Was Lichtbringer von anderen Anthologien unterscheidet ist, dass alle Geschichten in einer gemeinsamen Welt spielen und die Suche nach Lichtbringer, dem heilbringenden Schwert, das stets gesucht und doch nie gefunden wird, in den Mittelpunkt stellt. Das lässt die Anthologie trotz der unterschiedlichen Schreibstile fast wie einen Roman lesen, zumal das intelligente Konzept des Buches die Geschichten in eine zeitliche Reihenfolge stellt, die vom Jahre 10 in der Welt Akyris bis ins Jahr 3500 reicht.
Obgleich High Fantasy nicht mein Ding ist, habe ich die Anthologie gern an einem Wochenende durchgelesen. Beeindruckend ist das hohe sprachliche Können der zumeist jungen Autoren.
Das Buch ist drucktechnisch einwandfrei gefertigt und muss sich hinter den Produkten größerer Verlage nicht nur nicht verstecken, sondern übertrifft diese sogar. Handlich, hochglänzend, mit Lesezeichen und bunter Karte. Und schön stabil.
Der "reifeste" Autor ist für mich Tom Cohel. Sein Sklavenprediger kann für mich sprachlich mit den Großen der Branche locker mithalten. Ich bin sicher, von diesem unter Pseudonym schreibenden Autor werden wir noch mehr hören. Am besten das Motiv von Lichtbringer getroffen hat für mich Markus Drevermann mit "Ein neuer Weg". Seine Geschichte hat eine Moral, die der Legende von Lichtbringer einen nachvollziehbaren Sinn gibt.
Insgesamt ein wenig zu häufig findet sich für mich das Motiv einer Taverne in regnerischer Nacht in der Anthologie wieder, hier hätte ich mir ein wenig mehr Vielfalt und Einfallsreichtum gewünscht.
Unterm Strich bleibt es jedoch ein für einen Kleinverlag beachtenswertes Werk.