So, morgen ist es soweit: Der Booker Prize wird vergeben (12.11. um 22:45 auf YouTube). Ich habe zum ersten Mal alle Bücher der Shortlist gelesen – vier davon bereits vor der Verkündung, zwei danach. Mein Bauchgefühl bei der Auswahl der Bücher scheint gut zu sein, denn die beiden Bücher, die ich speziell wegen der Nominierung gelesen habe, waren genau die, die mir am wenigsten gefallen haben.
Mein Ranking ist wie folgt:
1. Charlotte Wood - Stone Yard Devotional
2. Percival Everett - James
3. Yael van der Wouten - The Safekeep
4. Samantha Harvey - Orbital
5. Anne Michaels - Held
6. Rachel Kushner - Creation Lake
Ich habe in diesem Thread ja bereits zum Teil verraten, wie mir die Bücher gefallen haben. Ich fand nur zwei Bücher wirklich gut (glücklicherweise beide dafür sehr gut).
James ist so gut, wie alle sagen. Wohl der Favorit und ein würdiger Gewinner, aber ich persönlich würde mit Stone Yard Devotional auf das Dark Horse setzen – der Außenseiter, den ich mir als Sieger wünsche.
Heute auch hier von Herr Palomar rezensiert.
The Safekeep hat stark begonnen, dann aber stark nachgelassen und war für meinen Geschmack viel zu melodramatisch und komplett fehlkonstruiert. Wenigstens hat der Roman etwas versucht. Dass er bei mir auf Platz 3 kommt, ist aber schon mal ein schlechtes Zeichen. Ein Publikumsliebling.
Orbital ist gut geschrieben, enthält ein paar hübsche philosophische Gedanken, war mir aber viel zu prätentiös und überwiegend schnarchlangweilig. Ein sehr kurzes Buch, das sich aber sehr zieht.
Ja, und dann zweimal Schulterzucken.
Bei Held liegt es vielleicht auch an mir. Lyrisch, experimentell, mit sehr viel Pathos, das mir unangenehm auffiel. Die Hauptschwierigkeit war, dass ich keine Ahnung habe, was in diesem Roman passiert ist und warum mir die Autorin das erzählt hat. Hätte ich den Roman als Hörbuch gehört, würde ich denken, ich hätte ihn versehentlich im Shuffle-Modus gehört, so wenig passten die einzelnen Teile für mich zusammen, obwohl der eine oder andere Abschnitt für sich genommen durchaus ansprechend und literarisch geschrieben war.
Creation Lake war weniger verrätselt, trotzdem eine komische Mischung aus Spionageroman, Umweltthriller und einer extrem unsympathischen Erzählerin, bei der sich das "unsympathisch" erzählerisch für mich nicht erklärt, sondern einfach nur nervt. Dazu kamen lange Abschnitte sowie Überlegungen über Neandertaler(!?). Ich finde es eigentlich gut, wenn ein Roman auf kreative Weise verschiedene Themen, Genres und Sujets mixt. Diese Mischung war jedoch überhaupt nicht meine und eine Qual zu lesen. Vermutlich einfach nicht mein Geschmack.