Ich will die Diskussion jetzt nicht sophistisch austreten (huch, wie zweideutig) aber noch zwei, drei Pünktlein aufgreifen. Ich komme nämlich mit eurer Argumentation nicht ganz klar. Wenn das Gemeinschaftsgefühl im Mittelpunkt steht (und, ja, Rabarat, das ist tatsächlich schon viel
) dann sehe ich wirklich kaum einen Unterschied zu einem Verein. Das wäre an sich doch gar nicht so schlecht.
Aber doc hatte glaub' darauf hingewiesen, dass es in einer kirchlichen Gemeinde eben noch um mehr geht. Es steht ein anderes Selbstverständnis dahinter. Um was mehr, frage ich mich da? Wohl doch um letzte Fragen unserer Existenz, um Fragen der Wahrheit, um Fragen des richtigen und falschen Lebens. Ist das nicht Religion? Viele Gemeinschaften beantworten dieses recht hierarchisch und qua Definition eines wie auch immer ausgeprägten Wissenden, per ordre de mufti. Da gibt es nix zu diskutieren. Also müssen die Beziehungen in einer solchen Gemeinde vor allem durch ein Verhältnis von Lehrer zu Schülern geprägt sein. Klar, Iris: In einem Kaninchenzuchtverein wird auch nicht über die Frage von Sinn und Unsinn von Kleintierzucht und Selektion diskutiert. Aber wenn ich das recht verstehe, stellst Du ja eine kirchliche Gemeinde mit diesem Argument justament neben solche Clubs und Vereine. Wo ist also der "Mehrwert" einer Gemeinde, außer im Kuscheln und sich Gegenseitig-auf-die-Schulter-klopfen-weil-wir-ja-wissen-worauf-es-ankommt??? An diesem Punkt schleicht sich eben die Intoleranz durch die Hintertür ins gemütliche Kuschelbett, das schlimme, gut geschminkte und häufig unerkannte Luder .....
Anders formuliert: Ist Glauben im Rahmen einer streng hierarchisch gegliederten Kirche - außerhalb des zur Tradition notwendigen Lehrer-Schüler-Verhältnisses - nicht weitgehend zur braven, gottestreuen Pflichterfüllung verdammt (upps, darf man dieses Wort in diesem Zusammenhang verwenden?) und ist somit mit einem freien Diskurs, einer engagierten Kritik, von der lebendige, sich weiterentwickelnde Gemeinschaften leben und zehren, im Kern nicht vereinbar? Ja, ich weiß: Es klingt klasse, wenn man am Sonntag darüber reden kann, wie tolerant, wie weltoffen, wie frei von allen Vorbehalten in der Gemeinde gelebt wird. Aber steht dieser hehre Anspruch nicht in einem inneren Gegensatz zur Definition vieler Religionen an sich? Wer im Auto sitzt und davon überzeugt ist, den richtigen Weg zu kennen, der macht sich doch im Grunde lächerlich, wenn er an jeder Kreuzung mit den anderen im Fonds scheinbar über die Strecke diskutiert ....
Dazu braucht es doch die existenzielle Unsicherheit über die Frage, was Gut und was Böse ist? Sprich: eine ausgeprägte Ungläubigkeit?
Nochmals:
Amen.
Danke
Columbo