Inhalt
Dr. Manette verbringt unschuldig 18 Jahre im Nordturm der Bastille, ohne Anklage, ohne Verhandlung. Bis ihn eines Tages seine Tochter Lucy, die ihn schon lang für Tod geglaubt hatte, ausfindig machen kann. Dort beginnt auch der Roman und die Geschichte aus zwei Städten, London und Paris, zur Zeit der französischen Revolution.
Autor
Charles Dickens (1812 - 1870) hatte eine harte Jugend hinter sich, als er zu schreiben begann und bald zum gefeiertsten Autor seiner Zeit wurde. In fieberhaftem Tempo schrieb er seine sozialkritischen, immer unterhaltsamen Romane, die weltweit gelesen werden.
Rezension
Das Buch wurde mir von einer Freundin empfohlen, ohne sie ich es wahrscheinlich nie gelesen hätte, denn es zählt nicht gerade zu Dickens' berühmtesten Werken. Das darf aber nicht dahin ausgelegt werden, dass es nicht gut wäre. Im Gegenteil, es ist eines meiner Lieblingsbücher, welches ich damals aus der Bücherei ausgeliehen habe und es aber nachkaufen musste, weil ich es unbedingt in meiner Büchersammlung wissen wollte.
Eine richtige Inhaltsangabe findet man nicht und tatsächlich lässt sich auch schlecht eine erarbeiten. Die Geschichte um Lucy und ihren Vater zieht sich zwar als Hauptstrang durch den Roman, doch hängen ihnen noch viele kleinere Geschichte nach, die zwar allesamt in Verbindung miteinander stehen, aber auf ihre eigenen Weise wirken. Alle spielen zur Zeit der französischen Revolution und zum Schluss, wenn man denkt, man kenne den Held der Geschichte, wird man sich doch noch wundern.
Die Charaktere sind so wohlgeformt und gut beschrieben, dass man mit jedem mitfühlen kann. Die Atmosphäre bleibt bis zum Schluss vor allem tragisch, wenn gleich es auch wieder ein gutes Ende nimmt. Es fällt mir einfach schwer zu rezensieren, ohne zu viel zu verraten. Das Buch hing mir noch eine Woche im Nacken und ich fand keinen Einstieg in eine neue Geschichte.
Charles Dickens' immer hochgelobte Satzkreationen sind auch hier wieder im besonderen Maße anzutreffen, wie man schon im ersten Absatz merkt:
"Es war die beste und die schönste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis. Es war der Frühling der Hoffnung und der Winter des Verzweifelns. Wir hatten alles, wir hatten nichts vor uns, wir steuerten alle unmittelbar dem Himmel und auch alle unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung -- mit einem Wort, die Periode glich der unsrigen in gar keiner Weise."
Deutlich zu spühren, Dickens private Situation, die durch seine Scheidung und dem Eingang seines Magazins, eine gewaltige Veränderung erfuhr. Doch vielleicht gerade deswegen so ergreifend, gefühlvoll und intensiv, als ob der Autor uns daran teilhaben lassen wollte.
In Englisch ein ebensolcher Genuss.
10 von 10
Kleiner Filmtipp:
'A tale of two cities' von 1935 mit Ronald Coleman ist meiner Meinung eine der besten Literaturverfilmungen die ich kenne. Bitte nicht über den Film informieren, falls man unvoreingenommen in das Buch eintauchen will.