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Original von Tom
Hast Du "Beauftragte", die in den Buchhandlungen stehen und potentielle Kunden mit sanfter Gewalt dazu bewegen, Deine Bücher statt diejenigen der Konkurrenz zu kaufen?
Verdammt, wer hat da wieder gequatscht?
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Original von Tom
Mit der "Demokratisierung" des Buchmarktes, die eigentlich schon mit dem Aufkommen der Zuschussverlage, nicht zuletzt aber vor allem mit Print-on-demand eingesetzt hat, wurde diese Konkurrenzsituation bereits einmal zum Endkunden hin verschoben, aber getan hat sich: Nichts.
Die bisherige Selfpublishing-Situation (Print) hat so gut wie nichts mit der zukünftigen (Digital) zu tun.
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Original von Tom
Ich wage deshalb die Prognose, dass das Regulativ "Verlag" noch bedeutungsvoller werden wird.
Da bist du in guter Gesellschaft - ich verweise auf das [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,793198,00.html]SPIEGEL Online-Interview[/URL] mit Kiwi-Verleger Helge Malchow. Leider heißt das nicht, dass ihr beide richtig liegt.
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Original von Tom
Und Verlagsleistungen bestehen ja mitnichten nur aus Lektorat. Wesentlich bedeutsamer sind alle Aufgaben, die man unter "Marketing" subsummieren könnte, angefangen dabei, dass Bücher im Handel präsent sind, bis hin zu klassischen Werbemaßnahmen.
Ich weiß ja nicht, was deine Erfahrungen sind. Meine besagen, dass Verlage sehr gut darin sind, Bücher in den Handel zu bringen, aber sehr wenig tun, um sie da wieder raus zu holen (von der Annahme von Remittenden mal abgesehen). Soll heißen: Von Endkundenmarketing verstehen sie eher wenig, und in der Regel ist dafür ohnehin kein Budget da.
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Original von Tom
Ich sehe auch diese zwanzig Prozent eBook-Anteil noch lange nicht.
Kommt auf die Definition von "lange" an. Aktuell sind es in den USA über 20%. Wie lange hinken wir da hinterher? 2-3 Jahre? 4-5? Oder ist etwa bei uns doch alles ganz anders? Ich glaube nicht daran.
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Original von Tom
Und selbst wenn - die Beliebigkeit einer größeren Auswahl wird nicht dazu führen, dass die Leser auch beliebiger zugreifen. Vielleicht, wahrscheinlich wird das genaue Gegenteil eintreten: Sie werden sich stärker auf das Bekannte konzentrieren, weil beim Unbekannten die Gefahr steigt, in die Scheiße zu fassen. 99 Cent für Mist sind verlorene 99 Cent, und auch diese Kleckerbeträge können sich zu einem großen Verlust summieren.
Absolut richtig, wenn man davon absieht, dass Empfehlungen, Blogs etc. einem bei der Auswahl helfen. Aber was ist das "Bekannte"? Ein Verlag? Der Name eines Autors? Oder der einer Figur in einem Roman? Wer geht in den Buchhandel und fragt nach dem "Buch von Carlsen mit dem jungen Zauberer"?
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Original von Tom
Fraglos wird es (immer) mehr Autoren geben, die auf die Partnerschaft mit klassischen Verlagen verzichten. Aber die Anzahl derer, die das als Startup ohne fremde Hilfe schaffen, wird nicht bemerkenswert groß werden. Dafür wird der Erfolg im Einzelfall möglicherweise umso größer ausfallen - das erleben wir bei der Popmusik, wo sich beim generellen Konsumverhalten nicht viel geändert hat, aber immer wieder Newcomer "einbrechen", die auf originellen Wegen ihr Publikum gefunden haben (wobei originelle Wege diejenigen sind, die sich am schnellsten abnutzen).
Sehe ich genauso.
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Original von Tom
Insofern kann ich Deinen Pessimismus nicht teilen.
Welchen Pessimismus? Pessimistisch bin ich höchstens, was die Zukunft von Verlagen betrifft, die sich auf ihrer "Auswahlkompetenz" ausruhen.
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Original von Tom
Klar, das laute Geschwätz derjenigen, die offenbar keine Ahnung haben (zuletzt: Trittin), nervt irgendwann, aber diese Leute schaffen keine Fakten, und sie können solche auch - glücklicherweise - nicht herbeireden. Fraglos ist die Branche im Wandel, aber das hat mehr mit der sich verändernden Konsumentenstruktur zu tun: Der Buchmarkt verliert Konsumentennachwuchs; das Freizeitverhalten der nachkommenden Generationen hat sich grundlegend umstrukturiert, wozu bei vielen das Buch einfach nicht mehr gehört, ganz egal, in welcher Darreichungsform, woran auch das eBook nichts ändert. Woran wir arbeiten müssen, und zwar alle, das ist, die Jüngeren wieder zum Lesen zu bringen. Beispielsweise mit exzellenten und sehr unterhaltsamen Büchern. Ein Gemeinschaftsprojekt, wie Du es skizziert hast, kann so etwas unterstützen.
Hier bist eher du der Pessimist. Ich kenne keine aktuellen Zahlen, aber eine massive Abkehr vom Geschriebenen kann ich per se nicht erkennen. Trotzdem bin ich mit dir einer Meinung, dass wir alles tun sollten, um Jugendliche so früh wie möglich zum Selberlesen zu bringen und dabei zu halten. Wir Autoren können dazu sicher einiges beitragen, indem wir ganz einfach die richtigen Geschichten erzählen und sie in zeitgemäßer Form - und zu vernünftigen Preisen - unters Volk bringen.
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Original von Tom
Allerdings, unter uns: Ich habe noch kein einziges Gemeinschaftsprojekt von mehreren Autoren erlebt, bei dem dann am Ende irgendwas Vorzeigbares herauskam.
Die Zeit wird zeigen, ob "Mygnia" da die Ausnahme von der Regel werden kann. Es wäre immerhin nicht die einzige: Heftromanserien wie Perry Rhodan arbeiten beispielsweise erfolgreich mit Autorenteams. James Patterson, aktuell der bestverdienende Autor der Welt, schreibt seine Bücher nicht etwa selbst, sondern beschäftigt ein ganzes Dutzend angestellter Autoren, Clive Cussler ebenso. Und ist nicht auch das gesamte Fantasy- oder Vampirroman-Genre so etwas wie ein Gemeinschaftsprojekt vieler Autoren, die sich mit ihren Lesern - wenn auch eher informell - auf eine Anzahl von Genre-Regeln geeinigt haben?
Um es nochmal deutlich zu machen: Bei Mygnia geht es nicht darum, gemeinsam eine Geschichte zu schreiben, sondern darum, viele voneinander unabhängige Geschichten in einem gemeinsamen "Universum" spielen zu lassen. Wenn das funktioniert, erreichen wir vielleicht genau den Wiedererkennungseffekt, von dem du sprichst.