Hier mache ich mal den Anfang. In meiner Übersetzung (E) ist dieser dritte und letzte Teil mit der Zwischenüberschrift „Die Visionen und ein biographischer Bericht“ versehen. Amos hat insgesamt fünf Visionen und mit dem „biographischen Bericht“ ist wahrscheinlich 7, 10 – 17 gemeint.
Bei den Visionen fällt auf, dass die ersten beiden einem völlig identischen Muster folgen:
- Gott zeigt Amos ein bevorstehendes Unglück (es ist nicht ganz klar, aber wahrscheinlich, dass es sich um eine Strafe handelt)
- Amos bittet Gott um Vergebung und übernimmt die Rolle des Fürsprechers
- Gott „bereut“ sein Vorhaben und sieht davon ab.
Bemerkenswert finde ich, dass Amos hier nicht lediglich als „Sprachrohr“ oder Bote einer göttlichen Message erscheint. Stattdessen steht er in unmittelbarem Dialog mit dem Herrn und kann diesen sogar umstimmen! Das wird ihm bei seinen Zeitgenossen – zumindest denen, die ihm Glauben geschenkt haben – eine herausragende Stellung eingeräumt haben (vielleicht sogar gepaart mit einer gewissen Macht bzw. Unantastbarkeit).
Die dritte Vision läuft anders ab. Amos sieht offenbar keinen Anlass für eine Replik. Und Gott will denn auch keine Milde walten lassen. Es ist nachvollziehbar, dass das Publikum mit diesem Verlauf der Geschichte wenig einverstanden ist.