Beiträge von Conor

    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Wäre Franz Kafka Animationskünstler und Filmregisseur gewesen -- und ein Mitglied des Monty Python's Flying Circus -- könnte man sich gut vorstellen, dass er genau so eine haarsträubend dystopische Satire wie Brazil gedreht hätte. Tatsächlich zeichnet Terry Gilliam dafür verantwortlich, auf den alles Gesagte zutrifft, nur dass er natürlich nicht Franz Kafka ist.


    Wie auch immer, Gilliam trifft in dieser Komödie eines Beamtenalbtraums genau die paranoid-subversive Stimmung von Kafkas Prozess. Im Mittelpunkt steht ein sanftmütiger Regierungsbeamter namens Sam Lowry (Jonathan Pryce), dessen Leben von einem kleinen Käfer zerstört wird. Der Käfer wird in seinem Drucker zerquetscht und verursacht so einen Tippfehler: Ein unschuldiger Bürger wird zu Unrecht verdächtigt, der Terrorist Harry Tuttle (Robert De Niro) zu sein. Als Sam versucht, das bürokratische Chaos zu entwirren, wird er schließlich selbst als Übeltäter abgestempelt.


    Der Film prägt eine so unerbittlich einfallsreiche und wilde Vision der Bürokratie des 20. Jahrhunderts, dass er fast selbst ein Opfer engstirnigen Studiomanagements geworden wäre. Doch Gillian zeigte den Film heimlich der Los Angeles Film Critics Association, dem Verband der Filmkritiker in LA, der Brazil zum Film des Jahres 1985 ernannte. Er brachte Universal damit so sehr in Verlegenheit, dass das Studio regelrecht gezwungen war, den Film zu veröffentlichen. --Jim Emerson

    Inhalt:


    Flughunde sind fledermausähnliche Flattertiere mit hundeartigem Kopf. Für Hermann Karnau sind sie von Kindheit an Sinnbild einer Welt, die vor dem Zugriff fremder Stimmen geschützt ist. Die Stimme ist der Fetisch des Akustikers Karnau, der 1940 den Plan faßt, systematisch das Phänomen der menschlichen Stimme zu erkunden. Die eine Erzählstimme gehört Hermann Karnau, dessen Namen der Autor einem Wachmann im Berliner Bunker unter der Reichskanzlei entliehen hat. Die andere gehört der achtjährigen Helga, einer Tochter des Propagandaministers. Immer wieder kommt es zu Begegnungen der beiden, zuletzt im April 1945, als Karnau in Berlin ist, um die Führerstimme aufzuzeichnen. Ein Zeitsprung führt in den Sommer 1992. Hermann Karnau, der nach dem Krieg untertauchen konnte, findet in seinem Plattenarchiv die Stimmen, die Gespräche von Helga und Helgas Geschwistern während ihrer letzten Tage und Nächte wieder. Auch den Kindern hat er die Stimmen - bis zum letzten Atemzug - abgelauscht.



    Autor:


    Marcel Beyer, geboren 1965, lebt in Köln. Für seinen Text "Flughunde" erhielt er beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb den Ernst-Willner-Preis 1991.


    Meine Meinung:


    "Flughunde" ist eine Collage, bestehend aus den inneren Monologen abwechselnd von Hermann Karnau und von der anfangs achtjährigen Goebbels-Tochter Helga.
    Sprachlich wechselt der Roman zwischen Karnaus gefühllosen und Helgas kindlichen Gedanken.
    Karnau, den die Welt der Flughunde seit seiner Kindheit fasziniert, ist für die Akustik zuständig. Er zeichnet die Stimmen auf, egal in welcher Lebenslage,
    Z.B. an der Front nimmt er die sterbenden Stimmen der Soldaten auf, oder bei Experimenten die "Patienten".


    Marcel Beyer berichtet teils reale, teils fiktive Ereignisse aus dem Nationalsozialismus, dabei zeigt sich gut der Niedergang der Humanität.
    Unmenschliche Experimente zeigen auf historische Tatsachen.


    Besonders das letzte Kapitel ist beklemmend, wo Helga von ihrer Hoffnungslosigkeit redet. Es ist die Zeit, wo die 6 Kinder im Bunker leben und dann ermordet werden.
    Die Namen Hitler und Goebbels werden übrigens nie genannt.


    Ein Buch, dass ich mit Beklemmung fertig gelesen habe - und empfehlen kann.

    Rolf Lappert; Nach Hause schwimmen; 1
    Sven Regener; Der kleine Bruder; 2,5
    Robert Schneider; Kristus; 2
    Walter Moers; Der Schrecksenmeister; 2,5
    Markus Zusak; Die Bücherdiebin; 1;Monatshighlight
    Arnon Grünberg; Tirza; 1
    Volker Klüpfel; Milchgeld; 3
    Sara Gruen; Wasser für die Elefanten; 4





    Eigentlich hätte ich ja 2-3 Monats-Highlights, aber das geht ja leider nicht :cry


    edit:
    semikolon vergessen :-(


    danke, kleine-lady :wave

    Klappentext:


    Jörgen Hofmeester, Ende fünfzig, wohlhabend, aber freigestellt, geht ganz auf in seiner Vaterrolle. Vor allem, seit seine Frau ihn verlassen hat. Tirza, so heißt sein Augenstern, die jüngere Tochter.
    Nach dem Abitur will sie auf Reisen nach Afrika gehen. Dann hat Hofmeester ausgedient, wird keine Rolle mehr spielen - und deshalb fällt er aus der Rolle...


    Autor:


    Arnon Grünberg, geboren 1971 in Amsterdam, tätig - nach Verweis vom Vossius-Gymnasium - u. a. als Apothekenhelfer, Tellerwäscher und Verleger. Für die Toneelgroep Amsterdam und im Auftrag des Amsterdamer Fonds für die Kunst Veröffentlichung mehrerer Theaterstücke, Arbeit für 'International Theatre & Film Books', schreibt Kolumnen für 'Boekblad' (Zeitschrift des niederländischen Buchhandels) sowie für 'NRC Handelsblad' über seinen Aufenthalt in den USA. Zur Zeit lebt er in New York.
    Sein in elf Sprachen übersetzter Erstling "Blauer Montag", wurde in Europa ein Bestseller und gewann den Anton-Wachter-Preis.


    Meine Meinung:


    Jörgen Hofmeester geht ganz auf in der Rolle des Vaters. Sein Verlag hat ihn freigestellt, d.h. da er dort nicht mehr nützlich war, hat man ihn bei vollem Gehalt entlassen.
    Nun kümmert er sich ganz um seine jüngste Tochter Tirza, die in seinen Augen extrem hochbegabt ist.
    Dabei verliert er völlig den Sinn für die Realität. Seine Tochter muss sich erst in eine Krankheit flüchten.
    Seine Frau hat ihn zeitweise verlassen, um mit ihrer Jugendliebe in einem Wohnboot zu leben. Seine älteste Tochter Ibi hat ihr Physikstudium abgebrochen, um in Frankreich ein "Bed & Breakfast" aufzubauen.


    Gegenwärtig bereitet er penibel die Abschlussparty seiner Tirza vor.
    Immer wieder gibt es dabei Rückblicke in sein vergangenes Leben:
    den Streit mit einem seiner Mieter, das Leben mit seiner Frau, seine Arbeit, sein finanzieller Verlust, seine Vorlesestunden mit Tirza.
    Als die Party steigt, gerät alles aus den Fugen...
    Allzuviel will ich da jetzt nicht verraten.
    Hofmeester wird von Seite zu Seite unsymphatischer. Je weiter man liest um so mehr sieht man die penible, spiessige Seite von ihm und auch, dass er eigentlich ein permanenter Verlierer ist.


    Grünberg baut seine Geschichte langsam auf bis zu dem überraschenden Ende.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es lässt sich sehr flüssig lesen und ich habe mich keine Sekunde gelangweilt.

    :danke für die tolle Rezi.


    Nachdem ich auch woanders so viel Positives über das Buch gelesen habe, ist es bei mir auf der Wunschliste gelandet und hoffe, dass ich es auch bald bekomme. :-)




    :wave






    :lesend Markus Zusak - Die Bücherdiebin