Ein absolut hinreißender Roman!
Stilistisch nicht so perfekt und anspruchsvoll wie "Vom Winde verweht" (was auch an der Übersetzung liegen mag), aber ein Leseereignis, das an Spannung und Handlungsverlauf seinesgleichen sucht.
Schauplatz ist London während der Restauration. Die Heldin heißt Amber St.-Clare. Und der rote Faden der Geschichte ist ihre unerwiderte Liebe zu Bruce Carlton, einem Abenteurer und Freibeuter.
Amber schlägt sich mit einer Beharrlichkeit durch den Lauf der Ereignisse, die viele rücksichtslos nennen. Dabei tut sie das, was die meisten tun - sie strebt nach persönlichem Glück - und legt dabei einen gesunden Egoismus, gelegentlich auch gepaart mit böswilligem Eigennutz, an den Tag.
Sie schlägt sich (wenn ich mich recht erinnere) durch vier Ehen, landet im Gefängnis, steht als Schauspielerin auf den Brettern, die die Welt bedeuten und avanciert letztich sogar zur Mätresse des Königs.
Ihre Geschichte ist eingebettet in interessante Nebenhandlungen, die sich mit einigen wichtigen historischen Gestalten der damaligen Zeit befassen.
Amber ist eine selbstsüchtige junge Frau und mittelmäßige Mutter, die glaubt, das ihr ganzes Lebensglück von einer anderen Person abhängt. Im Grunde ist sie ein emotional verarmter Mensch, der sich nicht in die Sorgen und Belange anderer hineinversetzen kann. Das führt dazu, das sie für viele keine geeignete Projektionsfigur verkörpert. Gleichzeitig ist sie ein ungemein willensstarkes Geschöpf, das seinen Weg geht und jedem Schicksalsschlag trotzt.
Der Roman ist ausgezeichnet recherchiert und kommt ohne Klischees aus. Wer opulente historische Bücher liebt und damit leben kann, dass die Heldin kein mitfühlendes Pflänzchen, sondern hart wie Diamant ist, wird von diesem Buch nicht enttäuscht sein.
* * *
Ein Hinweis noch: Die Verfilmung des Romans mit Linda Darnell ist optisch hübsch, wird aber der Vorlage auf keinen Fall gerecht.