Anne Holt - Der norwegische Gast
Innentext:
Seit Stunden wütet über dem unzugänglichen norwegischen Bergdorf Finse ein Schneesturm. Der einzige Zug dorthin ist in einer Schneewehe entgleist, die Passagiere, unter denen auch die ehemalige Kommissarin Hanne Wilhelmsen ist, finden Zuflucht im nahen Hotel. Die Reisenden machen sich miteinander bekannt, und bald drehen sich die Gespräche vor allem um eines: Was haben die Wachen vor den Türen des Hotels zu bedeuten? Wen sollen sie schützen? Die königliche Familie, einen ausländischen Ter roristen? Während die Vermutungen ins Kraut schießen, geschieht ein brutaler Mord - ein mitgereister Pastor, der durch seine Fernsehauftritte große Bekanntheit genießt, liegt tot im Schnee vor dem Haus. Panik macht sich unter den Eingeschlossenen breit, und als Hanne Wilhelmsen glaubt, einen Zeugen gefunden zu haben, wird auch er ermordet.
Meine Meinung:
Die Situation in "Der norwegische Gast" ist alles andere als angenehm. Durch eine Zugentgleisung landen die Passagiere in einem Hotel und sind von der Außenwelt abgeschnitten. Doch das ist noch nicht alles, denn bereits in der ersten Nacht geschieht ein grausamer Mord und die Menschen wissen nicht, wem sie trauen können und wem nicht.
Und dann ist da noch dieser geheimnisvolle Waggon und niemand weiß, wer denn eigentlich da versteckt wurde?
Bisher habe ich von Anne Holt noch nichts gelesen, aber mir hat dieser Krimi gut gefallen.
Hanne Wilhelmsen scheint keine einfache Person zu sein. Seit einem Dienstunfall sitzt sie im Rollstuhl und versucht sich von ihren Mitmenschen zu isolieren, nur zwei Menschen lässt sie in ihrem jetzigen Leben noch an sich heran.
Im Laufe des Buches allerdings lässt sie diese Fassade ab und zu mal etwas einreißen und nähert sich anderen Personen.
Ihre Gedanken mitzubekommen finde ich sehr interessant, und auch dass sie es schafft den Fall nur durch ihre starke Beobachtungsgabe zu lösen, ohne die Hilfe von irgendwelchen (technischen) Mitteln.
Auch die anderen Personen in dem Hotel finde ich ganz interessant und vorallem mitzuerleben, wie die verschiedenen Menschen in so einer Extremsituation reagieren. Die Auflösung war mir bis zum Ende hin unklar. Zwar hatte ich hier und da eine Vermutung, allerdings wechselte diese mit jeder gelesenen Seite.
Zwar wurde die Geschichte um den geheimnisvollen Mann in dem Waggon nicht gelüftet, aber das hat mich nicht weiter gestört. Im Gegenteil, dieses "offene" Ergebnis hat mir sogar gefallen. Dem Leser bleibt es sozusagen selbst überlassen, was er daraus macht. Entweder handelt es sich wirklich um einen Terroristen (fiktiver oder real) oder vielleicht war es tatsächlich nur ein kleines Experiment?
Man weiß es nicht, aber man kann es sich selbst, individuell zurechtlegen.
Die Atmosphäre in diesem Krimi empfand ich als sehr beklemmend und angespannt. Das Rütteln des Sturmes und der Schnee konnte ich gut miterleben, obwohl es natürlich noch besser gewesen wäre, wenn man dieses Buch im tiefsten Winter bei Eis und Schnee lesen würde.
Für mich war es insgesamt ein gutes Leseerlebnis und ich werde Hanne Wilhelmsen bestimmt mal wiedertreffen.