Thema Titelfindung:
Autoren haben immer einen sogenannten Arbeitstitel (AT), also einen, unter dem sie das Manuskript (MS) abgespeichert haben. Meistens steht dieser AT auch im Vertrag, weil die Entscheidung über den endgültigen Titel nämlich erst während der Arbeit daran fällt.
Das läuft dann so: Der Lektor oder die Lektorin geht mit dem Manuskript (oder auch nur mit einer Zusammenfassung davon) in die sog. Verlagskonferenz. Hier wird es allen anderen Verlagsmenschen vorgestellt, und dabei ist dann auch jemand vom Vertrieb. Und das sind im Verlag die wichtigsten Menschen, denn sie entscheiden über Wohl und Wehe eines Buches. Wenn der Vertrieb es mag, dann tut er etwas dafür, wenn nicht, dann eben nicht. Daran sind schon Bücher gescheitert.
Also wird die Meinung des Vertriebs sehr ernst genommen. Und wenn nun dort jemand sitzt, der lieber auf Trends aufspringt, statt mutig zu sein, dann passiert es, dass aus einem Buch, das als AT "Athanor" hatte, ein "Florenturna" wird, weil das Buch ja eben in Florenz spielt und "viel mit Nachtthemen" zu tun hat (es geht u.a. um die Bilder von Hieronymus Bosch) und weil gerade zu der Zeit Venedigbücher so erfolgreich waren.
Der Autor darf in einem solchen Fall sagen, ob ihm der Titel gefällt oder nicht, aber mehr auch nicht. Das ist Verlagsentscheidung, und nur, wenn der Autor Glück hat, gerät er an einen Verlag, der ihn mitreden lässt und versucht, Kompromisse zu finden.
Das gleiche gilt übrigens für die Covergestaltung.
Bei "Florenturna" war die Argumentation des Verlags: "Athanor"? Weiß ja niemand, was das sein soll. Mein Gegenargument, dass a) die Leser Fantasyleser und es gewöhnt sind, Namen im Titel zu haben, die sie erstmal nicht kennen, dass b) ein Athanor ein alchemistisches Gefäß ist, das wenigstens existiert, c) "Florenturna" auch niemand weiß, was es sein soll und d) "Florenturna" im Gegensatz zu Athanor nichtmal Sinn macht, weil es nicht wie der Verlag meinte eine gute Verschmelzung von "Florenz" und "nocturnis", also "zur Nacht gehörend" war, sondern reiner Nonsens. Dann genaugenommen heißt es "Zu Florenz gehörend". Oder so. Nunja.
Bei Lizenzen ist es manchmal noch absurder. Da werden dann Titel wie "Summer of Nights", was übersetzt "Sommer der Alpträume" (nights als Kurzform von nightmares) heißt, einfach mal stumpf "Sommer der Nacht". Völlig sinnfrei.
LG, Kathrin