Beiträge von columbo

    Es gibt eine gute Alternative zu den lebensmittelechten Murmeln in den Flaschen, um die Luft zu verdrängen:


    Die Flasche schneller trinken ..


    Ich versuche gerade verzweifelt, unterm Lesen ("Jedermann") bei einem Bruchladdich "Yellow Submarine" den Einsatz der Kugeln zu verhindern.
    shlàinte


    Columbo

    Nein, doc, grad' das Gegenteil; klapp nicht gleich die Krallen aus, ich will hier keine alten Gräben aufreissen. Deshalb vielleicht auch an dieser Stelle von mir keine längere Erwiderung, der Ausgangspunkt des Threads war ja ein anderer ...

    Naja, ihr zwei Vorredner, das klingt jetzt ja in der Kürze ganz nett und versöhnlich. Hie der Glauben, dort die Welt. Schwierig wird's halt immer, wenn aus dem Glauben konkrete Ableitungen für Verbote und Verhaltensweisen gebrüht werden, die großen Einfluss auf Gesellschaften haben, a la Verhütungsmittel sind Teufelszeug oder Homosexualität ist nicht im Schöpfungsplan gewollt oder: Es gibt keine Evolution, deshalb soll es an den Schulen auch nicht unterrichtet werden. (Um mal alles etwas zu verkürzen). Der im Privaten ja recht unproblematische Glauben kristallisiert in Kirchen zu machtvollen, oft scharfkantigen Blöcken, die vielleicht ja mancher Entwicklung bös im Weg liegen können ...

    Es ist im Grunde ja nicht von Bedeutung, ob Filbinger de jure ein "Nationalsozialist" war oder nicht. Es geht darum, wie weit er in dieser Zeit Verantwortung übernommen und Entscheidungen getroffen hatte und mit welchen persönlichen Freiräumen diese Entscheidungen verbunden waren. Dass der eine oder andere mit Filbingers Hilfe durch diese Zeit kam, ist übrigens kein besonders gutes Argument: Aufgrund persönlicher Kontakte und anderer Bedingungen wurden selbst von höchsten Amtsträgern - z.B. Goebbels - Einzelne "gerettet". Goebbels würde deshalb niemand als Widerstandkämpfer bezeichnen. Es geht um eine Gesamtschau der Verantwortlichkeit in diesem System. Und die ist historisch recht gut aufgearbeitet. Außer wohl von Filbinger selbst.

    Es mag ja einige gute Gründe für die Buchpreisbindung geben, aber ein Argument, das hier durchgeistert ist mir nicht ganz klar: Man scheint von einem Automatismus auszugehen, dass ohne Preisbindung Fachbücher und kleinere Auflagen teurer würden? Wieso? Die Preisbindung (wie Tom ja schon anmerkte) machen ja die VERLAGE selbst! Da wird nix vorgeschrieben, etwa wie billig ein Buch sein muss. Die kleinen Auflagen und Fachbücher rechnen die Verlage heute schon entsprechend durch und gestalten dann den Preis (von mir aus ja quersubventioniert von "Bestsellern", die ebenfalls im Preis vom Verlag selbst festgelegt sind - und nicht etwa von irgendwelchen geheimnisvollen Kulturwohltätern). Das einzige Argument, was dagegen zieht, ist die Frage der Ketten, die ja ohne Preisbindung tatsächlich äußerst günstige Konditionen bei Verlagen durchsetzen könnten - und so die kleinen plattmachen. Und ein weiteres Argument dafür ist das angenehme Gefühl, auch im Buchladen auf der Hallig nicht mehr für mein Hirnfutter zu zahlen, als im Geschäftsszentrum einer Großstadt. Es ist noch so ein bissle Rest an sozialistischem Impetus in einer eisigen Kapitalwelt ... ;-)
    Grüßle
    Columbu

    Ui, was seid ihr böse; jetzt muss ich doch mal in die Bresche springen: Vor sechs Monaten hatte ich - wie manche ja wissen - endlich meinen ersten autobiographischen Roman "Über Brücken springen - Gedanken eines U-Bahn-Schaffners" fertig und wollte ihn zunächst bei Fischer, dann bei Suhrkamp unterbringen. Was soll ich euch sagen? Fürs Durchlesen wollten die da schon fünfhundert Euro! Und der Lektor meinte: "Allein wenn ich es nur in meinem Wohnzimmer irgendwo verlege, kommt das auf gut und gerne nochmals einen Tausender" Gar nicht dran zu denken, es auch noch zu drucken!
    Aber dann bin ich ja zum Glück bei "www.ich-binde-deine-Gedanken-und-dein-Geld.de" vorbeigekommen. Die sind da ganz süß. Ehrlich! Und die haben auch gleich mein Buch gelesen und gesagt, so was Schönes hätten sie schon lange nicht mehr auf dem Schreibtisch gehabt und haben es dann auch gleich sofort gedruckt. Hat mich gar nix gekostet und jetzt sind schon fünfzig Stück verkauft. Zwei wurden glaub heute mittag noch von einer Grundschullehrerin aus Wolfenbüttel per Mail bestellt. Die sind ja sooo einfühlsam bei www.ich-binde-deine-Gedanken-und-dein-Geld.de. Echt!
    Und Geld wollen die gar keines, die machen das nur, damit auch die anderen die schönen Geschichten lesen können. Im November haben mir die sogar zweitausend Euro überwiesen. Und jetzt im Januar nochmals fünftausend. Tatsächlich. Wirklich. Könnt ihr mir glauben. Am 23. März darf ich sogar auf einem eigenen Stand auf der Leipziger Buchmesse was vorlesen. Und dann gibt es nochmal Geld und die holen mich sogar mit einer Stretch-Limousine vom Hotel ab. Gut, gell. Im Sommer kaufe ich mir dann von den Tantiemen vielleicht eine eigene Jacht. Oder ich mach' auch so einen Internetverlag auf und helfe den anderen tollen, süßen, jungen Schriftstellern. Damit die auch mal so viel Geld bekommen. Und wir alle diese suuuupi Geschichten lesen können.
    Ehrlich.
    Gruß
    Columbo :kiss

    Hi Bibihexe ... eurobuch ist wie gesagt schon mal ein wichtiger Anhaltspunkt. Du solltest aber folgendes dabei im Hinterkopf haben:
    In den vergangenen Jahren hat sich zvab und eurobuch als "Referenz"-Liste für die Versteigerung von hübschen Büchlein bei ebay entwickelt. Sprich: Wer sich ein "altes" Buch bei Ebay unter den Nagel reissen wollte, schaute zunächst bei zvab oder eurobuch nach, was dort so dafür verlangt wird. Praktischerweise gingen dort nun so manche online eingestellten "Listenpreise" für Antiquarisches schlagartig um ettliche Prozentchen nach oben, was geschickterweise auch den einen oder anderen Buchverkauf bei Ebay beflügelte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ;-)
    So schrauben sich in manchen Bereichen ebay und Online-Katalog nach oben. Da der Buchmarkt in diesem Bereich praktisch nur für Experten durchschaubar ist, ist es somit für einen interessierten Laien kaum mehr möglich, "ernsthafte" Preise zu ermitteln. Außerdem sollte man noch wissen, dass mancher Online-Buchbestand auch für Kaufinteressenten im Ausland speziell zugeschnitten wird. So mancher Sammler in Fernost zahlt auch schon mal astronomische Preise für eine Post-Inkunabel, die an und für sich gar nich so teuer sein muss. Es ist ein Höllenmarkt - naja, kennst du den "Club Dumas"?. Und etwa 98 Prozent aller "alten" Bücher sind - leider - praktisch kaum was Wert. Außer, man liebt eben den Inhalt ;-)
    Der persönliche Kontakt zu einem Profi ist also unabdingbar, wenn man ernsthaft was über einzelne Ausgaben wissen möchte. Und auch hier haben sich die meisten Antiquare ja nur auf kleine, einzelne Fachbereiche spezialisiert.
    Liebe Grüße
    Columbo

    Tja, Iris,
    ich bin da der Meinung, dass es mehr auf die Technik als zum Beispiel auf die Größe ankommt. ;-)
    So manch' hochgelobter Montblanc wäre mir zum Beispiel zu protzig (obwohl es da auch manch schönes Meisterstück in passender Größe gibt). Aber ich führe vom Thema weg. :kiss

    Zitat

    Hi Inspector, das kannst du doch noch gar nicht wissen du junger Hüpfer, du darfst hier mal gerade so reinschreiben in den 40+ Fred!! Lachen Knuddeln 1


    Außerdem bist du doch alterslos so mit Glasauge und altem Trenchcoat...grins!


    Klar Sonja ... ich spiel ja auch noch nicht Golf, sondern habe noch ... naja ... das müssen wir hier jetzt nicht ausdiskutieren ;-)


    Außerdem bist Du ja im Vergleich zu mir - wie Mary schon erwähnte - noch ein blutjunges Ding :grin :grin :kiss

    Zitat

    Interessanterweise nur "Frauenbücher". Gibt es den Mann um die 50 nicht? Oder liest er einfach keine Bücher zu diesem Thema?


    Hi Eli, nein, der Mann ab 50 hat derart viel mit seiner jüngeren Geliebten zu tun, dass er kaum noch zu anderen Dingen kommt ...


    Grüßle von Columbo
    (im Alter der endgültigen Antwort auf die letzte große Frage des Universums ...)

    Hmmh, die Frage von Ronja ist schon recht spannend. Vieles hat magali ja schon genannt, man sollte sich wirklich vor Augen führen, dass von den "100 000" Neuerscheinungen extrem viele Fachliteratur-Ausgaben sind, dann kommen unzählige regionale Ausgaben - Regionalkrimis, lokalhistorische und -kulturelle Bändchen - und sonstiger Kruscht dazu. Der Kernbereich Belletristik schrumpft da schon mal zusammen. Freilich: Es bleibt noch ein ordentlich großer Rest und tatsächlich gibt es dann bei den Besprechungen zu diesem Sektor die Tendenz, dass sich die veröffentlichte Meinung auf einen kleinen (wohl gut vermarkteten) Bereich mit einer Handvoll Bücher einschießt. Upps, was für ein martialischer Begriff, sorry. Es gibt ein paar "Leitmedien", die bundesweit Themen setzen, machen wir uns da nix vor. Und viele kleinere Medien ziehen diese Vorgaben weitgehend nach, weil sie es sich nicht leisten können, völlig abseits zu stehen, und weil sie sich, ganz einfach, keinen medienpolitischen Individualismus leisten können. Was die Agenturen liefern, was der eh schon unter Vertrag stehende Korrespondent noch mitliefert, ist einfach billiger, als sich in der Redaktion einen dickköpfigen Querdenker zu leisten ... wie es vielleicht ein magälchen wäre .... ;-)


    Okay: Da bleibt sicherlich manch' Interessantes auf der Strecke. Aber es hat auch Vorteile (und das meine ich jetzt nicht gänzlich zynisch ...): Zum einen ist es kaum noch möglich, in der täglichen Info-Flut den Kopf über Wasser zu halten; eine gewisse breit transportierte Vorauswahl hilft vielen dabei, überhaupt noch ein Buch in die Hand zu nehmen. Und zum anderen dient dies einer Art "Kanon"-Bildung in der Diskussion; die "Kulturnation" kann sich somit im Disput über Literatur auf eine bestimmte Auswahl begrenzen - und sich somit auch "finden". Nicht zuletzt dieser identitätsstiftenden Wirkung wegen gibt es ja auch Preise - vom Nobelpreis bis hin zum Deutschen Buchpreis - und letztlich auch die großen Büchermessen in Frankfurt und vielleicht noch mehr in Leipzig. Man trifft sich, man spricht über die gleichen Themen, man bringt die gleichen Themen nach vorn - und schafft so Gemeinschaft.
    Liebe Grüße
    Columbo