Inhalt: Die Zeichen stehen auf Krieg. Nur das Versprechen, eine der Königstöchter von Idris an den Gottkönig von Hallandren zu verheiraten hat in den letzten Jahren einen brüchigen Frieden aufrecht erhalten. Doch der König von Idris glaubt das der Krieg nicht mehr abzuwenden ist und schickt anstatt seiner ältesten Tochter Vivenna die junge und ungehorsame Siri als Braut nach T'Telir. Vivenna folgt ihrer Schwester um sie zu retten und ihrem nun nutzlosen Dasein doch noch einen Sinn zu geben. Wird der Krieg noch abzuwenden sein? Irgendjemand scheint ein besonderes Interesse daran zu haben die beiden Länder in den Krieg zu stürzen. Doch wer?
Meine Meinung: Mit diesem Buch liegt ein abgeschlossener Einzelband vor bei dem man nicht erst auf Fortsetzungen warten muss um zu erfahren wie es ausgeht. Das finde ich durchaus positiv. Allerdings möchte ich hier erst einmal mit den negativen Punkten anfangen:
1.) Das Buch kommt sehr schwer in die Gänge. Lange, lange Zeit passiert nicht viel, nur ein paar Fragen (hauptsächlich nach der Vergangenheit einiger Figuren) werden aufgeworfen. Im Vergleich dazu überstürzen sich am Ende die Ereignisse. Dort wird die Geschichte recht hastig abgeschlossen. Das war gerade noch so im erträglichen Bereich.
2.) Brandon Sanderson denkt sich wieder ein ungewöhnliches und neues Magiesystem aus, das auf den ersten Blick einfacher, aber auf den zweiten Blick um einiges komplizierter wirkt als das Metallsystem aus der Mistborn-Trilogie. Etwas enttäuschend ist jedoch, dass dieses neue Magiesystem nicht sehr viel Anwendung in dem Buch erfährt. Es ist eher im Hintergrund präsent.
Und trotz dieser beiden Kritikpunkte gebe ich so viele Punkte. Warum?
Nun ... das Buch ist zwar lang, aber für mich nicht langweilig zu lesen. Denn ich mag Brandon Sandersons Schreibstil einfach sehr gerne. Er schreibt flüssig und detailreich, er schafft Atmosphäre und lässt mich richtig in seine Welt abtauchen. Sicher gibt es Autoren, die ein schnelleres Erzähltempo einschlagen und den Leser sofort ins Geschehen stürzen. Das mögen spannende Geschichten sein, aber meistens halten sie nicht lange nach und nach Abschluß solcher Geschichten habe ich dann kein Verlangen mehr noch länger bei der erschaffenen Welt zu verweilen. Bei "Sturmklänge" ist das anders, eben weil sich Brandon Sanderson Zeit lässt.
Dazu kommen die interessanten Charaktere:
Lichtsang, ein Gott, der nicht an seine eigene Göttlichkeit glaubt und ständig versucht seine eigene Autorität zu untergraben, der seinen Priestern und Mitgöttern gerne mal vor den Kopf stößt, dumme Kommentare abgibt und keine Gelegenheit auslässt um zu bekräftigen das er eigentlich komplett nutzlos ist. Der dann aber von seiner eigenen Neugier überrascht wird und sich zu fragen beginnt wer er früher einmal war. Lichtsang sorgt für einige humorvolle Momente. Er war meine Lieblingsfigur in diesem Buch.
Oder Siri, die Braut des Gottkönigs, die rebellisch und ungehorsam ist, was sich aber schließlich als ihre Stärken herausstellen. Sie reift und wird beherrschter im Gegensatz zu ihrer Schwester Vivenna, der die Kontrolle über sich immer mehr entfährt und die viele harte Lektionen darüber lernt dass sie nicht so perfekt ist wie sie glaubte.
Es ist interessant den Weg dieser Charaktere mitzuverfolgen und ihre Entwicklung zu beobachten. Dabei sind gerade diese Charaktere auch gut gezeichnet, ihre Handlungen mit ihrem beschriebenen Wesen vereinbar und die Entwicklung ist jederzeit logisch nachvollziehbar und nicht überstürzt. Nicht sehr tief charakterisiert ist hingegen Vascher, was jedoch auch daran liegt, dass er am wenigsten Seitenzahlen bekommt und sich nicht sonderlich viel entwickelt. (Was aber auch seine nachvollziehbaren Gründe hat.)
Nicht zuletzt ist das von Brandon Sanderson hier erdachte Magiesystem, auch wenn er es leider nicht sonderlich viel anwendet, wieder logisch aufgebaut, durchdacht und darüber hinaus ungewöhnlich.
Deshalb gebe ich dem Buch 9-10 Punkte. Ich habe mich sehr wohlgefühlt bei der Lektüre.
PS: Zwar ist das hier wirklich ein Einzelband, allerdings ist die Welt interessant genug dass ich darauf hoffe, dass Brandon Sanderson irgendwann weitere Geschichten in dieser Welt schreibt.