Beiträge von gefion

    Sei gegrüßt, Rebell. Da ich keine Lautsprecher habe, darfst du auch gerne singen. :grin


    Welcher Kontinent interessiert dich lesetechnisch denn am meisten? Und weshalb? Ich favorisiere Europa, allenfalls noch Afrika. Aber man kann mich auch von anderen Ländern überzeugen.


    LG
    Gefion

    Ich kann mich auch nicht freimachen davon, meine Leseentscheidung davon abhängig zu machen, ob ich einen Autor sympathisch finde. Darum versuche ich zunächst mal, mich gar nicht mit dem Autor zu beschäftigen. Wenn im Klappentext was über ihn/sie steht, vermeide ich es, das zu lesen. Genauso mag ich es nicht, Fotos der Autoren im Buch zu finden, da sie mich beeinflussen.
    Wenn da etwa eine nette junge Autorin zu sehen ist, die aber blutrünstige Thriller schreibt, verstört mich das eher, denn Optik und Text passen nicht zusammen.


    Umgekehrt kann es mich natürlich positiv beeinflussen, wenn Foto, Biografie, Charakter des Autors und Roman zusammenpassen... doch auch in dem Fall mag ich es lieber, wenn ich das erst nach dem Lesen eines Romans herausfinde.


    Für mich soll vorrangig der Text wirken... andererseits bilde ich mir ein, dass man aus der Art und Weise, wie ein Roman geschrieben ist, schon oft Rückschlüsse auf den Charakter des Autors schließen kann.


    Insgesamt also: Autorenkontakte besser erst im Nachhinein. Und sehr vorsichtig.


    LG
    Gefion

    Warum Vampire wohl heutzutage immer seltener Angst vor Knoblauch haben?? Meine sind dagegen auch nicht allergisch - irgendwie würde mir das albern erscheinen.


    Was das Thema >alter< Vampir betrifft: Ich finde das 19.JH als Geburtsdatum schon recht alt, genauer gesagt alt genug. Aber es gibt wohl auch Vampire, die schon ein ganzes Jahrtausend auf dem Buckel haben - ich denke, das sollte jeder Autor frei wählen, wie es eben zu seiner Story am besten passt.


    Romantitel: Da sollte man nach einem suchen, der sowohl zum Inhalt passt als auch noch nicht anderweitig vergeben ist.


    LG
    Gefion

    Der Roman wurde mir als Romantikthriller (neudeutscher: Romantic Suspense) empfohlen, und das ist er auch. Ich denke jedoch, dass das Thema Liebe gegenüber dem Krimianteil überwiegt.
    Es war mein erster Roman von Nora Roberts - und da muss ich gestehen: Er hat überhaupt nicht erfüllt, was ich von der Autorin erwartet habe. Ich dachte, Roberts ist leicht, sahnig, freundlich. Stattdessen begegneten mir derbe Charaktere, eine teils ordinäre Dialogsprache und wenig Knistern in der Beziehungskiste.


    Die ersten hundertfünfzig Seiten habe ich mich ziemlich abquälen müssen, danach als der Tote aufgetaucht war, wurde es spannender, weil es was zu ermitteln gab. Leider fiel die Autorin immer wieder in ihr Allgemeinblabla, Lokalkoloritbeschreibung, zurück. Wahrscheinlich hätte mir der Roman besser gefallen, wäre er zweihundert Seiten kürzer gewesen.
    Doch auch dann - die Charaktere waren einfach nicht das, was ich mag, auch wenn sie in sich stimmig beschrieben werden.
    Roberts Stil ist flüssig, alles ist irgendwie ausgefeilt - in mir drängte sich der Vergleich mit einer Maggisoße auf: perfekt gewürzt, aber langweilig.
    Mich hat der Roman leider nicht anregen können, nochmals etwas von dieser Autorin lesen zu wollen.


    Fazit: Handwerklich gut gemachte Durchschnittskost ohne Überraschungen (der Täter war natürlich der wahrscheinlichste Verdächtige, gähn), die ich allenfalls mit Note Vier bewerten möchte.


    Einzig der Schnee gefiel mir richtig gut.

    Titel: Die Bilderjäger
    Autor: Boris Meyn
    ISBN 978 3 499 23196 4
    254 Seiten


    Inhalt: Grit kommt nach Hamburg auf der Suche nach Aktzeichnungen von Modigliani. Da ihr der Taxifahrer, Zart, der sie zu einem Informanten fahren soll, mehr als gut gefällt, spannt sie ihn für ihre Zwecke ein.
    Sie finden einen Toten mit Föhn in der Badewanne und begeben sich gemeinsam auf die Suche nach den Hintergründen. Dabei fragen sie sich durch halb Hamburg, reden mit Wichtigtuern, schrägen Vögeln und scheinseriösen Professoren. Dass es zwischen Grit und Zart heftig knistert, schadet der Spannung beim Lesen wirklich gar nicht.


    Der Krimi hat mir richtig gut gefallen: Das Thema Kunst - was passierte mit den Kunstwerken, die von den Nazis als >entartet< bezeichnet wurden - lockte mich sowieso und ist witzig aufbereitet. Die Liebesgeschichte zwischen den Protas ist stimmig. Die Dialoge sind gut, das Timing der Handlung ist fetzig. Einzig am Schluss fand ich es etwas arg, was der Autor alles an Motiven für die Täter auftischte. Da wäre weniger mehr gewesen.
    Insgesamt aber kann ich den Roman uneingeschränkt empfehlen.

    Hallo zusammen,
    ich brauche gaanz dringend Hilfe, um einen kleinen russischen Text zu übersetzen - das muss ich bis morgen, 1.7., geschafft haben!
    Und ich kann nicht mal das kyrillische Alphabet - darum bin ich total in Panik.


    Falls also jemand von euch mir sofort helfen kann - bitte per PN melden. Ich maile dann den Text.


    Wäre ja so wunderbar, wenn es klappt!


    LG
    Gefion

    Titel: Eiswein
    Autorin: Carmen Mayer
    154 Seiten, relativ eng bedruckt
    Verlag: booksun limited
    1. Auflage 2009


    ISBN: 978-3-941527-01-0


    Der Krimi ist Carmen Mayers Debütroman.


    Inhalt:
    Neben einem Waldweg wird eine Frauenleiche entdeckt, deren Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen ist. Trotzdem finden Kommissar Braunagel und sein Kollege Schwarz bald die Identität der Toten heraus. Es handelt sich um Julia Neubauer, eine erfolgreiche Hotelbesitzerin.
    Braunagels forsche Chefin meint auch schnell den Täter zu kennen, Julias jungen Lover Christoph. Doch Braunagel und Schwarz machen sich die Sache nicht so leicht und graben tiefer.


    Meine Meinung:
    Eiswein ist ein klassischer Krimi mit Mord am Anfang, Auflösung am Ende und einem Kommissar als Ermittler, der seine typischen Probleme mit der Vorgesetzten hat. Geschickt präsentiert die Autorin mehrere mögliche Täter, was zum Miträtseln anregt. Die Auflösung ist schlüssig; insbesondere hat mir die Begründung für die grauenhafte Tat - das zerstörte Gesicht - gut gefallen. Da bleibt ein Gefühl von Entsetzen, das nachwirkt.
    Der Roman liest sich flüssig trotz einiger Stilunsicherheiten (die ich aber bei einem Erstling für verzeihlich halte). Schön sind die langen Dialoge zwischen Braunagel und Schwarz, in denen man ihre akribischen Gedankenprozesse wirklich miterlebt. Obwohl dadurch der Roman irgendwann mal ins Stocken zu geraten scheint - die beiden drehen sich mit ihren Überlegungen im Kreis - war gerade das für mich ein interessantes Lesevergnügen.
    Der zweite Aspekt, der mir gefallen hat, sind die Einschübe, in denen aus Sicht von Opfer und Hauptverdächtigem erzählt wird, was diese eigentlich fühlen. So ist man hautnah dabei, besonders in der langen Passage mit Julia. Durch diesen Kniff schafft es die Autorin, gerade das Opfer Julia als interessanten Charakter zu schildern.
    Braunagel und Schwarz haben ebenfalls ihre Eigenheiten; diese werden jedoch oft nur angedeutet. Da scheint noch einiges Potenzial für eine Fortsetzung zu existieren, in der man hoffentlich Näheres erfährt.
    Der Krimi spielt in Süddeutschland im Würzburger Raum; was mir als Nordlicht ganz amüsant erschien. Der Hauptverdächtige ist Winzer, und der Titel Eiswein passt wirklich gut, da er ein wichtiges Detail der Lösung nennt.
    Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen. Ich kann ihn denjenigen von euch empfehlen, die Krimis mögen, in denen eher Wert auf die Ermittlungsarbeit gelegt wird als darauf, wilde Action-Verfolgungsjagden zu lesen.

    Hallo Savanna,
    leider kann ich auf dem Cover nur eine Frauensilhouette erkennen. Was zeigt es tatsächlich?


    Wobei ich gleich mal bei amazon geschaut habe und den Kommentar dort von goat interessant finde. Sie sagt, es sei eben kein Thriller, sondern ein Krimi, dass also die Thriller-Spannung fehlen würde.
    Cover und Klappentext würden nicht zum Inhalt passen, sodass sie unter falschen Vorzeichen an den Roman ranging. Die Thrillerelemente würde er nicht erfüllen, sei aber ein toller Krimi.


    Tja, was schließe ich daraus? Der durchsichtige Versuch der Verlage, über >Brutal< zum Kauf anzuregen, ging nach hinten los.
    Da müssen wir Leserinnen uns doch an die eigene Nase fassen: fallen wir wirklich so auf diese Kaufanreize herein? Dann erübrigt sich hier unsere Diskussion.
    Die Thriller werden immer brutaler, weil der Leser das so will.
    Das wäre alles.


    LG
    Gefion

    Wie heißt es so schön? Hält man das Buch schräg, läuft Blut heraus.
    Aber auch ich beklage, dass bei Thriller nur die beiden Extreme übrig geblieben sind: Superbrutal oder besinnlich, sodass man das wohl wirklich dann Cozy nennen kann - schöner Begriff, den ich heute dazu gelernt habe.


    Innovativ ist das alles längst nicht mehr... mich reizt das jedenfalls nicht.


    @ Savanna: Und die Cover sind auch nicht mein Fall, aber wenigstens erkennt man gleich: Hände weg.
    Wie assoziiert aber ein Cover Ausgeliefert-sein?

    @ Bildersturm: Stil und Struktur haben sicher unterschiedliche Aspekte, aber man kann sie nicht getrennt betrachten. Udn es ist nun mal oft so, dass mit Stil = brutal Mängel der Struktur übertüncht werden. Weil das nämlich leicht ist. Der Konsument lässt sich vom vordergründigen Bilderrausch ablenken.


    Brutale Geschichten KÖNNEN eine hohe Qualität haben, aber dann frage ich; Warum muss diese Qualität mit extremer Brutalität gepaart sein?
    Ich kann das noch nachvollziehen, wenn es um Geschichten geht, die über die reine Unterhaltung hinaus eine anklagende Aussage treffen wollen, hier aber denke ich, debattieren wir über reine Unterhaltungsromane. Und bei diesen wird die Qualität durch extreme Brutalität wenigstens nicht verbessert.


    Wobei ich ausdrücklich anmerken möchte, dass ich keinerlei Vorbehalte gegen sog. U-Lit habe. Ganz im Gegenteil. Sie ist ein wichtiger Teil unserer Kultur und wird meines Erachtens gewöhnlich zu Unrecht auf den zweiten Platz hinter sog. anspruchsvolle Lit. gestellt. Abgesehen davon, dass die Übergänge zwischen beiden Gruppen fließend sind und mein Vergleich darum hinkt, empfinde ich das immer wie das Vergleichen von Birnen mit Äpfeln.
    Die Motivation beim Lesen und Schreiben ist denke ich unterschiedlich. Und ja, auch anspruchsvolle Lit. will unterhalten, und U-Lit will zum Nachdenken anregen.


    LG
    Gefion

    Ein Thema, das mich auch seit längerem beschäftigt... so habe ich mir natürlich auch Antworten zusammengereimt...


    Erst mal finde ich auch, dass es seit Jahren diese Modewelle gewisser Thriller zu geben scheint, möglichst brutal zu schreiben. Da hat irgendwann jemand angefangen, Erfolg gehabt, man musste was draufsetzen - so steigert sich das Ganze und scheint ja noch nicht mal einen Höhepunkt erreicht zu haben.
    Diese Romane spielen mit der Faszination am Bösen. Am Brutalen, sie erlauben dem Leser Dinge zu erleben, die er real nicht erleben will und kann. Im Kopf müssen sich die Defizite eines Lebens ausgleichen, das von Regelwut und Ordnung in der westlichen Welt geprägt ist.


    Unsere Generation kennt Krieg gewöhnlich nur vom Hörensagen. Die Generation davor musste alle Schrecken selbst erleben. Und was war die Folge: Heimatromane in den Fünfzigern. Man wollte das, was man nicht erlebt hatte, man wollte es bis auf die Spitze treibend wenigstens im Roman erleben.


    Und so ist es jetzt sicher mit umgekehrten Vorzeichen. Unsere Welt erscheint einerseits extrem geordnet, ja langweilig. Andererseits setzt uns das Fernsehen grauenhafte Bilder vor - schon die Nachrichten kennen kaum noch Hemmungen - man stumpft ab, aber man erfährt gewissermaßen auch: die Bilder tun nicht weh. Sie dienen nur der Unterhaltung. Genauso ist es mit Brutalthrillern.
    Wenn ein Serienmörder gestoppt werden muss, geht es zudem um richtig was Wichtiges, denn der Kerl ist ja gemeingefährlich. Wenn es nur ein Seriendieb wäre - wen lockt der hinterm Ofen hervor?
    Es ist auch schön schlicht: Serienkiller jagen, fassen, Punkt. Anders als in einer so vielschichtigen Realität wie der unseren.


    Dann die Beschreibungen an sich: oft aus Tätersicht - das erzeugt auch ein Gefühl von Macht. Man ist nicht das Opfer, womöglich wie im täglichen Leben, wenn man am Arbeitsplatz wieder gemobbt wurde.
    Dieselbe Szene aus Opfersicht zu lesen ist viel unerträglicher - ich merke das, wenn ich selbst im Roman Tötungsdelikte beschreibe. Schreiben ist leichter, weil man die Kontrolle behält. Den eigenen Text dann zu lesen, mit Abstand, kann dazu führen, dass ich was abmildere.


    Es ist wohl auch leichter, Spannung mit Brutalität zu erzeugen als mit einem intelligenten Plot. Gerade Thriller gehören zum Fastfood der Unterhaltung. Man will beim Lesen nicht schon wieder enorm viel denken müssen, sondern sich entspannen. Da dann einen verwobenen Plot nachzuvollziehen, bedeutet schlimmstenfalls, dass man zurückblättern muss. Ärgerlich für viele.
    Man will leicht durch den Roman kommen - und aneinendergereihte Brutalitäten sind eben leicht verdaulich, solange man nie in der Realtität etwas Ähnliches miterleben muss.
    Reine Unterhaltung.


    Was ich mir wünsche ist nicht, dass diese Thriller vom Markt verschwinden. Sie haben ja ihr Publikum. Aber ich wünsche mir mehr Vielfalt - als nur einen Gegenpol mit den Cozys.


    Doch dieser Wunsch betrifft bei mir nicht nur Thriller und Cozys, sondern alle Bereiche. Auch ich stelle fest, dass zu viel in engen Schubladen angeboten wird, dass die Genres sich jahrelang immer nur in einem Thema erschöpfen. Ein Cupido läuft gut, also werden endlos Nachahmer auf den Markt geschmissen und dabei bleiben gute andere Stoffe auf der Strecke.


    Ich plädiere also für mehr Vielfalt, dann regelt sich die Anzahl von Brutalthrillern von alleine, weil dem Leser genug Ausweichmöglichkeiten angeboten werden.


    LG
    Gefion

    Hallo Corinna,
    nun habe ich doch noch mal eine Frage: auf dem bei amazon ersichtlichen Klappentext zu deinem Roman Die geheimen Schlüssel steht was von Salzburg... spielt die Geschichte dort? Und welche anderen Schauplätze kommen vor?
    LG
    Gefion

    Puh, nun bin ich aber froh über deine gelassenen Antworten. Ich hatte echt Sorge, du könntest den Wunsch verspüren, mich in den Orkus zu schicken mit meinem Genörgel an gewissen Aspekten. :rolleyes
    Ich habe dein Buch ja auch wirklich mit viel Freude gelesen.
    Und klar, zunächst mussten Viktoria und Co. denken, sie und Roman hätten dieselbe Ururoma. Eine Generation weiter, was ich persönlich aber für denselben >Schlamassel< halte. Verwandt ist verwandt; ich würde meine Vettern, so sypmathisch und attraktiv sie sein mögen, nicht heiraten und mit ihnen Kinder produzieren wollen.
    Dass Viktoria und Roman einander trotzdem lieben und es rechtlich und biologisch keine Einwände gibt, finde ich aber gut, weil die zwei einfach zusammen gehören. :knuddel1



    Meine Einwände bzgl. der beliebigen Reihenfolge bleiben mir erhalten - ich weiß, dass im >richtigen Leben< der Zufall eine große Rolle spielen kann, aber das ist für mich eben der Unterschied zu Büchern. Liegt sicher daran, dass ich krimitechnisch verformt bin. ;-)


    Deinen Spaß an Leserunden, endlich Konktat mit den Lesern, nachdem man sonst nur im stillen Kämmerlein verborgen :chen blüht, kann ich nachvollziehen. Trotzdem ist es eine sehr aufwändige Arbeit, so viel zu antworten - und eben auch zeitraubend.
    Schriftlich zu >diskutieren< ist ja auch eine ganz eigene zeitaufwändige, aber reizvolle Art des Gedankenaustauschs.


    LG
    Gefion

    So, hier kommt mein Abschlussbericht - vollständig ist der nicht, wird aber wohl etwas länger... :gruebel, ich will nämlich versuchen zu begründen, was mir nicht gefiel, weil es nicht einfach so im Raum stehen bleiben soll.


    Doch erst mal möchte ich dir herzlich für den tollen Lesespaß danken, Corinna. Ich bin richtig traurig, dass dein Roman nicht dicker ist.
    Besonders gefallen hat mir dein Schreibstil, das Flair, das du damit erzeugt hast. Dazu fällt mir der schöne Spruch, der Weg ist das Ziel, ein, denn ich lese am liebsten eigentlich nicht, weil ich die Auflösung wissen will, sondern weil das Lesen selbst so ein Vergnügen ist. Mitten in der Story drin zu sein, ist das Beste - und das ist dir gelungen.
    Im Gesamteindruck liest es sich einfach schön. Du hast eine schöne Atmosphäre geschaffen, in der ich bis zum Schluss abtauchen konnte.
    :-) :-) :-)



    Deine Protas, Roman und Viktoria, sind sehr sympathisch, wobei ich mich mit Viktoria leichter identifizieren konnte. Naturgegeben ;-) , klar, aber Roman war mir darüber hinaus auch stets etwas fremd. Er ist ein sehr lieber Typ, ganz anders als die Wirkung, die ich zunächst von ihm hatte und die eigentlich exakt dem entsprochen hätte, was man von einem Sohn dieser Eltern erwarten dürfte, egal wie sehr er sich gegen sie auflehnt. (Schade, dass die zwei keinen finalen Auftritt mehr hatten, ich hätte mich königlich amüsiert.)


    Die Auflösung entspricht exakt dem Background, den ich erwartet habe.


    Womit ich beim Inhalt, besonders dieses letzten Abschnitts wäre.
    Johanna erweist sich als Viktorias Oma; Marie ist tot und Doro an ihre Stelle geschlüpft. Das war exakt das, was ich mir schon im zweiten Abschnitt zusammengereimt hatte, als die Zwillinge auftauchten.
    Beides war also keine Überraschung; aber das ist nicht schlimm. Schließlich wäre es unbefriedigend, wäre Viktoria wirklich nur als Chronistin engagiert gewesen - wobei ich mich schon ein wenig wundere, dass sie nie ihre eigene Familie mit Doros in Verbindung brachte. Auch wenn man meint, alle Ahnen zu kennen, bieten die doch immer wieder Überraschungen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Da wäre sicher mehr Misstrauen von einer fantasiebegabten Schriftstellerin wie Viktoria angebracht gewesen. ;-)


    Zu Doros Outing:
    Da missfällt mir zweierlei, ich muss es gestehen und stimme da nicht wirklich mit meinen Vorpostern überein, so schön die Videoszene für sich genommen auch ist:
    Erstens fand ich Henriks Auftritt Monate nach Beendigung der Probezeit in der Kranichburg und Aufklärung aller anderen Ereignisse ziemlich hinten dran geklatscht. Der arme Jung mag ja eifersüchtig gewesen sein und Morgenluft gewittert haben - aber womit eigentlich? Schließlich wusste Viktoria doch längst, dass sie und Roman dieselbe Uroma haben, und das war doch wohl auch Melli und Henrik bekannt, soweit ich das schlussfolgere - etwa, weil Viktoria und Melli ja Freundinnen sind und Viktoria keinen Grund hat, ihre Erkenntisse totzuschweigen. Henrik tauchte also mit ollen Kamellen auf; denn ihm konnte es letztlich egal sein, welche Person die Uroma nun war. ?(
    Zweitens ist das zum richtigen Zeitpunkt aufgefundene Video für mich nun nicht grade der große Hit (wohlgemerkt nicht das, was im Video gesagt wird, sondern das Video an sich). Das ist wie das Zaubern eines Kaninchens aus dem Hut ... so etwa wie: Ein Problem gibt es noch, das lässt sich nur per Videobotschaft aus dem Jenseits aufklären, also her damit. Und klar, nicht zu früh, damit die Protas vorher ordentlich rumgeschichert werden können. :peitsch
    Da fehlt mir der romanimmanente Witz. Die Logik von Krimis läuft anders, und auch wenn die Kammer keiner ist, wäre es viel schöner gewesen, Viktoria und Roman hätte endlich Eins und Eins zusammengezählt.
    Denn wir Leserinnen ahnten ja recht früh, wer Marie wirklich ist. Wieso also nicht Viktoria??? Indizien gab es auch, wie die Bilder mit dem M und D, außerdem die veränderte Schrift der Tagebucheintragungen, deren Inhalte ebenso. Sicher fehlte noch ein letztes Schmankerl, ein Beweis, doch ich denke, Corinna, da hätte dir was Feines einfallen können, bei deiner Fantasie, die ja Viktorias in nichts nachsteht. :wave
    Schade, da hast du Romanpotenzial verschenkt - aber wie oben gesagt: der Weg ist das Ziel. Insofern ist dann die Form der letzten Auflösung nicht mehr so wichtig. ;-)


    Wobei ich schon ein wenig frustriert bin, wenn ich mir vorstelle, dass Viktoria und Roman zuerst zu Pastor Fischer hätten gehen können, dann wäre gleich klar gewesen, wer Viktorias Oma ist. Anschließend hätte Melli das Video vorbeigebracht. Doros Outing wäre vorweggenommen worden - danach hätte dann der Rest ermittelt werden können. Deine Reihenfolge der Ereignisse folgt also nur vorgeblich Väterchen Zufall. Tatsächlich war diese Reihenfolge für den Plot entscheidend: Das Beste zum Schluss. Das wirkt recht durchsichtig, schade. Besser wäre es gewesen, wenn eine Erkenntnis die nächste nach sich gezogen hätte, wie du es ja ansatzweise immer wieder gemacht hast, z.B. von Münkwitz auf Goldenstein zu kommen.


    Im Gunde habe ich also nix an der Reihenfolge der Ereignisse auszusetzen, die war genau so wie ich sie mir gewünscht habe - allein, mir fehlte das Gefühl, dass diese Reihenfolge zwingend sich auch für Viktoria und Roman ergeben musste.


    Zwei wirklich tragende Einfälle machen das alles aber wett: einmal die Zwillinge an sich, und dann die ZWEI Toten. (Hast du es irgendwie mit der Zwei? :-) ) das waren unvorhersehbare Dinge, die wirklich zum Miträtseln anregten.
    Darum auch finde ich es etwas betrüblich, wie letztlich die Suche nach Goldenstein im Sand verlief. Man weiß zwar nun die Grundzüge, den Rest kann man sich zusammenreimen - aber wo ist der Witz daran? ?( Das Ganze ist folgenlos geblieben, mal abgesehen davon, dass Georg nun als Buhmann feststeht. Nur ist der längst tot, nicht mal Roman als sein direkter Nachfahre zögert, per DNA-Analyse die Wahrheit verifizieren zu lassen. Für ihn hat das also auch keine Bedeutung mehr, keine Folgen für die Schwedenkrone (... obwohl ich als Leserin mir welche vorstellen könnte; da du dazu aber nix geschrieben hast, gehe ich davon aus, alles ist in Butter - abgesehen davon, dass Roman und seine Eltern nicht mehr miteinander können; was ich allerdings nur zu gut nachvollziehen kann.)


    Man erfährt im letzten Teil, dass die Vermutungen, die du geschickt einfließen lässt, stimmen, Schluss. Wozu dann dieser zweite Tote überhaupt? Ich finde, auch hier hast du Potenzial verschenkt, dabei war die Idee so spannend. ?(


    Dazu fällt mir nochwas ein: ich wollte immer wissen, wie ein Roman ohne Antagonist funktioniert. Nun habe ich ein durchaus gelungenes Beispiel, wie das geht (keine Ironie, ich finde wirklich, dass du das gut gemacht hast). Denn dein Anta, Georg, ist ja nur einer für die Vergangenheit, der für die Gegenwart keine Bedeutung mehr hat, was heißt: Ich rede hier von einem direkten Anta für deine Protagonisten Viktoria und Roman. Und zwar einer von Georgs Kaliber (das wirklich heftig war), nicht nur ein verprellter Lover wie Henrik, den ich zwar aufgrund deiner gelungenen Schilderungen so wenig mochte wie die anderen Leserinnen, der aber auch Spannung in den Roman brachte. :schlaeger


    Ich habe zudem eine richtige Szene zur Übergabe der Kranichburg vermisst. Das alles wird so nebenbei im letzten Teil erwähnt, scheint unwichtig geworden zu sein. Dieser Teil ist nur noch ein Nachklapp, damit dann das Video auftauchen kann. Nebenbei darf Henrik noch mal beweisen, welch attraktive Frau Roman sich geangelt hat, und das Verhältnis Viktorias zu den Gerlachs wird geklärt. Bei mir kommt da so ein bisschen das Gefühl auf, der Schwung des Schreibens war vorbei. Da musste halt ein Schluss her.


    Naja, ich mäkel meistens am Schluss von Romanen etwas herum, meinem Lesevergnügen tut das wirklich keinen Abbruch. Also nimm das jetzt bitte nicht als vernichtende Kritik. Das, was ich einleitend schrieb, ist Fakt: Ich hatte viel Freude, habe enorm mitgefiebert und bedaure es gewaltig, schon fertig zu sein.


    Für mich war diese erste Leserunde, an der ich teilgenommen habe, ein großer Spaß und sehr lehrreich dazu. Danke.


    Und was ich klasse finde, ist auch dein Engagement in dieser Leserunde, dass du wirklich zu all unseren blöden und lieben Kommentaren Stellung nimmst. Keine Ahnung, ob das alle Autoren so machen - aber es weckt Lust auf weitere Leserunden in mir. (droh :wave)


    LG und schäm, weil ich jetzt wirklich entsetzlich lang gepostet habe :write
    Gefion

    Hallo Corinna,
    was du sagst, kann ich gut nachvollziehen. Und letztlich läuft es natürlich auf Geschmacksfragen hinaus, trotzdem bin ich halt neugierig.


    Bevor ich mich dran mache, mal ein eigenes Resümee auszuformulieren, möchte ich mich noch meinen Vorpostern anschließen:
    - das, was du über Doros Geschichte schreibst, ist wirklich gaaanz großes Gefühlskino, oder nein, für mich war das weniger Kino = äußere Bilder, als innere bewegende Emotionen. Dass Doro darüber (fast) den Verstand verloren hat, kann ich sehr gut nachvollziehen.
    - der Roman ist tatsächlich >rund<, er schließt einen Kreis und das finde ich auch sehr schön. Insofern finde ich deine Reihenfolge der Ereignisse (siehe dazu meine Frage zu Beliebigkeit der Szenenreihenfolge im Fragenthread) sehr gelungen ausgewählt.


    So, dies zu den beiden Aspekten, die mir meine Vorposter schon >weggenommen< haben - ich seh mal zu, dass ich jetzt das zusammenkratze, was mir noch einfällt; denn ein bisschen Kritik habe ich ja schon. ;-)


    LG
    Gefion

    Hallo Corinna,
    das ist mir absolut nicht entfallen. Es wurde ja sehr deutlich beschrieben und auch gut ein- und ausgeführt. Trotzdem kam es bei mir stets so an, dass Doro wahrscheinlich die Malerin all der späteren Bilder ist.
    Vielleicht ist das nicht nur der Instinkt der Vielkrimileserin ?( , ich glaube eher, dass da ein bisschen Psychologie im Spiel ist. Die Autorin möchte Zweifel säen, will eine bestimmte Fährte legen - Marie ist die Überlebende - aber in ihrem tiefsten Innern weiß sie, es ist anders. Und das wird trotz aller Bemühungen beim Schreiben deutlich. Ist wie die Erwartung, ein Pendel würde sich rechtsrum drehen, und dann tut es das auch, weil man unbewusst eine entsprechende Bewegung ausführt.


    Sollte das so sein, finde ich das übrigens nicht nur entschuldbar, im Gegenteil: ich finde das klasse. Weil es doch zeigt, wie sehr man als Autorin mitfühlt, mitfiebert, und dass eine Autorin eben keine gewiefte Lügnerin ist, sondern ein grundehrlicher Mensch ;-) - mit einem kleinen Hang zum Sadismus: Leser auf die Folter zu spannen, was nun wirklich wahr ist, ist ein enormes Vergnügen. :peitsch


    :grin


    So sehe ich das...
    ich kann mich täuschen
    Gefion

    Hallo Corinna,
    was es mit der Münze auf sich hat, erahne ich teilweise, aber es bleiben genug Rätsel für einen Roman. Mal schauen, ist ein reizvoller Gedanke eine Familiengeschichte mit Rätseleffekt zu schreiben und nicht nur zu lesen. :grin


    Zu der Textstelle: deine Antwort hat mir zu Denken gegeben. Ist so natürlich richtig, aber dann frage ich mich zweierlei: Warum hast du vorher so viel geschrieben, dass diese Szene eben so schlicht enden konnte, da nix Neues mehr folgen konnte, und weshalb beginnst du diese Szene überhaupt (also ab Romans Enthüllung seines Namens)? Dann hätte sie doch wegfallen können.
    Durch diese Überlegung wurde mir klar, dass ich in dem von mir vermissten Dialog - meinetwegen gerne im Bademantel :grin - nicht erwartete, dass du erneut aufrollst, was schon gesagt ist. Sondern es ging mir um Roswithas Reaktion bzw. die Interaktion der Figuren. Denn die hätte ja Potenzial gehabt, ein Wiederholen des Gesagten wäre dabei gar nicht nötig gewesen.
    Das führt mich zu einer weiteren Frage: Warum erzählt Roman eigentlich, wer er wirklich ist? Musste ja nicht sein, da er bereits alles erfahren hatte, was er wollte.


    So, später komme ich hoffentlich dazu, meine Kommentare zum Ende des Romans zu notieren, vorerst nur so viel:
    Ich hatte viel Spaß beim Lesen!


    LG
    Gefion