Gleich vorweg: Ich hab echt keine Ahnung, wo ich diese Rezension platzieren soll - sie passt eigentlich nirgends so richtig hin. Ggf. also bitte verschieben!
Kurzbeschreibung von Amazon:
Über einen berühmten Fall der Psychoanalyse
Der Vater Moritz Schreber, Orthopäde und Erfinder des Schrebergartens, regiert seine Familie mit eiserner Hand. Die Kinder werden zwangsweise körperlich ertüchtigt und mechanisch gerade gehalten. Der sensible Paul versucht mit aller Kraft, sich dem Diktat des Vaters zu entziehen. Nach dessen Tod verweigert er das ärztliche Erbe, wird erfolgreicher Jurist und heiratet eine Frau, die von seiner Mutter abgelehnt wird. Aber dann gibt es noch die Innenwelt des Paul Schreber, bevölkert von Alben der Vergangenheit, von Angst und sexuellen Obsessionen. Als der Spagat zwischen außen und innen nicht mehr gelingt, wird Paul verrückt. Er wird zum berühmten Fall für den Psychiater.
Meine Meinung:
Die Thematik des Buches ist durchaus interessant. Dennoch muss ich sagen: Mich persönlich hat der Klappentext getäuscht. Erzählt wird aus der Perspektive Paul Schrebers. Die Stimmung ist durchgehend bedrückend, was zu der Thematik natürlich passt und Huizing hat einen ansprechenden Erzählstil. Dennoch: Die Stimmung im Elternhaus und die strenge Erziehung, all das wird wesentlich weniger krass beschrieben, als ich nach dem Klappentext gedacht hätte. Die erste Hälfte des Buches beschreibt größtenteils Kindheitserlebnisse Paul Schrebers, und da wird Moritz Schreber schon als Vater beschrieben, der fragwürdige Erziehungsmethoden anwendet. Aber später, als Paul dann "verrückt" geworden ist, kann man sich als Leser wirklich fragen, ob das nun wirklich nur an seinem Vater gelegen haben soll. Das wird meiner Meinung nach so wirklich nicht deutlich.
Die Kurzbeschreibung von Amazon (die dem Klappentext nicht ganz entspricht) ist auch einfach falsch (oder vielleicht besser: suggeriert etwas Falsches), da Moritz Schreber sich (so wid es im Buch beschrieben) zwar wünscht, dass Paul Arzt wird, aber im Gespräch mit ihm einmal feststellt, dass er wohl als Mediziner nicht geeignert wäre. Einerseits wird durchaus deutlich, dass Moritz Schreiber Ansprüche an seinen Sohn gestellt hat, aus denen der nicht ausbrechen konnte. Andererseits wird Moritz Schreber aber auch durchaus als liebender und stolzer Vater beschrieben, ein strenger Vater, ja, aber wenn er als "Diktator" dagestellt werden sollte, so ist das, in meinen Augen, nicht besonders gut gelungen. Tatsächlich wirkt er doch recht "harmlos".
Aber wenn man sich nicht so sehr vom Klappentext beeinflussen lässt, ist das ein wirklich gutes Buch. Vor allem Huizings Versuch, Paul Schrebers Verrücktheit zu beschreiben, finde ich wirklich sehr gelungen.
Ich gebe 8 von 10 Punkten.