzuvollziehen sind ;-)
    Fazit: Ich freue mich auf Band 3!

    Upps, schon lange nicht mehr gepostet, habe aber auch eine sehr lange Pause bei diesen Büchern gehabt, weil die Leseerlebnisse bsiher eher frustrierend waren :-(


    Von meinem ursprünglichen Stapel sind jetzt nur noch 2 Bücher übrig, insofern ist der Plan aufgegangen, die Langzeit-RUB-Kandidaten zu reduzieren, bei einigen weiß ich inzwischen aber auch, warum sie da so ewig rumdümpelten... Diese beiden, die jetzt noch übrig sind, werden im Zweifelsfall auch im nächsten Jahr mein RUB bevölkern, da weiß ich einfach, dass sie gut sind, und das irgendwann die richtige Lesestimmung kommen wird...


    1. Anna Seghers, Das siebte Kreuz
    3. Kiana Davenport, Haifischfrauen





    Gelesen:
    6. Jörn Ingwersen, Schafsköpfen
    5. Livi Michael, The Whispering Road
    4. Polina Daschkowa, Club Kalaschnikow
    8. Andreas Eschbach, Die Haarteppichknüpfer
    7. Monique Truong, Das Buch vom Salz
    2. Sven Regener, Neue Vahr Süd



    "Neue Vahr Süd" habe ich nach dem 3. vergeblichen Versuch jetzt doch endgültig abgebrochen, trotz des Bremer Themas wird das einfach nicht mein Buch...

    Also ich kann nur sagen, ich habe den Schrecksenmeister gern gelesen und mich glänzend amüsiert. Zwar würde ich dieses Buch auf meiner persönlichen Walter Moers Top 10 Hinter "Die Stadt der träumenden Bücher" einordnen, aber schwach fand ich es nicht.
    Die eher verhaltenen Kritiken bisher kann ich so nicht bestätigen, für mich war auch dieser Moers ein Lesegenuss. Was ich mich allerdings zwischendurch gefragt habe, ist, ob Moers sich irgendwie über Dirk Bach geärgert hat, und ihm deswegen den Schuhu zum Vorlesen ins Buch geschrieben hat. Ich habe mal versucht, einige Passagen laut zu lesen, es ist die Hölle, wenn man weiß, was da eigentlich stehen SOLLTE, das vorzulesen, was da wirklich steht *g*
    Der Vergleich mit dem Original von Keller fehlt mir zur Zeit noch, das werde ich aber nachholen, ich habe nämlich gesehen, dass es bei amazon ein günstiges ungekürztes Hörbuch gibt ;-)

    Ich habe "Einfach fliegen" gern gelesen. Flüssig geschrieben, und mir haben zum Beispiel die Anspielungen auf die aktuellen Jugendbücher gut gefallen.
    Allerdings hat margali meiner Meinung nach recht damit, dass es nicht wirklich ein Buch über das Schreiben ist, das ist mir auch aufgefallen.
    Der Berufswunsch "Schriftstellerin oder Lektorin" scheint mir eher Henrys Sicht der Dinge zu sein, als Lektorin sieht Kristin sich glaube ich selbst nicht. Dass war übrigens eine Stelle im Buch, die mich geärgert hat. Henry vereinnahmt meiner Meinung nach Kristin sehr und drückt ihr seine Wertvorstellungen auf, bei ihr nur erfolgreicher als bei seiner eigenen Tochter. So sehr sich Kristin gegen die Pläne ihrer Mutter und Schwester wehrt, so unkritisch und unkommentiert wird Henrys Sicht der Dinge hingenommen. Auch wenn sich das alles durch den fehlenden Vater erklären lassen mag, ist mir diese Darstellung zu stereotyp, unter dem Strich haben die Männer in diesem Buch nämlich "rechter" (Henry) als die Frauen, können mehr (Nachbarssohn) und ziehen ihr Ding durch (Kristins Bruder) und da reißt es die fliegende Oma als Kontrastpunkt dann leider auch nicht mehr raus... Die Frauen sind überarbeitet und im 'alten' Rollenbild gefangen (ihre Mutter/Schwester), gelangweilt (die Mutter von Kristins Freundin) oder schlicht nicht existent, wenn sie als Rollenvorbild dienen könnten (Kristins Ansprechpartnerin bei der Redaktion der Jugendbeilage).


    Der Roman des Nachbarssohns und Kristins Auseinandersetzung mit diesem Text habe ich allerdings nicht als negativ empfunden, sondern eher als einen Schritt in ihrer Entwicklung, da scheint sie eigene Fähigkeiten zu entdecken, und für mich wurde in dieser Szene das erste Mal eine konkrete Richtung klar, in die ihr beruflichliche Zukunft gehen KÖNNTE (und mich hat es einmal mehr geärgert, dass Henry so selbstverständlich recht behält...). Meiner Meinung nach leitet sie hier auch nicht ihre Liebe, die folgt später, sondern aus der Neugier, was der Nachbar da wohl fabriziert haben mag entwickelt sich ein echtes Interesse am Text und eine Leidenschaft am Mitgestalten eines Textes. Dort hat sie z. B. plötzlich Kampfgeist, wenn es darum geht, für liebgewonnene Figuren im Roman Partei zu ergreifen. Und dort wird sie plätzlich auch ernst genommen, ich unterstelle dem Nachbarn mal, dass er sich nicht von jedem so in sein Werk reinreden lassen würde, zugetraut hatte er ihr das anfangs ja auch nicht, sonst wäre das Manuskript ja nicht erst beim Bruder gelandet.


    Die Leidenschaft in Bezug auf ihre eigenen Texte hat mir aber auch gefehlt, dafür, dass IHR Schreiben eigentlich Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens ist, wird es mir zu sehr "nebenbei" abgehandelt. Der erste Artikel, den sie schreibt, wird gleich mehr oder weniger so abgedruckt wie sie ihn abgibt, da hätte ich ihr einfach mehr Lerneffekt gegönnt.
    Kristin reagiert viel auf das, was von außen an sie herangetragen wird, ergreift aber selten selbst die Initiative, und wenn sie es tut, dann wird nur in einem Nebensatz das Endergebnis präsentiert, und wir erfahren nichts über den Prozeß. Das ist nicht nur bei ihrem Schreiben so, sondern zum Beispiel auch, wenn sie das Dilemma mit ihrem ersten Nebenjob löst.


    Mir fällt übrigens gerade auf, dass von mir hier überwiegend Gemecker steht, dafür, dass ich mich beim Lesen glänzend amüsiert habe und den Kauf dieses Buches keinen Moment bereut habe... Also, liebe Leute, zum guten Schluss: Kaufen, lesen, eine eigene Meinung bilden, rausgeschmissenes Geld ist es mit Sicherheit nicht!

    Zitat

    Original von BronteSister
    [quote]Original von kahlan
    Ich habe z.B. 'Die Korrekturen' von Jonathan Franzen aufgegeben, weil ich einfach keinen Zugang zu dem Buch fand. Selbiges galt für das damals hochgelobte Buch 'Sophies Welt'.


    Und schon haben wir wieder was gemeinsam ;-)

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    Original von Sweety
    Mich beschleicht ab und zu das Gefühl, dass es gut war vor diesem Buch noch Sturmhöhe gelesen zu haben, obwohl viele geschrieben haben, dass man es vorher nicht unbedingt gelesen haben muss.


    Dieses Gefühl beschlich mich beim Lesen auch :-(
    Ich habe "Sturmhöhe" nämlich schon vor Jahren gelesen, und konnte mich offensichtlich nicht genug an den Inhalt erinnern, um dieses Buch wirklich genießen zu können... Der Funke wollte einfach nicht überspringen, und so gehöre ich wohl zu den ganz wenigen, die nicht bis zu Ende gelesen haben... Aber ein Anreiz, das Original noch mal zu lesen, war es alle Mal, und vielleicht finde ich anschließend auch Zugang zum "Sturmherz"

    Ich habe die deutschsprachige Ausgabe gelesen, und war von der sprachlichen Qualität eher so mäßig begeistert. Da ich von Lori Lansens schon einen anderen Roman im Original gelesen habe, tippe ich aber eher auf die Übersetzung...
    Inhaltlich hat es mir gut gefallen, eine außergewöhnliche Geschichte zweier eigentlich gar nicht so außergewöhnlicher Frauen.
    Die unterschiedlichen Erzählweisen fand ich ebenfalls spannend, zum einen Rose, die anfangs betont unbeteiligt erzählt und zum anderen Ruby, die ganz klar benennt, was ihr am Herzen liegt. Habe mich zwischendurch allerdings einige Male dabei erwischt, Roses Passagen eher zu überfliegen, um mir dann von Ruby die "harten Fakten" zusammenfassen zu lassen.
    Habe auch einige Male ziemlich schmunzeln müssen, wenn es z.B. darum ging, wie konsequent Tante Lovey Rose und Ruby als Individuen behandelt, z.B. belohnt sie die eine für ihr gutes Zeugnis mit einem Zoobesuch, während die andere zur Strafe für ihr schlechtes während der Woche kein Fernsehen gucken darf...


    Fazit: War bestimmt nicht der letzte Roman von Lori Lansens, den ich gelesen habe, aber den nächsten wohl doch lieber wieder auf englisch

    Sandra Lüpkes Inselkrimis lese ich ich auch immer gerne, auf diesen "älteren" Fall bin ich mehr durch Zufall gestoßen, fand es dann neben dem Krimifall auch ganz spannend, wie sich Kriminalkommissarin Wencke Tydmers im Laufe der Zeit so entwickelt hat (so ein bisschen Nebengeschichte gibt es dann ja doch ;-) ). Wer also noch unterhaltsame Urlaubslektüre sucht, nehme doch einfach einen Inselkrimi mit :liegestuhl