Zitat
Original von Zen-71
Wissen würde ich gerne von Karl, wie der Satz gemeint war, das das kein Buch gegen die Technik ist. Für mich weiß ich nicht, wie da positives gegen negatives angerechnet werden kann.
Wie Du zu Beginn Deines Beitrags sehr schön darstellst, kann Technik auch sehr angenehm und nützlich sein. Sie rettet Leben, sie ermöglicht es 7 Milliarden Menschen, auf der Erde zu existieren, sie kann sogar dazu beitragen, die Umwelt zu schützen. Ich nutze auch täglich das Internet und wüsste gar nicht, wie ich ohne es meine Bücher schreiben sollte. Technik ist also keinesfalls nur schlecht, und ich bin absolut kein Fan der "Zurück zur Natur"-Philosophie, weil das schlicht bedeuten würde, dass wir uns von einem großen Teil der Menschheit verabschieden müssten. Im Übrigen ist die Natur ja auch nicht immer nur nett zu uns, auch wenn wir dank der Technik ihre Brutalität und Gleichgültigkeit uns gegenüber gern vergessen.
Wogegen ich mich hingegen wende (und das wird hoffentlich gegen Ende deutlicher), ist die Naivität, mit der wir Technik betrachten. Wir glauben, die Dinge im Griff zu haben - das ist unser Problem. Uns mangelt es oft an der Einsicht unserer eigenen Unfähigkeit, die Komplexität unserer Umwelt und auch der Technik zu begreifen. Wenn wir uns bewusst sind, dass wir Dinge nicht verstehen, dann können wir mit dieser Ungewissheit umgehen. Schlimm wird es erst, wenn wir die ignorieren. Banker beispielsweise, die glaubten, Risiken "im Griff zu haben", haben die Finanzkrise ausgelöst. Nicht die Computer waren daran Schuld, sondern die Leute, die den Ergebnissen der Computer blind vertraut haben, die Unsicherheit und Komplexität einfach ausgeblendet haben (es gab natürlich noch mehr Faktoren, aber das war ein wichtiger).
Ich habe keine Angst vor Technik, und ich bin nicht gegen sie - nicht mal gegen Gentechnik. Aber wer beispielsweise glaubt, einen Mikroorganismus erschaffen zu können, der genau das tut, was man von ihm erwartet, und ihn dann in die Natur entlässt in der Annahme, das Ergebnis kontrollieren oder auch nur vorhersagen zu können, der macht sich in meinen Augen sträflichen Leichtsinns schuldig.