Die folgenden Beurteilungen repräsentieren meine subjektive Meinung, die niemand zu teilen gezwungen ist.
Sonata quasi una Fantasia
Eine nette kleine Anekdote. Nichts, das mich vom Hocker reißen könnte, dazu bleibt es zu schemenhaft und zahm.
Adelhaid
Die Geschichte dümpelt vor sich hin und bleibt dabei nur eine distanzierte Betrachtung des Geschehens. Um eine nachvollziehbare Logik in die Handlungen der Figuren einbringen zu können, wäre ein weiter reichender Aufbau erforderlich gewesen.
Kurze Geschichte des Heiligen Knopflochs
Ein befremdliches Potpourri, das hier zusammengeschrieben wurde. Mich vermag es nicht besonders zu erheitern.
Felicitas
Lebendig erzählt, realistische Charaktere: Die Geschichte läuft rund. Beim Dialog muss man zweimal hinsehen, um festzustellen, wer nun zu sprechen anfängt. Da in diesem Monat keine gleichwertige Konkurrenz in Sicht ist, sackt diese Story problemlos drei Punkte ein.
Wut
Exquisit beschriebene Darstellung einer armen Seele. Die Orthografie schlägt einige Kapriolen („buk“ mit g?). Das Ende wirkt übertrieben. Insgesamt gefällt mir der Text, letztlich schrammt er aber an den Punkterängen vorbei.
Der Stein des Juvis
Hier stimmt wirklich gar nichts. Die von Japanern ins Deutsche übersetzte Bedienungsanleitung eines argentinischen Staubsaugers dürfte fehlerfreier (und vermutlich auch unterhaltsamer) sein als dieser Text. Besonders amüsiert haben mich die „Männer mit Speeren, Bögen und Schildern“. Hier waren wohl „Schilde“ gemeint. So ein Krieger mit Halteverbotsschild wirkt auf mich jedenfalls nicht sehr bedrohlich.
Verrat- beruht auf Gegenseitigkeit
Äh …, ja. Das ist nicht spannend, das ist nicht originell, es ist weder lehrreich, noch lustig oder sonst wie unterhaltsam. Was also soll das?
Verschwörung
Solide erzählt. Nett formuliert. Stramme Handlung. Flache Pointe. Das ergibt einen undankbaren vierten Platz.
Gebrochen
Für diese Art von Lyrik bin ich wohl nicht der richtige Adressat. Ich erkenne darin nichts Besonderes. Unter allen Beiträgen platziert sich dieser in der Grauzone des Mittelfelds.
Bedingungslose Liebe
Reflektionen eines Hundes, der in einem Anflug akuter geistiger Horizonterweiterung seine Gedanken metaphorisch mit einem Walzertanz (!) vergleicht? Also bitte, das wirkt unfreiwillig komisch. Auch hätte einem Text, der ein solch ausgelutschtes Thema behandelt, ein wenig mehr Struktur nicht geschadet. Nun ja, zumindest ist er orthografisch fast fehlerfrei.
Der letzte Tanz
Hier war jemand mit sichtlichem Bemühen um Atmosphäre bei der Sache. Leider wird dabei viel zu viel Inhalt auf zu wenig Raum zusammengepfercht, die äußere Handlung hätte auch straffer erzählt werden können. So schweift man während des Lesens ab und verfolgt das dramatische Ende relativ teilnahmslos. Dennoch ist die Geschichte insgesamt beachtlich, geschickt aufgebaut und sprachlich ganz vorne mit dabei. Dafür erhält sie zwei Punkte.
Der Prototyp
Eine interessante Betrachtung. Für das Thema „Verrat“ ist Judas als Protagonist natürlich prädestiniert. Cleverer Kniff, ihn auf diese Weise zum Moralapostel werden zu lassen. Ungewöhnlich ist auch die konsequente Anwendung des umschließenden Reims. Soviel Innovation wird mit einem Punkt belohnt.