Ich hinke ordentlich hinterher, aber natürlich lese ich das Buch zu Ende (nicht zuletzt deshalb, weil es spannend ist) und gebe dann doch noch meinen Senf hier ab. Ist doch okay, oder?
Obwohl Geoffrey nun schon seit einer Weile tot ist und Robin uns inzwischen seit mehr Buchseiten begleitet, als Geoffrey leben durfte ( ), ist mir Geoffrey doch immer noch präsenter. Von ihm habe ich mehr gesehen, ihn durfte ich besser kennen lernen. Robin ist für mich nach wie vor recht blass, obwohl er doch eine so große Rolle für die Protagonistin spielt. Ich tippe mal, dass unter anderem einige Szenen mit ihm der Schere zum Opfer fielen, als es um das Kürzen des Romans ging. Das ist schade. Natürlich bleibt die Handlung auch so verständlich, und ich weiß auch, dass Alyson ihn vermisst, als sie ihren Dienst fern von London verrichten muss. Das weiß ich aber nur, weil sie es sagt. Ich als Leser vermisse ihn nicht so sehr und kann Alysons Gefühle auch nicht so gut nachvollziehen, wie es möglich gewesen wäre, wenn ich Robin ein bisschen näher kennen gelernt hätte.
Dass der Zugang zum neuen Domizil so leicht zu bewerkstelligen war, hat mich etwas überrascht. Immerhin ist die schottische Königin in den Mauern gefangen. Dass es dann eine unbewachte, hinter hohem Gras verborgene Tür gibt, die Zugang gewährt, ist doch verwunderlich. Immerhin müsste man mit einem Befreiungsversuch der Untergebenen Marias rechnen. Daher würde ich davon ausgehen, dass sie an einem besonders sicheren Ort gefangen gehalten wird und dass die Außenmauern akribisch untersucht werden und das hohe Gras regelmäßig gemäht, damit sich niemand anschleichen kann. Aber okay, die Wachen sind dort wohl etwas nachlässiger.
Apropos: Mich wundert die Unaufmerksamkeit Alysons. In recht kurzer Zeit lässt sie sich zwei Mal überraschen, ohne die andere Person früh genug zu bemerken: einmal auf dem Hof, ein anderes Mal beim Belauschen. Mir scheint, sie muss noch einiges lernen.
Die Einstellung, die Alyson gewinnt, dass jeder Mensch im Grunde gleich und gleich viel wert ist, welcher Religion auch immer er angehört, ist natürlich überaus sympathisch. Es zeigt erneut, welch starke Persönlichkeit sie hat. Immerhin ist ihr Zeit ihres Lebens etwas anderes eingebläut worden, die Ideologie, die Politik, letztlich sogar das Recht sagen etwas anderes aus. Und doch kommt sie für sich zu diesem Schluss. Von einem so jungen Mädchen ist das nicht zwingend zu erwarten. Aber wir kennen Alyson als jemanden, der sich selbst Gedanken macht und zu eigenen Schlüssen kommt, also geht das absolut in Ordnung und trägt schön zur Charakterisierung bei.
Woher wusste Alyson eigentlich, wo sie Walsingham findet, als er nach Fotheringhay kommt? An einer Hagebutte ist ja kein Treffpunkt ablesbar. Und Will übergibt ihr nur die Frucht, sagt aber nichts. Da bin ich kurz gestolpert.
Das Ziel des Aufenthalts von Alyson ist mir noch nicht ganz klar. Sie hat den Auftrag, die Ohren offenzuhalten, aber vieles erfährt sie durch Will und Tom, die selbst in Diensten Walsinghams stehen. Als sie etwas aus anderer Quelle erfährt und es den beiden (oder einem von ihnen, habe die Stelle nicht mehr so genau im Kopf, auf jeden Fall nach ihrer Lauschaktion mit Sally) erzählen will, wissen sie es schon. Als Spionin erscheint sie mir daher auf Fotheringhay entbehrlich. Es muss also einen anderen Grund geben. Was mir dazu noch einfällt, ist, dass sie vielleicht Tarnung üben soll. Dass Walsingham gucken möchte, inwieweit sie in der Lage ist, zu schauspielern und sich zu verstellen. Wie weit sie Alyson hinter sich lassen, ihre eigene Persönlichkeit abschalten kann. Das wäre ein nachvollziehbarer Grund für ihre Zeit dort. Mal sehen, wie es weitergeht. Dann wird das sicher klar.