Ich habe "Der Schwarm" gestern ausgelesen. Und ich finde, das Buch hat auf seinen knapp 1.000 Seiten starke und weniger starke Passagen.
Ich denke, dass zu viele Personen (und damit bei der gewählten Erzählweise auch zu viele Perspektiven) vorkommen. Die eigentliche Geschichte hätte man auch mit weniger "Personal" erzählen können - und durchaus auch kürzer. Mir scheint, der Autor hat sich überlegt, welche Zutaten ein erfolgreiches Buch braucht, und diese dann beigemischt, ob unbedingt nötig oder nicht. Eine Romanze musste natürlich vorkommen, das Klischee, dass sich Personen anfangs nicht ausstehen können, aber dann doch die besten Freunde werden, eine Freundschaft mit Höhen und Tiefen, deren Tiefen sich auf ein großes "Geheimnis" beziehen, das erst nach und nach aufgedeckt wird, eine Liebe (sicher ist es eine Form davon), die sich nicht erfüllt, usw. Alles musste irgendwie rein - aber warum eigentlich? Wie gesagt: Weniger Figuren hätten es auch getan, allerdings wäre das Buch dann nur halb so dick. Sicher sind diese Schicksale wichtig, um über eine so lange Strecke die Spannung halten zu können, aber die Strecke hätte gar nicht so lang sein brauchen. Warum zum Beispiel 500 oder 600 Seiten ein so großes Geheimnis um die Herkunft von Anawak gemacht wird, muss mir mal jemand erklären. Für die eigentliche Geschichte ist das absolut irrelevant - und dafür übertreibt der Autor hier maßlos mit der Geheimniskrämerei.
Auch bei den Passagen, die einfach Wissen transportieren sollen, gibt es gut und weniger gut gemachte, wie ich finde. Insgesamt ist das Thema faszinierend und viel von dem Beschriebenen / Gezeigten / Erklärten habe ich aufgesogen. An zwei oder drei Stellen übertreibt der Autor aus meiner Sicht aber wiederum. Wenn ein Sachverhalt auf eineinhalb bis zwei Seiten beschrieben wird, zum Beispiel. Und die Information dabei einfach redundant ist. Da habe ich mir zum Teil doch gedacht: "Ja, ich hab's schon kapiert, danke. Ja, ist gut jetzt, das Bild hab ich schon vor Augen, können wir jetzt weitermachen?"
Soweit die Kritikpunkte.
ABER: Die Idee zum Plot ist einfach grandios. Der Autor hat sich wirklich mit dem Thema beschäftigt und das atmet jede Zeile. Man spürt die Liebe zum Thema, zu den Details, zum Buch an sich. Größtenteils gelingt es dem Auotr auch, Spannung aufzubauen, zu halten und Informationen anschaulich und interessant zu transportieren. Daher von mir nach Lektüre des gesamten Buches eindeutig die Empfehlung: lesen!