Beiträge von B.Linzel

    [quote]Original von magali


    Religion ist keineswegs das Gleiche wie 'persönlicher Glaube'. Diese Gleichsetzung ist es, die hier so oft zum Streit führt.
    Über persönliche Glaubensüberzeugungen kann man tatsächlich nicht diskutieren.
    Darüber, was Religion ist, wie sich so etwas auf menschliche Gesellschaften und auf Individuen auswirkt, aber durchaus.


    Amen, Schwester. Meine Rede. Nach Dawkins ist es mir schlicht nicht länger möglich, auch nur einigermaßen zuversichtlich in eine Diskussion mit Hardcore-Muslimen einzusteigen. Ich kann nicht den einen mit Milliardenbeträgen, mit Schulmonopolen, meinungsmachenden Fernsehbeiträgen ohne Ende und großformatigen Texten und Bildern ehrfurchtsvoll huldigen, während ich bei den anderen - die aus denselben Gründen, mit der gleichen Rechtfertigung agieren - auf das verweise, was mir wirklich am Herzen liegt: unsere so hart erkämpfte Rechtsstaatlichkeit. So sperrig es im Einzelfall auch sein mag, ist das Grundgesetz, die unantastbare Würde des Menschen, doch das einzige Gut hierzulande, das wirklich Einsatz und Engagement verdient hat

    Taucht nie wieder auf, soll wohl wirklich nur deutlich machen, dass die Kleine noch die alte ist. Aber MORD würde ich das ganze denn doch nicht nennen. Eher so ein bisschen diskretes Um-die-Ecke-bringen. Sterbebegleitung der etwas anderen Art. Übergeordneter Gerechtigkeit den Arm leihen. Was auch immer, aber doch nicht Mord ;-)

    "Sagen sie ihm, dass er die Träume seiner Jugend nicht vergessen soll, wenn er ein Mann geworden" ... wahr und wichtig. Aber eben wurde mir wieder klar, dass es keine Neuauflage alter Träume gibt. Nach all diesen Jahren ist die Flusswelt tatsächlich ein bisschen wie kalter Kaffee. Nichts, was seither nicht origineller, klüger, eleganter geschrieben wurde. Mal abgesehen vielleicht von Stanislav Lem wird das wohl für all meine Lieblingsautoren aus Teenie-Tagen gelten. Kennt eigentlich noch irgendjemand Mark Brandis und die Lens-Träger von E.E.Doc Smith, meine allerersten Ausflüge ins Genre? Die werde ich jetzt garantiert nicht noch mal lesen.

    Lohnt sich wirklich. Aber ich sehe gerade, dass mein Beitrag nicht nur ziemlich wirr, sondern auch grottenfalsch war: Wenn ich mich recht erinnere, jetzt, wo ich nicht nur zwischen Tür und Angel eine Schnellschnell-Aktion starte, war nämlich Andrew Dalziel nicht Aeneas, sondern Odysseus... und überhaupt hat das in einer "Fremdenhaus"-Besprechung rein gar nicht verloren. Aber so ist das manchmal, wenn man das Wort nicht halten kann. Das Buch ist gut. Viel Spaß damit... :roeslein :roeslein

    Ein guter Hill. Aber selbst ein durchschnittlicher Hill ist immer noch geschätzte 20000 Mal besser als die Durchschnittskost, die einem sonst so in die Hände fällt.
    Klasse Rezension - wollte eben selbst eine schreiben, und die erste Enttäuschung darüber, wieder mal eine Zuspätgekommene zu sein, hat sich sehr schnell gelegt: Kompliment.
    Hill überzeichnet immer, und seine eigentlichen Helden sind sich, zumindest in allem, was zählt, stets verblüffend ähnlich. Aber, ey, das ist wie Heimkommen oder - in Abwandlung eines alten Sponti-Spruchs - wie ein Romika-Schuh: reinschlüpfen und sich wohlfühlen. "Der Wald des Vergessens", "Das Haus an der Klippe", "Das Dorf der verschwundenen Kinder", "Der Schrei des Eisvogels", "Der Lüge schöner Schein", "Mord auf Widerruf", natürlich "Die rästselhaften Worte" - ich hab noch nie bekommen, was ich erwartet habe, und genau deshalb war ich noch nie wirklich enttäuscht.
    Der Dicke als Aeneas? Als runkelrübendichter einziger Zeuge? ... das Mark der Hill-Romane!!! Andrew Dalziel und Peter Pascoe (die Helden fast aller im Deutschen veröffentlichten Titel) finden in einer heftig fluchenden mathematischen Ausnahme-Begabung aus Oz und einem spanisch-katholischen Schöngeist würdige Nebenbuhler. Thor, den Dorfschmied mit Lokis Sinn für Humor, natürlich nicht zu vegessen; wie könnte man.
    Und diese Küche im Fremdenhaus hat mir von Anfang an - auf falscher Fährte - eben jenes entsetzt-angewiderte und doch irgendwie sensationsgeile Schaudern aufgezwängt, das hier in der Beurteilung drittklassiger Möchtegern-Historiker so furchtbar vernichtend zerpflückt wird.
    Wenn ich über Reginald Hill spreche oder schreibe verliere ich mich in Adjektiven. Aber ey, er ist einfach einer der Besten.
    (Deutlich zu viel Wort-Müll)

    Neee, war kein Fehler. Beim endgültig In-Den-Keller-Räumen hab ich mir's ein drittes Mal vorgenommen: Pratchett, Herrgott, liefert doch nicht Nichts ab. Und siehe da, ich hab mir die gemeine Hausketze bis ganz zum Schluss vorstellen lassen. Ist zwar wirklich nicht das, was er sonst vorlegt, aber doch ganz amüsant.

    Für Briefe konnte ich mich noch nie begeistern. Mal abgesehen von Daddy Langbein, aber da war ich zwölf und überhaupt zählt das nicht. Dass ich jetzt jede Nacht grinsend wach liege bis zum geht nicht mehr, überrascht mich wirklich. Gut, einmal hat "ze Hun" dieses für einen Kollegen schwärmende Fräulein unnötig barsch abgefertigt - wie kann jemand, der so wenig empfindsam ist, so sensibel sein, oder so ähnlich - aber ansonsten kann ich seine Rotzigkeit ohne das kleinste bisschen Unbehagen genießen: Es trifft nämlich wirklich immer die Richtigen. Und schreiben kann der Mann, dass es eine wahre Freude ist. Unbedingt zu empfehlen.

    Beim Kommissar Kluftinger daheim, also im Allgäu, erschießt sich ein Unbekannter auf der Flucht vor zwei österreichischen Polizisten, die, im Glauben, einen Waffenschieber zu verfolgen, "dör Gschicht " mit der Grenze nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken. Die beiden gehen dem Kluftinger gewaltig auf die Nerven - vor allem als er mit gewohnt schwachem Magen vor dem Toten steht ("An Koopf! Weggschossn. Bumm. Bumm"). Ach, wenn das nur sein einziges Problem wäre. Der junge Mann war ein frisch bekehrter Muslim und Dschihad-Krieger, und auf seinem Laptop sind die Anzeichen für einen Terroranschlag beim besten Willen nicht zu übersehen. Behilft sich das Team zunächst mit Karl May und einem Xavier Naidoo-Text (!!!!!!!), um die Extremisten mit mehr Glück als Verstand hinzuhalten, gibt es bald Hilfe von ganz oben, vom BKA. Und der Kluftinger hat plötzlich einen Chef, der keine Witzfigur ist. Faruk Ildrim, Terrorexperte, beeindruckt ihn wirklich - wie ungewöhnlich. Dennoch haben sie nichts in der Hand. Und die Stunde Null rückt immer näher.


    Volker Klüpfel, 1971 in Kempten geboren, studierte Politologie und Geschichte und ist heute Leiter der Kulturredaktion der Memminger Zeitung (gibt's da mehr als einen Kulturredakteur??).
    Michael Kobr wurde 1973 ebenfalls in Kempten geboren. Er ist in Kempten und Durach aufgewachsen und verdient sein Brot als Realschullehrer. Gemeinsam haben die beiden die Kommissar-Kluftinger-Reihe veröffentlicht: Milchgeld, Erntedank, Seegrund und jetzt Laienspiel.


    Al Kaida im Allgäu? Na geh her. Wer wird denn alles so ernst nehmen. Gut, der Kluftinger tut's - und genau das rettet diese völlig überdrehte Geschichte. Dem Kluftinger passiert's nur einmal, dass er Duschhaube liest, statt Duschanbe. Der Kluftinger beim Tanzkurs mit seinem Erzfeind, dem Dummschnösel Langhammer? Slapstick pur. Viel schriller und viel schräger als jemals zuvor. Ebenso der Schuhkauf mit der Mama oder die Proben für die große Freilichtspiel-Inszenierung von Wilhelm Tell.
    Niemand kann so recht erklären, warum der Kluftinger kein Kasper ist. Und nur die Doofen und die Müden finden ihn langweilig. Ich glaub' mittlerweile, dass ungeachtet all der absurden, auf die alleräußerste Spitze getriebenen Klischees, irgendwo da draußen tatsächlich ein Kluftinger rumläuft. Vielleicht hängen sie ja wirklich manchmal Fotos auf, die ihn in irgendeiner lächerlichen Pose zeigen - aber ganz sicher respektieren sie ihn als einen, der so bieder gar nicht sein kann, dass sich Instinkt und Intellekt nicht immer wieder durchsetzten .

    Stimmt natürlich, ich korrigiere mich. Aber diese Jiddisch-Brocken sind so gut eingebaut, die Satzsstellung selbst ist so authentisch, dass ich beim Lesen immer den echten Tonfall im Ohr hatte - und nie das Gefühl, verschaukelt zu werden. :-)

    Fand ich am Anfang interessant, war dann aber irgendwann nur noch der nicht mal besonders gelungene Versuch, typische US-Thriller zu imitieren, die selbst Massenware sind. Zudem gibt's um die Spannung halten zu können, jede Menge Haarsträubendes. Hab's irgendwann zwischen gestern und heute enttäuscht aus der Hand gelegt.

    Habe jetzt die ersten, durchweg positiven Rückmeldungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis: Da ist wirklich etwas Gutes gelungen.
    Ich mag, um noch einen allerletzten Punkt anzubringen, diese Vorstellung von einem Zwischenreich, in dem sich Sterbende mit den Bildern zu helfen wissen, die ihnen vertraut sind. Von einer ganz anderen Seite ist das Reginald Hill im "Dorf der verschwundenen Kinder" gelungen. Ein wunderbares, ein entsetzliches Buch, das Euch ganz bestimmt ebenfalls gefällt.

    Zitat

    Original von Froschi
    Duhu Britt, über den Computertomograph in nem Arztsprechzimmer müssn mer nomal reden... :rolleyes :gruebel


    hat mir auch zu denken gegeben, aber jetzt bin ich drüber weg...
    Duhu Britt, weiß Du, ob es tatsächlich auch in Stuttgart Ableger dieser kriminell dämlichen Spinner gibt??? Ich mag, wie Du, bzw. Thea die Medizin sieht; das entspricht meinem Weltbild.


    Ein Mann kann mich reizen, wenn er rotzig ist, arrogant, unverschämt. Und wenn er sich selbst nicht ganz so ernst nimmt, darf er auch alle Macho-Register ziehen. Aber ehrlich: Im ersten Band war Messmer einfach nur plump. Vielleicht sogar ein bissle peinlich. Unglaublich, welche Wandlung der Mann erfahren hat. Dass seine Witze so schlecht sind, hat mich nie gestört .


    :zwinker :zwinker :zwinker


    Heute Morgen wollte ich nur mal eben ein paar Seiten ... und als ich dann auf die Uhr sah - Himmelarsch in zehn Minuten fängts Training an -, ist mir erst so richtig klar geworden, wie sehr ich diesen dritten und mit Abstand besten Band mag. Als ich die beiden zurückließ, kniete er verzweifelt im Gras, die Waffe irgendwo; Herrgott ist das gut gemacht. Jetzt freu ich mich auf die allerletzten Seiten und wünschte, es wäre noch nicht vorbei.
    Wirklich etwas Besonderes.
    Danke und Gruß

    Britt : Versteh's einfach als Riesen-Kompliment, ein Krimi-Lob von Mama ist schwer zu kriegen. Was mich fertig macht, ist dass ich mir ums Verrecken den Namen nicht merken kann; Sven .. Stieg, sogar in der Besprechung hatte ich ein Larssen. Stupido.


    Ich mag, dass nicht alles zu Tode erklärt wird. Wenn Thea weiß, was ein Hennin ist - ich hatte keine Ahnung, dass die Dinger so heißen -, dann muss der Leser nicht wissen, woher. Beim Bohnenviertel dagegen tut eine Auffrischung in der Tat dem Buch und den Lesern gut.
    Ich mag dem Kübler seine Sprüche: Das mit dem gleichzeitig "scheißen, Kraut hacken und dem Pfarrer die Hand geben" war neu und begeistert mich dermaßen, dass ich es in meinen Sprachgebrauch übernehme.
    Ich mag die Leute aus der Rollenspielszene; gut getroffen, schön geschieben - die Erklärung etwa, dass Wirklichkeit all das ist, was wir in einem bestimmen Moment denken und fühlen: "Wir schaffen die Welt mit unseren Gedanken".
    Frau Baric soll bitte bleiben wie sie ist. Ich mag Originale und Sonderlinge in der Regel viel lieber als die Überangepassten; außerdem wird bei uns auch während der Arbeitszeit geputzt (weil's sonst nämlich ebbes extra koscht), und ich kenne derart skurrile Dialoge durchaus aus eigenem Erleben.
    Die Begegnungen mit Hannes könnten dagegen ruhig einen Tick boshafter inszeniert werden; wenn der Kerl wirklich soooo dusslig wäre, hätte sie nie mit ihm leben können.
    Ansonsten habe ich einge der Beiträge hier ganz schnell überlesen; bin nämlich erst auf dem Rummel (wir hatten gestern überraschend nochmal Gäste). Na ja, und jetzt muss ich, wie der Kübler, in den Stall und dann geht's gleich ins Büro. Es ist zum auf der Sau nausreiten. Dabei würde ich soo gerne weiterlesen.
    Ach ja: Danke Froschi. Vielen lieben Dank. Dein Rabe war heute das schönste Geschenk und wird in einzelnen Abschnitten in mein kleines schwarzes Buch übernommen... poe..tisch. Kicher. Oder rofl und lol, wie meine Kleine sagen würde.

    Vorab schon mal was, einfach weil ich das Wort nicht halten kann, sprich sprech- und schreibinkontinent bin. Meine Mama, die eigentliche Krimi-Leserin der Familie, hat heute beim Familientreffen vom ersten Band geschwärmt - den ich ihr lauwarm empfohlen hatte - und wollte unbedingt die anderen Bände. Alle Achtung: Die Frau hat, um ein Beispiel zu nennen, mich und meinen gesamten Freundeskreis mit dem Sven Larsson-Fieber infiziert, und vor allem hat sie überhaupt keine Hemmung, auch ihr persönlich bekannte Autoren in Grund und Boden zu goscheln. Ihr Lob zählt wirklich was. Was sie dann erst zum zweiten Band sagen wird ...
    Und dann hab ich mich mich vorher mit den allerersten Seiten und einem großen Glas Weißwein auf die Kellertreppe verzogen (hau wech), weil doch jeder weiß, dass drinnen die züchtige Hausfrau waltet, und keiner genau wissen will, was sie denn genau tut, da drinnen. Ich liebe das Cover - war hier auch irgendwo Thema - und der Anfang ist auch vom Feinsten. Ehrlich. Und dann musste ich grinsen, als ich über die 200 Liegestütze gestolpert bin; bin zunächst davon ausgegangen, dass Froschi absurden Sinn für Humor beweist (warum bohr' ich mir kein Loch ins Knie und gieß Milch hinein). Und jetzt haben sich die Gäste verabschiedet, alles ist sauber und aufgeräumt und ich freu mich auf alles, was Thea Engel so erwartet. Demnächst mehr in diesem Theater. Liebe Grüße an alle Mit-Leser.
    (in der Hektik zig Tippfehler übersehen)