Hallo, Herr Palomar,
ich beantworte gerne "neugierige" Fragen! :-), denn ich bin selbst sehr neugierig!
Die Voltaire-Denkschrift habe ich ganz zufällig in einem Antiquariat entdeckt. Die Geschichte aus dem 18. Jahrhundert hat mich sofort fasziniert - und in der Folge auch Voltaire selbst. Ich kann nicht sagen, ob ich alles von ihm gelesen hab in der Zeit, in der ich "Die Affäre Calas" schrieb, aber es war eine ganze Menge. Doch die Beschäftigung mit ihm hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Nicht nur, dass ich diese Zitate fand und viel gelernt und erfahren habe, ich entdeckte auch etliche versteckte und offene Hinweise auf den Fall Calas, z.B. in seinem Philosophischen Wörterbuch unter dem Titel "Verbrecherisch".
Die Zugfahrt nach Toulouse unternahm ich tatsächlich, um dort zu recherchieren. Per Mail hatte man mir eine private Führung im Musée des Augustins zugesagt. Ich war drei Tage dort. Das Haus der Familie Calas existiert noch, es gibt Straßen, die nach den Büßern benannt sind, usw.
Dass die Zugfahrt von Schweinfurt aus ganze 18 Stunden dauerte, war natürlich weniger angenehm. Aber mit Voltaire im Handgepäck und einem Notizblock, um alles Interessante sofort zu notieren, verging die Zeit recht schnell.
Die von mir entdeckte lateinische Inschrift war der Museumsleitung nicht bekannt gewesen, man versprach Nachforschungen einzuleiten; es gibt nämlich noch eine weitere Inschrift auf der gegenüberliegenden Seite, die selbst in der Vergrößerung kaum zu lesen und vom Inhalt her sehr merkwürdig ist.
Ob sie für die Forschung eine Bedeutung hat, wird sich noch herausstellen.
Herzlichst
Helene