Ich glaube man kann die Handlung im „Prozess“ getrost vernachlässigen, aber dieses Gefühl der Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der Welt, diese Paranoia, dieses Nicht-verstehen-können, und daraus abgeleitet das Akzeptieren dieses Zustands - das ist schon genial gemacht. Am Schluss wird Josef K. hingerichtet und man ist froh, dass man es nicht selbst ist und zurückkehren kann in die von Sonnenschein und Optimismus durchflutete eigene Welt.
Am besten liest man den Prozess im Zuge einer Wochenendreise nach Prag im November, zwischen Spaziergängen im Nebel über die steinerne Karlsbrücke und am Fuß des Hradschin. Und lässt sich dabei einflüstern: „Dass Du paranoid bist heißt nicht, dass sie nicht hinter Dir her sind!“
Aber vielleicht habe ich als Österreicher einfach zu viele reale Erfahrungen mit österreichischen Behörden machen müssen... ;))