Beiträge von Charlotte

    Vielleicht sind sich die männlichen Hauptfiguren in Dostojewskis Romanen so ähnlich, weil immer ein bißchen Dostojewski mit drinsteckt ;-). Im Spieler ist es seine persönliche Spielsucht, beim Idioten seine Epilepsie, bei den Brüdern Karamasow seine Suche nach dem Glauben usw.
    Ich lese Dostojewski sehr gern, habe mich aber noch nie mit seinen (männlichen) Figuren identifiziert. Liegt vielleicht auch daran, dass ich eine Frau bin.


    Ich würde nicht sagen, dass Dostojewski und Tolstoi eine Frage des Alters sind. Sie schreiben meiner Meinung nach zu unterschiedlich. Dostojewski Romane beziehen sich immer auf bestimmte Charaktere, während sich Tolstoi eher immer um "das Ganze" bemüht. In Krieg und Frieden z. B. geht es um DEN KRIEG und in Anna Karenina um DIE LIEBE in allen Facetten.

    Zitat

    Original von made
    Es wundert mich, wie sich der Erzähler im 1. Kapitel beim Essen benimmt. Von einem Hauslehrer hätte ich etwas mehr Zurückhaltung erwartet. Ist er auf diesen Job nicht angewiesen? Er wirkt sehr selbstbewusst.
    Sein Verhältnis zu Polina scheint zunächst gleichberechtigt, doch irgendwie ist er von ihr gefühlsmäßig abhängig, so dass er sie gleichzeitig liebt und hasst.


    Das ist mir beim ersten Lesen gar nicht so sehr aufgefallen. Jetzt habe ich es nochmals gelesen. Ja, er benimmt sich ziemlich dreist. Setzt sich ungebeten an den Tisch und mischt sich ungefragt in die Unterhaltung ein. Ich denke, das kann er sich auch nur erlauben, weil dort Leute am Tisch sitzen, die alle mehr vom Schein als vom Sein leben.


    Übrigens hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem Begriff Table d'hôte. Erst habe ich es als Tageskarte oder Tagesmenu übersetzt. Aber das passt nicht richtig zu folgendem Satz:
    Aber ich muß gestehen, daß ich ungebeten bei Tisch erschienen war; offenbar hatte der General vergessen, seine Anforderungen zu treffen, denn andernfalls hätte er mich an die Table d'hôte geschickt.
    Kann mir da jemand bei der richtigen Übersetzung helfen?


    Ich lese übrigens auch die Taschenbuchausgabe vom Fischerverlag, übersetzt von Swetlana Geier.

    Hallo,


    mir geht es genau so wie euch beiden. Im ersten Kapitel wird man einfach so in diese Geschichte "hineingeworfen". Es ist nicht klar, wer der Ich-Erzähler ist und es ist für mich auch noch unklar, wer zu den "Unsrigen" gehört. Man weiß auch nicht, aus welchen Gründen sie spielen oder spielen müssen.
    Ich habe mir auch zuerst eine Liste gemacht, wer zu wem gehört. Aber die Liste von Karthause ist da wesentlich aufschlußreicher. Danke :wave
    Ich bin bisher auch erst bis zum dritten Kapitel vorgedrungen und werde später nochmal posten.
    Also inhaltlich finde ich es gerade noch sehr verworren, aber sprachlich ist es ein Genuß.

    Hallo Eskalina :wave


    Es eilt ja auch nicht mit der Leserunde. Jetzt steht dieser Wälzer schon so lange in unseren Regalen, da kommt es auf ein paar Wochen mehr auch nicht an ;-). Wahrscheinlich ist der Herbst oder Winter besser geeignet, um so ein langwieriges Projekt zu starten.

    Ich finde leider, dass die Meßlatte für diesen Roman meiner Meinung nach zu hoch angelegt wurde. In meinem Klappentext steht z. B. "lesenswertester britischer Roman seit Jahren", "spannend von der ersten bis zu letzten Seite", "grandioser Roman zur Finanzkrise" "vielschichtiges und packendes Gesellschaftsportrait".


    Das Buch liest sich flüssig und hat mich auch nicht gelangweilt. Aber der anfangs aufgebaute Spannungsbogen durch die mysteriösen Briefe flachte am Ende ziemlich ab und die Auflösung verlief relativ unspektakulär.
    Die vielen Charaktere des Buches wurden zwar gut beschrieben, waren mir aber zu stereotyp. Der Banker mit seiner vierköpfigen Vorzeigefamilie, dessen Frau nur Geld ausgibt und sich wenig mit den zwei kleinen wohlstandsverwahrlosten Kindern abgibt.
    Das ungarische Kindermädchen, das in seiner Heimat Maschinenbau studiert hat, aber deren Ziel es ist, sich in London einen reichen Mann zu angeln. Die fleißigen polnischen Allround-Handwerker, die islamische Familie aus Pakistan usw. haben mich jetzt nicht vom Hocker gehauen.


    Wer sich kurzweilig unterhalten will, soll ruhig zu diesem Roman greifen. Aber anspruchsvoll, gesellschaftskritisch oder als erleuchtender Beitrag zur Finanzkrise fand ich ihn nicht.


    5 von 10 Punkten

    So richtiger Lesespaß im Sinne von Pageturner ist bei mir damals natürlich auch nicht eingetreten ;-) Aber es war zumindest so interessant, dass ich dem Buch gern eine zweite Chance geben würde. Und ich denke dieses Buch hat Potential für eine Leserunde.

    Ich schließe mich den Meinungen an. Ich habe es bisher dreimal mit verschiedenen Mitspielern gespielt. Anfangs entstanden ein paar witzige Situationen. Aber das war es dann auch schon. Der Reiz es öfter zu spielen, besteht nicht. Und ich verstehe absolut nicht, warum es Spiel des Jahres geworden ist.

    Wer von euch hat dieses Buch eigentlich noch im Regal stehen? Ungelesen oder nur angelesen - so wie ich?


    Ich habe damals etwas mehr als 200 gelesen und es dann abgebrochen. Lag aber nicht daran, dass mich die Geschichte nicht interessiert hätte. Wahrscheinlich war es eher Zeitmangel.
    Jetzt hätte ich Lust es nochmals in Angriff zu nehmen. Hat jemand Lust an einer spontanen Leserunde irgendwann in den nächsten Wochen?

    Es gab für mich zwei Gründe dieses Buch zu kaufen. Erstens ist Matt Ruff einer meiner Lieblingsautoren (Fool on the Hill und Ich und die anderen fand ich einfach genial)
    und zweitens war ich fasziniert von diesem Gedankenspiel. Was wäre wenn alles ganz anders gewesen wäre .... und die arabischen Länder von christlichen Fundamentalisten angegriffen worden wären. Und so ging ich wahrscheinlich mit einer zu großen Erwartungshaltung an diesen Roman heran.


    Anfangs war ich auch noch begeistert. Die Umsetzung hat mir gefallen. Die Einschübe der fiktiven Enzyklopädie regten mich zum Nachschlagen an. Was daran ist Fiktion und was Wirklichkeit? Ich war z. B. sehr überrascht, als ich erfuhr, dass Saddam Hussein tatsächlich einen Roman geschrieben hat.


    Aber mit der Zeit wurde ich durch das Nachlesen auch sehr von der Handlung des Romans abgelenkt. Und die Geschichte wurde immer verworrender und überbordend.
    Meiner Meinung nach hat Matt Ruff einfach zuviel in die Story hineingepackt.
    Und vielleicht hatte ich auch zu wenig Hintergrundwissen (in Bezug auf die arabischen Länder), um die ganze Geschichte besser verstehen zu können.


    Fazit: Matt Ruff hat bestimmt für diesen Roman gut recherchiert und auch eine flüssige Sprache verwendet, aber ich bin einfach nicht der geeignete Leser für dieses Geschichte.
    Wer nun das Buch ebenfalls aus den Gründen lesen möchte, die mich dazu bewegt haben, sollte zu einem anderen Buch greifen.
    Diejenigen, die noch nichts von Matt Ruff gelesen haben, sollten lieber auf eines der o. g. zurückgreifen.


    Edit: Punktevergabe vergessen: Ich gebe 6 von 10 Punkten.

    Zitat

    Original von Larissa
    ... weil ich heute beim Zahnarzt als Schmerzpatientin abgefertigt worden bin wie jemand, der um 18.05 Uhr noch eine Zeitung kaufen will. Nur die Apothekerin war nett. Nun werde ich morgen früh nochmals zum Zahnarzt gehen. Trotz zwei Schmerztabletten ist nämlich keine "Besserung" eingetreten. Aber wahrscheinlich will die Sprechstundenhilfe, dass ich selbst mich "bessere" ? Was habe ich doch für schlechte Manieren....!


    Die "Sprechstundenhilfe" (die richtige Bezeichnung ist Zahnmedizinische Fachangestellte) will nicht, dass du dich "besserst", sondern schlicht und einfach keine unentgeltlichen Überstunden machen. Und das ist nicht böse oder unfreundlich, sondern ihr gutes Recht.
    Ich habe jahrelang in Arztpraxen gearbeitet und es gibt jeden Tag Leute, die meinen, auch noch nach der Sprechstunde behandelt werden zu müssen. Manchmal mit den haarsträubendsten Ausreden. Anfangs hatte ich auch noch Mitleid (z. B. mit Schmerzpatienten), aber mit der Zeit lernt man, dass man nichts dafür zurückbekommt. Weder ein Danke vom Patienten, noch vom Arbeitgeber. Von Bezahlung der anfallenden Überstunden oder Freizeitausgleich rede ich erst gar nicht.

    Zitat

    Original von Findus
    Mit den links ist das dann so ne Sache, dazu müsste man ja wieder das Forum nach vorhandenen Meinungen oder wer hat abgebrochen durchstöbern. Das kann ewig dauern. Deshalb denke ich, dass das den meisten zu aufwendig ist.


    Zum Glück sind hier sehr viele unterschiedliche Eulen unterwegs. Manche haben Spaß daran sehr ausführliche Rezensionen zu schreiben. Das fällt mir persönlich sehr schwer.
    Andere fassen sich kürzer und suchen lieber zu weiteren Informationen passende Links heraus. Das wäre mir z. B. nicht zu aufwendig ;-).


    Und vielleicht sind manche froh, wenn sie so ihre etwas kürzere Rezi ausschmücken können.

    Hallo zusammen,


    ich war auch lange nicht mehr im Eulenforum. Das hatte aber persönliche Gründe (lang anhaltende Leseflaute) und nichts mit der Qualität der Eule zu tun.
    Über die Facebookdiskussion kann ich wenig sagen - interessiert mich einfach nicht.


    Aber über die Rezis, Leserunden etc. möchte ich mich gern äußern. Einige haben geschrieben, daß sie verunsichert sind, was wo geschrieben werden kann oder darf.
    Man könnte jetzt konkrete Regeln aufstellen, aber ich glaube das würde den Spaßfaktor erheblich mindern.
    Es ist auch nicht ganz so einfach allen gerecht zu werden.
    Wie oft habe ich schon Rezensionen gelesen, um mich über ein Buch vor dem Kauf zu informieren, mich gefreut, daß die Rezi schon x Antworten hatte und dann bis auf den Eröffnungsthread nur noch kam: "Das Buch steht auch noch in meinem Regal" "Kommt auf meine Wunschliste" "Hab ich vor Jahren auch schon mal gelesen" etc.
    Das hilft mir leider bei meiner Kauf- bzw. Leseentscheidung nicht weiter. Andersherum habe ich mich aber schon über solche Kommentare unter einer von mir selbst verfassten Rezi gefreut, weil wenigstens überhaupt ein Kommentar geschrieben wurde. Alles eben nicht so einfach ;-)


    Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber ich gehe mit zwei unterschiedlichen Erwartungshaltungen an eine Rezension heran:


    1. VOR dem Kauf bzw. Lesen würde ich mir viele Infos wünschen, u. a.
    eine kurze Inhaltsangabe
    die persönliche Meinung des/der Rezensenten
    Angaben zum Autor
    wann wurde das Buch geschrieben
    warum wurde es geschrieben
    welche Ausgabe (wenn es mehrere gibt) ist gut und welche minderer Qualität (z. B. gekürzt)
    Sprachstil
    etc.


    Euch fallen dazu bestimmt auch noch ein paar Punkte ein



    2. NACH dem Lesen
    die persönliche Meinung des/der Rezensenten
    Meinungsaustausch über Inhalt
    Ähnliche Bücher
    Andere (lesenswerte) Bücher vom Autor


    Da ich über den genauen Inhalt nicht zuviel vor dem Lesen wissen möchte, es mich aber nach dem Lesen ungemein interessiert und ich mich auch gern austauschen würde, aber keine Lust habe das ganze Forum danach abzusuchen, fände ich es sehr schön, wenn mit mehr Links innerhalb des Forums gearbeitet würde.


    Links zur Leserunde (wenn vorhanden), Links zu "Ich lese gerade", wenn dort eine interessante Diskussion stattfindet etc.


    Schreibt doch einfach auch mal, wie ihr euch eine "perfekte" Rezension vorstellt.


    Edit: Ich habe gerade in dem Thread "Ich habe abgebrochen ... " gestöbert. Dort lese ich eigentlich nie, weil es mir dort zu unübersichtlich ist.
    Aber die teilweise sehr gut begründeten Abbrüche eines Buches würde ich gern in einer Rezension wiederfinden können. Dies würde mir bei einer Kaufentscheidung wesentlich mehr helfen als eine unbegründete positive Reaktion.

    Hallo,


    mir geht es beim Lesen ähnlich wie euch.


    Die Kapitel in denen Iris rückblickend ihre Familiegeschichte erzählt, ziehen mich völlig in ihren Bann.
    Die eingefügten Zeitungsartikel wecken meine Neugier.


    Aber die Kapitel "Der blinde Mörder" lassen mich fast verzweifeln.
    Zum einen die Treffen des Paares, dessen Indentität wir noch nicht kennen und dann diese Geschichte vom Planeten Zykron und der Stadt Sakiel-Norn.


    Ich habe das Buch schon einmal gelesen. Damals hat mich diese Geschichte, die auf einer ganz anderen Ebene spielt, anfangs noch fasziniert und dann schnell gelangweilt, weil ich ihr einfach nicht mehr folgen konnte.
    Zum Ende habe ich bei diesen Kapiteln nur noch quergelesen.
    Was aber ein Fehler war. Denn am Ende, wenn alle Fäden zusammenlaufen, ist diese Erzählung nicht unwichtig.


    Und genau deshalb wollte ich dieses Buch ein zweites Mal lesen. Aber ich befürchte, auch dieses Mal bei genau den gleichen Unverständlichkeiten zu scheitern.
    Deshalb habe ich beschlossen, nach jedem Abschnitt die Geschichte noch einmal getrennt zu lesen.


    Edit:
    Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Paralellen zu anderen Erzählungen versteckt sind und natürlich auch viele Paralellen zur Geschichte der Menschheit.


    Z. B. Beginnt die Geschichte des blinden Mörders mit einer Absprache.
    Sie wünscht sich eine Geschichte. Er willigt ein.
    Aber nur unter einer Bedingung: Er kann und will diese Geschichte nur "in Raten" erzählen.
    Mit dieser Bedingung ist ihm ein ständiges Wiedersehen mit ihr gesichert.


    Mich erinnert das an die Erzählung von 1000 und eine Nacht.


    Doch, das mit den langen Wartezeiten und den überfüllten Bussen habe ich natürlich auch mitbekommen.
    Aber da blieb eben auch vieles im unklaren.
    Werden zu wenig Busse eingesetzt? Und wenn ja, welches Interesse könnte Amazon daran haben, dass die Arbeiter zu spät oder vielleicht überhaupt nicht zur Schicht erscheinen? Und ist es überhaupt die Aufgabe von Amazon dafür zu sorgen, dass die Arbeiter pünktlich zur Arbeit erscheinen.
    Oder ist der Transfer Bestandteil des Arbeitsvertrages oder ein Service von Amazon für die Mitarbeiter?
    Gibt es wirklich keine Möglichkeit das Werk mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen? Und wenn ja, wie kommen dann die anderen Arbeitnehmer pünktlich zu den Schichten?
    Ein Werk mit ca. 5000 Beschäftigten ist mit Sicherheit ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Und ein Feriendorf ebenso.
    Ungünstig ist dabei wahrscheinlich nur die Schichtarbeit.


    Aber das ist eben auch nicht ein typisches Amazonmitarbeiterproblem.
    Frag mal eine Krankenschwester, wie sie am Sonntagmorgen um 6 Uhr ohne Auto zur Frühschicht kommt. Das kann selbst in einer Großstadt zum Problem werden.


    Dieser Bericht war wirklich sehr ärgerlich, denn man fühlt sich fast gezwungen Partei für Amazon zu ergreifen. Obwohl man das gar nicht möchte.