Zitat
Original von Clare
Bei heiter habe ich wohl dieses Schild vergessen 
In meiner Vorstellung spricht die Stimme aus dem Televisor jeden nur persönlich an und ist auch nur von ihm zu hören, was schon schlimm genug ist. Sonst hätte Winston auch mal eine Bemerkung über andere hören müssen.
Hallo Clare,
Dein "heiter" hatte ich schon richtig verstanden. 
Die Idee ist ja auch originell.
Ich versuche zur Zeit mich zu erinnern, wie alt ich war, als ich "1984" zum erstenmal gelesen habe.
Ich kann mich an meine Bestürzung beim Lesen erinnern, weiß, wie ich mich gefühlt habe, aber wann genau das war, kann ich nicht sicher sagen.
Wahrscheinlich um 1984. 
Ich weiß allerdings noch, dass ich als Kind Befürchtungen hatte, den Fernseher einmal nicht mehr ausschalten zu können (also, dass der Ausschalteknopf nicht mehr funktioniert) - ich vermute, das hatte etwas mit diesem Buch zu tun. 
Ich habe gerade die Stelle mit der Namensnennung nochmal gesucht:
"Smith!" schrie die giftige Stimme aus dem Televisor. "6079 Smith W.! Ja Sie meine ich! Tiefer bücken, wenn ich bitten darf! Sie bringen mehr fertig, als was Sie da zeigen. Sie geben sich keine Mühte. Tief-fer, bitte. So ist es schon besser, Genosse. Rühren, der ganze Verein, und alle mal herschauen!"
Ich denke mir, sie bräuchte seine Nummer nicht zu nennen, wenn Winston wüßte, daß die Stimme in diesem Fall nur er selber hören kann.
Später gibt es dann ein Lob für seine Bemühungen, auch mitten in den allgemeinen Anweisungen.
Daß nicht beschrieben wird, daß er keine Bemerkungen über andere hört, muß ja nicht heißen, daß es die nicht gibt.
Diese Frühsportszene wird - bisher - ja nur einmal beschrieben.
Insgesamt finde ich viele Ideen in diesem Buch schon beeindruckend, möchte hier nur einmal die Romanschreibmaschinen nennen.
Die in der Literaturabteilung Beschäftigten arbeiten mit Schraubenschlüssel 
Hier werden gesellschaftliche Entwicklungen sehr zugespitzt beschrieben, was teilweise zum Nachdenken anregt und teilweise aber auch viele Fragen offen läßt.
Mir fehlt eine Identifikationsfigur, gerne auch mit Ecken, Kanten und Unsicherheiten.
Aber richtig nachvollziehen kann ich Winstons Denken und Verhalten nicht.
Schon auf den ersten Seiten bin ich über seine Gewaltphantasien gegen das Mädchen mit der Schärpe "Jugendliga gegen Sexualität" erschrocken.
Das fand ich schon massiv, auch die Begründung:
"Er haßte sie ... weil er mit ihr ins Bett gehen wollte und daraus nie etwas werden würde"
Sicherlich, diese Szene spielt während der "Zwei-Minuten-Haß-Sendung", also in einer Atmosphäre, in der zu Haß aufgestachelt wird - und zeigt damit, wie hier systematisch auch Haß untereinander erzeugt wird, aber sympathisch wurde mir Winston dadurch nicht gerade!