Beiträge von katzano

    In Großbritannien stand das Werk der britischen Autorin L J Ross lange auf Platz 1 der Amazon-Bestsellerliste, bald ist es auch auf Deutsch zu haben: "Ein gefährlicher Kult" ist ein rasanter, spannender Thriller. Und das Beste: Du kannst die deutsche Fassung bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin lesen – kostenlos! Hier gibt es weitere Informationen dazu, darunter auch den Klappentext und eine sehr ausführliche Leseprobe:
    http://www.literaturjournal.de…er-kult-fuer-rezensenten/

    Ich kann mich in vielen Dingen der Einfachheit halber meinen Vorkommentatoren anschließen, etwa was Richarde udn Josiane betrifft. Die Fehde der beiden finde ich auch gut geschildert und die beiden Figuren sehr gut gezeichnet.


    Zu Thomas/Clément fehlt mir nichts, die Geschichte einer engen Freundschaft, die schließlich zu einer verbitterten Feindschaft wird, ist für mich rund udn zufriedenstellend abgeschlossen.


    Auch zu Alissende und Donatien fehlt mir nichts. Es sind (auch wenn Alissende kurzzeitig etwas mehr Raum einnahm) wichtige Nebenfiguren, aber eben immer noch Nebenfiguren. Sie haben ihre Rolle und füllen diese auch aus. Zwei Hauptstränge (Cléments Familie, Ghislain) sind völlig ausreichend. Ein weiterer, der ebenso viel Raum einnimmt, wäre zu viel, finde ich.


    Für mich stellt sich sogar noch die Frage, warum die beiden Hauptstränge in einem Buch erzählt werden. Für mich sind es (bis jetzt) zwei Geschichten. Sie beide in einem Buch zu erzählen ist dann sinnvoll, wenn beide Schicksale eng miteinander verwoben sind und sich gegenseitig bedingen - was hier aber bis kurz vor Schluss nicht der Fall ist. Lediglich eine längere Begegnung auf dem gemeinsamen Weg nach Paris ist dafür etwas zu dünn. Das hätte man schildern und dann nur einen Strang weitererzählen können. Für den weiteren Verlauf ist bisher weder für die einen (Clément und Anhang) noch für den anderen (Ghislain) der jeweils andere Strang erheblich.


    Ein anderer Grund, beiden so viel Raum zu geben, wäre, wenn sich am Ende die Schicksale/Leben verketten, was etwa durch eine Heirat von Ghislain und Jehanne der Fall wäre. Die halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Josiane hat Renaud damit beauftragt, nach einer Frau für Ghislain zu suchen. Bei ihren Plänen für Ghislain schwebt ihr da sicher eine Frau aus höherer gesellschaftlicher Stellung vor, als Jehanne es ist. Und wenn sich Ghislain seiner Mutter widersetzt und seine Freiheit von ihr wiedererlangen will und dazu zum Beispiel die Heiratspläne durchkreuzt, indem er ihnen zuvorkommt, dann wäre es logischer, er würde Alix wählen statt Jehanne. An sie (Jehanne) hat er genau einmal gedacht. Eine Liebesheirat wäre das von seiner Seite aus sicher nicht. Hm, vielleicht ist ihm der Bruch mit seiner Mutter das wert.


    Damit kein falscher Eindruck entsteht: Mir gefallen beide Erzählstränge sehr gut - Figuren, Handlung, Stil - und in beiden erfährt man viel zum damaligen Alltag. Wären es zwei Bücher, hätte ich beide gern gelesen. Noch fehlt mir etwas, was beides miteinander verwebt. Aber da kommt sicher noch was. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich alles am Ende zusammenfügt.

    Ich bin mit dem Abschnitt noch lange nicht fertig, aber mir fiel etwas auf, das ich gern loswerden möchte:


    Nach dem Lesen bis S. 560 schrieb ich gestern, dass mir bei Josiane als wesentlichster Charakterzug Härte einfallen würde. Und heute lese ich auf S. 598 als Zitat der Figur: "Härte ist unsere einzige Art zu leben."


    Die Autorin hat ihre Figur also genau so aufgebaut und dem Leser nahegebracht, wie sie sie selbst gesehen hat / wahrgenommen haben wollte. Chapeau! Hat bei mir perfekt geklappt.




    Edit: Fehlendes Wort ergänzt und einen Tippfehler ausgemerzt.

    Zitat

    Original von Solas
    Ich würde sagen, Anpassung ist seine bisherige Überlebensstrategie. Sein zweites Bestreben war, seinen Platz in der Welt zu finden. Jetzt hat er ihn ...


    Ja, das passt auch. Mir ist beileibe nicht aufgestoßen, dass er sich gut anpasst. Ich hätte mir hier nur etwas mehr "Innensicht" gewünscht. Ein wenig Erstaunen über manche Dinge, vielleicht mal etwas Unsicherheit, die er nach außen aber nicht zeigt, Ehrgeiz, die neue Situation gut zu meistern, vielleicht Freude, Stolz, eventuell aber auch Wehmut, sowas eben. Ein kurzes Aufgreifen, dass die lange Suche nach seinen Wurzeln endlich ein Ende hat und wie er das Vorgefundene bewertet.


    Dass er die Situation annimmt und sich gut arrangiert passt zu ihm und seinem Charakter. Auch zu seinem Werdegang. So ganz fremd ist ihm ein solches Leben ja nicht, wenn er es bisher auch nur aus anderer Perspektive gesehen hat.


    Ich hoffe, es ist jetzt deutlicher, was ich meinte. Es passt alles. Im Grunde hätte ich mir nur ein paar wenige Sätze mehr gewünscht.

    Dies war einer der beiden recht langen Abschnitte für die Leserunde und es passierte tatsächlich eine ganze Menge. Ich habe mir keine Notizen beim Lesen gemacht (wie bei den vorigen Abschnitten auch nicht), ich gebe einfach mal wieder, was mir an Gedanken noch in Erinnerung ist. Völlig unchronologisch.


    Die Szene, in der Edwige Clément die Meinung sagt und aus dem Haus stürmt, finde ich sehr stark. Die ganze Bitterkeit (von Edwige, aber auch der Situation - also zwei Ansätze) transportierst du hier sehr gut. Clément tat mir regelrecht leid. Insgesamt bildet er sich immer mehr zu meiner Lieblingsfigur heraus - Seite an Seite mit Jehanne.


    Nun endlich weiß Ghislain, woher er stammt. Schade, dass (noch?) so viele Erinnerungen verschüttet sind. Vor allem Raymond hätte es verdient, nicht vergessen zu sein. Vielleicht kommen ja mit der Zeit noch mehr Erinnerungen.


    Für mich gewöhnt er sich sehr schnell ein. Erst ist er Jongleur, wird verfolgt, fast umgebracht - und findet sich plötzlich als Erbe von Ländereien, mindestens einer Burg und zahlreicher Besitztümer wieder. Er geht damit recht unaufgeregt um - um es mal so zu sagen. Dafür, dass er zuvor so oft über das Wappen auf seinem Medaillon und seine Herkunft gegrübelt hat, hätte ich etwas mehr an Gedanken und Gefühlen erwartet, als er endlich Bescheid weiß.


    Die Mutter von Ghislain ist mir noch leicht suspekt. Sicher hat sie eine Menge mitgemacht und ist daher so hart geworden. Aber das ist der Wesenszug, der mir bei ihr am ehesten einfällt: Härte. Durchaus auch sich selbst gegenüber. Ihr Motto könnte lauten: Der Zweck heiligt die Mittel. Sicher hat sie Gutes für Ghislain im Sinn (zumindest aus ihrer Sicht), aber sicher ist auch, dass es auch und vor allem ihr selbst Gutes bringen soll. Zumindest schätze ich sie so ein.


    Lise ist mir witzigerweise erst annähernd sympathisch geworden, als sie schon dabei war, durchzudrehen. Was sagt das jetzt über mich aus? :gruebel :grin Na ja, als ihre Not immer größer wurde, hast du ihr Leiden sehr gut eingefangen. Da müsste man schon ein Holzklotz sein, wenn einem das nicht etwas nahegehen würde. Vorher habe ich sie zunächst als graue Maus (trotz mehrfach erwähnter Schönheit, graue Maus vom Typ her, charakterlich), dann als schon anstrengend naiv empfunden. Wobei Letzteres zum Beispiel natürlich prima passt. Kein Fehler in der Charakterentwicklung, sie war schlicht keine Identifikationsfigur oder auch nur sympathisch. In ihrer großen Not empfand ich dann Mitleid, wobei ich aber sagen muss, dass ich am Ende fast erleichtert war, als sie umkam. Einen anderen Weg hätte es wohl auch kaum geben können. Er erscheint mir nahezu zwingend und sehr schlüssig.


    Nun ist noch ein Fünftel des Buches "übrig". Zwar sind beide Handlungsstränge (Glasmalerfamilie, Ghislain; wobei es im Grunde ja noch den dritten Handlungsstrang um den Baumeister gibt) sehr interessant, aber ich weiß noch nicht, was sie so zwingend miteinander verbindet, dass beide in einem Buch erzählt werden. Viel mehr als zwei flüchtige Begegnungen hat noch nicht stattgefunden, was die Verbindung angeht. Bis hierher hätte man zwei Bücher daraus machen können. Momentan scheint es sogar so, als hätten sich die Wege der Figuren noch weiter voneinander entfernt. Aber erst vor 20 Seiten oder so hat Ghislain durch eine kurze Begebenheit noch einmal an den Glasmaler und seine Familie gedacht (das erste Mal seit ewigen Zeiten, wenn nicht sogar überhaupt). Da wird sicher noch was kommen. Ich bin gespannt.


    :lesend

    Ich sitze auch den ganzen Tag über am PC. Das Lesen am Abend soll mich entspannen, das geht am besten im Bett vor dem Einschlafen und da ist ein Buch einfach am handlichsten.


    Im Journalismus unterscheidet man sehr stark, ob für Print oder Online geschrieben wird. Das hat ja seinen Sinn: Das Lesen am Bildschirm ist wesentlich anstrengender. Also hält man beispielsweise Absätze bei Onlinemedien kürzer, schreibt noch prägnanter, gibt den Augen die Möglichkeit, kurz auszuruhen und sich gut orientieren zu können (viele Absätze, am besten jeweils durch eine Leerezeile abgetrennt). So ist dann wohl auch mein Leseverhalten nur logisch: Ich lese oft Kurzgeschichten am Bildschirm. Ich könnte mir aber nicht vorstellen, einen ganzen Roman am Bildschirm zu lesen.

    Zum letzten Abschnitt schrieb ich, dass die Leute (auch innerhalb der Familien) so wenig miteinander reden. Das setzt sich hier eindrucksvoll fort. Lise besucht ihren Vater an der Baustelle - eigentlich um mit ihm zu reden. Aber dann bekommt sie doch die Zähne nicht auseinander. Vielleicht hätte ein gutes Gespräch sie davor bewahrt, sich so von Thomas einwickeln zu lassen.


    Lustig auch, dass Edwige denkt, dass sie und Clément sich immer mehr voneinander entfernen. Den Eindruck hatte ich ebenfalls bereits im vorigen Abschnitt und bekam es hier bestätigt. Das zeigt aber auch, dass die Autorin die Atmosphäre sehr gut einfängt und wiedergibt. Es ergibt sich einfach ein schlüssiges Bild der Charaktere und ihrer Handlungsweisen untereinander.


    Zitat

    Original von ottifanta
    Ich bin gespannt, wie Clément und Edwige auf Lises Schwangerschaft reagieren werden. Sie werden Lise wohl glauben, aber keiner kann beweisen, dass es Thomas' Kind ist. (Davon ausgehend, dass Lise das Kind gesund zur Welt bringen wird.) Welches Motiv Thomas bei der Sache hatte? Da bin ich mir nicht ganz sicher. Wenn ich sehe, wie jähzornig er ist, bin ich froh, dass Edwige sich für den nicht seßhaften Clément entschieden hat.


    Nun ja, ich denke, wenn Edwige sich für ihn entschieden hätte, wäre Thomas nicht so geworden, wie er sich jetzt zeigt. Ich glaube nicht, dass er sie so grausam behandelt hätte wie seinen Sohn und seine Haushälterin. Erst durch die Zurückweisung seiner großen Liebe ist er zu dem Mann geworden, der er ist. (Zumindest liest es sich für mich so.)


    Auch wenn ich mich der Gefahr aussetze, hier gesteinigt zu werden, immerhin ist Ghislain ja ein Sympathieträger: Viele der Probleme, die er hat (Zurückweisung von Alix, Alissendes Zorn und der ihres Bruders), hat er sich selbst zuzuschreiben. Sorry, aber wenn ich ein Verhältnis mit der Tochter des Hauses eingehe, nebenher noch eine andere Freundin habe, sowieso nicht in der Position bin, besagter Tochter des Hauses so nahe kommen zu dürfen, von den generellen moralischen Aspekten mal abgesehen (Alissende ist noch Jungfrau und sollte das sicher auch bis zu ihrer Hochzeit bleiben), dann darf ich mich nicht wundern, wenn mich plötzlich ein paar Leute nicht mehr ganz so gut leiden können - vorsichtig ausgedrückt. Nicht, dass ich ihm seine Ermordung gönne, ich fiebere schon weiterhin mit ihm mit und hoffe für ihn, dass alles gut ausgeht, aber er ist in der Hinsicht schon ein Trottel und hat einiges an Porzellan zerschlagen.


    Damit, dass er nicht in der richtigen Position für Alissende ist, meine ich seine momentane offizielle Position. Ich denke, in Wahrheit steht ihm durch sein Geburtsrecht eine ganz andere zu. Das dürfte auch das Hauptmotiv für die Anschläge sein. Ich schätze, er würde jemand anderen, der über viel Macht verfügt, von dessen Position verdrängen können.


    Alix hat sich ihren Platz bei mir nicht so recht erkämpfen können. Ich kann nicht so recht nachvollziehen, was Ghislain an ihr findet. Es scheint ja eine Art Seelenverwandtschaft zu sein, zumindest ein "wir-sitzen-beide-im-gleichen-Boot"-Syndrom. Okay. Aber sie ist mir nie richtig nahe gekommen, ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum Ghislain ihr so nachtrauert. Dieses Gefühl, dass die beiden sich auch so nah waren, hatte ich vorher nicht. Nachdem er sich einige Male mit Alissende vergnügt hat, war ich ein wenig erstaunt, als er (für mich plötzlich) wieder an Alix dachte und zu ihr ging.


    Nun hat ihn also Donatien in seinen Fängen. Das dürfte derjenige sein, dessen Position er gefährden könnte (wenn ich mir denn alles richtig zusammenreime). Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

    Das ist sehr prima, denn ich lese gerade noch "Die Kapelle der Glasmaler" und kann daher auch erst später mit Twelfthnight loslegen. Ich hinke irgendwie immer hinterher und werde in Zukunft wohl besser nur wenige Leserunden pro Jahr mitmachen. Diese beiden Bücher hatten mich aber extrem interessiert und ich hätte nicht wählen können, welches ich mitlesen möchte, auch wenn die Termine so dicht beieinanderlagen (plus die Leseerunde zur Spionin vor der Kapelle, was auch schon sehr dicht war). Ich hatte die Leserundentermine auch so verstanden, dass man zum Stichtag mit dem Lesen beginnt. Jetzt habe ich in einigen Leserundenthreads bei der Büchereule gesehen, dass viele schon viel früher anfangen. Einige füllen die Threads bis zum letzten Abschnitt, sobald es die Threads gibt. Ich merke, dass mich das ziemlich unter Druck setzt und ich immer das Gefühl habe, zu langsam zu sein, hinterherzuhinken, möglichst schnell lesen zu müssen, um den Abstand zu den anderen nicht ins Endlose wachsen zu lassen und die Autoren länger hier "festzuketten", als sie es eigentlich geplant hatten. Auf jeden Fall beginnt es auf diese Art in Stress auszuarten - wobei es doch eigentlich ein Hobby ist und vor allem Spaß machen sollte. Daher bin ich sehr froh über dein Posting. Jetzt habe ich das Gefühl, die Kapelle doch noch in Ruhe beenden zu können.

    Auch dieser Abschnitt hat mir jede Menge Spaß gemacht beim Lesen. Es wirkt alles schön lebendig und zieht einen richtig in die Geschichte hinein. Sehr schön.


    Die Figuren finde ich auch gut ausgearbeitet - jede mit ihren Stärken und Schwächen. Manchmal treibt mich die Wortkargheit mancher Charaktere aber fast in den Wahnsinn - na ja, fast halt. ;-) Das ist keine Kritik an der Ausgestaltung der Charaktere, sondern damit zu vergleichen, wenn man als Leser weiß, dass der Mörder mit erhobener Axt hinter dem ahnungslosen Protagonisten steht und man denkt nur: "Dreh dich um! Dreh dich doch einfach mal um!" Es ist also eher ein Zeichen dafür, dass einem die Geschichte nahe ist und man sich ereifern kann.


    Bei Lise geht es mir so. Ich möchte sie manches Mal gern wachrütteln. Sie ist wirklich äußerst naiv, aber okay, sie ist auch jung und sehr unerfahren. Ich denke wie die meisten hier, dass Thomas nicht gut für sie ist. Und wahrscheinlich wird diese Verbindung nicht nur ihr selbst schaden, sondern ihrer gesamten Familie (zumindest tippe ich darauf). Ihre Geheimnistuerei ist sicherlich nachvollziehbar (daher auch gut entwickelt), aber eben trotzdem dämlich. ;-)

    Bei Clément und Edwige geht mir das zum Beispiel auch so. Beide haben ihre Träume, Sehnsüchte. Sie teilen sie sich aber nicht mit. Für ein Ehepaar reden die beiden insgesamt sehr wenig miteinander. Sie scheinen sich immer mehr zu entfremden. Clément würde ich gern zurufen: "Siehst du nicht, dass deine Frau unglücklich ist? Nimm sie endlich in den Arm, du Tölpel, und hör dir ihre Sorgen an!" Und Edwige erscheint mir einfach sehr passiv. Sie scheint nicht begriffen zu haben, was die Arbeit an der Kapelle ihrem Mann wirklich bedeutet. Klar, sie weiß, dass es ihm wichtig ist, schließlich sind sie extra dafür nach Paris gegangen. Aber sie erkennt meiner Meinung nach nicht das Ausmaß: Dass es für ihn das Lebenswerk ist, dass er unbedingt seinen Anteil beitragen möchte. Für ihn ist es die Erfüllung seines Traumes - wenn auch nicht in der ihm eigentlich zustehenden Position, sondern sogar als Gehilfe seines Feindes (so kann man Thomas jetzt wohl bezeichnen). Aber würde Edwige ihm zur Seite stehen, ihn unterstützen, ihn aufmuntern und ihn motivieren, dann wäre das sicher alles viel leichter für ihn. Das tut sie aber nicht. Auf der anderen Seite teilt sie ihm aber auch nicht deutlich ihre Sorgen mit. Sie leidet so vor sich hin. Dafür würde ich sie gerne durchschütteln. Würden die beiden mehr miteinander reden, wäre vieles sehr viel einfacher.


    An einer Stelle habe ich gestutzt und sie ist mir auch jetzt noch nicht klar. Nahezu das einzige Mal, dass die beiden doch miteinander reden, erschließt sich mir nicht. Auf S. 247, 248 beschäftigt sich Clément mit Entwürfen. Zuvor hat ihn Thomas in die Winterpause entlassen. Edwige macht ihm nun Vorwürfe, er solle das lassen, schließlich sei Pause und außerdem solle er endlich akzeptieren, dass er Gehilfe sei und nicht mehr. Hm. Worin liegt ihr Problem? Im Grunde müsste sie sich über seine Begeisterung für die Arbeit und seinen Ehrgeiz freuen (sag ich mal so). Das tut sie nicht. Okay. Aber trotzdem ist es ja nicht gleich was Schlimmes. Die Alternative ist: Er sitzt rum. Ich glaube nicht, dass Männer damals dann halt Windeln gewechselt und gekocht haben. :grin Für sie ändert sich nicht viel, ob er sich nun mit Entwürfen beschäftigt oder nicht. Oder ist es so, dass er dafür Material anschaffen/kaufen muss und dieses Geld dann der Familie fürs Essen fehlt? Das wäre ein Grund für ihr Verhalten. Ansonsten ist es mir schleierhaft. Und ich gehe eigentlich davon aus, dass dieses Material gestellt wird und er es sich von der Baustelle mitgenommen hat. Liege ich falsch?
    Das war aber die einzige Stelle, an der ich gestrauchelt bin.


    Fazit bis hierher: Eine herrlich farbenfrohe, lebendige Lektüre mit starken Charakteren.

    Gegen Pseudonyme an sich ist nichts einzuwenden. Wenn sich Autoren in unterschiedlichen Genres tummeln, ist das heutzutage gang und gäbe. Allerdings sollte man dann auch beides fein säuberlich voneinander trennen, schließlich ist das ja auch der Grund für das Pseudonym. Diese Selbstbeweihräucherung unter verschiedenen Namen ist das, was verwerflich ist - und die Einstellung, die aus dem Beitrag hier herauszulesen ist. Nun ja, damit sind wir uns ja alle einig. Ich finde es nur wirklich traurig, dass dadurch ein Generalverdacht oder ein allgemeines Misstrauen entsteht. Das hat die überwiegende Mehrheit der Autoren nicht verdient. Ich möchte diesen Fall jedenfalls gern als ärgerliche Ausnahme betrachten und mir den generellen Spaß nicht vermiesen lassen.

    Auch ich bin nach wie vor begeistert von der Sprache, von den anschaulichen Beschreibungen und der Atmosphäre im Buch. Klasse. Man kann wirklich eintauchen in die Geschichte.


    Zu Loup möchte ich noch kurz etwas sagen, auch wenn es im Grunde den vorigen Abschnitt betrifft. Aber es bedingt (denke ich) Ghislains Verhalten zumindest in Teilen.


    Loup wurde von den meisten Vorkommentatoren sehr positiv empfunden. Als Charakterzeichnung sehe ich das ebenso, weil die Figur Tiefe hatte. Und genau deshalb beurteile ich ihn (in moralischer Hinsicht) zwiegespalten - er ist weder einfach nur gut noch einfach nur schlecht. Beispielsweise hätte ich im Grunde erwartet, dass er auf dem Totenbett Ghislain sein Amulett zurückgibt. Das tut er aber mitnichten. Er möchte es sogar veräußern, um sich mit dem Erlös Gebete für sein eigenes Seelenheil kaufen zu können. Das hätte er weniger nötig gehabt, wenn er das, was er gestohlen hat (und das hat er), wieder zurückgegeben hätte. :grin Aber das Verhalten, das er zeigt, passt im Grunde viel besser zu seinem bisher gezeigten Charakter. Zwar machte er sich zuletzt immer mehr Gedanken um Ghislain, hatte immer mehr Angst davor, ihn zu verlieren. Sicher war daran auch eine wachsende Sympathie/Zuneigung schuld. Aber hauptsächlich waren es egoistische Motive. Ghislain trug nachher den weitaus größeren Teil zu ihrem Auskommen bei - allein hätte Loup sich nicht mehr ernähren können. Ich finde es schön, dass die Autorin also auch auf dem Totenbett dem Charakter ihrer Figuren treu bleibt und nicht in (weniger glaubwürdigen) Kitsch abdriftet.


    Diese Anmerkung wollte ich hier nur noch nachholen, denn ich denke, die lange Zeit mit einem solchen Mann hat auch Ghislain geprägt, was man auf seiner Wanderung mit der Familie des Glasmalers gut erkennen kann. So hadert er mit sich, ob er sich ihnen wirklich anschließen soll, ob er sie führen und ihnen somit helfen soll. Allein wäre er wesentlich schneller unterwegs. Es sind also auch egoistische Motive, die ihn zögern lassen. Loup lässt grüßen. Aber er entscheidet sich schließlich doch dazu, ihnen zu helfen, ohne dass er selbst sagen könnte, warum er das tut. Meine Interpretation: Allen anerzogenen und rationalen Überlegungen zum Trotz rührt sich etwas in ihm, das stärker ist: sein wahres Wesen, sein wirklicher Charakter, der mitfühlende Mensch, der er schon als kleiner Junge war, und der von den harten Jahren auf Wanderschaft und durch einen sicherlich härteren Mentor zwar überdeckt, aber nie ganz ausgelöscht wurde. Eigentlich macht genau das ihn so überaus sympathisch: Dass er an seiner Entscheidung zweifelt, auch negative, egoistische Überlegungen anstellt, sich vielleicht selbst ein wenig über die eigene Hilfsbereitschaft ärgert - aber dass er eben trotzdem hilft. *schwafel* Das schoss mir nur noch durch den Kopf.

    Zitat

    Original von Solas
    Ich finde es sehr schön, wenn vor den Augen der Leser Bilder entstehen. Noch schöner ist es, wenn die Bilder unterschiedlicher Art sind. Ich glaube ja, dass das so ist, weil jeder andere Erfahrungen hat.


    So sehe ich das auch. Auf diese Art funktionieren Bilder beim Leser einfach am besten, wie ich finde.



    Ich stimme übrigens (wie viele andere) Charlie zu bezüglich ihren Ausführungen zu Vorhersehbarkeit und Glaubwürdigkeit. Ich sehe das ebenso. Und gerade die Stimmigkeit des Plots, die Glaubwürdigkeit der handelnden Personen sind extrem wichtig dafür, wie ein Buch beim Leser ankommt. Gibt es hier auffällige Mängel, kann auch eine noch so schöne Sprache nichts mehr retten. Aber das ist bei Kirstens Buch ja alles kein Problem - nicht, dass am Ende der Diskussionsverlauf noch diesen Eindruck vermittelt.

    Nach so vielen Vorrednern kann ich mich ja ganz kurz fassen:


    Auch ich habe mich zu Beginn gefragt, von wem da die Rede ist. Das ist mir aber nicht negativ aufgefallen. Ich finde, die Passage ist recht kurz und dieses Stilmittel wird nicht überstrapaziert. Sicher wird sich diese bisher noch lose Passage ins Gesamtbild einfügen. Auf mich hatte es jedenfalls den Effekt, mich auf das Buch neugierig zu machen. Und es gibt einen ersten Hinweis, dass das Schicksal des kleinen Ghislain von besonderer, höherer Bedeutung sein muss.


    Es ist das erste Buch der Autorin, das ich lese - zu meiner Schande, wie ich jetzt feststelle. Sehr gut gelungen finde ich, wie durch einige wenige Details ein Bild im Kopf des Lesers erzeugt wird - zumindest ging es mir beim Lesen so. Dabei lässt die Autorin dem Leser aber noch genügend Raum, sich ein eigenes Bild zu schaffen. Beispielsweise hatte ich bei der Szene mit Raymond den Wald, die kleine Lichtung und die Höhle sehr genau vor meinem inneren Auge. Auch wenn andere Leser vielleicht aus einer anderen Richtung auf die Lichtung kommen oder deren Höhle etwas anders aussieht, so denke ich doch, dass jeder ein Bild vor seinem inneren Auge sieht, dass für ihn funktioniert.


    Auch die Atmosphäre kommt jeweils gut rüber. Für mich ein sehr gelungener Einstieg. Das Buch hat mich bereits am Haken, ich bin sehr gespannt, wie es mit Ghislain weitergehen wird und wie die einzelnen Handlungsstränge zusammengewoben werden.


    Leider habe ich momentan nur sehr wenig Zeit und werde kaum so schnell mit dem Lesen hinterherkommen, wie ich es mir wünschen würde. Wenn ich also recht lange für das Buch brauche, liegt das einzig und allein an anderen Dingen, nicht daran, dass mich das Buch nicht interessieren würde.

    Okay, nun weiß ich auch, warum ich mit Robin einfach nicht warmwerden konnte. ;-) Auf diese Auflösung wäre ich allerdings nicht gekommen.


    Die Szene an Geoffreys Grab ist dir gut gelungen, sehr ergreifend (oder nur ich empfinde das so, weil ich an ihm einen Narren gefressen hatte, aber das glaube ich nicht, es ist wirklich eine starke Szene).


    Ich habe gerade vor Verfassen dieser Antwort die anderen Beiträge in diesem Thread gelesen und muss sagen, dass ich mit meiner Vermutung bezüglich des Vaters von José ebenfalls richtig lag. :-)


    Schade, dass Alyson so hart geworden ist. Sie wird es auf diese Art natürlich (scheinbar) etwas leichter im Leben haben, aber ich denke nicht, dass sie deshalb auch glücklicher wird.


    Gifford hat sich wirklich noch zu einem Sympathieträger entwickelt. Und ich würde ihm eher mein Leben anvertrauen als Alyson. Deren gravierende Fehler haben mich doch manchmal erschreckt, zumindest erstaunt. Manchmal hätte man das Mädel packen und durchschütteln wollen. Aber okay, sie ist jung. Wäre sie perfekt gewesen, wäre es absolut unrealistisch gewesen.


    Der Marqués blieb relativ blass. Was man allerdings von ihm zu sehen bekam, war sehr sympathisch. Alyson sieht ihn zwar immer als großen Feind an, aber doch nur, weil es ihr so eingetrichtert wurde und sie ihre Rolle zu spielen hat. Die Aufnahme Marias und Josés in seinen Haushalt, die jahrelange Askese, der Arbeitseifer (wenn auch aus englischer Sicht nicht erwünscht, so doch keine schlechte Eigenschaft an sich), die Vorsicht, die er gegenüber Alyson walten lässt, seine Selbstbeherrschung bei ihrem Stelldichein, seine Sanftheit ... fast hat er mir leid getan, als er ausgeknockt wurde. ;-) Nachdem er nun beim spanischen König in Ungnade gefallen zu sein scheint, könnte er in einer Fortsetzung noch eine sehr interessante Rolle spielen.



    Gesamteindruck:
    Insgesamt würde ich das Buch durchaus als gelungenes Debüt bezeichnen. Ein spannender Stoff, starke Charaktere und immer wieder gibt es sehr schöne, bildreiche Szenen, die viel Atmosphäre erzeugen.
    Aber es gibt auch ein paar Dinge, die es dem Leser schwer machen, ganz einzutauchen:
    - die zu moderne Sprache
    - der Prolog, der ein gutes Maß an Spannung raubt (wobei das Buch es dennoch schafft, jederzeit spannend zu sein, aber da wäre wohl noch etwas mehr gegangen)
    - zu viele Erklärungen, redundante Informationen
    - an zwei oder drei Stellen hat man das Gefühl, dass die Fügungen ein wenig zu glücklich sind, um sie noch als glaubhaft zu empfinden (was allerdings Kleinigkeiten betrifft und nicht den Plot als solchen in Frage stellt).


    Insgesamt ein schönes, spannendes Buch mit liebevoll gezeichneten Charakteren, in dem einige Details optimiert werden könnten.

    Und wieder begeht Alyson eine grobe Nachlässigkeit, als sie sich so leicht mit Robin erwischen lässt. Wenn schon nicht für sich selbst, so hätte man zumindest zugunsten des Geliebten mit mehr Vorsicht vorgehen sollen, denn sie weiß ja, was ihm blühen könnte, wenn man sie erwischt. Sie scheint tatsächlich davon ausgegangen zu sein, dass Walsingham sie nicht beobachten lässt. In manchen Situationen erscheint sie so unglaublich naiv, in anderen wiederum (vor allem in Gerechtigkeitsfragen) als unglaublich starker Charakter. Diese scheinbare Diskrepanz macht sie menschlich, verleiht der Figur mehr Tiefe als ein perfekter und völlig glatter Charakter es vermocht hätte. Und es erhöht die Spannung, denn so unvorsichtig, wie sie ist, muss man ja förmlich Angst um sie haben - zumal in Spanien. Mich wundert nur, dass Walsingham sie für diesen Auftrag als am besten geeignet betrachtet, obwohl er doch von ihren ganzen Nachlässigkeiten weiß.


    Dass man nun Amys Leiche finden soll, finde ich auch gewagt. Okay, sie soll im Fluss gefunden werden. Vielleicht auch erst nach einiger Zeit, weil der Leichnam ein Stück fortgespült wurde. In einigen Tagen kann Wasser eine Leiche stark verändern, so dass vielleicht nicht mehr so auffällt, dass sie nicht mehr ganz frisch ist. *würg* ;-) Aber wäre es nicht besser gewesen, man hätte gesagt, Amy habe Fournay umgebracht und sei daraufhin geflohen? Da Alyson ja unter dieser Identität nach Spanien reist, könnte aus diesen sich widersprechenden Aussagen (tot - in Spanien) noch ein Konflikt entstehen.


    Okay, hier haben wir also die Entscheidung zwischen Loyalität zu Walsingham (der Königin, England) und dem Geliebten. Nur dass es Robin ist und nicht Geoffrey.


    Ich hoffe ja immer noch, dass die Nachricht von Geoffreys Tod eine Finte war. Vielleicht wurde er nach Spanien geschickt, irgendwoher müssen ja auch die bisherigen Informationen (Aufbau einer Armada, Zusammenschluss mehrerer Feinde) stammen. Hach, ich habe seinen Tod immer noch nicht verwunden. ;-)


    Sehr schön finde ich die Beschreibung der Überfahrt und der Ankunft in Spanien. Das sind starke Bilder, die da erzeugt werden. Auch die Unterschiede zu England werden schön deutlich. Diese Passage (in doppelter Wortbedeutung) ist einfach toll.