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Original von Wiggli
Hallo Karl,
ich habe da mal ein paar Fragen...
Erst mal vielen Dank, dass du die Leserunde begleitest und wir dich mit Fragen löchern können.
Dafür nicht ... Autoren lieben es, von Lesern "gelöchert" zu werden!
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Was mich immer interessiert: Wie bist du zum schreiben gekommen? Weil du selbst gerne liest? Oder weil du einfach dachtest, du kannst das und hast gute Ideen?
Meinen ersten "Roman" habe ich mit 11 Jahren angefangen. Damals las ich Perry-Rhodan-Hefte und dachte, "das kann ich auch". Aber natürlich bin ich nicht über die ersten paar Seiten hinaus gekommen. So ähnlich ging es mir auch mit meinem 2., 3., 4. und 5. Roman. Lust zum Schreiben hatte ich schon immer, es fehlte mir aber an Disziplin, Durchhaltevermögen und der Erkenntnis, dass Schreiben ein Handwerk ist, das man erst lernen muss. Außerdem dachte ich immer, "das kann ich später mal machen, wenn ich mehr Zeit habe".
Das änderte sich 2003, als ich ein Buch mit dem schönen Titel "So you want to write a Novel" ("Aha, du willst also einen Roman schreiben") las. Da stand im Wesentlichen drin: "Wenn Du ein Buch schreiben willst, dann setz dich hin und tu es - jetzt. Keine weiteren Ausreden mehr. Jeden Tag zwei Seiten, dann hast du nach einem Jahr ein Buch." Das hab ich dann gemacht. Seitdem schreibe ich jeden Tag - 3-4 Seiten normalerweise, manchmal mehr.
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Wie ist es zur Veröffentlichung des Buches gekommen? Also, wie ist der Verlag auf dich aufmerksam geworden? Durch dein Frühwerk?
Das frage ich, weil ich in den letzten Jahren deutsche Thriller vermisst habe und jetzt endlich endlich welche erscheinen (und dazu noch wirklich gute).
Ohne meine Literaturagentin würde ich wohl jetzt immer noch hoffnungsvolle Briefe schreiben wie die meisten Autoren. Sie hat mich an den Aufbau-Verlag vermittelt. Aber auch das Interesse einer Literaturagentur zu wecken ist nicht einfach. Mir hat geholfen, an Schreibwettbewerben teilzunehmen. Mein erster Erfolg war es, unter die Top 20 beim Wettbewerb "Schreiben in einem Zug" der Deutschen Bahn zu kommen - ein tolles Gefühl! Noch besser war es natürlich, dass ich das Glück hatte, mit meiner Geschichte "Taubers Sammlung" den Schreibwettbewerb des "Buchjournals" zu gewinnen. Das hat mir dann die Tür zur Agentur geöffnet, und die erledigte den Rest.
Allerdings braucht man für sowas Geduld: "Das System" ist der vierte Roman, den ich geschrieben habe!
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Den Kapiteln vorangestellt sind die Orte und die Uhrzeit. Macht dies das schreiben leichter oder schwerer? Wenn man so schreibt muss man auf die Schlüssigkeit der Uhrzeiten achten, so einfach stelle ich mir das nicht vor. Zum lesen ist es für mich einfacher, auch wenn ich mich jedesmal erstmal daran gewöhnen muss.
So einfach ist das auch nicht - in einem der ersten Kapitel ist ein dicker Uhrzeit-Bug drin, der sowohl mir als auch meinem Lektor bei Aufbau durch die Lappen gegangen ist und auf den ich erst durch Wolke aufmerksam gemacht wurde! Man braucht auf jeden Fall einen Zeitplan, aber beim Überarbeiten wird das gelegentlich noch über den Haufgen geworfen, und dann entsteht sowas.
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Wann schreibst du? Neben der Arbeit, also in der Freizeit immer mal wieder ein paar Seiten? Schreibst du das Buch in einen Rutsch oder eher nach und nach? Wenn ich es richtig verstanden hast bist du ja nur im "Nebenberuf" Schriftsteller.
Hauptberuflich bin ich Unternehmensberater, das ist ein 10-Stunden-Job. Außerdem habe ich 3 Söhne. Da bleibt nur eins: Morgens um 5.00 Uhr aufstehen und von 6.00 bis 7.00 Uhr schreiben. Am Wochenende vielleicht mal eine Stunde später.
Normalerweise schreibe ich eine Rohfassung in einem Rutsch, lege sie dann beiseite und setze mich vier bis sechs Wochen später an die Überarbeitung. So hat man einen besseren Blick für die Schwachstellen.
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Dann noch etwas, was mich interessiert: Du hast geschrieben, du hättest in Münster studiert. Welchen Studiengang hattest du belegt?
Ich habe BWL studiert, mich während des Studiums aber viel mit Computern und künstlicher Intelligenz beschäftigt.
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Ich hoffe, das waren jetzt nicht zu viele Fragen auf einmal. Aber wenn ich schon mal einen Autor direkt fragen kann muss ich es einfach mal ausnutzen. Und da mir das Buch bis jetzt echt gut gefällt will ich mehr wissen.
Ich freue mich über das Interesse und das Lob!