Beiträge von Googol

    Von Pynchon habe ich noch nichts gelesen. Irgendwie habe ich bei ihm im Hinterkopf, dass er so schwer zugänglich ist? Wäre Mason & Dixon ein guter Einstiegspunkt?

    Für Mason & Dixon muss man sich schon sehr viel Zeit nehmen, war mal mein Sommerprojekt. Thematisch passt das für mich zu Quicksilver & Co, aber man kann den Roman fast nicht lesen, ohne nicht zehnmal pro Seite die Hintergründe und Details zu ergoogeln. Und das Buch ist massiv, fast 800 Seiten, und in der anderen Hand das Smart Phone. Da empfehle ich erstmal Krafttraining bevor man das angeht ;)


    Einfacher und kürzer ist sein Roman Crying of Lot 49, den ich auch gut finde, und Inherent Vice ist auch lesbarer, aber das ist dann eben auch nicht 100% Pynchon-like. Gravity's Rainbow habe ich auch noch nicht gelesen.

    Morgen ist endlich Super-Montag (die Preisträger des Deutschen Buchpreis und vom Booker Prize werden bekanntgegeben).


    Ich denke Dschinns ist weiterhin der Favorit, aber ich glaube immer mehr das Kim l'Horizons Blutbuch auch eine Chance hat, und was ich zuletzt darüber gehört habe fand ich auch interessant. Vielleicht noch Bilkau als Aussenseiterin, aber die anderen (Faktor, Dröscher, Nickel) würden mich schon sehr überraschen.

    Mir liegt diese Erzählweise mitsamt den Exkursen (und dem Humor) total und ich bin gespannt, ob die in Quicksilver so ähnlich ist.

    Es kann aber gut sein, dass unsere Geschmäcker da verschieden sind, denn Exkurse und Humor sind wirklich zwei Komponenten, die sein Werk prägen, auch in den neueren Büchern. Vor allem die Exkurse, die Infodumps, sind ja fast sowas wie ein Markenzeichen. Da wird einem dann eben auch Mal nebenbei im Detail erklärt wie man eine Rakete baut oder ähnliches, und nicht immer weil diese Details jetzt wichtig für die Story wären. Der Vergleich mag weit hergeholt sein, und Literaturpuristen werden mich dafür erschlagen, aber in guten Momenten erinnert mich das an Thomas Pynchon, vor allem an Mason & Dixon.


    Deswegen meinte ich auch, dass es vielleicht auch an mir liegt. Bei Termination Shock gibt es diese Exkurse wieder, nur haben sie mich da nur furchtbar genervt. Was ich früher mal originell fand, wirkte plötzlich unbeholfen und hat für mich auch handwerkliche Mängel offengelegt. Originell und witzig gedachte Passagen werden fast wortgleich nach 30 Seiten wiederholt. Personenzeichnungen: furchtbar. Solche Sachen.


    Eschbach habe ich übrigens seit Ewigkeiten nicht mehr gelesen. Den Vergleich nicht zu ernst nehmen. Ich dachte an eine gewisse Schablonenhaftigkeit der Handlung und einen gewissen Mangel an Originalität bei der Themenwahl.


    Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass du nur wegen meinem Verriss, die neueren Sachen nicht komplett abschreiben solltest.


    Die anderen Teile aus dem Baroque-Zyklus habe ich tatsächlich nicht gelesen. Ich habe ein generelles Problem bei Mehrteilern dabeizubleiben.

    Vielleicht gibt es hier Eulen, die mehrere Bücher von Stephenson kennen und deine Frage besser antworten können?

    Ich weiß bei Stephenson nicht, ob sich einfach nur meine Präferenzen als Leser geändert haben, oder ob sich Stephenson verändert hat. Vielleicht beides.


    Am meisten mochte ich seinen eher frühen SF-Roman The Diamond Age. Auch Snow Crash. Seine klassische SF Phase.


    Dann mochte ich auch Quicksilver. Sehr komplex, originell und ambitioniert. Cryptonomicon habe ich nicht gelesen, aber vom Bauchgefühl hätte ich da auch die meisten Gemeinsamkeiten zu Quicksilver vermutet (wissenschaftliche Pseudo-Historie) und auf den hätte ich am ehesten noch Lust.


    Aber dann ging's irgendwie bergab. Sevenness habe ich als Hörbuch mal kurz (also 3-4 Stunden ;)) reingehört und dann aufgegeben. Reamde steht ungelesen irgendwo rum. Und seinen recht neuen Roman Termination Shock fand ich so richtig schlecht. Eher Kategorie schnell runter geschriebener SF-Technothriller, Bauart Eschbach/Schätzing vielleicht.

    Aktuell noch alles sehr schwammig. Was stand genau in den öffentlichen Briefen, die sie unterzeichnet hat, wie offensichtlich sind mögliche Verstrickungen der Autoren der öffentlichen Briefe usw. bzw. wann kippt Israel-Kritik in Antisemitismus? Aktuell scheint es ja hauptsächlich Bild und Focus zu sein, die da vorpreschen.

    Der Leseprobe nach zu urteilen scheint es auch in einem ganz eigenen Stil geschrieben zu sein.

    Ja genau, das hätte ich erwähnen sollen. Für alle, die die Leseprobe nicht gelesen haben (vermutlich wirklich eine gute Idee, um einen Eindruck zu bekommen): der Roman ist in der Du-Form geschrieben (you did this, you did that usw.). Das ist jetzt nicht gerade die alltäglichste Erzählperspektive und es gibt andere Romane, wo sie mich gestört hat, aber hier habe ich mich sehr schnell daran gewöhnt. Das las sich so flüssig wie ein Ich-Roman.

    Auch vielleicht erwähnenswert: die politischen Verwicklungen in Sri Lanka zu der Zeit waren furchtbar kompliziert. Gefühlt ein Dutzend Parteien und Gruppen mit komplizierten Namen, die gegenseitig auf sich einschlugen (bzw. sich in die Luft jagten), und mit keiner kann man sympathisieren. Und was macht der Autor? Auf Seite 22 bis 24 fügt er eine Art Spickzettel ein, wo die Hauptfigur, einem amerikanischen Journalisten die Parteien und Abkürzungen erklärt. Ich hatte generell das Gefühl, dass der Autor die Leser in die Geschichte einladen wollte und davon ausging, dass das politische Setup den Leser leicht überfordern könnte.


    Und dann noch, weil ich den Vergleich zu den Büchern auf der Longlist bzw. Shortlist des Deutschen Buchpreis erwähnte. Was diesen Roman z.B. von einem Buch wie Dschinns abhebt ist, dass er ein ebenso sozial und politisch wichtiges Thema behandelt, aber ohne zu moralisieren. Die Hauptfigur hat auch viele Schwächen.


    Was mich vermutlich am meisten begeistert hat (ich hätte wirklich ne Rezension schreiben sollen ;)): es gibt in dem Roman eine sehr spannende Dreiecksbeziehung zwischen der Hauptfigur (seine Selbstbeschreibung auf seinem imaginierten Grabstein: Photograher. Gambler. Slut), der TV-Journalistin Jaki und deren Cousin DD. Die drei wohnen zusammen. Die Hauptfigur ist nicht-offen homosexuell und hat was DD, die Beziehung mit Jaki hat mindestens etwas von Schwesterbeziehung, und die Dynamik zwischen den dreien ist einfach spannend, kompliziert, liebevoll. Und wie die Hauptfigur versucht mit ihnen aus der Zwischenwelt in Kontakt zu treten, hat etwas rührende, ohne in den Kitsch abzugleiten.

    The Colony werde ich auf jeden Fall noch lesen, alles andere wahrscheinlich nur nach Empfehlung. Ich bin gespannt, wie dir The Seven Moons... gefällt! :)


    Mal schauen, wann oder ob ich noch dazu komme, eine richtige Rezension zu schreiben, aber kurz zu "The Seven Moons of Maali Almeida", weil ich den Roman gerade erst beendet habe:


    Wäre für mich wirklich ein würdiger Booker Preisträger. Mit so einer Fabulierfreude geschrieben und so einem Witz, trotz dem eigentlich düsteren politischen Hintergrund. Weniger "exotisch" als ich von einem Roman aus Sri Lanka erwartet hatte. Eher klassisch westlich geprägte englischsprachige Erzählkunst.

    Ich drücke dem Roman alle mir zur Verfügung stehende Daumen.


    Und leider reizt mich weiterhin kein einziger der anderen Titel auf der Shortlist. Außer Colony würde mich übrigens doch auch noch Case Study interessieren. Solche erzählerischen Romane wie Trust und Seven Moons fehlen mir beim Deutschen Buchpreis irgendwie total.

    Spitzweg interessiert mich als Roman über/zur Kunst. Ich werde ihn bald hören.

    Ich höre mir jetzt auch Spitzweg an. Ich bin zwar auch ein wenig skeptisch, aber wenn ich mir die Shortlist so anschaue, so scheint Nickel zumindest mit einem anderen Register zu spielen. Ich finde, dass die Shortlist viel zu sehr die aktuell beliebte Gesinnungs- und Nabelschauprosa präsentiert, die die deutscher Gegenwartsliteratur der letzten Jahre dominiert. Dschinns ist natürlich der große Favorit, ist für mich trotz der handwerklichen und sprachlichen Stärken und dem eigentlich interessanten kurdisch-türkischen Hintergrund aber uninteressant. Wie Iris Radisch in der Der Zeit bemerkte, der Roman ist vor allem eine Zurschaustellung der makellosen Gesinnung der Autorin. Die Lektüre mag mich betroffen machen (oder mich in meiner Benachteiligung bestätigen, wenn ich einer der vielen im Roman verhandelten benachteiligten Gruppen angehöre), aber literarisch oder künstlerisch finde ich das vollkommen uninteressant. Da werden keine Interpretationsräume geöffnet, der Leser wird an die kurze Leine genommen, durch die Geschichte geführt, jedes Detail bis ins kleinste erklärt und vorgegeben wie man alles zu deuten hat. Ich bin seit letztem Jahr auf GoodReads, habe dort 48 Bücher auf meinem Gelesen-Regal, und Dschinns hat mit Abstand die beste Bewertung (4.62 bei 1359 Bewerungen). Wird schwer zu schlagen.


    Ich habe auf Kim de l'Horizons Blutbuch getippt und habe auch da Recht behalten, aber wieso habe ich darauf getippt? Ich habe keine Ahnung wie stark das Buch ist, ich habe auch nicht so viele Rezensionen gefunden, aber ich habe meiner eigenen Shortlist versucht eine angemessene DIversity-Quote zu verpassen. Mit Dschinns als Favoriten, dazu passt ein autofiktional gefärbter Roman eines nicht-binären Autoren. Vielleicht ein guter Roman, aber von mir ein Quoten-Tipp und vielleicht auch eine Quoten-Nominierung.


    Daniela Dröscher auch sehr autofiktional. Jan Faktor anscheinend auch. Ich habe das Gefühl nach der Lektüre der einzelnen Bücher kennt man die Autoren besser, aber kennt man auch die Welt besser?


    Das macht jetzt allerdings zugegeben Spitzweg nicht automatisch besser. So richtig gut ist der erste Eindruck nicht.


    Irgendwie ist das nicht mein Jahrgang.

    Und geschafft haben es auf die Shortlist:


    Fatma Aydemir - Dschinns

    Kristine Bilkau - Nebenan

    Daniela Dröscher - Lügen über meine Mutter

    Jan Faktor - Trottel

    Kim de l'Horizon - Blutbuch

    Eckhart Nickel - Spitzweg



    Tippspielergebnisse:

    Herr Palomar, 3 Treffer

    Googol, 3 Treffer


    Bis auf Kristine Bilkau hatten wir alle shortgelisteten Titel in unseren Tipps.


    Von den Wunschlisten:

    Herr Palomar, 1 Treffer

    Googol, 1 Treffer

    So, morgen wird also die Shortlist veröffentlicht. Vielleicht mag ja sonst noch jemand einen Tipp abgeben.


    Ich habe gelesen oder gehört: Fatma Aydemir - Dschinns (2 von 5 Punkten), Daniela Dröscher - Lügen über meine Mutter (3/5), Theresia Enzensberger - Auf See (3/5), Gabriele Riedle - In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg (5/5), Heinz Strunk - Ein Sommer in Niendorf (4/5) und ich lese gerade Carl-Christian Elze - Freudenberg (gefällt mir bisher gut, Potential auf 4 Punkte oder mehr).


    Meine Wunschliste (die drei besten gelesenen Bücher + die drei ungelesenen, auf die ich aktuell die größte Lust hätte):


    Gabriele Riedle: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg.

    Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf

    Carl-Christian Elze: Freudenberg

    Anna Kim: Geschichte eines Kindes

    Dagmar Leupold: Dagegen die Elefanten!

    Jan Faktor: Trottel


    Was ich tippe (die ersten 4 halte ich für sehr wahrscheinlich, die letzen beiden sind geraten)


    Fatma Aydemir: Dschinns

    Gabriele Riedle: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg.

    Reinhard Kaiser-Mühlecker: Wilderer

    Anna Kim: Geschichte eines Kindes

    Kim de l'Horizon: Blutbuch

    Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter

    Liska Jacobs - The Worst Kind of Want


    ASIN/ISBN: 0374272662


    Der zweite Roman, der aus LA stammenden und jetzt in Berlin lebenden Autorin Liska Jacobs. Ihren ersten Catalina und ihren letzten The Pink Hotel fand ich bereits sehr gelungen.


    Hier geht es um eine Frau in ihren Vierzigern, die sich um ihre kranke Mutter kümmert, dann aber nach Italien gerufen wird, um auf ihre Nichte im Teenager-Alter aufzupassen. Sie scheint sich statt dessen dort zusammen mit ihrer Nichte in das Partyleben zu werfen und verliebt sich in einen viel jüngeren Mann. Ein umgekehrte Variante von Lolita.

    Shehan Karunatilaka - The Seven Moons of Maali Almeida

    ASIN/ISBN: 1908745908


    Dieses Buch steht auf der Shortlist für den diesjährigen Booker-Prize. Der Autor stammt aus Sri Lanka und sein Debut-Roman Chinaman hat 2011 den Commonwealth Prize gewonnen.


    Es geht anscheinend um einen gerade verstorbenen Kriegsfotografen, der in einem behördenartigen Nachleben aufwacht und die sieben Monde aus dem Titel Zeit hat herauszufinden wer sein Mörder ist. Klingt wie eine Satire auf das vom Bürgerkrieg gebeutelte Sri Lanka der 1990er Jahre.


    Bin gespannt.

    Ich komme gerade von einer Lesung mit Hernan Diaz im Literaturhaus München (tatsächlich war es eine Doppellesung mit Lauren Groff und ihrem Roman MATRIX).


    Einige interessante Infos zu dem Roman, insbesondere auch zu dem zweiten Teil, der ja aus der Perspektive dieses selbstherrlichen Macho-Tycoons geschrieben ist. Er meinte, dass er ja eigentlich Allegorien in Roman hassen würde, aber als er an dem Teil arbeitete, fielen ihm natürlich die Parallelen in der Politik der republikanischen Partei in den 1920ern und 2020ern auf. Auch damals gab es ja Steuersenkungen für Reiche, verstärkte Immigrationsgesetze für Italiener und Asiaten (Deutsche waren ok). Die Parallelen zu Trump, auch wenn er den Namen nicht nannte, waren offensichtlich.


    Diaz redete über keinen Teil mehr als diesen, vielleicht auch um sich zu rechtfertigen, denn er meinte er hasse diese Figur und dessen Stimme. Er hätte als Recherche für diesen Abschnitt Biographien von Hoover und anderen prominenten Männern der Zeit gelesen. Das hätte ihn über Wochen in eine negative Stimmung versetzt. Auch interessant da, dass es sich bei dem Teil ja quasi um unvollendete Memoiren handelt, Fragmenten nur, dass der Abschnitt ursprünglich viel länger war und dass ihm gute Freunde überzeugt hätten diesen doch lieber zu kürzen. Gute Idee, weil ich dachte beim Lesen auch wieviele Leser bei diesem Teil wohl aufgeben. Weil schön zu lesen, ist das nicht. Diaz wies aber auf die visuelle Komponente in diesem Teil hin: die Auslassungen. wie zum Beispiel das Kapitel "Apprenticeship" das nur aus der Kapitelüberschrift besteht, ohne Inhalt. Weil natürlich musste dieser Mensch nichts lernen, seine Genialität war angeboren.


    Es wurde aus allen vier Teilen vorgelesen. Aus der deutschen Übersetzung las Thomas Loibl, kongenial, Hernan Diaz war sichtlich begeistert und ergriffen. Jede Passage las er in einem eigenen Ton und den zweiten so treffend in diesen breitbeinig maskulinen Ton.


    Der dritte Teil aus der Sicht von Ida und wie die Moderatorin erwähnte die erste "likeable" Figur. Auch Diaz liebt diese Figur, ihren Ton, aber das wäre nicht sein natürlicher Schreibton, meinte er, auch er musste Idas Sound erst einmal lernen, und da fiel mir wieder auf, wie sehr aus schreibtechnischer Perspektive dieser Roman ein Roman der verschiedenen Stimmen ist. Man weiß eigentlich gar nicht wie sich die Originalschreibstimme von Diaz anhört, ob sie in diesem Roman überhaupt vorkommt.

    Das ist so falsch. Ich vermute die 2-3 Tage beziehen sich auf das Datum, wann man eine Besprechung veröffentlichen sollte.


    Sollte ich meine Rezension direkt veröffentlichen oder bis zum Erscheinungstermin warten?


    Bücher sind oftmals Monate vor Veröffentlichungstermin komplett verfügbar. Das ist ja auch irgendwie der Sinn von Rezensionsexemplaren, dass man die Bücher vorab lesen und die Rezensionen vorbereiten kann.


    Natürlich kann es sein, dass buchregal123 auf eine andere, vielleicht komplett abenteuerliche, Art und Weise an das Buch gekommen ist. Vielleicht Oceans Eleven-mäßig in das Verlagshaus eingebrochen ist, aber im Zweifelsfall ist immer die einfachere Antwort die richtige.

    Verstehe ich nicht. Vorablesen sagt: "noch 12 Tage bis zur Leseprobe" (wohlgemerkt Leseprobe, nicht das ganze Buch) und auf netgalley ist ebenfalls nach Anmeldung nur eine Leseprobe verfügbar. Und nun?

    Ich bin jetzt nicht der Netgalley Profi, aber in der Regel musst du die Bücher erst einmal anfragen. Es sind nicht alle Bücher vollständig direkt verfügbar.


    Die Details sind da auch nicht so wichtig, entscheidend ist, dass es das Buch als Vorabexamplar dort gibt oder gab.

    Ich finde es auch schade, dass Hernan Diaz es nicht in die nächste Runde geschafft hat. Bin gespannt, welcher Titel dann am Ende die Nase vorn hat. Hast du neben Trust noch andere Bücher der Longlist gelesen, Googol ?

    Nein, noch nicht. Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann hätte ich vielleicht noch The Colony gelesen. Von der Shortlist spricht mich eigentlich nur The Seven Moons of Maali Almeida an. Habe ich mir mal bestellt. Vielleicht noch The Trees. Die anderen Bücher werde ich vermutlich nicht lesen.

    Und auf der Shortlist sind:


    Elizabeth Strout - Oh, William!

    Sheran Karunatilika - The Seven Moons of Maali Almeida

    Percival Everett - The Trees

    Claire Keegan - Small Things like These

    NoViolet Bulawayo - Glory

    Alan Garner - Treacle Walker


    Ein paar Überraschungen. Finde es schade, dass TRUST von Hernan Diaz es nicht geschafft hat. Strout ist ja umstritten (wieso gerade dieses Buch, ist es wirklich ihr stärkstes?). Treacle Walker als eine Art Geheimtipp, ältester nominierter Autor aller Zeiten (87 Jahre) und anscheinend ein sehr britischer, mythologisch-phantastischer Roman. Ich hätte auch auf Colony getippt.


    Mein TIpp für den Sieger wäre jetzt THE SEVEN MOONS OF MAALI ALMEIDA!

    Du erwähnst, dass der Roman sprachlich manchmal ein wenig zu schlicht und fast banal in seinen Motiven sei. Diesem Eindruck kann ich mich nach der Leseprobe völlig anschließen, doch dachte ich gleichzeitig nicht an T.C. Boyle sondern eher daran, dass die familiären Fußstapfen für die Autorin etwas zu groß sind und sie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Im letzteren Punkt beziehe ich mich nur auf das sprachliche Vermögen, denn die Leseprobe gibt letztlich nicht mehr her.


    Du sprichst darüberhinaus die Tech-Branche an. Ist sie tatsächlich testosterongesteuert oder ist die Presse nicht insgesamt zu fokussiert auf Elon Musk? Die Antwort auf diese Frage kann offen bleiben; jedenfalls taugt die literarische Verarbeitung dieses Typ Manns mit Sicherheit für einen utopischen Roman.


    Ingesamt finde ich den Roman natürlich nicht wirklich gelungen und die Frage des Stammbaums der Autorin mag naheliegend sein. Sie wird es mit Sicherheit einfacher gehabt haben, einen Verlag zu finden, aber ich finde den literarischen Vergleich mit ihrem Vater irgendwie müßig und außerliterarisch. Ich sehe da literarisch keinerlei Zusammenhänge. T.C. Boyle erwähnte ich zum einen weil ich an Romane wie Die Terranauten denken musste und zum anderen weil ich die Autorin viel eher in dieses Genre einordnen würde. Das Genre des auf Unterhaltung geschriebenen Konzeptromans zu einem aktuellen Thema mit teilweise sehr holzschnittartigen Figuren.


    Wieso sie also in einen literarischen Topf schmeißen, in dem sie einfach nicht gehört?


    Was die Tech-Branche angeht. Ich arbeite in dieser Branche und das ist ein Aspekt der vor allem in späteren Teilen des Romans behandelt wird und da habe ich so einiges aus meinem Arbeitsleben wiedererkannt. Diese gediegene Ästhetik, die schockfarbenen Einrichtungen, diese politisch komische Mischung aus progressiv und libertär. Solche Figuren wie Elon Musk finde ich übrigens für die Branche nicht nur als dominante Einzelfiguren interessant. Auf der Ebene der "Individual Contributors", der einzelnen Entwickler, wird seine Philosophie komplett idealisiert. Das sind dann die Leute die man dann gerne als "Tech-Bros" bezeichnet. Und umso mehr eine Arbeitskultur der Silicon Valley-Arbeitskultur nachempfunden ist, desto wahrscheinlicher ist es auf solche toxische Strukturen zu treffen. Ich empfehle da auch Bücher wie Anna Wieners Uncanny Valley.


    Und zumindest in diesem Aspekt, dem Gespür für diese Kultur und der Frage welche Art von Utopien aus so einer Kultur entstehen können, fand ich den Roman gelungen.


    Literarisch... darüber brauchen wir nicht reden... ist der Roman natürlich ein Leichtgewicht und hat somit eigentlich auch nichts auf so einer Longlist zu suchen.