Beiträge von magali

    Zitat

    Original von Kalypso
    ...


    Sowieso verbreitet sich gefährliches Gedankengut nicht über Romane, sondern auf der Straße, am Stammtisch oder heutzutage eben im Internet, und das vermutlich bei Leuten, zu deren Hobbys eher nicht das Lesen historischer Romane zählt.


    Meiner Ansicht nach hat die Lektüre sehr wohl damit zu tun, was jede einzelne denkt. Lektüre findet nicht im luftleeren Raum statt, eine Geschichte, ein Roman ist doch das Ergebnis menschlichen Denkens. Wenn eine Autorin Mist schreibt, mag das wenig bewirken, aber sie ist doch nie die einzige. Außerdem lesen Menschen nicht nur Bücher, sie finden ähnlich unsinnige Meinungn - gehen wir jetzt mal von unsinnigen Meinungen aus - in Zeitschriften, im Fernsehen, bei Computerpsielen, im Kino, auf der Straße, am Stammtisch. Das ist doch komplemetär.


    Die Unterhaltungsliteratur hat z.B. neue Versatzstücke gefunden in den letzten fünfzehn Jahren. Noch in den 1980ern wäre das Ausmaß an poonografischen Darstellungen noch im dämlichsten Tussi-sucht-Typ-Roman nicht denkbar gewesen. Heute findest Du kaum noch ein Buch ohne. Sexszenen sind ein Muß. Ohne gilt selbst die bescheuertste Story nicht als 'wahr'.
    Als Follett in 'Säulen der Erde' eine sehr deutliche Vergewaltigunsgszene brachte, hat die Leserinnenwelt noch tief und entsetzt Luft geholt. Heute gehören Vergewaltigungen zum Standard im historischen Roman. Und anderswo auch.
    Angesichts der rasanten Verbreitung auch in anderen Geners bis hin zur Literatur frage ich durchaus nach dem Frauenbild bei Schreibenden.


    Schaust Du dich um, so stellst Du eine Pornographisierung der gesamten öffentlichen Welt fest. Zeitschriften, Theater, Fernsehen, Film, Musikclips. Mode. Werbung. Auch Literatur.
    Und es wird immer wilder, siehe FSOG.


    heißt: gesellschaftliche Zustände und Romane beeinflussen sich.


    Lesen ist keine unschuldige Beschäftigung, Bücher nichts Neutrales. Irgendwas wird immer vermittelt.


    Geht es nicht darum bei der Frage nach 'Schund'? Was vermittelt wird? Und dann wie?

    Zitat

    Original von Grisel


    Danke dafür, liebe Magali! Alles gut. :-]


    O, woman!
    Das ist mein Leib - und Magenthema. Da werde ich so wie Du, wenn es um :gruebel Niccoló ? geht.
    Wild.


    :lache


    Da darfst Du nichts persönlich nehmen. Geht bloß ums Thema.
    Und natürlich bin ich äußerst froh um jede und jeden, die sich von historischen Romane anregen lassen, sich ernsthaft mit ihrer Lieblingsepoche zu beschäftigen.



    :wave


    magali

    Die Tochter des Vorstehers eines Bergdorfs in den Anden wird tot aufgefunden. Sie war als Gabe für die Götter ausgewählt, was den örtlichen Priester auf den Plan ruft. Es geht schließlich nicht an, die Götter zu verärgern.
    Die Menschen im Dorf tun sich leichter, sie haben den Schuldigen bald ausgemacht: einen Gesandten des fernen Inka, der ins Dorf kam, um eben dieses Mädchen als Braut für den Inka zu holen. Beweisen kann man ihm den Mord aber nicht. Amaru, der Priester, muß sich gegen seinen Willen daran machen, das Rätsel zu lösen und stößt auf ein Gewirr aus Liebesgeschichten, politischen Verwicklungen und Eigensucht.


    Der Schauplatz dieser Kriminalerzählung, denn mehr ist es nicht, was dieses kleine Bändchen von nicht einmal sechzig Seiten enthält, ist ungewöhnlich, die gewählte Epoche auch. Das Dorf liegt in Südperu, im Colcatal, die Epoche ist das späte 13. Jahrhundert. Die Schwierigkeiten in der Handlung ergeben sich aus dem Nebeneinanderleben zweier verschiedener Bevölkerungsgruppen und der Bedrohung durch die Eroberungszüge des Inka. Über all das informiert ein Nachwort.


    Als Leserin ist man gleich mitten in der Handlung, fremde Namen und fremde Ausdrücke fließen von Anfang an in den Text, fremdartige Denkweisen werden sorgfältig dazu aufgebaut. Die Autorin skizziert den damaligen Alltag mit knappen Strichen, konzentriert sich auf wenigen, geschickt ausgewählte Gegenstände des täglichen Lebens und schafft damit einen überzeugenden Hintergrund, vor dem ihre Figuren agieren. Diese sind höchst lebendig gezeichnet, allen voran der mürrische Priester, sein geduldiges Alpaka und der beschuldigte Gesandte, der seine liebe Not hat mit dem primitiven Dorfleben.


    Gelungen ist auch der Kriminalfall, die Ablenkungsmanöver, die sich kreuzenden Interessen und die wechselnden Verdächtigen. Auch wenn man bald ahnt, wer hinter dem Mord steckt, ist das Motiv nicht unbedingt klar und die eigentliche Mordwaffe auch nicht. Mitraten macht hier Spaß.


    Die besondere Leistung ist aber nicht die gelungene Darstellung einer recht fremden Welt, sondern der Versuch, neben der vertrauten eine ganz andere Weltsicht zu vermitteln. Das ist die eigentliche Überraschung, die diese sehr originelle Kriminalgeschichte vermittelt.



    :wow


    Spannend.
    Gilt das für Unterhaltung oder würdest Du auch nichts mehr in der Klasse von 'Krieg und Frieden' lesen?

    Zitat

    Original von Grisel


    Und was ist es dann, was uns dabei nützt? Greift man denn nicht grundsätzlich auf seine Einzelerfahrungen - und -meinungen - zurück, um zu diskutieren? Aber gut, ich habe ohnehin nach einem Vorwand gesucht, mich hier wieder zu entfernen.


    Viel Spaß noch! :wave



    Deine Einzelerfahrung ist nicht wertlos. Im Gegenteil wäre sie etwa der Ausgangspunkt, um darüber nachzudenken, wie jemand, die historische Romane liest, darauf kommt und ab welchem Zeitpunkt, sich noch andere Bücher zu besorgen, weil sie eben nicht sicher ist, ob das, was im ersten Buch stand, alles ist zum Thema.


    Es tut mir leid, daß meine Anwort so ankam, als wollte ich Dich abbügeln. Das war ganz bestimmt nicht gemeint.



    :wave


    magali

    Zitat

    Original von Dreamchen
    @ magali


    Bitte überlasse mir wie ich mit den Dingen in meinen Leben umgehe ;-), dann unterstellst du mir eine Aussage die ich nie gemacht habe


    In Dein Privatleben mische ich mich nicht ein.
    Ich habe mahnend den Finger gehoben, weil ich es nicht gut fand, daß Du etwas, das Teresa und Dich angeht, ins Forum trägst.
    Das ist öffentlicher Raum. Es hätte zum Streit kommen können vor aller Augen und damit geht es alle an.


    Prinzipiell ist es mir egal, ob Du ihr schreibst oder nicht. In Deinem Privatleben darfst Du so unhöflich sein, wie Du möchtest.
    Aber wenn Du es öffentlich verkündest und zu einem Zeitpunkt, an dem Streit schon schwelte, mische ich mich natürlich ein.
    Es war überflüssig, wie ich gesehen habe, da Teresa vernünftig genug ist, angemessen mit der Sache umzugehen.



    :wave


    magali

    Zitat

    Original von Grisel
    Ich sehe es auch nach wie vor so, dass AutorInnen historischer Romane keinen Bildungsauftrag haben. Und natürlich sollten sie im Nachwort keinen Unsinn erzählen, denn da sind wir nicht mehr im fiktiven Bereich. Aber trotzdem muss ich es ihnen nicht glauben, nur weil es da steht. Und die Tatsache, dass jemand etwas studiert hat, sagt noch lange nichts darüber aus, wieviel derjenige über das Gebiet weiß.


    Aber gerade diese Ungewissheit ist für mich einer der Reize dieses Genres, weil es gerade deshalb so spannend sein kann, bei Interesse zig Bücher zum gleichen Thema zu lesen und zu sehen, wo die Unterschiede sind.



    Sie haben auch keinen Auftrag zu Unbildung oder Verbildung.


    Einzelerfahrungen nützen auch wenig bei der Lösung der Frage, was AutorInnen in historischen Unterhaltungsromanen dürfen und was nicht, oder sollen oder können oder wie das aufs Publikum wirkt.


    Andere lesen eben nicht, um etwas genauer oder anders zu hören, sondern sie suchen ein Buch, das genau die Erfahrung wiedergibt, die sie beim ersten Mal gemacht haben. Weil ihnen das so gut gefallen hat.
    Deswegen gibt es so viele Mittelalterromane, in denen Mädchen als Jungen verkleidet rumrennen, ist Vergewaltigung ein genretypisches Motiv
    geworden, tauchen unablässig zutiefst weise Heilerinnen und Hebammen auf.
    Es bedurfte Jahre des Widerspruchs selbst von der naivsten Leserin, um Autorinnen(!) davon zu überzeugen, daß das Mittelalter nicht die Hochzeit der Hexenverfolgungen war.


    Ich weiß allerdings nicht, was es braucht, um Autorinnen wie Leserinnen davon zu überzeugen, daß man zwischen 1200 und 1700 nicht unablässig überall Hexen sah und suchte, nicht jedes Mädchen von einer Gelehrtenkarriere träumte, nicht jeder Mönch oder Priester ein sadistischer Lustmolch war und nicht jeder Adlige ein durchgeknallter Gewaltherrscher.
    Ach so, es ist auch anzunehmen, daß der Prozentsatz der Homosexuellen in den Gesellschaften nicht höher war als heute.


    Rosa Elefanten für die Jagd würde ich übrigens im Barock suchen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß man da fündig wird.



    :wave


    magali

    Kalypso


    Du fragst, wer AutorInnen in die Pflicht nehmen soll.
    Die Frage ist richtig und es gibt sie, seit es AutorInnen gibt.


    Die Antwort lautet: zu allererst die Autorin sich selbst. Der Umgang mit Sprache fordert diese Verantwortung. Was jemand wie zu wem sagt, ist extrem wichtig, weil es darüber entscheidet, wie das Gesagte ankommt, auf-und angenommen wird.
    Es geht um den Umgang mit Menschen, die Umgehensweise unter Menschen mit etwas, das menschlich ist, wie kaum etwas anderes: Sprache.


    Wir leben in einer Zeit überbordender Geschwätzigkeit, da ist sorgfältiger Umgang mit Sprache wichtiger denn je.


    "Das geschriebene Wort ist wie ein Beweis - etwas, das gegen dich verwendet werden kann."
    Das stammt von Margaret Atwood und ist eine von vielen, vielen Äußerungen von Schreibenden, die das, was sie tun, ernst nehmen.
    Anders geht es nicht.


    Und die vielen, die irgendwas in die Tasten hauen, um irgendwas zu sagen, weil sie jetzt grade Lust dazu haben oder sich einbilden, etwas zu sagen zu haben oder sich für Schriftstellerinnen halten, weil sie mit sechs das Alphabet gelernt haben, aber nicht mal einen Satz geradeaus schreiben können, weil sie gar nicht wissen, was schreiben ist, sind nur ein Beleg dafür, wichtig es ist, verantwortungsvoll mit Sprache umzugehen.


    Man muß nicht gleich eine Dikatur am Horizont aufziehen sehen, bloß wenn jemand von Verantwortung spricht. Von Sorgfalt, davon, daß Leute, die schreiben, ebenso wissen müssen, was sie bewirken, wie die, die Autos bauen, Brot backen oder einen Appendix entfernen.

    Zitat

    Original von Grisel


    Aber wo in der Geschichtsschreibung gibt es so etwas wie die "Realität der Epoche", speziell wenn wir wir im vorliegenden Fall vom Mittelalter sprechen? Vielleicht sind sie damals gern auf rosa Elefanten auf die Jagd geritten. Aber wenn sich keiner die Mühe gemacht hat, das aufzuschreiben, wissen wir es nicht.


    Klar, man muss sich irgendwo festhalten können. Aber ich finde, gerade dieser Mangel an 100 %iger Gewissheit (die wir nicht mal heute haben, wenn wir uns auf das Hörensagen und einschlägige Presse verlassen müssen) gibt AutorInnen historischer Romane die Freiheit, ihre eigenen Interpretationen zu machen. Es sollte in sich stimmig sein und wenn eine historische Person gegen den überlieferten Strich gebürstet wird, freue ich mich über entsprechende Erklärung im Nachwort. Aber ich sehe das nicht als Verantwortung der AutorInnen, sondern der mündigen LeserInnen. Wenn eine/r meint, er/sie wüsste nun alles über König Kasimir, weil er/sie einen Roman über denjenigen gelesen hat, dann ist diese Person meiner Ansicht nach selber schuld.



    Realität ist immer differenziert. In einem Unterhaltungsroman wird vereinfacht. Je stärker reduziert historische Vorgänge dargestellt werden, desto weiter sind sie von der jeweiligen Realität entfernt.


    Wieso soll die Leserin schuld sein, wenn sie nach der Lektüre meint, alles über Kasimir den Dicken zu wissen? Die Verursacherin der Überzeugung ist die Autorin, die ihr das suggeriert hat.
    Man muß eine Menge unterschiedlicher historischer Unterhaltungsromane gelesen haben, um zu sehen, was in dem Genre möglich ist und was nicht und wo die Grenze nach unten ist oder sein soll.

    Zitat

    Original von Kalypso


    Wer sagt denn, dass der Leser alles glaubt, was er liest?
    Es geht hier um Unterhaltungsromane, nicht um Schulbücher oder Kinder- / Jugendbücher und somit ist es, wie bei allem anderen auch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.


    Hi, Kalypso,
    long time no see
    Und nein, wieso soll sich hier etwas verändern? :lache


    Wer sagt, daß die Leserin alles glaubt?
    Die Erfahrung.


    Sehr viele Menschen ziehen Wissen aus historischen Romanen. Das ist doch das große Problem. Die Autorinnen gelten als verläßliche Wissensvermitlerinnen.
    Ein oft und oft wiederholtes Argument für die Lektüre historischer Unterhaltungsromane ist doch: beim Lesen habe ich auf angenehme Weise viel gelernt über die Zeit.
    Oder: das ist eben nicht so trocken wie Geschichtsunterricht, so angenehm lernt man gern.
    Der Wissenserwerb, das Neue, ist wichtig für die Leserin von historischen Romanen. Sie will mehr als eine Abenteuer-/Liebesgeschichte. Sie will etwas wissen, erfahren, was sie vorher nicht wußte, sich etwas erschließen.
    Schon von daher haben Autorinnen Verantwortung.

    harimau


    nein, es ging nicht gegen Dich. Es geht mir um das Argument an sich, weil es falsch ist.
    Es sagt nichts. Es belegt nichts.
    Ob jemand eine höhere Ausbildung hat, hat keinen Einfluß auf das private Leseverhalten. Es ist eine durch nichts bewiesene Annahme, daß jemand, die z.B. studiert hat, automatisch Literatur der Unterhaltung vorzieht. Oder überhaupt liest.
    Egal, wozu man 'studierte Leut' plus 'liest Schund' einsetzt, es sagt nichts.
    Das Argument wird gleichermaßen dafür gebraucht, die Unterhaltungsliteratur aufzuwerten - ha, das lesen sogar Studierte', wie zu behaupten, daß wer studiert habe, besonders intelligent sei - ha, sogar Intelligente lesen Schund, wie die Lserinen von Schudn aufzuwerten - ha, ich lese, was auch Studierte lesen . wie umgekehrt, Leute wegen ihrer Lektüre unter Druck zu setzen: Du hast studiert und liest so was???
    Dann kann nur passieren, weil der Zusammenhang rundum falsch ist.
    Kann man in die Tonne treten.
    Darum ging es mir.


    Das Jugendbuch ist im übrigen keine Ausnahme. Gute historische Jugendbücher sind die Ausnahme.




    beisswenger


    man weiß viel über die vergangene Epochen, sehr viel sogar. Der Paradigmenwechsel hat nur bedingt damit zu tun. Über die Gründe des WK I gab es nie Zweifel, nur die offizielle Darstellung hing von politischen Überzeugungen ab.


    Und nein, im Mittelalter ging man nicht der Nase nach. Es gab Landkarten.
    Brauchte man auch, schließlich mußte Wegzoll entrichtet werden. Jemand mußte den Straßenerhalt ja finanzieren. Neue bauen, Brücken bauen, den Verkehr sichern. Es sind bloß die AutorInnen historischer Unterhaltungsromane, die fröhlich verkünden, daß man im 'Mittelalter' einfach so in jede Richtung davonhüpfen konnte und irgendwie irgendwo ankam.
    :-)

    Zurück zum Thema und zwar zum historischen Unterhaltungsroman:


    da der Name Rebecca Gablé gefallen ist, nehme ich das auf. Sie ist ein aufschlußreiches Beispiel dafür, was im Genre schieflaufen kann.


    Gablé gehört zu den Mitbegründerinnen des neuen deutschen Unterhaltungsromans. Ihre großangelegte Familiengeschichte gilt als 'gut' recherchiert, solide, in den Fakten verläßlich.
    Leider hat sie sich verleiten lassen im Lauf der Jahre, sich Deutungshoheit über den von ihr behandelten Abschnitt der englischen Geschichte anzumaßen, was zu ihrem sehr unglücklichen 'Sach' - Buch über das englische Mittelalter geführt hat. Das Buch hat gezeigt, daß sie von Geschichte keine Ahnung hat.
    Zur angemaßten Deutungshoheit gehörten auch Ausfälle gegen die, die ihrer - romanbedingten - Interpretation widersprechen.
    Hier kann man etwa die Frage stellen, inwieweit es heutzutage(!) erlaubt ist, Persönlichkeiten der Geschichte rundum negativ darzustellen, obwohl längst bekannt ist, daß die Realität der Epoche anders war.


    Ein ganz neues Beispiel für eine solche Frage ist ein gerade erschienenes Jugendbuch, ein Zeitreiseroman, in dem ein Teenager nach Versailles unter Ludwig XIV. versetzt wird. Das Buch gibt es, wenn ich das recht sehe, derzeit nur als Kindle-Version. Es hat begeisterte Leserinnen gefunden, aber auch eine Ein-Stern-Rezension eingefahren.
    Diese wiederum ist eine ausgezeichneten, beispielhafte Kritik, die das Buch eingehend diskutiert und Einwände nicht nur in literarischer, sodnern auch historischer Hinsicht bringt. Auch in diesem 'Buch' wird entegegen der realen Gegebenheiten eine historische Persönlichkeit unangenehm schwarz gezeichnet. Daß das Ganze auch noch einen homophoben Einschlag hat, macht es wirklich schlimm.


    Ich finde es falsch, unwissenden Leserinnen so etwas vorzusetzen. Es ist verantwortungslos. Warum die Vergangenheit bemühen, wenn man sowieso daran drehen will? Wieso soll für Unterhaltung alles erlaubt sein?
    Schund!



    :wave


    magali

    Dreamchen


    eine Pn des Inhalts: ich möchte nicht mit Dir reden, hätte es auch getan.
    Im Übrigen zeigen Deine Überlegungen zu einer Neuaufteilung der historischen Romane, daß Du und Teresa gar nicht weit voneinander entfernt seid. Ihre sehr nützliche Einteilung, die sie, wenn auch inm anderen Zusammenhang, vorgenommen hat, geht exakt in die Richtung, die Du auch siehst.



    was den 'Schund' angeht.


    was mich verblüfft, ist jedesmal - und ich führe derartige 'Diskussionen' seit dreißig Jahren - daß Leserinnen einerseits abstreiten, daß es 'Schund' gibt bei Büchern, weil ja alles persönlicher Eindruck/Geschmack bzw. persönliche Einschätzung ist. Meist verbunden mit Tritten gegen 'KritikerInnen' und 'dem Feuilleton', die über eine bestimmen wollen.
    Andererseits folgt irgendwann im Verlauf der Balgerei das Bekenntnis zu 'Schund'. Offenbar gibt es deutlich erkennbare Zeichen dafür, wann etwas Schund ist. Obwohl es doch keinen 'Schund' gibt?
    :gruebel


    Das zweite 'Argument', das in derartigen 'Diskussionen' unweigerlich auftaucht, ist: Ich kenne jemanden, die/der hat studiert und liest Fantasy(ChickLit/Thriller etc.
    Der Zusammenhang entzieht sich mir nun wirklich völlig.
    Es gibt mindestens hundert verschiedene Studienfächer. Was, bitte, führt jemanden, die BWL, Sportwissenschaften oder Meeresbiologie studiert, zur Lektüre von Thomas Mann oder den Gedichten von Adonis?
    Zur Beschäftigung mit Literatur braucht man einen Bezug zu einer besonderen Art von Ästhetik. Die hat man oder hat sie nicht.
    Die offenbar ungebrochene Überzeugung, daß die deutschen Universitäten besonders 'intelligente' Menschen produzieren, finde ich wirklich allerliebst.


    :wave


    magali

    Dreamchen


    aber genau dazu sind PNs da, zum persönlich Werden. :-)



    zum Thema:


    die Diskussion dreht sich nicht im Kreis, sie stockt nur, weil es eben nicht leicht ist, den Gedanken zu akzeptieren, daß es Genres gibt, die in mancher Hinsicht problematisch sind. Der historische Roman hat solche Schwierigkeiten in sich. Die Frage, ab wann solche Romane 'Schund' sind, ist nur eins davon.


    Es gibt eben Leserinnen, die sich damit auseinandersetzen. Es gibt auch Autorinnen, die das tun, und zwar, je mehr, desto ernster sie ihr Genre nehmen.
    Die inzwischen mehrfach, implizit und explizit geäußerte Aufforderung, dem Problem aus dem Weg zu gehen, ändert nichts daran, daß es da ist.


    Hier wurde niemand persönlich angegriffen und als Schundleserin denunziert. Im Verlauf der Diskussion fühlten sich nur Userinnen angegriffen. Das ist nicht die Schuld der DiskutantInnen.
    Im Gegenteil erinnern mich Schund-Diskussionen immer mehr an die forumseigenen Diskussionen über Religion. Das ging es auch immer ums 'Gefühl'.
    Und letztlich um den Maulkorb. Damit Ruhe herrscht.



    :wave


    magali

    Blanca kommt nach Arequipa, um an der dortigen Akademie für ein paar Monate Fotografie zu studieren. Ihr Studienfach ist Herzenssache und Familienangelegenheit, ihr Urgroßvater war Fotograf. Aber auch Arequipa ist eine Familienangelegenheit, ihre Urgroßmutter stammt von dort. In dieser Stadt im Süden Perus haben sich ihre Urgroßeltern Ende der 1920er Jahre kennengelernt, dorthin kehrte Urgroßmutter Guadelupe in den Dreißigern zurück, aus dem nationalsozialistischen Deutschland und mit der Überzeugung, daß ihr Mann und ihre Tochter nachkommen würden. Doch Guadelupe verschwand, niemand in Deutschland hörte je wieder von ihr. Briefe, die ihr geschickt wurden, wurden nie beantwortet. Das Rätsel um die Urgroßmutter belastet auch Blanca noch.


    Das alles tritt allerdings zurück angesichts der Ausbildungschancen an der Akademie und der Aussicht auf einen Wettbewerb, an dem die StipendiatInnen teilnehmen werden. Vor allem aber angesichts von Arequipa, eine Stadt mit Eindrücken, die gerade eine junge Fotografin überwältigen. Es dauert seine Zeit, bis sich Blanca daran erinnert, daß sie versprochen hat, nach Spuren ihre Urgroßmutter zu suchen. Als sie damit endlich beginnt, wird die Vergangenheit unvermutet sehr lebendig.


    Železnýs Geschichte ist ein Unterhaltungsroman, ein Liebesroman, aber er hat alles, was man braucht, um aus der Masse hervorzustechen. Das liegt sowohl am Aufbau, wie an Entwicklung der Handlung. Klischees werden mit einer Souveränität vermieden, die eine staunen läßt. Die wesentliche, wenn auch traurige Liebesgeschichte ist die der Urgroßeltern. Die sehr junge Protagonistin muß sich erst einmal in der Welt zurechtfinden, wichtig für sie ist es, die Bedeutung von Freundschaft zu begreifen. Blanca reift im Verlauf der Wochen in Arequipa.


    Es gibt zwei weitere Liebesgeschichten in diesem kleinen Roman, das sind die zur Fotografie, vor allem aber die der Autorin zum Ort ihrer Handlung. Bilder von Arequipa sind es, was man mitnimmt aus der Lektüre, bezaubernd, berückend, gestochen scharf, träumerisch verschwommen. Es gibt aufschlußreiche Einblicke in die Geschichte der Fotografie im 20. Jahrhundert, ihre Bedeutung für Peru, damals wie in der jüngeren Vergangenheit. Die Diskussion über Bilder machen, abbilden, erzählen, über Licht und Farben ist immer präsent.
    Die jüngere Geschichte Perus wird lebendig, indem ihre Folgen für die Betroffenen von Militärdiktatur und Terrorismus geschildert werden.


    Erzählt wird das stilistisch recht anspruchsvoll, sprachlicher trash des Genres taucht nur selten und in minimalen Dosen auf. Es klingt wie Ausrutscher und sticht deswegen aus dem Text hervor, weil der überwiegende Teil so gut formuliert ist. Železný hat eine eigene Bildersprache, poetisch, ein wenig märchenhaft, mit Mut zu Emotionen. Da diese nie aus zweiter Hand stammen und die Autorin ihre Figuren mit hohem Respekt vorführt, wirkt das alles wahr und überzeugend. Allein das ist eine hohe Leistung.
    Eine Leistung ist es auch, wie hier die Handlungsfäden zusammengehalten werden. Man ist gut beraten, aufmerksam zu lesen, will man die Zusammenhänge am Ende auch rundum durchschauen.


    Wer moderne Liebesromane mag, kann sich mit dieser schönen Geschichte nicht nur gemütlich zurückfallen, sondern auch mit viel Gewinn überraschen lassen.

    Jasmin87


    das Buch kann man nicht lesen. Schwachfug, mit sehr gefährlichen Tendenzen.
    Das stammt aus dem Kreis der sog. Reichsbürger. Dazu gibt es Wikipedia-Artikel, ich möchte das hier nicht näher ausführen. Schau Dir den Artikel in Ruhe an. Es gibt auch sonst im Netz einiges an Informationen über diese Leute.
    Jan van Helsing, der das Vorwort geschrieben hat, findest Du unter seinem richtgen Namen auch bei Wikipedia.



    :wave


    magali

    Die Regelung sind die jeweiligen Wettbewerbsregeln.


    Es gibt Ausschreibungen, bei denen sind Pseudonyme ausdrücklich ausgeschlossen, es gibt Ausschreibungen, die verlangen ausdrücklich anonymisierte Einsendungen.
    Wenn nichts in den Regeln steht, ginge ich davon aus, daß es für die Ausschreibenden kein Problem ist.


    Kannst Du nicht einfach nachfragen?
    Aber im laufenden Wettbewerb können sie die Regeln ohnehin nicht mehr ändern.


    Sonst kenne ich nur den Fall, daß der richtige Name erst ín dem Augenblick wichtig wurde, wenn die Geschichte abgedruckt wurde und ein Autorinnenvertrag unterschrieben werden mußte. Darauf hat der dazugehörige Verlag aber dann hingewiesen.



    :wave


    magali