ZitatOriginal von Orlando
Ob es Mitte des 19.Jahrhunderts schon gleichberechtigte Liebe gegeben hat, weiß ich nicht genau, bestimmt mal in Einzelfällen, aber zumindest war das wohl kein Massenphänomen. Das ist ja dann immer die Frage, ob man die Figuren so beschreibt wie sie vermutlich waren oder so, wie wir wünschten, dass sie sich verhielten. Danke jedenfalls für die interessanten Anregungen!
Und viele Grüße.
HR
Ich habe einfach grundsätzlich ein Problem mit der dargestellten Konstellation. Ich glaube, es fehlt mir da sowas wie eine gute Freundin, die einfach zwischendurch mal hinterfragt, was da gerade passiert, und ob das wirklich ein Jocelyns Verhalten wirklich Zeichen unendlicher Liebe ist, oder ob da etwas anderes dahinter steckt. Sicher hast Du Recht, wenn Du auf den historischen Kontext verweist, aber neben einem historischen Roman ist es auch ein Buch für Jugendliche, und in dieser Funktion kann ich es nicht guten Gewissens empfehlen. Das Ideal der "große Liebe", die hier vermittelt wird, wo Betty sich nach Jocelyns Führing und Wünschen verändert und am Ende selbst ihre alten Freunde durch seine Augen sieht und seine Wertungen übernimmt, stimmt mich einfach bedenklich. Wobei da sicherlich auch die schon angesprochene Schwarz-Weiß-Malerei zum Tragen kommt, die Entwicklung von 'ganz toll' zu 'total doof' wäre mir mit einigen leiseren Zwischentönen vermutlich nicht so unangenehm aufgefallen.
Und was mir im Moment beim Schreiben durch den Kopf geht, ist, dass Bettys unreifes und 'schwarz-weißes' Verhalten (Sorry, um diese Zeit fällt mir da kein existierendes Wort mehr für ein...) sie so kindlich und unreif erscheinen lässt und ich u.a. deswegen Jocelyn so abwehrend gegenüber stehe und für mich sein Motiv eben nicht ist 'Er ist verliebt', sondern 'Er formt ein Kind nach seinen Wünschen'.
edit: Tippfehler entfernt und einem Satz inhaltlichen Sinn gegeben.