Beiträge von Warin

    Was Lichtbringer von anderen Anthologien unterscheidet ist, dass alle Geschichten in einer gemeinsamen Welt spielen und die Suche nach Lichtbringer, dem heilbringenden Schwert, das stets gesucht und doch nie gefunden wird, in den Mittelpunkt stellt. Das lässt die Anthologie trotz der unterschiedlichen Schreibstile fast wie einen Roman lesen, zumal das intelligente Konzept des Buches die Geschichten in eine zeitliche Reihenfolge stellt, die vom Jahre 10 in der Welt Akyris bis ins Jahr 3500 reicht.


    Obgleich High Fantasy nicht mein Ding ist, habe ich die Anthologie gern an einem Wochenende durchgelesen. Beeindruckend ist das hohe sprachliche Können der zumeist jungen Autoren.


    Das Buch ist drucktechnisch einwandfrei gefertigt und muss sich hinter den Produkten größerer Verlage nicht nur nicht verstecken, sondern übertrifft diese sogar. Handlich, hochglänzend, mit Lesezeichen und bunter Karte. Und schön stabil.


    Der "reifeste" Autor ist für mich Tom Cohel. Sein Sklavenprediger kann für mich sprachlich mit den Großen der Branche locker mithalten. Ich bin sicher, von diesem unter Pseudonym schreibenden Autor werden wir noch mehr hören. Am besten das Motiv von Lichtbringer getroffen hat für mich Markus Drevermann mit "Ein neuer Weg". Seine Geschichte hat eine Moral, die der Legende von Lichtbringer einen nachvollziehbaren Sinn gibt.


    Insgesamt ein wenig zu häufig findet sich für mich das Motiv einer Taverne in regnerischer Nacht in der Anthologie wieder, hier hätte ich mir ein wenig mehr Vielfalt und Einfallsreichtum gewünscht.


    Unterm Strich bleibt es jedoch ein für einen Kleinverlag beachtenswertes Werk.

    Natürlich ist Christoph Marzi ein toller Autor (und ein toller Mensch übrigens auch).


    Aber bei Teil 3 der Malfuria Trilogie scheint mir ihm das Deadline-Monster doch arg böse im Nacken gesessen zu haben. Für ein Jugendbuch z.T. überflüssig brutal (detaillierte Beschreibung des Verbrennens bei lebendigen Leibe + ekelige Kakerlakenangriffe), driftet die Geschichte vom Fantastischen ins Übertriebene (ganze Städte auf fliegenden Schiffen) ab.


    Das drittletzte Kapitel ist ein Gemetzel, das wirkt, als musste die Triologie hier mit Mühe abgeschlossen werden. Schön und versöhnlich dagegen wieder die beiden letzten Kapitel. Ich bevorzuge Marzis poetische Seite, wenn er Worte wie "Flickenfetzenflügel" erfindet und Bücherwürmer mit Buchstaben füttern, um sie Bücher gebähren zu lassen. Große Showdowns sind dagegen m.E. nicht seine Stärke.


    Für mich bleibt Band zwei der beste der Trilogie. Letztendlich ist es aber - wie Marzi ja auch selbst schreibt - eine Geschichte in drei Bänden.

    Zitat

    Japan im 8. Jahrhundert: Ein unheimlicher Schatten zieht durch das Kaiserreich und droht, es ins Chaos zu stürzen. Eine kleine Gruppe Verwegener soll dem schrecklichen Treiben Einhalt gebieten. Ihr gehört auch der Junge Hayate an, auf den das größte Abenteuer seines Lebens wartet: Er lernt bizarre Zauberwesen kennen, muss hinter Masken schauen, Feinden vertrauen und vieles revidieren, was er für wahr und richtig hielt.


    Wer eine tolle Fantasy-Geschichte ohne Elfchen, Trolle und Zwerge sucht und dabei auf klassische Gut-/Böse Schemata verzichten kann, wird die Saat der Yôkai mögen.


    Eine außerordentlich intelligent aufgebaute Geschichte, die sich zunächst als Puzzle verschiedenster Akteure präsentiert, schließlich aber zu einer Auflösung führt, die so logisch und nachvollziehbar ist, wie ein abgeräumtes Go-Brett (was übrigens in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt).


    Vom Schreibstil her eher sachlich, zieht die Geschichten den Leser mit einer spannenden Handlung in ihren Bann. Wobei auch augenzwinkernder Humor nicht zu kurz kommt. Für Japan-Fans ein Muss, für alle anderen empfehlenswert^^

    Hihi, ich habe mich herrlich vergnügt mit dem Buch (und das als Mann :lache).


    O.K., die eigentliche Handlung ist vorhersehbar und auch nicht besonders innovativ, Constanze ist mir ein wenig zu naiv und erinnert mich sehr an Susan Mayer aus Desperate Housewives.


    Aber die Mütter Society und ihr Forum sind einfach zu herrlich. Vor allem, weil wir das genau so kennen. In genau so einem Stadtteil mit genau solchen Supi-Muttis wohnen wir auch.


    Teil zwei "Die Patin" kann ich nur echten Gier-Fans empfehlen. Leider geht dort das Supi-Mutti Thema ziemlich hinter der Constanze/Anton Schmonzette unter.


    Aber für Teil eins gibt es 8 Punkte von mir. Ich fürchte nur, dass die Supi-Muttis aus unserer Nachbarschaft
    1. sich nicht darin erkennen und
    2. nichts daraus lernen werden
    Schade eigentlich.


    P.S.: Wir haben übrigens drei Töchter, die genau so wenig perfekt wie die Organisation unseres Haushaltes sind ;-)

    Nu ja, nachdem der erste Teil schnell gelesen war und meine Frau das Buch eh schon gekauft hatte...


    Aber irgendwie muss ich sagen: Ein typischer zweiter Teil. Natürlich hat Kerstin Gier Humor, ein breites Grinsen lässt sich beim Lesen dieses Buches also kaum vermeiden. Und dass einem das Lachen am Ende des ersten Kapitels mal so richtig im Hals stecken bleibt hat schon Klasse.


    Danach wird mir die Geschichte aber doch zu sehr klischeehaft, stellt das Sexuelle zu stark in den Vordergrund und auch wenn es sich um eine Satire handelt: Wird arg unrealistisch. Und am Ende Friede, Freude, Eierkuchen überall. Das Thema "Eiskunstlaufmütter" tritt hinter der Constanze/Anton Schmonzette leider völlig in den Hintergrund, deshalb hat mir dieser Band wesentlich schlechter als die Mütter-Mafia gefallen.


    Ich sag mal: Bis auf den kleinen Schocker am Ende des ersten Kapitels ganz leichte Kost. Wer von der Mütter-Mafia nicht restlos begeistert war, sollte von Band zwei besser die Finger lassen. Die übertrieben guten Rezensionen kann ich nicht nachvollziehen und einen dritten Teil werde ich mir sicher nicht antun. Aber ich gehöre als Mann ja auch nicht zur Zielgruppe (schon mal schnell wegduck)


    Durchschnittlich. Daher nur fünf Punkte von mir.

    Ehrlichgesagt wundert es mich schon seit langem, dass es für das eigene Geschichten-Forum der Büchereule keine Mindestpostingzahl gibt. O.K., nach Wolkes Erläuterungen ist mir das nun klar.


    Ich hab's da ein bisschen besser. Im Fantasy-Forum können im Kreativbereich erst ab 100 Beiträgen Themen eröffnet werden, die vBulletin-Software gibt das zum Glück maschinell her.


    Was ich euch sagen kann, ist, dass die Einführung einer solchen Regelung sofort den Spam-Druck erhöht. Es finden sich immer wieder welche, die mal eben "ganz schnell" ihre Mindestposts zusammenspammen wollen, um ihre Geschichte loszuwerden. Da ist frühes Eingreifen des Teams gefragt. Insgesamt haben sich 100 Beiträge aber als wirkungsvolle Grenze herausgestellt. Alles darunter ist m.E. zu wenig.


    Das ändert aber nichts an der Problematik des Kampfes der "Wir haben uns alle lieb" Fraktion gegen die "Ich sage klar meine Meinung" Fraktion. Zu diesen Diskussionen wird es auch noch kommen, wenn nur Autoren mit 100 Beiträgen Geschichten veröffentlichen dürfen.


    Mein Ideal habe ich mal in ein paar Feedbacks Tipps zusammengefasst, wenn ihr wollt, könnt ihr ja mal einen Blick drauf werfen:


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    Original von Maharet
    Ich lese gerade "Twilight" von Stephenie Meyer, das ist wirklich einfach zu verstehen.

    Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.


    Und nebenbei lernt man eine ganze Menge Vokabeln für supertolles, göttliches, elfengleiches, etc. Aussehen dazu :grin (sry, ich finde Stephenie Meyer übertreibt ein wenig bei der Beschreibung von Edwards Äußerem, das war das einzige, was mich an dem Buch genervt hat)


    Als nächstes liegt jetzt "New Moon" auf meinem SUB.


    Sofern der Autor das Buch in Englisch geschrieben hat, empfehle ich eigentlich stets, es auch auf englisch zu lesen. Übersetzungen sind immer ein Kompromiss. Ich habe mich schon zu oft über schlechte Übersetzungen geärgert. Und außerdem sind die englischen Originale bei Amazon oftmals sogar billiger.

    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    So gut, wie der erste Teil auch war, so langatmig und auch langweilig fand ich die Nachfolgebände. Ich hab' sie zwar alle hier stehen und auch gelesen, war aber sehr enttäuscht, dass die Qualität des ersten Romans nie mehr erreicht wurde. Herbert verliert sich in den Nachfolgern m. E. zu sehr in mystischen Gefilden.

    Komisch und gerade das hat mir so gut gefallen.


    Dune war die erste richtig große Triologie, die ich in meiner Jugend gelesen habe. Und sie hat nachhaltig Eindruck hinterlassen.


    Mein Favorit ist übrigens der 4. Band mit der Metamorphose des Gottkaisers Leto.


    Kennt ihr eigentlich die Parodie? Ich häng mal die ISBN dran.

    Zitat

    Arrakkandis - der wüste Planet. Nur auf diesem ganz von Zucker bedeckten Planeten existiert die wertvollste Substanz des Universums: Bier! Doch in den weiten Zuckerfeldern lauern riesige Brezeln.

    :lache

    Eine Frage, darf ich auch Rezis zu Büchern schreiben, die neu nicht mehr zu kaufen sind? Oder ist das nicht so gerne gesehen?


    Also wenn, ergibt sich daraus wahrscheinlich eher eine nostalgische Diskussion à la "weißt du noch", aber das kann ja auch ganz nett sein :-)

    Wow, Doc, solche Worte aus deinem Munde (ich kenne ja deinen Anspruch), das ist ja fast... ein Lob :-) Zumindest betrachte ich es mal als solches ;-)


    Du hast recht, da sind zwei Absätze beim Übertragen reingeraten, die da nicht reingehören (EDIT: Habe sie jetzt mal rauseditiert). Und der doppelte Tisch ist mir auch aufgefallen, aber keine rechte Alternative eingefallen.


    Ansonsten... nu ja, es ist ein wenig autobiographisch und mich hetzen halt besonders die mails... Ich mag grundsätzlich auch keine Produktbezeichnungen in Geschichten... aber die Schwarzbeere... o.k. die Bezeichnung ist vielleicht noch nicht ganz so in den täglichen Sprachgebrauch übergegangen wie Fön oder Tempo.

    OMG...


    Mein erster Gedanke ist immer: Welch tolles Manuskript wurde vom Verlag jetzt wieder abgelehnt, um Promi-Ergüsse aufs Papier zu bringen, die die Welt nicht braucht. Abgesehen davon, dass die wenigsten wahrscheinlich gar nicht selbst schreiben.


    Nehmen wir mal an, Franziska van Almsick wäre nicht eine klasse Schwimmerin gewesen sondern eine ganz normale Mama, die ein Kinderbuch schreiben will.


    Hallo? Welcher Verlag würde das drucken wollen? Keiner! Aber sie ist ja die Franzi, also plaudert sie mal munter in die Kamera, dass sie ein Kinderbuch schreiben möchte und die Verlage stehen wahrscheinlich schon Schlange, zum k**** sowas.


    Natürlich sollte man keinen Promi vorverurteilen. In einem Promi kann genau so ein toller Autor stecken wie in jedem anderen Menschen auch. Hape Kerkeling, Dieter Nuhr, die bringen das Zeug dazu sicherlich mit.


    Schön wäre, wenn Verlage nur auf Qualität und nicht auf Namen achten würden. Doch offensichtlich verkaufen sich Namen besser, so traurig das ist. Und so lange dass so ist, wird sich wohl nichts ändern.


    Also Promi oder nicht spielt beim Bücherkauf für mich keine Rolle. Wichtig ist, ob's mich interessiert und wie die Rezensionen ausfallen.

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    Ich finde es ganz normal, dass er (...) in gewisser Weise eine persönliche Beziehung zu seinen Wffen hat.

    Öh? ah ja... also ich finde das abstoßend.


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    Ich finde es gut, dass ein Sci-Fi-Roman ohne großartiger Krawumm auskommt, philosophische Fragen stellt und sie in eine flüssige, interessante Handlung packt.

    Nu ja, eine abstruse, zusammenhangslose Handlung trifft es wohl eher.


    Aber wie heißt es so schön: Geschmäcker sind verschieden. ;-)

    1. die Geschichte hätte ein paar Absätze vertragen können.
    2. Achte mal insbesondere auf Groß- und Kleinschreibung.


    Vom Satzbau und Stil her m.E. ganz ordentlich. Der Inhalt überrascht nicht wirklich, hat mich aber zumindest leicht bewegt.

    Zitat

    Manchmal für zwei Wochen, aber manchmal auch für vier Wochen.

    -> Ist für mich ein überflüssiges Detail, das ich weglassen würde.


    Wo ich noch ein wenig mit mir ringe ist, ob die Plattenbauten nicht ein wenig zu klischeehaft sind. Häusliche Gewalt ist m.E. kein Thema von Armut oder sozialen Status. Ich hätte die Geschichte wohl eher in eine bessere Gegend verlegt.


    Die Beschreibung des Kinderzimmers finde ich übrigens völlig ausreichend und gelungen. Was die Rolle der Mutter betrifft gebe ich HalValis allerdings recht, da würde mich mehr interessieren.

    Ich habe das Buch in der gleichen Leserunde wie Lena und Sanatii gelesen, wobei die Leserunde an sich eindeutig das beste war ;-)


    In diesem Roman wird gesoffen, gequarzt, gefressen bis die Schwarte kracht und dabei kräftig über alles Nicht-Russische abgelästert. Martin ist unsympathisch, freuenfeindlich und ein Waffennarr. Die grundsätzlich schöne Idee, eine Geschichte als Schlüssel für die Sternentore zu verwenden, entwickelt bei Lukianenko überhaupt keine Poesie. Manche Welten und ihre Bewohner sind einfach nur abstrus.


    Unterm Strich hat mich gewundert, was ein "renommierter" Autor seiner Leserschaft doch alles zumuten kann. Eine belanglose Ansammlung lieblos niedergeschriebener Lukianenko Fantasien. Abzuraten.

    Rick Hamilton konnte nicht ahnen, dass am Ende dieses Tages seine Welt Kopf stehen würde. Seine Frau Anne und sein Sohn Charly werden in einen schweren Autounfall verwickelt. Rick, der das Desaster aus nächster Nähe mit erleben muss, fällt in eine bodenlose Ohnmacht. Als er zwei Tage später im Krankenhaus erwacht, ist ihm die Welt ein Rätsel: Anne sieht aus wie Anne, aber kleidet sich anders. Sein bester Freund Harold ist zwar ein guter Kumpel, aber irgendwie nicht ganz der Alte. Ricks und Annes Sohn Charly hat angeblich nie existiert, und obendrein wird Rick von allen nur Richard genannt. Ist das die Wirklichkeit? Soweit er sich erinnert, war Anne doch bei dem Unfall ums Leben gekommen! Was ist passiert? Bei dem Versuch, eine Erklärung für all diese seltsamen Veränderungen zu finden, stößt Rick an seine Grenzen. Bald bewegt er sich auf dem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Realität: Der Gedanke, in einer anderen Welt gefangen zu sein, lässt ihn nicht mehr los. Von allen unverstanden und für verrückt erklärt, versucht er, einen Ausweg aus einem Leben zu finden, das eine schlechte Kopie seines eigenen zu sein scheint. Einen Ausweg, der mehr als einen Mord zur Folge hat ...


    Level X ist eine verwirrende Amnesie-Geschichte.


    Eigentlich macht David Ambrose alles, was ich nicht mag: Loviale Ansprachen an den Leser, Brüche in der Erzählstruktur, in Klammern gesetzte Parenthesen, vulgäre Beschreibung von Sexszenen...


    Aber er hat den Bogen sprachlich so raus, dass es mich nicht im geringsten gestört hat. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist stilistisch eine Freude.


    Während Teil 1, Ricks Erinnerungen, wirklich sehr ausführlich ist (was ich nicht unbedingt als Länge empfunden habe, auch wenn das dem Roman oft vorgeworfen wird), sorgen die knackig kurzen Berichte in Teil 2 und 3 für eine Tempoverschärfung, die mir fast den Atem geraubt hat. Ich glaube, die letzten 100 Seiten hatte ich nach einer 3/4 Stunde durch. Wobei die Frage bleibt, ob ich, gerade gegen Ende hin, wirklich alles richtig erfasst, richtig verstanden habe.


    Aus meiner Sicht als Hobbyautor finde ich nett, wie Ambrose sein sicherlich sorgfältig recherchiertes Halbwissen zur Quanten- und Relativitätstheorie abgesichert hat: Rick ist ja nur Herausgeber von Hobby-Wissenschaftsmagazinen, sollten Ambrose bei der Recherche in diesem komplizierten Metier Fehler unterlaufen sein, kann er sich damit fein rausreden. Clever!


    Ein durchaus empfehlenswerter Thriller.

    Die Idee zu dieser Kurzgeschichte ist mir gekommen, als ich den Schreibwettbewerb zum Thema Kommunikation gesehen habe.


    Leider habe ich noch keine 50 Posts und werde diese bis zum Ende des Wettbewerbs auch nicht zusammen bekommen. Da die Geschichte aber schon in meinem Kopf war, wollte sie auch aufs Papier. Ich hoffe, es ist für euch i.O., wenn ich sie dafür hier jetzt poste.


    ~~~


    „Haben Sie mal einen Moment für mich Zeit?“
    Zum wievielten Mal hörte er diese Frage heute? Zum dritten, vierten Mal?
    Nein, er hatte keine Zeit, woher auch? Aber was nützte es? Schlimm genug, dass er selbst nicht voran kam, dann musste er wenigstens seinen Mitarbeitern helfen.
    „Eigentlich nicht, aber ich nehme sie mir. Worum geht’s denn?“, rutschte er mit seinem Stuhl zu dem kleinen Besprechungstisch neben seinem Schreibtisch rüber.
    Erleichtert ließ sich die Mitarbeiterin ihm gegenüber nieder und begann ihr Problem zu schildern.


    Das Zuhören fiel ihm schwer. Gedankenverloren fasste er sich an die Stirn und stieß dabei mit dem Ellbogen an die Maus. Der Bilderschirmschoner verschwand und dahinter verriet Outlook in fetten Lettern die Zahl ungelesener mails: 21. Seit heute morgen. Während er am linken Rand seines Blickfeldes die Zahl der roten Ausrufezeichen abzuschätzen versuchte, musste er im Vorschaufenster darunter entsetzt feststellen, dass ein 200-seitiges Fachkonzept darauf wartete, bis übermorgen von ihm geprüft zu werden.
    „Hallo? Hören sie mir noch zu?“
    „Ähm ja, natürlich.“
    Nun klingelte auch noch das Telefon. Die Rufnummernanzeige verriet, dass eine Kollegin aus dem Vertrieb nach ihm verlangte. Nicht jetzt. Wohltuend, das Klingeln verstummen zu hören. Weniger angenehm dagegen die Anzeige im Display: Elf entgangene Anrufe. Wieder einer mehr.
    Die Mitarbeiterin war mit seiner Auskunft zufrieden und verließ das Büro, als Outlook mit einer Terminerinnerung auf das schon vor fünf Minuten begonnene Meeting hinwies. Auch das noch.
    Eine Präsentation, was auch sonst. Wenigstens schön ruhig, dachte er sich. Der Raum war abgedunkelt, die Klimaanlage säuselte leise vor sich hin, der Vortrag war –wie nicht anders zu erwarten- langweilig. Eigentlich wäre ihm danach gewesen, die Augen zu schließen und ein wenig vor sich hinzudösen. Doch da waren noch die 21 ungelesenen mails.
    Also holte er seinen BlackBerry raus und begann zu lesen. Die Unhöflichkeit gegenüber dem Vortragenden störte ihn schon lange nicht mehr. Machte ja jeder so. Wie sollte man der Informationsflut sonst auch Herr werden?
    Irgendwann ging das Licht wieder an und die Zahl der ungelesenen mails war auf neun gesunken. Halt, nein, ein kurzes Aufblinken und es waren wieder zehn. Konnte nicht einmal Schluss sein?
    Das Meeting war reine Zeitverschwendung. Auf dem Weg zurück ins Büro bimmelte der BlackBerry in seiner Sakkotasche. Es gab einfach kein Entkommen.


    Zwölf ungelesene mails, 15 unbeantwortete Anrufe und schon blickte wieder ein Mitarbeiter um die Ecke seiner Bürotür. „Wann hätten sie denn mal einen Augenblick Zeit für mich?“
    Er atmete tief durch und versuchte ruhig zu bleiben. „In einer halben Stunde, ja? Ich komme auf sie zu.“
    Genervt zog er den BlackBerry aus der Sakkotasche und knallte ihn auf die Schreibtischplatte. Dabei zog er einen kleinen weißen Zettel mit heraus. Er war leicht zerknüllt, sein Rand zackig, als wäre er von einem größeren Stück Papier abgerissen worden.


    Gedankenverloren faltete er das Papier auseinander.
    13 ungelesene mails und das Telefon klingelte. Doch das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war nur die krakelige Kinderhandschrift auf dem Zettel:


    Papa, ich habe dich lieb...

    mmh, nette Idee, aber warum verräts du das

    Zitat

    Er weiß nicht um das Schicksal des Mannes der ihm gegenübersteht, dessen
    Frau und seine Drei Kinder bei einem schrecklichen Zugunglück ums Leben
    kamen.

    so früh, so beiläufig.


    Für mich ist das die Pointe und die sollte ganz zum Schluß kommen. Dann hätte mich dich Geschichte sicher gerührt. So ist der Effekt irgendwie zu früh verpufft.

    Jon Krakauers Eisige Höhen haben auch mich gefangen genommen und so beeindruckt, dass sie mich noch Jahre später zu einer eigenen Geschichte inspirierten.


    Es ist... im Grunde genommen ein sehr sachlicher Bericht. Und auch wenn man weiß, was passieren wird, man will es einfach nicht glauben, wenn auf dem Rückweg vom Gipfel noch eben schnell mit den Lieben zu Hause telefoniert wird, dass wenig später sowas Schreckliches passiert.


    Ganz sachlich und nüchtern läßt uns Krakauer den Schrecken miterleben, ohne Übertreibung und Pathos. Zugleich eine beeindruckende Mahnung an alle Möchtegern-Bergsteiger. Erhört wurde sie leider nicht. :-(