Okay, dieser Thread ist zwar schon etwas älter, aber ich bin ja auch nciht mehr der jüngste
"Der letzte seiner Art" war der dritte meiner Eschbach-Romane. Ich habe einen Thriller erwartet. Schnell, hart, kompromißlos.
Was habe ich bekommen?
Ich habe einen Freund gewonnen, der mich bis zur letzten Seite begleitet hat. Duane. Einen Kerl, wie ich ihn vor vielleicht 30 Jahren mit dem sechs-Millionen-Dollar Mann zum ersten Mal erleben durfte.
Damals saß ich als Knirps vor der Flimmerkiste, der Mund offen und die Augen aufgerissen, als würde mir der Leibhaftige gerade beweisen, das er eigentlich ein ganz lieber Kerl ist. Wenn diese Serie lief habe ich die Welt vergessen. Man hätte mich wegtragen können, Hauptsache die Flimmerkiste wäre dabei vor meinen Augen geblieben.
Allerdings dürfte der sechs-Millionen-Dollar-Mann, wie inzwischen die meisten Helden meiner Kindheit, in Rente gegangen sein.
Und genau hier schlägt das Buch auf.
Bei einem der auszog, Amerikas Feinden mit Feuer und Stahl das Fürchten zu lehren, und der jetzt die Tasse Kaffee in einer Hotelbar heimlich in die Blumen kippen muss, weil sein umgebauter Körper normale Nahrung nicht mehr verträgt. Bei einem Mann, der erst jetzt merkt, was er für den Traum der Unbesiegbarkeit aufgegeben hat. Einem Traum, der sich mehr und mehr in Nichts auflöst.
Andreas Eschbach spielt hier auf der Klaviatur des Thrillers eine nachdenkliche Stimmung. Er tut dies, ohne die typischen Elemente eines Thrillers, die Spannung einer Jagd und die Flucht vor unsichtbaren Gegnern, außer Acht zu lassen. Er lässt seinen Helden dabei selber erzählen. Frei von der Leber weg, ohne Schnörkel und Hurra-Patriotismus. Kurz gesagt: Andreas Eschbach bricht mit allen Regeln, die jemals unter Schriftstellern die Runde machten und mit den Worten "du sollst nicht ..." beginnen.
Und?
Was solls`s?
Er kann es einfach.
Das Buch besticht durch seine Sprache, die ungewöhnliche Thematik, die zudem noch aus einer nie gesehenen Perspektive angesprochen wird.
Für mich eines der besten und intelligentesten Sci-Fi-Bücher der letzten Jahre und mein all-time-Favorite im Bücherregal.
Jetzt weiß ich endlich, das auch die Helden meiner Kindheit nur Menschen waren. Es war schön mal einen von ihnen wiederzusehen.