Beiträge von Karl Olsberg

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    Original von Wiggli


    Edit: karl : Vielen Dank für die schöne Begleitung der Leserunde! :-] Es hat mir sehr gut gefallen, dass du mit uns diskutiert hast.


    Gern geschehen!


    Tom : Hab leider nicht die Zeit, ebenso ausführlich auf alle Deine Punkte einzugehen. Nur soviel: Ich habe mich ausführlich mit der Entwicklung von so genannten Chatbots beschäftigt, die inzwischen im Internet an vielen Stellen zu finden sind. Mit "Eliza" haben die ungefähr so viel zu tun wie Microsoft Windows Vista mit dem Betriebssystem des Commodore 64, aber intelligent sind sie deswegen noch lange nicht, da stimme ich zu. Ich habe allerdings selbst gesehen (bzw. in Protokollen gelesen), wie Menschen nicht glauben wollten, dass die Bots, mit denen sie gerade chatteten, "nur" Maschinen waren. Man kann also Laien gegenüber ziemlich glaubhaft die Illusion von Intelligenz erzeugen und damit den Turing-Test gewinnen, sofern die Testperson ein Computerlaie ist. Hugh Loebner hat übrigens die Bedinungen seines "Grand Prize" gegenüber der usprünglichen Version später erheblich verschärft, weil er wohl Angst hatte, dass es zu leicht sein würde, den Test zu gewinnen. ;-)


    Allen, die Spaß haben, einen Bot zu testen (der nicht so tut, als wäre er ein Mensch) empfehle ich www.elbot.de.

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    Original von schnatterinchen
    Nun hab ich auch noch zwei Fragen.


    Hast Du ein Auto?


    Ja, einen VW Touran Diesel, da passen meine Frau und ich und unsere drei Söhne sowie unser Borderterrier Leni gut rein.


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    Und hast Du die Schokolade tatsächlich im Supermarkt gezählt?


    Hab ich. Es waren tatsächlich in einem großen Hamburger TOOM-Markt sogar noch mehr Tafeln, als ich in der Geschichte geschrieben habe (die genaue Zahl weiß ich nicht mehr). Ich wollte es nicht zu unglaubwürdig erscheinen lassen, also hab ich die Zahl etwas reduziert ;-).

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    Original von Paradise Lost
    Der sich anbahnenden Liebesgeschichte stehe ich sehr skeptisch gegenüber, aber das ist allgemein ein Problem von mir. Ich seh einfach nicht ein, warum ein Thriller unbedingt eine Liebesgeschichte braucht. Vermutlich stehe ich da recht alleine da, aber ich finds einfach unnötig, egal ob das jetzt in diesem Buch ist oder in einem anderen Thriller.


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    Original von Wiggli
    Da gehts mir so ähnlich wie dir. Liebesgeschichten in Thrillern? Oh graus, muss das denn sein?
    Ich habe irgendwo mal die Erklärung gelesen, dass sich für viele Menschen die Liebe eins der wichtigsten Gefühle und Erlebnisse im Leben ist, darum könne man das doch nicht in einem Thriller weglassen.


    Man soll ja schreiben, was man selber gern lesen würde. Und ich oute mich jetzt mal als jemand, der spannende Geschichten noch spannender findet, wenn sie mit einer Liebesgeschichte verknüpft sind. Ich weiß, dass das einige Leser nervt, aber ich merke auch an den Kommentaren hier, dass es andere gut finden. Man kann es nun mal nicht jedem Recht machen, also mache ich es einfach so, wie es mir gefällt.


    Das ist ja gerade das Tolle am Schreiben, dass ich bestimme, wie die Geschichte verläuft, und nicht irgend so ein Depp von Autor ... :grin

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    Original von Tom
    Wenn es irgendwann gelingt, menschliche Intelligenz in einer Form zu abstrahieren, die sich auf andere Systeme (z.B. Maschinen) übertragen läßt, wird es möglich werden. Aber das, was wir im Moment im Maschinenbereich "intelligent" nennen, ist es nicht wirklich. Manchmal ist es verblüffend. Aber niemals intelligent.


    Hallo Tom,


    ich will Dir auf keinen Fall Sachkompetenz absprechen. Ich denke, am Ende geht es wieder mal nur um Definitionsfragen. Was ist Intelligenz? Keine Ahnung. Jedenfalls nicht das, was man mit einem "Intelligenztest" misst - der misst nur die Fähigkeit, Intelligenztests zu lösen. Die Frage ist tatsächlich sehr schwer zu beantworten.


    Alan Turing hat in seinem berühmten "Turing Test" postuliert, dass ein Computer dann intelligent sei, wenn eine Testperson ihn in einem anonymen Chat nicht mehr von einem Menschen unterscheiden kann. Ich halte das für äußerst fragwürdig, und im übrigen kenne ich Programme, die den Turing Test zumindest gegenüber Laien heute schon bestehen würden. In Wirklichkeit misst der Turing Test die Intelligenz und das Fachwissen der Testperson, nicht die der Maschine.


    Also, wenn man Intelligenz als "Denken wie ein Mensch" definiert, dann wird es möglicherweise nie intelligente Computer geben. Irgendeine Einschränkung - "ja, aber das ist ja beim Menschen ganz anders..." gibt es immer. Wenn man aber Intelligenz als Problemlösungsfähigkeit definiert, dann haben Computer diese schon in vielen Bereichen.


    Ich stimme zu: Einen "General Problem Solver" wird es so schnell nicht geben. Aber den gibt es auch unter den Menschen nicht. Ich stimme auch zu, dass Computer in der Breite der Problemlösungsfähigkeit Menschen weit unterlegen sind. Aber das heißt doch nicht, dass sie nicht intelligent im Sinne von Problemlösungsfähigkeit sein können!


    Ist eine Maus intelligent? Wieder eine Definitionsfrage, aber man kann ihr aus meiner Sicht durchaus eine rudimentäre Intelligenz zusprechen. Ich behaupte, es gibt Computer, die jedes beliebige logische oder analytische Problem besser lösen können als eine Maus. Und ich behaupte, es wird irgendwann auch Computer geben, die jedes beliebige logische oder analytische Problem besser lösen können als ein Mensch. Sind sie dann "intelligent"? Ich würde sagen, ja - auch wenn sie mit Sicherheit nicht so denken werden wie wir.


    Bezogen auf Pandora gilt in jedem Fall: Ein System, das Wissen verarbeiten, logische Schlüsse daraus ziehen und durch Beobachtung und Erfahrung lernen kann, ist möglich - es gibt solche Systeme nämlich schon. Wenn diese hinreichend komplex und leistungsfähig werden, würde ich sie durchaus als "intelligent" bezeichnen.

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    Original von Joelle72


    Karl, bist du tatsächlich morgens um 6.40h durch die Gegend gelaufen, um zu wissen, wie menschenleer es dort ist um die Zeit. :-]


    Ehrlich gesagt nein. Noch ehrlicher gesagt war ich noch nie in Buchholz, was peinlich ist, weil es ja nun wirklich nicht so weit weg ist. Sorry an alle Buchholzer.


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    Dass plötzlich alle Telefone gleichzeitig geklingelt haben fand ich auch unheimlich. Aber ich denke, wenn es mir so plötzlich passieren würde, würde ich vielleicht auch die Schultern zucken und aber wohl auch nicht länger drüber nachdenken. Früher ist es ja auch öfter passeirt (Anfang der 80er) dass plötzlich jemand Drittes in der Leitung war oder man eben das Gespräch von zwei anderen Fremden mitanhören konnte. Und da würd mich das mit dem Handy auch nicht weiter irritieren. Jetzt nach dem Lesen des Buches natürlich schon :-]


    Im November 2007 sind die T-Com-Computer "durchgedreht". Da ist Folgendes passiert: Eine Frau bekam einen Anruf von ihrer Freundin, jemand Fremdes sei in ihrer Wohnung. Sie habe dort angerufen, und ein fremder Mann sei ans Telefon gegangen. Die Frau probierte es selbst, und tatsächlich war da eine fremde Stimme am anderen Ende ihrer eigenen Nummer. Erschrocken legte sie auf und informierte die Polizei, doch die fand in der Wohnung niemanden. Was war passiert? Der T-Computer hatte die Leitungen falsch zusammen geschaltet, so dass die Nummer der Frau zu einem fremden Telefon führte.


    Hätte ich die Geschichte damals schon gekannt, hätte ich sie auch in "Das System" eingebaut. ;-)

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    Original von Tom
    Man darf "Wissen" nicht mit "Daten" verwechseln. Daten sind (in der Regel auf atomische Strukturen zurückführbare, also aus kleinsten Einheiten bestehende) faktische Kenntniseinheiten, die ohne Kontext keinen Sinn machen. So kann man zum Beispiel eine Tabelle mit Temperaturwerten erstellen und irgendwo abspeichern. Wenn keiner weiß, was in dieser Tabelle steht, kann auch niemand etwas weder mit Einzelwerten oder der gesamten Tabelle anfangen (es bleiben einfach nur zusammenhangslose Zahlen). Das gilt auch, wenn man zwar weiß, daß hier Temperaturen gespeichert wurden, aber nicht, für welchen Ort, für welches zeitliche Intervall usw. usf. Um mit dieser Tabelle arbeiten zu können, ist eine Form von Wissen Voraussetzung - nicht nur solches um die Inhalte (Orte, Ablauf, Zusammenhang), sondern auch solches um die kontextuelle Einordnung (Was ist eine Temperatur? Was sind Zahlen? Was bedeuten diese Werte?).


    Soweit stimme ich zu.


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    Dieserart entsteht Wissen, und das ist äußerst schwierig zu speichern (oder irgendwie zu repräsentieren). Die künstliche Intelligenz müht sich seit Jahrzehnten ab, diese Verbindung zwischen Daten und ihrer kognitiven Bewertung zu schaffen (oder unähnliche Daten miteinander zu verknüpfen), und es ist ihr bis dato nicht einmal ansatzweise gelungen.


    Das stimmt schlicht nicht. Ich habe darüber promoviert, ich weiß, wovon ich rede. Zwar können Computer Wissen nicht im selben Kontext verwenden wie Menschen, aber das heißt in keiner Weise, dass sie kein Wissen erwerben oder verwenden können. Ein simples Beispiel: Ein Schachprogramm "weiß", dass es einen Bauern nicht in einem Zug drei Felder weit ziehen darf, und es "weiß" vielleicht, welche Eröffnungszüge - ohne Kenntnis der Strategie des Gegners - erfolgversprechend sind und welche nicht. Es kann vielleicht aus Siegen und Niederlagen lernen und "weiß" dann irgendwann, dass bestimmte Züge in einer gegebenen Situation erfolgreicher sind als andere.


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    Neuronale Netzwerke zum Beispiel scheinen in vielen Fällen "intelligente" Verhaltensweisen zu zeigen, aber auch ihnen fehlt in fast allen Fällen etwas, das man als Wissen bezeichnen könnte.


    Das ist natürlich eine Definitionsfrage, was man als "Wissen" bezeichnet. Aber es ist unbestreitbar, dass Maschinen autonom handeln und selbständig auf ihre Umwelt reagieren können. Beispielsweise sind heute schon computergesteuerte Autos in der Lage, sich ohne Fahrer durch den Stadtverkehr zu manövrieren (von gelegentlichen "Strafzetteln" wegen Fahrfehlern mal abgesehen). Dabei müssen sie auch mit unvorhergesehenen Ereignissen, wie etwa Ampelausfällen, klarkommen. Ein solches System braucht zwangsläufig Wissen über die Zusammenhänge im Straßenverkehr, über Regeln, über Ziele etc.


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    Man sorgt (z.B. im Falle des Internets) vor, indem man Daten mehrfach hält. Die Daten im Internet repräsentieren manchmal auch Wissen, aber kein Wissen, über das das Internet verfügt (!). Das Internet weiß überhaupt nichts. Es ist eine heterogene Datensammlung. Viele, viele kleine Agenten, die im Netz unterwegs sind, versuchen, Daten zu sammeln, zu analysieren, zu extrahieren und zu bewerten (z.B. die Robots der Suchmaschinen), aber auch diese Systeme wissen: Nichts. Es handelt sich um Software, die auf Datenebene arbeitet, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, was diese Daten bedeuten.


    Wenn eine Internet-Serverfarm - zum Beispiel die eines großen ISPs wie Strato oder 1&1 - ausfiele, wären diese Daten weg. Meine Site liegt bei Strato, und wenn die abschmieren, fehlen die Daten von meiner Site im Internet. Möglicherweise gibt es einige Spiegelungen davon irgendwo, aber sicher ist das nicht. Das System - das Internet - würde zwar weiter funktionieren, aber es böte nicht mehr den selben Datenbestand.


    Dies nur am Rande. Intelligenz und Umgang mit Wissen sind ein weiter Bereich. Es gibt einzelne Schritte in vielversprechende Richtungen, aber nichts, das auch nur ansatzweise als tatsächlich intelligent zu bezeichnen wäre. Versucht wird hier i.d.R. innerhalb von abgeschlossenen Regelsystemen, so daß die Systeme, mit denen experimentiert sind, nur sehr eingeschränkte Wissensakquise vorzunehmen haben (ohne tatsächlich etwas zu "wissen").


    Wir flüchten uns gern in diese letzte Bastion, dass Computer nie "genau so" denken werden wie wir Menschen. Das mag sein. Aber es ist im Grunde eine Ausflucht. Wenn Computer besser Schach spielen, besser Auto fahren und irgendwann auch bessere Bücher schreiben können als Menschen, dann wird es ziemlich schwer werden, ihnen "tatsächliche" Intelligenz abzusprechen.


    Im Übrigen verstehen wir viel zu wenig, was eigentlich die menschliche Intelligenz ausmacht, um wirklich zu wissen, wo die Grenze ist. Aber ich für meinen Teil habe nicht die geringsten Zweifel, dass wir Maschinen bauen werden, die uns in jeder Hinsicht geistig überlegen sein werden. Es ist eine zwangsläufige Folge der Evolution, die uns letztlich nur benutzt, um sich selbst zu beschleunigen.


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    Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich fand Karls Ansatz bemerkenswert und überaus interessant. Aber er hat sich ja nicht ohne Grund darüber ausgeschwiegen, wie die "Box" genau funktioniert. ;-)


    Na ja, wenn ich das wüsste, würde ich ja nicht hier sitzen und Bücher schreiben, sondern mich mit Bill Gates um die Sonnenliege streiten, oder? ;-)

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    Original von Toebi
    Ich freue mich schon auf Dein nächstes Buch und vielleicht gibt es dazu auch wieder eine Leserunde?


    Ich würde mich sehr freuen, Anfang 2009 wieder eine Leserunde zu begleiten! Mir macht es jedenfalls viel Spaß, Eure Kommentare und Anregungen und die vielen positiven Anmerkungen zu lesen. Das motiviert!

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    Original von grottenolm
    Ansonsten ist mir in diesem Kapitel ein Tippfehler aufgefallen: auf S.284 heißt es: "Selbst wenn Julia und Mark entkamen, würden vielleicht Unschuldige dabei verletzt oder getötet werden." Das müsste doch eigentlich Lisa heißen, oder?


    Au Backe!!! :bonk Ist erstaunlicherweise noch niemandem sonst aufgefallen (bzw. mir hat es keiner gesagt). Leider ist es schon zu spät, um den Fehler für die 2. Auflage zu korrigieren, aber ich nehme es trotzdem auf. Danke, Grottenolm!

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    Original von schnatterinchen
    [Also, ich hab es nicht als Kritik gemeint
    ...
    Vielleicht hilft Dir meine Erklärung , mich zu verstehen aber ich habe eben auch Dich jetzt verstanden, warum die Marken genannt werden.


    Ich freue mich über Anmerkungen und Kritik, besonders, wenn sie konstruktiv ist. Das hilft mir, beim nächsten Roman Fehler und Missverständnisse zu vermeiden. Daher bin ich Dir dankbar für den Hinweis! Also keine falsche Scheu davor, mir mal klar die Meinung zu sagen!

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    Original von Paradise Lost


    Ich hätte da mal eine Frage zu den ganzen Uhrzeiten. Offenbar beziehen die sich ja auf die jeweils gültige Ortszeit. Was für eine "Ortszeit" herrscht denn eigentlich auf einer Raumstation? :gruebel


    Ehrlich gesagt weiß ich es nicht mehr genau, ich glaube, es ist die Greenwich-Zeit (London), ich weiß aber noch, dass ich es recherchiert und die korrekte Zeit verwendet habe. Ich konnte es gerade auf die Schnelle nicht googeln.

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    Original von Toebi
    Hallo Karl,
    wird das Buch auch in andere Sprachen übersetzt? Gibt es hierzu schon Pläne?


    Die Vermarktung in Fremdsprachen macht der Verlag. Den aktuellen Stand kenne ich nicht, aber ich hoffe, dass es einige Übersetzungen geben wird. Am liebsten wäre mir natürlich Englisch, aber das ist leider so gut wie unmöglich. Obwohl die meisten in Deutschland verkauften Bücher aus dem Englischen übersetzt wurden, ist das nämlich quasi eine Einbahnstraße - insbesondere die Amerikaner interessieren sich kaum für ausländische Literatur. Es gibt Ausnahmen, wie Frank Schätzings "Der Schwarm" oder Cornelia Funkes "Tintenherz"-Trilogie, aber das sind eben wirklich nur Ausnahmen. Es ist tatsächlich wesentlich wahrsscheinlicher, dass mein Buch in Finnisch, Kroatisch oder Koreanisch erscheint. Aber das würde mich natürlich auch sehr freuen.

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    Original von Wiggli
    Hallo Karl, :wave


    ich habe da mal ein paar Fragen... :grin


    Erst mal vielen Dank, dass du die Leserunde begleitest und wir dich mit Fragen löchern können. :-]


    Dafür nicht ... Autoren lieben es, von Lesern "gelöchert" zu werden! :grin


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    Was mich immer interessiert: Wie bist du zum schreiben gekommen? Weil du selbst gerne liest? Oder weil du einfach dachtest, du kannst das und hast gute Ideen?


    Meinen ersten "Roman" habe ich mit 11 Jahren angefangen. Damals las ich Perry-Rhodan-Hefte und dachte, "das kann ich auch". ;-) Aber natürlich bin ich nicht über die ersten paar Seiten hinaus gekommen. So ähnlich ging es mir auch mit meinem 2., 3., 4. und 5. Roman. Lust zum Schreiben hatte ich schon immer, es fehlte mir aber an Disziplin, Durchhaltevermögen und der Erkenntnis, dass Schreiben ein Handwerk ist, das man erst lernen muss. Außerdem dachte ich immer, "das kann ich später mal machen, wenn ich mehr Zeit habe".


    Das änderte sich 2003, als ich ein Buch mit dem schönen Titel "So you want to write a Novel" ("Aha, du willst also einen Roman schreiben") las. Da stand im Wesentlichen drin: "Wenn Du ein Buch schreiben willst, dann setz dich hin und tu es - jetzt. Keine weiteren Ausreden mehr. Jeden Tag zwei Seiten, dann hast du nach einem Jahr ein Buch." Das hab ich dann gemacht. Seitdem schreibe ich jeden Tag - 3-4 Seiten normalerweise, manchmal mehr.


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    Wie ist es zur Veröffentlichung des Buches gekommen? Also, wie ist der Verlag auf dich aufmerksam geworden? Durch dein Frühwerk?
    Das frage ich, weil ich in den letzten Jahren deutsche Thriller vermisst habe und jetzt endlich endlich welche erscheinen (und dazu noch wirklich gute).


    Ohne meine Literaturagentin würde ich wohl jetzt immer noch hoffnungsvolle Briefe schreiben wie die meisten Autoren. Sie hat mich an den Aufbau-Verlag vermittelt. Aber auch das Interesse einer Literaturagentur zu wecken ist nicht einfach. Mir hat geholfen, an Schreibwettbewerben teilzunehmen. Mein erster Erfolg war es, unter die Top 20 beim Wettbewerb "Schreiben in einem Zug" der Deutschen Bahn zu kommen - ein tolles Gefühl! Noch besser war es natürlich, dass ich das Glück hatte, mit meiner Geschichte "Taubers Sammlung" den Schreibwettbewerb des "Buchjournals" zu gewinnen. Das hat mir dann die Tür zur Agentur geöffnet, und die erledigte den Rest.


    Allerdings braucht man für sowas Geduld: "Das System" ist der vierte Roman, den ich geschrieben habe!


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    Den Kapiteln vorangestellt sind die Orte und die Uhrzeit. Macht dies das schreiben leichter oder schwerer? Wenn man so schreibt muss man auf die Schlüssigkeit der Uhrzeiten achten, so einfach stelle ich mir das nicht vor. Zum lesen ist es für mich einfacher, auch wenn ich mich jedesmal erstmal daran gewöhnen muss.


    So einfach ist das auch nicht - in einem der ersten Kapitel ist ein dicker Uhrzeit-Bug drin, der sowohl mir als auch meinem Lektor bei Aufbau durch die Lappen gegangen ist und auf den ich erst durch Wolke aufmerksam gemacht wurde! :bonk Man braucht auf jeden Fall einen Zeitplan, aber beim Überarbeiten wird das gelegentlich noch über den Haufgen geworfen, und dann entsteht sowas.


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    Wann schreibst du? Neben der Arbeit, also in der Freizeit immer mal wieder ein paar Seiten? Schreibst du das Buch in einen Rutsch oder eher nach und nach? Wenn ich es richtig verstanden hast bist du ja nur im "Nebenberuf" Schriftsteller.


    Hauptberuflich bin ich Unternehmensberater, das ist ein 10-Stunden-Job. Außerdem habe ich 3 Söhne. Da bleibt nur eins: Morgens um 5.00 Uhr aufstehen und von 6.00 bis 7.00 Uhr schreiben. Am Wochenende vielleicht mal eine Stunde später.


    Normalerweise schreibe ich eine Rohfassung in einem Rutsch, lege sie dann beiseite und setze mich vier bis sechs Wochen später an die Überarbeitung. So hat man einen besseren Blick für die Schwachstellen.


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    Dann noch etwas, was mich interessiert: Du hast geschrieben, du hättest in Münster studiert. Welchen Studiengang hattest du belegt?


    Ich habe BWL studiert, mich während des Studiums aber viel mit Computern und künstlicher Intelligenz beschäftigt.


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    Ich hoffe, das waren jetzt nicht zu viele Fragen auf einmal. Aber wenn ich schon mal einen Autor direkt fragen kann muss ich es einfach mal ausnutzen. Und da mir das Buch bis jetzt echt gut gefällt will ich mehr wissen. :grin


    Ich freue mich über das Interesse und das Lob! :-)

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    Original von Luana
    >>>Vernetzung:
    Ich war mal auf der Homepage system-dasbuch.de - genial.


    Karl, echt super Idee das Buch so mit dem Netz zu verschränken. Somit kriegt man das Thema auch noch animiert und zwar in dem Medium, welches eigentlich DAS BÖSE ist....tolle Idee.


    Wie bist Du darauf gekommen?


    Die Idee ist ja eigentlich nahe liegend, aber die Konzeption der Website stammt nicht von mir, sondern vom Aufbau-Verlag. Ich muss sagen, das Team dort hat wirklich einen fantastischen Job gemacht!


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    >>> Einstieg:
    Also der Einstieg hat mich nicht so wirklich gepackt. Gleich mit der Raumstation ISS ..... fand ich persönlich etwas schade, weil sehr "weit weg". Wenn man die Story auf dem Klappentext liest und dann gleich mit nem anderen Thema einsteigt - ist mir etwas schwer gefallen.


    Die Kritik höre ich öfter, und im Hörbuch wurde die ISS aus Platzgründen ganz gestrichen. Vielleicht wirkt die Szene für manche wie Science Fiction, obwohl die ISS ja nicht SF ist, sondern ein real existierendes Objekt, für das jeder von uns einen messbaren Anteil seines Steueraufkommens bezahlt!


    Für mich ist die ISS ein Symbol: Einerseits dafür, was Menschen mit Technik erreichen können, andererseits aber auch für deren Anfälligkeit und unsere Abhängigkeit davon. Insofern finde ich sie als Einstieg in das Buch passend, wenn auch vielleicht für technisch weniger Interessierte etwas gewöhnungsbedürftig.

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    Original von Toebi
    Warum dem Wachmann nicht aufgefallen ist, dass der Fahrstuhl ständig rauf und runter fährt, verstehe ich nicht. Wenn bei uns im Gebäude mal Stromausfall war, spinnt der Fahrstuhl und fährt ständig rauf und runter und das kann man nicht überhören! Wahrscheinlich war der Comic so spannend :lache


    Eine richtig gute Antwort auf diese Frage habe ich zugegebenermaßen nicht. ?( Vielleicht war der Wachmann gerade auf einem Rundgang außerhalb des Gebäudes oder in einem entfernten Gebäudeteil, so dass er den Fahrstuhl nicht gehört hat.

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    Original von Queedin
    wow, das finde ich ja jetzt mal richtig sympathisch, dass Du so offen darüber redest, gute Ideen auch von anderen zu übernehmen. Nicht wenige hätten das jetzt bestimmt total verneint und behauptet, sie hätten Schätzings Buch nie gelesen!


    In Kritiken wird mir gelegentlich vorgehalten, "Das System" sei im Grunde nichts wirklich Neues und basiere auf Büchern wie "2001 - Odyssee im Weltraum" von Arthur C. Clarke oder "Game Over" von Philip Kerr. Dazu kann ich nur sagen: Stimmt. Es gibt nämlich eigentlich seit 2.000 Jahren keine wirklich neue Geschichte mehr. Wir alle kupfern vieles von den alten Griechen ab, direkt oder indirekt. Auch Shakespeare hat sich bei ihren Dramen bedient. Die Idee eines künstlichen Wesens, das außer Kontrolle gerät, findet sich schon im Mittelalter in der jüdischen Golem-Sage, in Goethes Zauberlehrling oder in Mary Shelleys "Frankenstein".


    Selbstverständlich bin ich von vielen Büchern beeinflusst, die ich gelesen habe, seien sie von Michael Crichton, Andreas Eschbach, Philip Kerr, Philip K. Dick, Stanislaw Lem oder eben Frank schätzing. Wie sonst hätte ich jemals lernen sollen, einen Roman zu schreiben? Es gibt zwar immer wieder Leute, die behaupten, dass einem Schreiben in die Wiege gelegt wird und man möglichst wenig lesen sollte, um sich "seinen eigenen Stil nicht zu verderben". Aber das ist ausgemachter Blödsinn. Schreiben ist ein Handwerk, das man erst erlernen muss wie jedes andere Handwerk auch. Hemmingway hat einmal gesagt: "Wenn du anfängst, zu schreiben, ist es einfach. Du schreibst nur für dich selbst und denkst, du machst keine Fehler. Doch wenn du lernst, für den Leser zu schreiben, dann wird es schwierig." Recht hat er.

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    Original von Bouquineur
    Warum ist künstliche Intelligenz eigentlich immer böse bzw. wird immer als böse dargestellt? Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch gelesen oder einen Film gesehen, in dem es anders war.


    Sehr gute Frage. Warum sind Orks immer böse und hässlich? Warum gibt es in der christlichen Glaubenslehre einen Teufel? Ich glaube, dass alle spannenden Geschichten auf den alten Konflikt zurück gehen, der in jedem von uns tobt: Soll ich nun egoistisch sein oder nett, soll ich meinen Kollegen hintergehen und mir auf seine Kosten einen Vorteil sichern, oder bin ich anständig und verzichte darauf? Indem wir unsere eigene hässliche Seite nach außen auf eine möglichst unmenschliche Figur projizieren, können wir uns leichter mit ihr auseinander setzen und uns mit einem Helden identifizieren, der nur noch die gute Seite repräsentiert. Pandora als nichtmenschliches Wesen eignet sich sehr gut für diese Projektion. Andererseits, ist sie wirklich böse? Kann ein Programm überhaupt böse sein?

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    Original von Bouquineur
    Eine technische Form der Evolution.


    Genau das ist der Punkt, und auch die Antwort auf die Frage von Bouquineur. Dass ein intelligentes System Jagd auf Menschen macht, wird so wohl vermutlich nicht passieren. Das habe ich in erster Linie eingefügt, um die Geschichte plastisch und spannend zu machen. Aber die eigentliche Wahrheit liegt tiefer und wird in der Szene in Professor Weisenbergs Büro angesprochen: Pandora ist ein Symbol für die technische Evolution, die meiner Meinung nach nichts anderes ist als die Fortsetzung der biologischen Evolution mit anderen Mitteln.


    Ob wir Menschen eine Zukunft haben, wird sich zeigen. Das ist eine lange und philosophische Diskussion, und eine befriedigende Antwort habe ich nicht. Aber ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns klar machen, dass hier tatsächlich ein evolutionärer Prozess im Gang ist, und dass wir dabei durchaus auf der Strecke bleiben könnten - so wie beispielsweise die Beuteltiere, die früher Südamerika beherrschten, aber dann quasi ausradiert wurden, als vor Jahrmillionen der Nord- und der Südamerikanische Kontinent bei Panama zusammenstießen.


    Was mich optimistisch macht: Maschinen sind nicht unsere Nahrungskonkurrenten, und sie können in Lebensräumen existieren, die uns Menschen verschlossen sind, beispielsweise im Weltraum oder unter der Erde. Friedliche Koexistenz ist also durchaus denkbar.

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    Original von beowulf
    Ich glaube wir haben ein ziemlich ernstes Problem- die Lemschen Robotgesetze hätten hier unbedingt einprogrammiert werden müssen - warum hat ein prinipiell sorgfältiger Programmierer wie Rainer an so was nicht gedacht?


    Ich vermute, du meinst die Asimovschen Robotergesetze: 1. Ein Roboter darf nichts tun, was einen Menschen zu Schaden kommen lässt, 2. ein Roboter muss den Anweisungen eines Menschen gehorchen, sofern dies nicht mit der ersten Regel kollidiert, 3. ein Roboter muss sich selbst schützen, es sei denn, das verstößt gegen 1. oder 2.


    So sehr ich Asimov als einen der Pioniere der SF schätze: Diese Regeln sind blanker Unfug. Ein Roboter wäre kaum in der Lage, abzuschätzen, ob durch eine Handlung (oder Nichthandlung) Menschen zu Schaden kommen. Beispiel: Der Roboter bekommt den Auftrag, ein lebenswichtiges Medikament in ein Krankenhaus zu bringen. Auf dem Weg dahin blockiert ein Mensch seinen Weg. Wenn er den Menschen umläuft, schädigt er ihn. Wenn nicht, stirbt vielleicht ein Patient im Krankenhaus. Was soll der arme Bot tun?


    Anders ausgedrückt: Die Asimovschen Regeln sind viel zu unpräzise formuliert, um sie in Programmcode umzusetzen. Selbst wenn Rainer Erling das gewollt hätte, er hätte es gar nicht gekonnt. Menschen agieren ja auch nicht nach solchen starren Regeln, sondern verwenden eine diffuse "Moralvorstellung". Die hat Pandora im Prinzip auch.

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    Original von beowulf
    Nun bin ich fertig- spannend, was gerade heute so passiert. Das Internet in Südostasien zusammengebrochen und Yahoo! für 30 Milliarden Euro verkauft.


    Noch nicht ganz ... Microsoft würde gern, aber noch hat Jerry Yang nicht reagiert, soweit ich weiß.


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    Ich habe hier mal die Frage von Nikana aus dem Rezifred geklaut, da mich die Antwort sehr interessieren würde:


    Original von Nikana
    Die computertechnischen Erklärungen innerhalb des Buches sind logisch und leicht verständlich. Man merkt, dass der Autor sich wirklich mit Computern auskennt. Allerdings halte ich es nicht für möglich, dass ein solches Programm wirklich in der beschriebenen Form existieren könnte.


    Zum Beispiel wird immer wieder betont, dass Pandora lernfähig ist. Wenn das so ist, muss Pandora ihr erworbenes Wissen irgendwo abspeichern und immer wieder abrufen können, d.h. es muss so etwas wie ein zentraler Datenspeicher existieren. Meines Erachtens könnte sie die Informationen nicht schnell genug aufrufen, wenn diese auf verschiedenen Computern im Internet verstreut wären. Sie gerät bei bekannten Fragen nie ins Stocken, was bedeuten würde, dass die "verseuchten" Computer immer eingeschaltet sind. Das ist unwahrscheinlich. Gerade deshalb ist normalerweise eine (oder mehrere) zentrale Datenbank unerlässlich, oder dieselben Daten müssen mehrfach verteilt worden sein. Aber das sind Details, die im Buch von den Protagonisten nie in Frage gestellt wurden. Es kann also gut sein, dass neben dem zerstörten Kernel-Server ein solches zentrales System existiert, ohne dass es je erwähnt wurde. Dennoch halte ich es für unwahrscheinlich, dass ein System so schnell wirklich logisch denken kann, sich in die Menschheit hineinversetzt, zielsicher weiß, was einen Menschen tötet und was "töten" bedeutet ..


    OK, das ist ein Roman, keine wissenschaftliche Abhandlung - ich behaupte nicht, dass alles, was ich beschreibe, exakt so technisch passieren könnte. Doch der Einwand von Nikana stimmt so nicht. Das Gehirn hat beispielsweise keinen "zentralen Datenspeicher" - unser Wissen ist über alle Hirnareale verteilt. Wenn man einen Teil des Gehirns entfernt - was durchaus ohne Lebensgefahr möglich und auch schon passiert ist - werden nicht etwa bestimmte Teile des Wissens gelöscht. Ähnlich ist es beispielsweise mit einem Hologramm: Schneidet man es in der Mitte durch, erhält man zweimal dasselbe Bild, nur unschärfer (so seltsam das auch klingt). Zentrale Datenspeicher sind im Prinzip ein Relikt aus der Anfangszeit der Computertechnik. Und auch der Ausfall von einzelnen Computern ist kein Problem, wenn Pandora ihr Wissen redundant (d.h. mehrfach) speichert. Das Internet wurde extra so konstruiert, dass ein Teilausfall (beispielsweise durch einen Atomangriff) das Gesamtsystem nicht gefährdet.

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    Original von CathrineBlake
    Bei mir hat sich auch während des Lesens von "Das System" die Festplatte verabschiedet. Lustig find ich das nicht, denn jetzt geht gar nix mehr :-( Ich führe es auch eindeutig auf "Das System" zurück :-)


    Im Juni 2007 hatte ich ein Projekt als Unternehmensberater bei einem großen Buchhändler. Natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt und einem Mitarbeiter dort ein Vorab-Exemplar von "Das System" in die Hand gedrückt. Keine 4 Stunden später - er hatte gerade Kapitel 1 (an Bord der ISS) gelesen - kam er zu mir und meinte, ich sollte mal zu SPIEGEL Online gehen. Da stand ein aktueller Bericht vom selben Tag über einen massiven Computerausfall an Bord der ISS! Ich muss sagen, da hab ich selbst erst mal einen Schreck gekriegt. ;-)