Beiträge von Katerina

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    Original von chiclana
    Zu Nabelschnüre und Helikopter fällt mir ein Gespräch von vor einigen Tagen wieder ein. Mütter von Kindern zwischen 6. und 9. Klasse unterhielten sich über die Ferien und berichten, was "wir alles gelernt haben" und "wir haben das Referat vorbereitet" und "wir haben die Vokabeln gelernt" usw. Als ich dann wagte anzumerken, dass ich versuche, mich da soweit wie möglich rauszuhalten, bekam ich zur Antwort, ich hätte ja auch so ein Glück, weil meine Tochter so selbständig ist. :rolleyes :chen


    Das ist echt der Brüller!!! :lache


    Ich hab da auch noch einen, wenn es auch um ältere Kinder geht.
    Ich lese regelmäßig die Onlineausgabe der Zeitung des Städtchens, aus dem ich komme.
    Neulich war da ein Bericht, dass am Gymnasium gerade ein Bauzaun errichtet wird. Nicht etwa für Bauarbeiten. Sondern damit die Eltern während der Abiprüfungen dort ihre liebevoll und aufwändig gestalteten Plakate dran hängen können, die ihre Kinder anfeuern sollen und ihnen zeigen, dass man in Gedanken bei ihnen ist. :wow
    Zu meiner Zeit hatten wir im dem Alter noch das Gefühl, auf der Kante des Nests zu sitzen, um demnächst abzufliegen. Und das, keine Babys mehr zu sein, denen die Mama selbst im Abi noch das Händchen halten muss.


    Kurz vorher war in der Zeitung ein Bericht drin, dass die Grundschule jetzt eingezäunt wurde, weil es im Sommer bei warmem Wetter nicht mehr möglich war, bei offenen Fenstern zu arbeiten. Weil die Mütter draußen auf den Bänken saßen und zu laut quatschten. :rolleyes
    Zu meiner Zeit hatten die Mütter noch ein eigenes Leben ...


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von chiclana
    Ja, ja, die lieben Ärzte und ihre Allerwelts-Ratschläge. :lache Wahlweise "mehr bewegen" oder "weniger Stress". :rolleyes


    Die gibt es in meinem Umfeld nicht, weil ich sie dort nicht dulden würde. Ich habe nur absolut hinreißende Ärzte. Ich hatte gestern einen Arzttermin, der so superklasse war, dass ich anschließend meinen Schatz spontan zum Italiener verschleppen musste. Ich habe eine chronische Krankheit, mit der Ärzte üblicherweise nicht umgehen können, weil ihr Kenntnisstand noch von anno dunnemals stammt. Bei der Ärztin (zu der ich wegen etwas völlig anderem gegangen war) stellte sich heraus, dass sie (obwohl ganz anderes Fachgebiet) da komplett auf der Höhe der Zeit war und mich hundertprozentig unterstützt hat. Einfach nur toll.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von Lumos
    Ich mochte bzw. mag ja alle deine Bücher, aber dieses hier finde ich besonders informativ und weiß auch schon, wem ich das Buch demnächst schenken werde :-].


    Es macht mich einfach sehr froh, dass meine Entscheidung, erstmal lange das Unbewusste wurschteln zu lassen, ohne einzugreifen, funktioniert hat. Auch bei den Lesern.


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    Welche der beiden Schauspielerinnen magst du lieber?


    ;-)

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    Original von Büchersally
    Andere Frage: sollte die Erkenntnis bei sicher gebundenen Kindern nicht der liebevolle Umgang mit den Eltern überwiegen. Man ärgert sich dann nur nicht mehr über die späten Erziehungsversuche.


    Definitiv. Und es ist ja auch Aufgabe der erwachsenen Kinder, (liebevoll) zu zeigen: Ich kann das gut selbst, oder: Ich bin da anders als du.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von xexos
    Die frühkindliche Prägung ist spannend und auch sicher für vieles auch eine gute Erklärung. Selbst stelle ich mir aber auch immer die Frage, wie weit man dies denn als Erklärung bzw. unter Umständen sogar als Ausrede gelten lassen darf? Wohlgemerkt für mich selbst, nicht als Analyse bei anderen. Kann und darf ich im Erwachsenenalter immer noch meine Kindheit vorschieben und ab wann übernehme ich selbst die Verantwortung für mein Handeln?


    Da schließe ich mich Johanna an:

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    Original von Johanna
    Wenn man sich seiner Kindheit bewußt ist, weiß, was schief gelaufen sein kann, kann man damit besser umgehen, als wenn man es verdrängt.
    Man kann lernen, mit dem zu leben, was einen geformt hat und auch lernen, sich selber sozusagen etwas umzuformen.


    Das mit dem "Vorschieben" und "Selbst nicht die Verantwortung übernehmen" ist eigentlich nichts, mit dem ich konfrontiert bin, weder privat und noch in der Praxis. Eher im Gegenteil. Die Leute neigen viel mehr dazu, alles als eigene Unfähigkeit zu bewerten. Bis ich die erstmal dazu kriege, sich nicht pausenlos selbst fertig zu machen ...
    Mit denen, die die Schuld gern auf die Kindheit schieben wollen, um nicht selbst Verantwortung übernehmen zu müssen, haben glaube ich eher die Leute zu tun, die im Knast arbeiten. Wenn man richtig Scheiße gebaut hat, ist es offenbar sehr schwer, das mit dem Selbstbild zu vereinbaren, wie Untersuchungen zeigen, die ich später im Buch noch anführe.


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    Original von xexos
    Nächste Frage: Birgt die Erkenntnis nicht auch die Gefahr, dass man gegenüber seinen Eltern ein Feinbild aufbaut? ---> "Ihr seid schuld, dass ich jetzt so bin und nun Probleme habe!"


    Ich beschäftige mich in den Therapien immer auch mit der Kindheit der Eltern, oft sogar der Großeltern, um zu zeigen, dass das, was die geprägt hat, nichts mit einem selbst zu tun hat. Und ich betone immer wieder, dass es nicht um Schuld geht, sondern dass hier ein Ort ist, wo man sich etwas anschauen darf, was man früher nicht durfte. Bei den meisten ist ja eher zu stark ausgeprägt, dass sie alles durch die Augen ihrer Eltern sehen. In den allermeisten Fällen verbessert sich durch die Therapie die Beziehung zu den Eltern, weil man sie nicht mehr als so groß und mächtig ansieht, sondern eine Beziehung von Erwachsenem zu Erwachsenem aufbauen kann.
    Es gibt allerdings Eltern, denen Kinder nicht verzeihen können, weil sie wirklich Unverzeihliches getan haben. (Z.B. Eltern, die im Keller einen eigenen Folterraum für ihr Kind zusammengebastelt haben.) Aber das sind Extremformen.


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    [Und: Tägliches Laufen ist gar nicht so sehr zu empfehlen, da muss man schon gut trainiert sein.]


    Kommt auch später noch im Buch.
    Bei mir war es nicht das Laufen, sondern die Benutzung des Ergometerrades.
    Ich nutze es auch jetzt nicht täglich, aber es ist zur Gewohnheit geworden. Ich muss mich nicht zwingen, es zu tun, sondern ich kann mit mir verhandeln und sagen: Nee, heute nicht.


    Liebe Grüße
    Katerina

    Mir ist noch was zum Thema Prosopagnosie eingefallen, nämlich dass es auch die (noch weniger untersuchte) Phonagnosie gibt. Das sind Menschen, die entweder Bekannte nicht an der Stimme erkennen können oder die die Stimmen zweier Unbekannter nicht auseinanderhalten können.
    Im ersteren Fall sollten Enkeltrickbetrüger am Telefon leichtes Spiel haben ... :-(


    Zum Thema Standardeinstellung habe ich vor einen Tagen im Onlinemagazin Die Ratgeber einen Artikel geschrieben. Für euch nicht viel Neues ...


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von Lumos
    Mit der Gesichtserkennung (ebook ca. S. 49) ist es manchmal gar nicht so einfach. Kennt einer von euch die Krimiserie Nord bei Nordwest mit Hinnerk Schönemann (manchmal schau ich auch fern :grin)? Da gibt es eine Tierarzthelferin und eine Polizistin, die sich vom Typ sehr ähnlich sind, besonders dann, wenn auch ihre Frisuren sich nicht wesentlich unterscheiden. Mein Mann hat eine ganze Weile behauptet, es müsste ein und dieselbe Schauspielerin sein, zumal man die beiden lange Zeit nicht direkt nebeneinander in einer Szene sehen konnte.


    Ich habe das Problem auch öfter, wenn zwei Schauspielerinnen in einem Film die gleiche Haarfarbe haben. In diesem Fall hatte ich es allerdings gar nicht, weil mir die eine deutlich besser gefallen hat als die andere und die eine außerdem glatte Haara hatte, die andere Locken. :-)


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    Original von Büchersally
    Aber der absolute Lacher war die Schilderung der Rufnummerübermittlung.


    Das wäre nicht so ein Lacher wenn es nicht jeder kennen würde. :bonk


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    Dieses Zitat im Internet " Jeder, den du triffst, kämpft einen Kampf, von dem du absolut nichts weißt. Sei freundlich!"
    Klingt gut! Nur schade, dass es zu wenige Leute lesen und/oder beherzigen. Das würde das Zusammenleben häufig sehr viel angenehmer gestalten.


    Im Original: Everyone you meet is fighting a battle you know nothing about. Be kind. Always.


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    Von computergesteuerten Baby-Puppen zum üben hab ich noch nicht gehört, wohl aber von diesem Anzug, der junge Menschen die Beschwerlichkeiten des Älter- und Altseins fühlen lässt. Dazu habe ich vor längerer Zeit einen Artikel in der Tageszeitung gelesen.
    Das wird aber nicht in größerem Stil praktiziert, oder?


    Nicht dass ich wüsste. Wahrscheinlich zu teuer.


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    Dass ich jemanden habe, der mir die Spinnen fängt, ist der Hauptgrund warum ich geheiratet habe :engel. Was gäbe es daran auszusetzen :lache?


    Daran, dass der netteste Mann der Welt noch einige zauberhafte Zusatz-Features hat, ist definitiv nix auszusetzen. :grin Nur daran, wenn jemand in seiner Beziehung leidet wie Hund, aber sich nicht trennen kann, weil er sich nicht traut, Sachen selbst zu erledigen.


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    Hochinteressant finde ich die Information, dass das Gehirn diese Standardeinstellung so nötig braucht.


    Das fand ich auch eine der interssantesten Erkenntisse der letzten Jahre.
    (Genau deshalb schreibe ich diese Bücher. Weil ich finde, dieses Wissen gehört unner die Leut.)


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    Und noch ein Zitat zu einem Thema, das ich wichtig finde und viel stärker in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden sollte:
    "Es ist wichtig zu verstehen, dass unser veränderter Umgang mit Nachrichten dazu führt, dass unser subjektives Gefühl von Bedrohung sich verändert."
    Ich merke immer öfter, dass Menschen in meiner Umgebung zu der Überzeugung gelangen, die Welt würde zunehmend grausamer und gefährlicher.
    Dazu tragen auch die unzähligen Brennpunkte der Fernsehsender bei, die unter den Zuschauern die Ängste schüren, das könnte auch ihnen zustoßen.


    Absolut. Ich bin bei vielen Patienten dahinter her, dass sie sich nicht auch noch eine App installieren, die ihnen jedesmal Bescheid gibt, wenn es auf Spiegel Online eine neue Meldung gibt und die sich damit total "überreizen".


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von Büchersally
    Ich gehöre auch zu den Grenzwächtern wie chiclana und fühle mich im vorgegebenen Rahmen auch wohl. Leute, denen ich die Grenzen immer wieder aufzeigen müsste, würde ich tatsächlich meiden, weil es mir einfach zu anstrengend wäre. Dennoch finde ich auch einen gewissen Grad von Spontanität gut. Wenn das überraschende Klingeln an der Haustür nicht täglich passiert, ist es doch ok. Ich würde es eher merkwürdig finden, wenn jemand überhaupt nie seinen Tagesplan für etwas ändert. Dadurch mutiert man doch nicht gleich zum Nach-Gehör-Einparker. :gruebel


    Viele Menschen, die eher nicht zur Spontaneität neigen, finden es trotzdem gut, wenn jemand das ab und zu durchbricht und sie aus ihrer Routine rausholt. Das macht Freundschaften ja so schwierig: Dass man manchmal auch Grenzen überschreiten darf, auch wenn der andere signalisiert hat, dass er das eigentlich nicht so schätzt.


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    Fitness gehört ja zum heutigen Leben dazu. Da sind diese Smart-Watch nur eine logische Konsequenz. Es gibt ja auch Apps, die einen daran erinnern, ein Glas Wasser zu trinken.


    Und welche die anzeigen, wie lange man überhaupt das Handy benutzt hat, und wo man sich da aufgehalten hat. Einem Patienten von mir hat die sehr geholfen, sein Always-on stark zu reduzieren, weil sie ihm sehr deutlich gemacht hat, wieviel Zeit er da vertut.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von chiclana
    Ich bin eindeutig ein Grenzwächter, aber ich finde es total nett, wenn man jemand spontan zu Besuch kommt (passiert nur viel zu selten, ich glaube, das kommt irgendwie aus der Mode :rolleyes). Wie passt das denn zusammen?


    Wahrscheinlich kommen bei dem Thema noch andere Sachen dazu als nur die Grenzwächterei vs. Gehöreinparkerei.
    Beispielsweise, wie man Reize verarbeitet, ob man zwischendrin eher viel (ungestörte) Zeit dafür braucht oder nicht. Ich denke, dass manche Menschen mehr Zeit im Default Mode verbringen müssen als andere, um im Gleichgewicht zu bleiben, und dass die eher empfindlicher auf Störungen von außen reagieren.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von chiclana
    Aber macht es bei diesem Standby Thema viel Unterschied, ob ich die Leere mit Smartphone oder mit Buch oder Kreuzworträtsel überdecke? Oder ist generell die Dauerablenkung das Problem?


    Ich denke, das ist das Problem. Du holst weder an der Ampel noch im Lokal das Buch raus. Und Kreuzworträtsel oder Sudoku erfordern zwar auch mehr die bewussten Hirnprozesse, sind aber nicht in dem Maße neuer Input.


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    Ab wann und wie das Kind dann eins bekommt, wird auch noch spannend... :gruebel
    Klar, das Vorleben macht auch hier viel aus.


    Oder, wie Karl Valentin gesagt hat: Es hat gar keinen Sinn, Kinder erziehen zu wollen, sie machen einem ja doch alles nach. :grin


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    Das Handyverbot in Arztpraxen empfinde ich mittlerweile als überholt.


    Im technischen Sinne ja.


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    Im Sinne von lautlos stellen und nicht telefonieren bin ich selbstverständlich dabei.


    Hab da bei meiner Hausärztin mal einen erwischt, der - gar nicht mal mehr so jung - ununterbrochen unter höchster Geräuschentwicklung auf dem Ding irgendein Spiel gespielt hat. Als ich ihn bat, wenigstens den Ton auszuschalten, sah er mich ratlos an und meinte, er wisse nicht, wie der auszustellen gehe.
    Auf die Idee, dass man in dem Fall das Ding einfach aus lässt, wenn man unter Menschen ist, ist er offenbar nicht gekommen ...


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    Aber ich nutze das Smartphone als Kalender, habe manchmal meine Fragen dort notiert, ggf. sogar ein Foto (von einem seltsamen Ausschlag) und verbringe die Wartezeit lieber mit Surfen oder einem ebook als mit einer Sammlung von Klatschblättern.


    Ich bin überhaupt nicht der Smartphonemensch, zumindest nicht bei Sachen, die sich anderweitig erledigen lassen. (Ich habe das Gefühl, ich dürfte nicht größer als 50 cm sein, um mit der Tastatur zurecht zu kommen.) Ich hab dann auch entweder den E-Reader oder mein Nintendochen dabei.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von maikaefer
    Kann ich nachvollziehen. Aber was rätst du so jemandem?


    Eigentlich ist das kein Thema, das in Therapien vorkommt. Es sei denn in der Variante "Habe den Richtigen zu früh kennengelernt und konnte ihn noch nicht schätzen." Das gehört halt zum normalen Lebenspech und ist per se ja nicht behandlungsbedüftig.
    Die Variante "Komme von einer alten Liebe gar nicht los" habe ich persönlich noch nicht erlebt.


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    Man kann das doch nicht einfach "ausknipsen", wenn man es auch in der Theorie weiß und sich oft genug selbst vorbetet.


    Grundsätzlich und unsabhängig von dem Thema ist es ja Normalität in der Psychotherapie, dass man Dinge in der Theorie weiß, sie aber trotzdem nicht ändern kann. Meiner (tiefenpsychologischen) Meinung nach geht es dann darum, die Anteile aufzuspüren, die nichts mit jetzt, sondern mit früher zu tun haben, um nicht ewig weiter in Uraltschleifen hängen zu bleiben.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von Büchersally


    Andrea
    Du vergleichst das Verliebtsein mit der Gabe einer Droge und dementsprechend das Entlieben mit einem Drogenentzug.


    Das mit der Droge stammt nicht von mir, sondern von Hirnforschern, denn was da im Gehirn passiert, sowohl beim Ver- als auch beim Entlieben, ist original das Gleiche und erklärt, warum wir da jeweils in so einer Ausnahmesituation sind.


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    Wie kommt es aber, dass manche Menschen einfach nie über ihre große Liebe hinwegkommen? Beim Entzug ist ja auch irgendwann wieder gut. Ok, man kann rückfällig werden ...


    Ich denke, das ist ne andere Geschichte und hat nichts mehr mit dem Liebes-Drogencocktail zu tun. Ich bin bei dem "über die große Liebe nie wegkommen" immer etwas skeptisch. Sicher gibt es dafür immer sehr individuelle Gründe.
    Manche meiner Patienten trauern der ersten Liebe nach und meinen, sie seien damals einfach zu doof und unreif gewesen, um zu erkennen, dass da nix Besseres mehr nachkommen wird. Wozu man sagen muss, dass unser Gedächtnis ja extrem unzuverlässig und leicht beeinflussbar ist. Man glorifiziert also möglicherweise die Zeit damals, und außerdem ist überhaupt nicht gesagt, ob es auf Dauer miteinander geklappt hätte.
    Oder es mischt sich ein uralter, frühkindlicher Hunger mit der Erinnerung an eine Beziehung, die gut war.
    Grundsätzlich gehe ich aber davon aus, dass jemand, der nicht im Heute nach einer Beziehung sucht, in der er zufrieden sein kann, sondern der zu viel Energie in die Erinnerung steckt, vielleicht nicht wirklich bereit für eine Beziehung ist. Dann ist das so eine Art Selbstbetrug, wenn man sich einredet, mit dem oder der wäre es sicher die ideale Beziehung geworden oder geblieben, statt sich mit der Frage zu beschäftigen, warum man es hier und heute nicht auf die Reihe kriegt.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von Büchersally
    Mich hat das mit der Musik und der Einstimmung mal während der Ausbildung interessiert, weswegen ich als Nicht-Box-Fan sämtliche Einlauflieder mit der Anzahl der Siege verglichen habe. Es stimmt tatsächlich, dass die Melodien den Körper eine Substanz bilden lassen, die für "starke Nerven" zuständig ist und eben den Boxer siegen lassen. Langsame aber kräftige Beats sind bei Kämpfen besser geeignet als beispielsweise "Oups she did it again" mit 125 Beats per minute. Der Triumphmarsch wird deswegen lieber beim Baseball genommen.


    Das find ich ja mal interessant!
    Ist für mich natürlich auch wieder ein Beleg dafür, wie gut unser Unbewusstes funktioniert, dass wir instinktiv das Richtige wählen, denn die Trommler beim Militär gab es ja auch schon vor Urzeiten. Da kannte noch keiner diese Forschungsergebnisse.
    Beim Laufen ist es ja auch wichtig, die für sich richtigen bpm zu wählen, wenn man sich dazu Musik auf die Ohren tut.
    (Hach, wie trauere ich meinem Wii-Spiel Step to the Beat nach ...)


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von chiclana
    Das blau-schwarze Kleid kannte ich noch nicht und hab es gleich mal angeschaut. Für mich war es blau schwarz und ich konnte garnicht glauben, dass da jemand was anderes sieht. Dann hab ich es meinem Mann gezeigt, der es in weiss-gold sieht. Verrückt. :lache


    War bei uns genauso. :wow


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    Diese frühkindlichen Erfahrungen finde ich sehr interessant - und manchmal auch irgendwie belastend aus Mama-Sicht. Im Sinne von "ich bin schuld an jedem Spleen meines Kindes". Übertrieben formuliert, aber ich hoffe, Ihr versteht, was ich meine...


    Bei der modernen Mama geht es oft schon zu sehr in die andere Richtung. Man kann keine perfekte Mutter sein (Psychotherapeuten fänden das auch eher gruselig), aber man darf auch nicht erwarten, das "perfekte" Kind zu haben.
    Außerdem vergessen Frauen m.E. oft (gerade bei Söhnen), wie unendlich wichtig der Papa für die Kinder ist. Ich kenne sehr viele Fälle, wo die Mutter wirklich fast alles richtig gemacht hat, wo der Vater aber praktisch kein Interesse an seinen Söhnen gezeigt hat, was keine guten Auswirkungen hatte.


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    Warum ist der Handbuchschreiber schlecht, wenn er alles der Reihe nach abarbeitet? Wenn jemand nur einen bestimmten Punkt gezielt nachschauen will findet er sich so vielleicht schneller zurecht? Eigentlich müsste er eine Mischung für alle finden...


    Ich wollte da nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich meinte damit einen, der nur davon ausgeht: "Ich muss jetzt diese Funktionsweise beschreiben, jetzt diese." Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, wie er etwas, mit dem er sich jahrelang beschäftigt hat, für jemanden aufbereiten kann, der davon keine Ahnung hat.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von maikaefer
    Was ich, seit das Buch hier auftauchte, loswerden wollte, mich aber nicht so recht traute, wir aber wie soeben festgestellt, ja nicht :schlaeger , :lache , traue ich mich jetzt doch: Ich stolpere jedes Mal bei deinem Titel, weil irgendetwas in mir "Alle verrückt außer MIR" lesen will. Ist das regional?


    Nee, regional ist es nicht, aber irgendwie schwer zu erklären. (Vielleicht hilft mir jemand?) Im Montségur-Autorenforum, wo ich das Buch vorgestellt habe, ist auch lange niemand darüber gestolpert, auch von meinen Probelesern nicht. Irgendwann fragte dann doch mal ein Autorenkollege, ob das nicht "Alle verrückt außer mir" heißen müsste. Meine Antwort war: Nicht in einer Welt, in der Giraffen auf dem Seil tanzen. :grin
    Es ist ja zurzeit ein bisschen in Mode, nicht grammatikalisch korrekte Buchtitel zu wählen, um sich auf Umgangssprache zu beziehen. Der Titel stammt vom Verlag, aber ich bin auch nicht drüber gestolpert, und irgendwie klingt er für mich eingängiger als die korrekte Form. (Aber wie gesagt, ich brauche da vielleicht die Mithilfe derer, die auch nicht darüber gestolpert sind, um zu verstehen, warum die meisten es nicht tun.)


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    Danke für deine Antworten. Das mit den zwei Stationen habe ich *schäm* immer noch nicht richtig verstanden.


    Zwei Regeln für die Leserunde:
    Niemand schämt sich hier und niemand geht raus, ohne mich so lange zum Erklären zu zwingen, bis es verständlich ist. :grin
    Ich zitiere mich hier mal aus "Denken Sie jetzt nichts":
    "Schon bei Ihrer Geburt besitzen Sie die gleiche Anzahl von Nervenzellen" (Neuronen) "im Gehirn wie ein Erwachsener. Deren schiere Anzahl nützt Ihnen allerdings noch nicht viel. Wichtig ist das, was nun passiert. Diese Zellen sind nämlich eifrig damit beschäftigt, das zu tun, was sie ein Leben lang tun werden: Sie bilden Verbindungen zu anderen Hirnzellen. Jede einzelne von ihnen kann bis zu zehntausend Verbindungen mit anderen eingehen und ist über höchstens zwei Stationen mit jeder anderen Hirnzelle verbunden. So entstehen später die überraschenden Ideen, die das Unbewusste Ihnen serviert."


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    Habe eben gegooglet, aber da standen Sachen wie Neurotransmitter oder so und im Buch zurückblättern kann ich mit diesem unpapierenen nicht so gut. Deshalb frage ich mal ganz doof bzw sage ich dir, wo ich "stehen geblieben bin" - ich verstand das so, dass es etwas mit Gedankenverbindungen zu tun hat. Ist das richtig? Und wenn ja, hätte ich dafür gerne ein Beispiel. Ich sehe auf der Wiese einen Fliegenpilz. Was macht mein Hirn jetzt damit? Welche zwei Stationen führen jetzt wohin?


    Es geht (hier zumindest) weniger darum, wie Wahrnehmung funktioniert, sondern mehr darum, wie neue Ideen entstehen, nämlich durch Verknüpfungen und Assoziationen.
    Wenn Dir plötzlich einfällt, wie Du etwas lösen oder anders machen oder zwei Dinge miteinander kombinieren kannst (Ich könnte in den Marmorkuchenteig auch mal Kirschen reintun), haben sich neue Verknüpfungen zwischen Neuronen gebildet. Wieviele Zwischenstationen (höchstens zwei) die dafür brauchen, um das zu tun, und wie genau diese "Umsteigebahnhöfe" aussehen, ist in diesem Zusammenhang erstmal wurscht. So sehr wollte ich nicht ins Detail gehen, es geht ja nur darum zu illustrieren, wie superschnell das gehen kann.


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    Ja, das mit der frühkindlichen Geschichte... Auch meine Mutter wurde nach dieser Frau Haarer erzogen und ich auch. :-(


    Das zeigt mal wieder, wie lange sich sowas hält. Die Bindungstheorie setzt sich langsam durch, aber auch nicht flächendeckend. Ich habe einige französische Patientinnen, die mir bestätigen, dass die Realität dort noch anders aussieht. Da ist das Baby oft möglichst weit vom Schlafzimmer der Eltern entfernt, damit man nachts vom Schreien nicht gestört wird. :-(


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    "Eye of the tiger" kenne ich nicht, "mein" Boxerlied ist und bleibt wohl auch "Time to say good bye" - Henry Maske sei es geklagt, und das ist wohl nicht so geeignet. Da vielleicht eher "Auf in den Kampf, Torehehehero" oder der Aida'sche Triumphmarsch.


    Das dürfte auch supergut funktionieren! :-)
    "Eye of the Tiger" stammt glaub ich aus "Rocky".


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    Das mit dem respektvollen Umgang mit sich selbst versuche ich auch, aber der Grat zwischen dem und dem Zuviel um sich selbst kreiseln bzw zu viel Nabelschau betreiben ist auch dünn, oder? ?( :gruebel


    Das kommt glaub ich sehr drauf an, wie man ab Werk gestrickt ist. Jemand, dem nie Grenzen gesetzt wurden, kann unerträglich werden, wenn er auch noch entdeckt, dass er ja nur behaupten muss, er hätte eben gelernt, gut für sich selbst zu sorgen.
    Aber ich habe eben ganz überwiegend mit denen zu tun, die sich pausenlos selbst beschimpfen.
    Das Thema Grenzen kommt später noch ausführlich im Kapitel mit den "Nach-Gehör-Einparkern".


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    Das mit dem "Vor die Füße schmeißen lassen" - bei mir kommt es an wie ein Gespräch mit meiner Lieblingsnachbarin - klappt prima!


    Mich kann man ja immer damit glücklich machen, wenn man meine Psychobücher mit einem Gespräch vergleicht! :knuddel1


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von Zwergin
    Das Gerücht, dass man ein Kleinkind nachts heulen lassen soll, damit es lernt alleine durchzuschlafen hält sich leider immer noch hartnäckig. :-(


    Ich denke aber, wenn ein Kind mal angefaucht wird, weil es grade furchtbar nervt und auch sonst einfach alles schief läuft, macht das noch keine unsichere Bindung.
    Ich hoffe es zumindest, weil auch mir das passiert, wenn so gar nichts klappt wie es soll, die Nacht wieder bescheiden war usw.


    Alle wirklich guten Mütter, die ich persönlich kenne, deren Kinder also mittlerweile erwachsen und gut geraten sind (im Sinn von glücklich und freundlich anderen gegenüber), haben irgendwann mal gesagt, dass sie ihre Kinder manchmal an die Wand klatschen könnten. Sie haben es halt bloß nicht getan. :-)
    Wichtig ist halt zu verstehen, wie wichtig die ersten eineinhalb Jahre für die Entwicklung des Gehirns und damit der Persönlichkeit sind, und auch, dass das Kind in der Zeit seine Gefühle noch nicht selbst regulieren kann. Wenn man aber seinem Kind später immer noch nicht begebracht hat, dass auch andere Rechte, Gefühle (und Nerven!) haben, erzieht man m.E. ein sozial imkompatibles Monster.

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    Original von Büchersally
    Ich habe mal aus Zeitnot meinen Sport auf morgens verlegt. Dann war es einfach egal, wie spät ich abends aus dem Büro kam. Allerdings bin ich nicht der Morgenmensch, der zwischen Zähneputzen und Laufschuh zubinden auch noch einen verschlafenen Wurm fängt. Da musste ich mich auch ständig an die Vorteile erinnern, den ein geänderter Zeitplan bringt und dann war es irgendwann nicht mehr so schlimm.


    Für mich persönlich am Verblüffendsten ist die Sache mit der Routine, dass ich nämlich etwas einfach regelmäßig machen muss, damit es keiner Entscheidung mehr bedarf, sondern praktisch automatisch abläuft, und dass es sich komisch anfühlt, es nicht zu tun. Dass es am Anfang also völlig wurscht ist, wie lange ich das jeweils tue, dass es also völlig okay ist, die Laufschuhe anzuziehen und genau bis zur nächsten Ecke zu laufen und wieder zurück. Die Hauptsache ist, dass ich dem Gehirn beibringe: jeden Morgen wird gelaufen.


    Zitat

    Das Thema mit den verschiedenen Bindungen hatten wir schon im letzten Buch, oder? Darüber grübel ich nämlich schon länger nach, ob das immer auf jeden anzuwenden ist und ob ein desinteressierter Mitbürger einfach eine unachtsame Mutter hatte. :gruebel


    Manche Sachen (erstaunlich viele) haben durchaus auch einen genetischen Anteil. Ob sie sich dann auch entfalten, hängt aber auch mit der perönlichen Lerngeschichte zusammen, und bei der Persönlichkeit eben auch mit den ersten Jahren.
    Ich wollte das Thema am Anfang des Buches (ebenso wie die Hirngeschichten) zumindest noch mal kurz zusammenfassen, weil das mittlerweile für mich die Basis ist, auf der vieles andere, was später kommt, aufbaut oder sich besser erklären lässt.


    Liebe Grüße
    Katerina


    Ich schreibe nicht mal SMSen. Ich brauch ne Tastatur. Für große Finger.


    Liebe Grüße
    Katerina

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    Original von Lumos
    Ähm, ich war faul und habe mir nichts überlegt :kiss. Krieg ich jetzt :schlaeger?


    Erstens sowieso nicht und zweitens scheint das ja auch nicht sooo Dein Problem zu sein. :-)


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    In dem Zusammenhang hat mir diese supercoole, bildhafte Formulierung besonders gut gefallen:" ...nicht mehr als angstgeschütteltes Nervenbündel zu erleben, sondern vielleicht eher den Boxer vor sich zu sehen, der sich im Satinkapuzenmantel tänzelnd auf den Kampf vorbereitet, während ihr Gehirn dazu den Soundtrack von Eye of the Tiger liefert. :lache


    Ja, ich gebe zu, die gefällt mir auch. :grin


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    Die Wichtigkeit der frühkindlichen Jahre für das spätere Leben ist wohl leider immer noch nicht ausreichend bekannt bei vielen Leuten - oder es ist ihnen auch einfach egal, vor allem, wenn das Kind gerade total nervt :-(. Das war auch schon in anderen Büchern von dir ein Thema, Andrea, glaub ich. An diese Einteilungen in "unsicher vermeidend"... kann ich mich recht gut erinnern. Aber das kann gar nicht oft genug aufgefrischt werden!


    Find ich auch. Seit dem Vorgänger (Denken Sie jetzt nichts) hab ich mich in das Thema verbissen.


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    Vielleicht sollte ich doch öfter mal Fernsehen bzw. Werbung schauen :gruebel. Den Spot mit dem Kaffeerösterei-Chef kenne ich nicht, gelegentlich scheinen mir da doch wichtige Informationen zu fehlen :lache.


    Sollte es noch mal ein Andrea-Jolander-Buch geben, habe ich der Lektorin bereits fest versprochen, nicht mehr so viele Fernsehbeispiele zu bringen. Ich oute mich damit ja nicht nur als Couchpotato, sondern vor allem auch als Relikt einer Zeit, in der Menschen noch ferngesehen haben. In meinem jüngeren Umfeld (unter vierzig) guckt kein Mensch mehr fern, die streamen alle nur noch.


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    Jepp, Menschen, die glauben, dass ihr persönliches Motto das einzig mögliche und sinnvolle ist und versuchen, alle davon zu überzeugen, laufen einem leider ständig über den Weg.
    Das gehört zu den Dingen, die mich mit am meisten nerven. Solchen Leuten versuche ich so weit möglich aus dem Weg zu gehen, denn sich da auf Diskussionen einzulassen nervt mich noch mehr.


    :write

    Moin,


    nach vollbrachtem Tagwerk kann ich mich jetzt auch einklinken.


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    Original von maikaefer
    Ganz verstanden habe ich nicht, was es mit den 2 Stationen bei den Verbindungen im Gehirn auf sich hat (zumal sich aus meinem Gehirn immer eine Pizza Quattro Statione oder wie sich dat dingens schreibt, dazwischen zu schummeln versuchte. :grin) ?(


    Stell es Dir als Bahnfahrt vor. Du kannst überallhin gelangen, musst höchstens zweimal umsteigen. So machen es die Neuronen, wenn sie mit anderen Neuronen in Kontakt treten wollen. Jedes Neuron kann mit jedem anderen Neuron im Gehirn über höchstens zwei Zwischenstationen in Kontakt treten.


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    Und noch eine Frage, bitte: Wenn der Hirnbetrieb bei wenig günstigen Verlinkungsfindungsvorgaben besonders viel Zucker und Sauerstoff benötigt... müsste man dadurch nicht ordentlich Kalorien verbrauchen?


    In Zahlen kann ich Dir das leider gerade nicht sagen ... Da müsste ich mal bei dem von mir sehr geschätzten Achim Peters (Das egoistische Gehirn) nachgucken. Hab ich aber glaub ich gerade verliehen ...


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    Und die letzte Frage, bitte: Die Prosopagnosie... ist die angeboren oder kann sie erst im Laufe des Lebens auftreten?


    Normalerweise ist sie erblich, kann aber auch durch Schädigungen des Gehirns wie Schlaganfall oder Tumor auftreten.


    Zitat

    Und ansonsten: Das Buch gefällt mir wie seine Vorläufer auch schon.
    Vielen Dank :anbet :wave


    Das freut mich sehr. ich habe bei dem Buch nämlich ein Experiment gewagt. Ich hatte erstmals am Anfang kein Thema, sondern habe es meinem Unbewussten überlassen, mir alles vor die Füße zu schmeißen, was es spannend findet, und erst dann Struktur reinzubringen.


    Liebe Grüße
    Katerina