Beiträge von Alice Thierry

    Ohne 3D wär's eindeutig besser gewesen. Mich hindert das blöde Brillendings immer, richtig in einen Film eintauchen zu können. Und der Effekt verliert sich auch ziemlich schnell. 3D ist meiner Meinung nach nur Geldschneiderei.


    Lieber ein Film in Schwarz-Weiß und ohne Ton als 3D. Den Hobbit werde ich mir noch einmal ohne die visuelle Mauer anschauen.


    Ansonsten: Bildgewaltig wie immer, aber nichts Neues. Der "Hobbit" erscheint eher wie ein "Herr der Ringe" Teil IV, was wohl daran liegt, dass alle Versatzstücke (vom Bruchtal bis zum bösen Gollum) schon bekannt, ja fast familiär sind.
    Freeman ist definitiv überzeugender als "Baby" Eliah Wood. Richard Armitage (kaum erkannt!) zum Glück nicht so blutleer wie Viggo Mortensen.
    Erstaunlich fand ich auch, dass sie Christopher Lee noch einmal flott gekriegt haben. Der gute Mann ist schon 90 Jahre.


    Vom Waldzauberer Radegast hätte ich gern mehr gesehen (kommt vielleicht noch) und dafür weniger vom "bleichen Ork". Den finde ich so gar nicht bedrohlich als Gegner.


    Warum hat man den Cu(cumber)batch-Typen eigentlich nicht auch als Hobbit mitspielen lassen? Die Frisur dazu hätte er ja. :grin

    - Ungelenker Stil


    - Dauernde detaillierte Beschreibung alltäglicher Verrichtungen


    - Moderne Sprache in historischen Romanen


    - Gehäufte Kochrezepte und Essenzubereitungen in der Handlung


    - hemdsärmelige Männer und tiefdekolletierte Frauen mit Wallemähne auf dem Cover

    Das stimmt. Und selber machen sie sich auch keine Gedanken.


    Wahrscheinlich ist es auch das, was die Figuren so leblos erscheinen lässt: es sind keine tatsächlich fühlenden Menschen, die in Gewissensnöte geraten oder sich zumindest mit Problemen auseinandersetzen müssen, von denen ja wirklich genug da sind.
    Bis auf Reed, der kriegt ein bisschen mehr Seele mit, aber auch nur temporär.

    Die Frau ist vor allem eins: passiv.


    Auch wenn sie irgendwelche Gedankengefechte mit sich selbst austrägt, reagiert sie doch stets nur statt zu agieren.
    Ein absolut phlegmatischer Charakter, der sich auch nicht mit Erziehung etc. pp. rechtfertigen lässt.


    Dass eheliche Kinder unehelichen bis vor nicht allzu langer Zeit alles andere als gleich gestellt waren, ist bekannt. Das konnte auch in früheren Jahrhunderten tatsächlich so weit gehen, dass die unehelichen Geschwister - insbesondere bei Mischlingskindern - in die Dienste der ehelichen Kinder traten, um ein halbwegs sichereres Auskommen zu haben. Insofern ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Subordinationsverhältnis zwischen Toni und Joshua besteht. Dagegen fand ich es inkonsequent, dass dieses Verhältnis zeitweilig aufgelockert wurde.
    Ich hatte den Eindruck, dass sich die Autorin nicht recht entscheiden konnte, wie Toni und Joshua eigentlich zueinander stehen.

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    Original von Johanna


    Die einzige Figur des Romans die mich ein wenig begeistern konnte, war eindeutig der Arzt Ingham. Für mich der interessanteste und auch gesündeste Charakter.


    Aber letztendlich eine Nebenfigur, die so plötzlich verschwunden ist, wie sie auftauchte.


    Dass viele Leser geschockter auf Tiermisshandlungen reagieren als auf menschliche, ist mir auch schon aufgefallen. Mag vielleicht daran liegen, dass wir mit der Tötung/Verletzung/Erniedrigung von Menschen wesentlich öfter/stärker konfrontiert werden und Tiere eher als hilflose Opfer erscheinen, weil sie selbst kein Unrechtsbewusstsein haben und sich auch nur bedingt wehren können.
    Ehrlich gesagt, die hier vorliegende Pferdmisshandlung ist nach all dem Splatter-Kram zuvor komplett an mir vorbeigegangen...



    Mit der Rezi kämpfe ich auch noch :rolleyes, zumal ich mich dafür mit der Story noch einmal auseinandersetzen muss.

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    Original von chiara


    Habe ich das auf Seite 378 richtig gelesen, dass William plötzlich von Antonias Schwangerschaft weiß?


    Danke, dass Du die Stelle genannt hast. Und Du hast völlig Recht. Vorher gab es nicht den kleinsten Hinweis, dass der Kerl etwas von Tonis Zustand ahnt, jetzt ist er plötzlich (wie alle anderen) im Bilde. Das macht sein Verhalten natürlich noch schlimmer.


    Ich könnte mir vorstellen, dass es vorher eine Szene gab, in der das thematisiert wurde, wobei die nachfolgenden Verweise dann nicht konsequent eliminiert wurden.
    Es ist jedenfalls sehr merkwürdig und wirr.

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    Original von Sapperlot


    Mir fehlt eine genauere Beschreibung der Plantage Legacy.


    Das ist mir auch aufgefallen.


    Überhaupt wird alles, was interessant wäre, beschreibungsmäßig ziemlich vernachlässigt. Stattdessen erfahren wir, dass irgendwelche Klamotten aus glänzendem Atlas sind und Breeches aus Wildleder. Die Träger bleiben dagegen fast gesichtslos.


    Ziemlich am Ende wird Willi dann plötzlich ständig als hager beschrieben. So ein Mist. Ich hatte ihn mir schon als übergewichtigen Mittfuffziger vorgestellt.

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    Original von Rosha
    Das wird meistens ohnehin so gemacht. Autoren drücken sich gerne davor, das Thema Sex in die Romane zu packen. Was ich eigentlich schade finde. Es ist ein ganz normaler Teil des normalen Lebens.


    Genauso wie die Nahrungsaufnahme und der Toilettengang, aber bei letzterem wird selten viel rumbeschrieben oder die Dinge beim Namen genannt.
    Sofern sich Autoren um die Beschreibung der "mechanischen Vorgänge" beim Akt drücken, begrüße ich das, weil es eigentlich überflüssig ist.
    Man muss nicht immer wissen, wann genau jemand raus oder rein geht. Die meisten Sexszenen sind für den Fortgang einer Story überhaupt wohl eher überflüssig, zumindest was eine genaue Beschreibung anbelangt (es sei denn das ist relevant, weil etwa durch bestimmte Aktionen eine Krankheit übertragen wird, ein Mißbrauch vorliegt oder etwas in der Art).


    Zitat

    Ich finde übrigens, Penis und Glied sehr passende und nicht anrüchige Begriffe, die sich weitaus gefälliger anhören als Schwanz.


    :write

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    Original von Mulle
    Wenn man als Autor den Thread zu ernst nimmt und versucht, auf diese Leserwünsche zu reagieren (und das passiert unweigerlich - denn Eulenwünsche sind heilig!) dann nimmt man sich sehr viele Formulierungsmöglichkeiten, die in der entsprechenden Situation vielleicht die passenden gewesen wären.


    Der Thread ist eigentlich nicht dazu gedacht, den Autoren Feuer unterm Hintern zu machen und vorzuschreiben, welche Formulierungen die Leser wollen oder nicht, sondern einfach nur, um mal loszuwerden, was für Begriffe oder Wendungen den Eulen in Büchern negativ auffallen.


    Dass das Spektrum diesbezüglich sehr, sehr weit ist, belegten die ganz unterschiedlichen Reaktionen.


    Sofern der eine oder andere Autor dabei entdeckt, dass er unbewusst auch immer wieder Wendungen gebraucht, die vielleicht nicht die gewünschte Resonanz bei den Lesern auslösen, und daraufhin seine Formulierungen unter neuen Gesichtspunkten wählt, ist das ein netter Nebeneffekt.

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    Original von Salonlöwin
    Der Duden ordnet diesem Wort eindeutig einen feminen Artikel zu.


    Sag das mal meiner besseren Hälfte. :grin


    Noch eine unschöne Redewendung, die man immer wieder liest: etwas wird "gepaart" mit, z.B.:


    "Ihre funkelnden Augen, gepaart mit ihrer Nonchalance, waren für ihn unwiderstehlich."


    :hmm

    In gerichtlichen Schriftsätzen liest man "nurmehr" häufig, genauso wie mithin und sodann. In Romanen fände ich das grauslig.


    Und kucken geht auch gar nicht. Ich kenne nur gucken, was irgendwie doof klingt.
    Das Kucken ist seit diesem John-Travolta-Film aus den 1990ern verbeitet, denke ich.

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    Original von chiara
    Gut gelungen finde ich die Darstellungen von Reeds Seelenleben. Allerdings wäre es schön gewesen, wenn es auch einen Namen für diese Krankheit gegeben hätte, wo es doch auch Gastdozenten und Teamchefs in diesem Abschnitt gab. Es durch den Anhang bin ich darauf gekommen, dass Reed an Schizophrenie leidet.


    Geistige Erkrankungen wurden erst sehr viel später wissenschaftlicher behandelt und benannt.


    Dennoch ist es erstaunlich, wie viele Figuren der Geschichte offenbar über psychische Erkrankungen Bescheid wissen verfügen.

    Das Ende der Geschichte ist schnell erzählt:


    Der gute Joshua wird ebenfalls verhaftet, aber Spence - zur rechten Zeit zur Stelle und mit dem nötigen Bargeld ausgestattet - holt ihn wieder raus. Toni beschließt, den Banker Andi zu heiraten, weil sie "nicht mehr will", zumindest was die Plantage angeht. Der Kreole schlägt Reed in Notwehr zusammen und erschießt ihn schließlich, so dass Spence nicht mehr seine geplante Rache nehmen kann, auf die er sich mit Training etc. gezielt vorbereitet hat. Dafür nimmt er den Kreolen mit sich, weil der völlig neben sich steht. Es gibt noch einige Mißverständnisse, dann sehen sich Spence und Toni wieder, und am Schluss taucht die Indianerin wieder auf, um Spence (und dem Leser) noch einmal die Legende zu erklären. Dann reitet Spence mit Roscoe in den Sonnenuntergang und die Indianerin ist zufrieden, weil jetzt alles wieder im Einklang ist.


    Tja, was soll ich sagen? Am Ende werden alle Handlungsstränge zusammengeleimt. Der Abschnitt enthält wieder mehr Tempo, obwohl es oft etwas seltsam hin und her geht. Großen Raum erhalten wieder die Geschehnisse um Reed und Roscoe.


    Erstaunt hat mich, dass Toni nach weniger als einem halben Jahr in einem plötzlichen Anfall von Torschlusspanik dem braven Andi das Ja-Wort geben will. Nachdem sie Spence die ganze Zeit als ihre große Liebe deklariert hat, empfinde ich das als ziemlich wankelmütig. Zwar hat sie inzwischen begriffen, dass mit ihm letztlich nichts anzufangen ist, aber mal mit dem einen und dann wieder mit dem anderen rumtun, kennzeichnet sie für mich weder als starken Charakter noch besonders klug (auch wenn das immer wieder betont wird). Auch halte ich es für unglaubwürdig, dass eine alleinstehende Frau im 18. Jahrhundert mit einem unehelichen Kind schwanger geht und alle das ganz selbstverständlich hinnehmen. Meines Wissens wurden die Frauen zu dieser Zeit in allen westlichen Zivilisationen in einer solchen Situation von der Gesellschaft geächtet. Goethes Gretchen geht nicht umsonst ins Wasser.


    Parallel dazu werden Spences Motivationen noch einmal erläutert, wobei das Hauptaugenmerk des Abschnitts nach meinem Empfinden nicht auf seinem Wiedersehen/Auseinandersetzung mit Toni liegt, sondern auf seinen Racheplänen. Dass er zurück in Charles Town nicht sofort Toni aufsucht, obwohl er von ihrer Schwangerschaft weiß (was bei seiner Abreise eigentlich nicht klar rauskam), und auch nicht, als er von der geplanten Ehe mit Banker Andi erfährt, spricht für sich.


    Ich interpretiere den Schluss jedenfalls so, dass Spence und Toni letztlich doch nicht zusammenkommen, weil er ist, wie er ist und sie das nun auch endlich begriffen hat. (Wie sagte Rhett Butler zu Scarlett über Ashley Wilkes so schön: Er ist eine taube Nuss, so taub, dass nicht einmal du davon satt wirst.) Auf diesen letzten paar Seiten wird nun diese etwas merkwürdige Kehrtwende eingeleitet, vermutlich um noch ein bisschen Drama, ähnlich wie bei GWTW, in die Lovestory zu bringen.
    Schließlich lässt Toni nach Andi und nicht nach Spence schicken. Spence zieht mit dem Kreolen auf seine eigene Plantage und damit hat es sein Bewenden. Doch noch der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. :grin



    Das Grundproblem des Buches sehe ich darin, dass es etwas sein will, was es nicht ist, und mit dem Klappentext und Cover völlig falsche Vorstellungen weckt. Die Plantage und die Südstaaten nehmen höchstens ein Viertel des Buchs in Anspruch, der Rest ist die Story des geisteskranken Mörders Reed, der Charakterstudie Spencers und der Versuch, damit historische Begebenheiten und Settings zu verweben. Was der Roman meiner Meinung nach definitiv nicht ist, ist ein Südstaatenepos. Und das ist es auch, was mich - neben den langatmigen Szenen, blassen Figuren, Gewalt- und Perversions-Zurschaustellung, sprachlichen Entgleisungen, Fehlen eines Handlungsstrangs zum Mitfiebern - beim Lesen regelmäßig auf die Palme gebracht hat.
    Ich denke, der Inhalt des Buchs würde zutreffender wiedergegeben, wenn der Klappentext wie folgt lauten würde:


    Charles Town, South Carolina, kurz nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Während das Land sich langsam von den Auszehrungen des Krieges erholt, kommt es zu einer Reihe seltsamer Mordfälle. Die Opfer sind grausam verstümmelt, Hinweise auf den Täter gibt es nicht. Als die junge Witwe Antonia den schwer verletzten Soldaten William Marshall bei sich aufnimmt und gesundpflegt, ahnt sie nicht, dass dieser das einzige überlebende Opfer des offenbar geisteskranken Mörders ist. Erfüllt von Racheplänen macht sich Marshall nach seiner Genesung auf den Weg nach England, wo er dem gewaltbereiten Roscoe begegnet, der in enger Beziehung zu seinem Peiniger steht. Inzwischen macht Antonia eine furchtbare Entdeckung, die sie in tödliche Gefahr bringt, das nächste Opfer zu werden.


    Als Titel wäre vielleicht "Die Bestie von Elverking" treffend.


    Der Schwerpunkt der Geschichte lag für mich eindeutig bei der Geschichte um den gestörten Algernon und seinen Freund sowie bei William Marshall Spencer. Alles andere, vor allem die so betonte Liebesgeschichte, die zugegebenermaßen anfangs doch Raum einnahm, scheint im im Gegensatz dazu wie Beiwerk. In jedem Fall hätte dem Buch eine Kürzung von ein paar hundert Seiten bestimmt gut getan.


    Nachdem ich zuvor schon mehr als genug Faux-pas' und sprachliche Merkwürdigkeiten breitgetreten habe, will ich das an dieser Stelle nicht noch einmal tun. Ehrlich gesagt fällt es mir auch schwer, nach einer solchen Odysee dem Ganzen noch etwas Humorvolles abzuringen. Dass die vorhergehenden Postings einen sehr ironisch-spöttschen Beiklang haben, liegt daran, dass so viele Aspekte der Story derart hanebüchen waren, dass ich sie weder nachvollziehen noch ernst nehmen konnte. Es ist sehr viel erfreulicher, wenn ein Buch gut unterhält und man eine Menge Positives dazu sagen kann.


    "Die Plantage" war für mich leider ein wahnsinnig zäh zu lesender Roman, der mich außerordentlich enttäuscht hat, da die Handlungsbeschreibung sehr vielversprechend klang. Die Geschichte ist aber weder Fisch noch Fleisch, will zuviel von allem sein: Schmachtfetzen, historisches Epos, Charakterstudie, Sittengemälde, Reißer, Psychothriller. Im Grunde blieb es für mich trotz aller ausführlichen Recherche und historischen Versatzstücken eine relativ moderne Geschichte in historischer Verkleidung.


    Allein aus dem Ausgangskonflikt der Hauptfiguren hätte man eine Menge machen und problemlos 500 Seiten füllen können. Stattdessen verliert sich die Geschichte in zahlreichen Nebenkriegsschauplätzen und schwenkt schließlich nahezu in ein anderes Genre um.


    Das Tragische an der ganzen Sache ist, dass die Autorin wirklich zu schreiben versteht und über einen riesigen Sprachschatz verfügt, dies aber nicht mit der Geschichte in Einklang bringen kann. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Verfasserin interessante Wirtschaftsthriller oder Krimis schreiben könnte, die in der Gegenwart spielen.


    Als Fazit zu diesem Buch bleibt mir lediglich zu sagen: "Die Plantage" ist so wenig Südstaaten-Roman wie "Anna Karenina" ein Abenteuer-Roman.


    Wer großes Südstaaten-Kino in Buchform lesen möchte, sollte zu


    "Vom Winde verweht"
    "Tiefer Süden"
    "Fackeln im Sturm"
    "Charleston"


    oder ähnlichem greifen. Es gibt viele Romane, die Land, Leben und Leute im alten Süden einfach wunderbar wiederauferstehen lassen.

    Es geht wieder zurück über den großen Teich für den Kreolen als auch für Spence. Zufälligerweise auf demselben Kreuzer, wobei der Kreole als Paria-Passagier im Unterdeck reist, während Spence als First-Class Passagier mit Steward und Captain's Dinner logiert. (Gut zu wissen, dass es solche Annehmlichkeiten auch schon vor über 200 Jahren gab.). Ehe das Schiff endlich anlegt, gewinnt Spence seinen Widersacher noch schnell beim Glücksspiel, lässt ihn gesund pflegen (!) und macht ihn zu seinem Kammerdiener. (Seine Motivation hierfür entzieht sich mir gänzlich, wie vieles andere auch.)


    Dieser Abschnitt war für mich wahnsinnig zäh: Da reiht sich eine endlose Kartenspiel-Szene an die andere, gefüllt mit gestelzten Dialogen und politischen Diskussionen, in denen es zum x-ten Mal um die Rechtfertigung von Kriegshandlungen geht. Fast 60 - in Worten: sechzig! - Seiten geht das so!
    Im Vergleich dazu sind die dazwischen geschobenen Ringkämpfe im Unterdeck fast eine Wohltat. Erstaunlich nur, dass das dauernde Gestampfe und Geschrei der submarinen Männer das Schiff nicht zum Kentern bringt oder die Passagiere in den besseren Klassen stört; Holz ist doch ein ziemlich guter Geräuschleiter.


    Spence bleibt ein Abziehbild: ein manierierter Schatten ohne einen Hauch Leben. Die Leute, mit denen er zusammentrifft sind wiederum nur Statisten, Stichwortgeber, damit der Mann brillieren kann. Entsprechend wird er auch immer wieder von den anderen gelobt, seine "intellektuelle Brillianz", seine "mühelos-leichte Wortspielerei", seine "zynische Dialektik". Der Mann ist einfach ein Ausbund an Überlegenheit - in seinen Handlungen, seinen Gesten, seinen Worten - einfach in allem. Das ist so was von Gähn.
    Außerdem ist er ständig unerklärlicherweise unter falschem Namen unterwegs, was aber nichts nützt, weil alle anderen sowieso immer schon wissen, wer er ist und wie er wirklich heißt.


    Und ein paar Etagen tiefer reagiert sich der Kreole ab, darf sich wieder prügeln und in Gewaltexzessen und Schwulitäten ergehen, bis er auf dem Zahnfleisch daherkommt. Zum seinem Glück erbarmt sich Spence seiner und saniert ihn wieder. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Denkste. Der Kreole macht sich bei Nacht und Nebel davon.


    Hätte man sich diese Kreuzfahrt nicht wie die erste ersparen können? Als Kapitelüberschrift wäre "Die Überfahrt" wohl passender als "Heimkehr".


    Zum Schluss noch die sprachlichen Entgleisungen.
    Die sind was die Männer und den Kreolen angeht mal wieder ziemlich deftig. Wahrscheinlich soll das verdeutlichen, das sie alle hartgesottene Kerle aus dem gesellschaftlichen Souterrain sind. Könnten aber auch aus Castrop Rauxel stammen.
    Zudem wird der Leser wie schon auf den vorhergehenden 600 Seiten ausgiebig mit Fremdwörtern imprägniert. Besondere verbale Highlights sind aber der Prototyp, die Traditionsgene, die Eliteeinheiten, die sozialen Unterschiede, die Fans und das Hoch über den Azoren.


    Fazit: Ein meiner Meinung nach vollkommen überflüssiges, lediglich Seiten schindendes Kapitel. Weder die Story wird dadurch vorangetrieben noch gibt es neue Erkenntnisse oder Entwicklungen. Stattdessen ungepflegte Langeweile. Dass Spence von Roscoes Überleben erfährt, hätte man in ein paar Sätzen abhandeln können.

    Geht mir ganz genauso. :wave


    Es ist einfach viel zu viel. Und das Schlimme ist, dass man nicht den kleinsten Hinweis darauf erhält. Wer das Buch sieht, denkt sich, dass es ein halbwegs anspruchsvoller historischer Roman mit einer dramatischen Liebesgeschichte ist. Tatsächlich bekommt er aber eine richtig heftige Sex & Crime-Story mit allen möglichen Perversitäten in historischer Verkleidung.
    Das geht meiner Meinung nach völlig an der Zielgruppe vorbei und deswegen sind die meisten Leser auch ziemlich frustriert, enttäuscht, verärgert - you name it.


    Percy fand ich auch reichlich merkwürdig. Die Leute damals hatten zwar ein Faible für das römische und griechische Sagentum, aber Persephone hätte wohl doch kaum einer sein Kind genannt. Dann eher Penelope.