Beiträge von Alice Thierry

    Am Freitag, den 14.07.2017, ist die Autorin Anne Golon (*1921) im Alter von 95 Jahren in Versailles, Frankreich, verstorben.


    Mit ihrer 14-bändigen in rund 30 Sprachen übersetzten Romanreihe "Angélique" hat sie seit 1956 Jahren Millionen Leser weltweit begeistert. Der letzte Band erschien 1985.
    2009 wurden einige ihrer Bücher in überarbeiteter Fassung veröffentlicht. Eine Neuverfilmung des ersten Angelique-Romans erfolgte 2013.


    :flowers

    Zitat

    Original von Teresa
    Allerdings gab es damals auch eine gewisse "Zensur" bei Filmen, die Produzent/in und Regisseur/in zu berücksichtigen hatten.


    Es gab nicht nur eine "gewisse Zensur", es gab den Hays Code, eine sehr konkrete Zusammenstellung von Richtlinien für die Darstellung von Kriminalität und Sexualität in amerikanischen Filmen, nach denen ein Film vor Freigabe überprüft wurde.
    Die Handlung sowie Figuren aus "Rebecca" für den Film zu übernehmen wie sie sind, wäre hiernach allerdings wohl nicht allzu problematisch gewesen.


    Zitat

    [Original von Teresa
    Hinzu kam auch noch die Rücksicht auf den Ruf bzw. das Image eines/r Schauspielers/in.


    Auch dies war wohl nicht der eigentliche Grund für den sehr freien Umgang mit der Buchhandlung, sondern die Tatsache, dass Hollywood in seiner Goldenen Ära generell Romane sehr frei adaptierte, um umfangreiche Handlungen in ein zumutbares Format zu quetschen und massentauglich zu machen. So geschehen auch mit "Anna Karenina" (1935), "Der Mann mit der eisernen Maske" (1939) oder "Nacht über Indien" (1939).
    Wie auch "Rebecca" sind diese Filme wunderschön anzusehen, bieten die Crème de la Crème der damaligen Zeit in Sachen Besetzung, Regie, Kamera und Musik auf, bleiben aber storytechnisch hinter den Buchvorlagen zurück.

    Von Frank Schätzing kannte ich bisher "Der Schwarm" und "Limit".
    Dieses Buch unterscheidet sich von diesen beiden in wohltuender Weise. Die Stärke des Autors, komplexe Sachverhalte spannend wiederzugeben, wird hier gewahrt; im Vergleich zu den anderen Büchern bleibt die Handlung jedoch bodenständig: Keine zweite Atombombe, keine Verschwörung in der Verschwörung, keine unnötigen Kapriolen.
    Die Erzählung ist stringent und geradlinig.


    Sprachlich hat mich das Hörbuch sehr angesprochen. Es enthielt sehr viele gute Bilder und anschauliche Vergleiche, insbesondere in den Abschnitten Afghanistan und Libyen: hier ergänzte der schnörkellose Stil kongenial die Handlung.


    Die frühen Palästina-Szenen, die sich mit der Kindheit von Arik beschäftigen, empfand ich eher als ermüdend und langweilig. An dieser Stelle erwog ich kurzzeitig, das Hörbuch abzubrechen, doch die Neugier, wie es mit Tom Hagen weitergeht, half mir über diese Durststrecke hinweg.


    Beeindruckend fand ich die literarische Aufarbeitung der jüngeren Geschichte Palästinas. Wenn ich nun in den Nachrichten etwas zu der Thematik höre, habe ich inzwischen das Gefühl, Bescheid zu wissen. Ich hoffe mal, dass Schätzing sich an die Fakten gehalten hat ;-).
    Völlig fremd war mir das Thema zum Glück nicht. Unter anderem haben mich die Szenen im Libanon-Krieg stark an den Film "Waltz with Bashir" erinnert.


    Zum Hörbuch selbst: Die Sprecher haben ihre Sache gut gemacht. Das Mp3-Format fand ich weniger geeignet, da es nicht ganz kompatibel mit meinem Autoradio war. 15 CDs wären auch okay gewesen.


    Alles in allem ein hervorragendes Hörbuch, das mir einige lange Autofahrten angenehm verkürzt hat. Das Werk ist mit Abstand das beste, was ich bisher von diesem Autor in die Finger bekommen habe.

    Gedrittelte, geviertelte, senkrecht oder waagerecht geteilte oder sonst wie geteilte Gesichter - nicht mein Ding. Ein teilenthaupteter Torso ist wenig reizvoll, ganz gleich wie hübsch der an- oder ausgezogen ist.
    Entweder ein Gesicht ist ganz oder gar nicht abgebildet.
    Auch Haaransatzabschneiden finde ich nicht schön.


    Ich denke, es muss gut überlegt sein, ob überhaupt eine reale Person auf einem Buchumschlag abgebildet ist, da dies stark die Vorstellung und Erwartungshaltung der Leser beeinflusst.
    Persönlich finde ich Close-ups wie Brustbilder von realen Personen eine weniger glückliche Wahl. Das erinnert mich immer an Groschenromane. Bei verfilmten Büchern ist es manchmal schön, wenn die Person, die im Film die Hauptperson verkörpert, abgebildet ist.


    Auch Gemälde und historische Schwarzweiß-Porträts gefallen mir gut. Wenn eine bekannte Persönlichkeit (Schauspielerin etc.) abgebildet ist, zieht das häufig meine Aufmerksamkeit auf sich. Bei unbekannten Gesichtern ist eher das Gegenteil der Fall. Die schauen meistens auch noch dumm/ausdruckslos aus der Wäsche.


    Die Verwendung eines Gesichts will also wohl überlegt sein.

    @ Kalliope


    Der Film ist zwar in schöner Hitchcock-Manier gemacht und wartet mit brillanten Darstellern auf, fängt aber die Atmosphäre und Handlung des Buchs meiner Meinung nach nicht so richtig ein.


    Wenn man das Buch nicht kennt, ist die Verfilmung sicher um Einiges spannender. Am besten schaust Du ihn ohne zu große Erwartungen an. Ein Klassiker ist er nichtsdestotrotz. :wave


    @ elphaba:


    Wenn Du "Rebecca" mochtest, nimm' Dir mal "Meine Cousine Rachel" oder "Jamaica Inn" (beide ebenfalls von Daphne du Maurier) zur Hand.


    Vielleicht trifft auch "Die Kristallkrähe" von Joan Aiken Deinen Geschmack.


    Alle atmosphärisch sehr dicht und voller "Suspense".

    Ob es in Hinblick auf Emanzipierung in Deutschland ein Nord-Süd-Gefälle oder generell regionale Unterschiede gibt, ist auch eine Überlegung wert.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass in katholisch geprägten Gegenden, in denen die Bevölkerung stark an Religion und Tradition festhält, es auch mit der Gleichberechtigung von Frauen noch schlechter steht.

    Zitat

    Original von Frettchen
    Ich bin gerade echt erschrocken darüber, was Ihr für Männer kennt?


    Ich spreche zum Glück nicht aus eigener Erfahrung. In Sachen Haushalt ist alles fair geregelt bei mir. Aber ich höre so Einiges von Berufs wegen - und wenn die Männer auch helfen, sind sie meist weniger penibel. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.


    Aber das nur by the way.
    Wenn Haushalt das einzige Gleichberechtigungsproblem wäre ... schön wärs'!

    @ ginger ale


    Ja, Kochen ist heute Männersache. Machen ja auch im TV die ganzen Promi-Köche. Aufräumen hinterher darf meist wieder die andere Hälfte.


    Ich denke, Hausarbeit und Kinderbetreuung ist oft wesentlich anstrengender als viele Bürojobs - und das Traurige ist, dass man so wenig Anerkennung dafür erhält.

    Zitat

    Original von ginger ale
    Wenn frau ein bisschen googelt, findet sie allerdings Drapers Doyles' Einschätzung bestätigt: http://antjeschrupp.com/2010/05/11/im-namen-des-mannes/


    Ein interessanter Bericht, ebenso wie die nachfolgenden Kommentare.


    Ich denke, die restlichen 15 % sind nicht diejenigen, die ihren Namen behalten, sondern sowohl diese als auch jene, sie einen Doppelnamen wählen, wobei die zweite Gruppe die größere sein dürfte. Das vermute ich deswegen, weil ich erst kürzlich in einem Radiobeitrag gehört habe, dass es am seltensten vorkommt, dass jeder seinen Namen behält (in Griechenland ist das angeblich der Normalfall).


    Dass sich Namensgebung wie alles Übrige stets patriarchalisch orientiert hat, finde ich allein deswegen erstaunlich, weil ja letzten Endes nur über die mütterliche Linie die Abstammung 100 % sicher ist. Man kann (mal abgesehen von modernen Möglichkeiten wie Leihmüttern und Einsatz von fremden Eizellen) immer sicher sein, dass ein Kind von der Mutter stammt, die es geboren hat. Ganz im Gegensatz zum Vater. Bevor genetische Tests möglich waren, konnte eine Vaterschaft ja nie mit Sicherheit angenommen werden. Deswegen auch die kontinuierlichen Versuche der Männer, die Frauen monogam zu halten, wegzusperren und für außereheliche Beziehungen auf Schlimmste zu bestrafen.
    Mann durfte fremdgehen, Frau nicht, weil der Ehemann ja dadurch Gefahr lief, ein fremdes Kind untergeschoben zu bekommen. Auch diese Furcht haftet heute noch unbewusst in den (männlichen) Köpfen, weshalb Frauen, die mit mehr als einem Mann verkehren als Schlampen, Huren und ähnliches bezeichnet werden, ein Mann mit Vielweiberei aber als potent und schlimmstenfalls Frauenheld (sic!) gilt.
    Allein dieses ausschließlich auf Frauen gemünzte Schimpfwort-Repertoire spricht Bände. Auch verbal werden Frauen ohne Bedenken durch solche Benennungen ebenso wie durch abschätzige Bezeichnungen weiblicher Geschlechtsorgane missbraucht, und zwar in Büchern ebenso wie in Filmen.


    Ich bin dafür, dass man für Männer auch die Begriffe Hurer und Schlamper einführt oder - noch besser, solche Beleidigungen generell bleiben lässt. Das ist schließlich unterste Schublade und schlimmer als Idiot, Schlappschwanz oder Blödmann.


    edit: Ergänzung

    Zitat

    Original von DraperDoyle


    "Mädchen" ist offenbar ein Zustand, der dringend behoben werden muss.


    Vor nicht allzu langer Zeit war das auf jeden Fall so, weil es keine andere Perspektive für Frauen gab, um versorgt zu sein. Andernfalls blieben sie den Eltern und Verwandten auf der Tasche liegen, was wohl die wenigsten wollten, und die Mädchen auch nicht, denn schließlich waren die anderen ja auch alle "unter der Haube" (im wahrsten Sinne des Wortes).


    Zitat

    Original von rienchen


    Ich gebe meinen Namen nicht auf, ich bekomme einen neuen geschenkt, den jemand mir teilen möchte. Das habe ich schon oft erklärt, Draper. Es kann auch eine Weiterentwicklung sein, sich von seinem Mädchen (!) namen zu verabschieden und einen Ehenamen zu bekommen, der mich zur Frau macht. Ich bin nicht mehr die Tochter, ich bin nun die Frau von jemandem.


    Wäre aber schön, wenn die Männer das auch mal so sähen: Mann bekommt einen neuen Namen geschenkt, den die Frau (oder auch der andere Mann) mit ihm teilen möchte. Er kann sich endlich von seinem Jünglingsnamen verabschieden und ist dann nicht mehr nur der Sohn, sondern der Ehemann von jemandem. Na, wenn das kein Grund zum Freuen ist.
    Go for it, man!


    edit: Ergänzung

    Zitat

    Original von Tereza


    Einfache Frauen wurden "Weib" genannt. Das war damals aber kein Schimpfwort. Mit der Zeit kam es dann zu einer Verschiebung der Bedeutungen (das kommt in der Sprachgeschichte öfter vor, warum weiss keiner so genau). Oben entstand eine Lücke - und man griff auf das französische Wort "Dame" zurück.


    Das dachte ich mir schon, dass die Dame nicht auf deutschem Grund gewachsen ist. Dennoch klingt es respektvoller als die Anrede "Frau".
    Und ich glaube nicht, dass frau Schwierigkeiten mit dieser Anrede hätte.
    Alternativ könnte man aus ihr natürlich auch eine "Herrin" machen - das wäre dann ebenfalls ein angemessenes Pendant, auch wenn es im ersten Moment sehr ungewohnt klingt. :-)


    Oder wir lassen die ganze Anrederei einfach weg.
    "Herr Meier, Sie sind der faulste Hund im ganzen Betrieb." wird durch die Anrede auch nicht weniger beleidigend.

    Zitat

    Original von DraperDoyle
    Dennoch ist es spannend, wie leicht Frauen ihren Nachnamen (den ihre Eltern viellleicht in wochenlanger Hirnerei mit dem Vornamen kombiniert haben), freiwillig aufgeben.


    Genau das ist etwas, in dem sich ganz klar manifestiert, wie sehr wir an patriarchalischen Vorstellungen festhängen. Von einer Frau wird ganz selbstverständlich erwartet, dass sie bei der Eheschließung ihren Nachnamen ändert und den des Mannes annimmt, selbst wenn der Schweinhuber oder Notdurft heißt und ihr eigener viel besser zu ihrem Vornamen passt, wogegen ein Mann belächelt oder schief angesehen wird, wenn er den Namen der Frau annimmt. Deswegen wehren sich auch die meisten mit Händen und Füßen dagegen. Mann nimmt einfach nicht den Namen der Frau an. Das machen nur die Softies. Dann lieber noch einen Doppelnamen.
    Am seltensten wird übrigens die Variante gewählt, dass beide Partner ihren eigenen Geburtsnamen beibehalten.


    Man hört für dieses namentliche Unterordnen gern die Begründung, dass es ja komisch sei, wenn die Kinder dann anders hießen als man selbst. Dabei kann sich das im Laufe des Lebens ohnehin mehrfach ändern, und sei es nur, weil das Kind einen Künstlernamen annimmt. Dieser Grund ist völlige Augenwischerei, hinter der letzt nichts anderes steckt, als an alten Normen festzuhalten und die Erwartungen anderer (des Partners, der eigenen Familie usw.) nicht zu enttäuschen oder womöglich negativ aufzufallen.

    Der Name, auch der Nachname ist ein großes Stück Identität, das viele ziemlich bedenkenlos ablegen. Interessanterweise kehren heute immer mehr Frauen nach einer Scheidung wieder zu ihrem Geburtsnamen zurück, selbst wenn sie dadurch einen anderen anderen Namen als ihre Kinder tragen (dies ist dann plötzlich kein Problem mehr).
    Eine gute Partnerschaft und innere Verbundenheit hat aber sicher nichts damit zu tun, dass man den gleichen Namen trägt, noch dass sie dadurch befördert wird.


    Seinen eigenen Namen beizubehalten, halte ich für einen großen Schritt in die richtige Richtung. Leider ist der Gesetzgeber dabei auch mal wieder keine Hilfe, indem er Paaren mit unterschiedlichen Nachnamen vorgibt, dass bei der Geburt eines Kindes ein Familienname gewählt werden muss, den dann alle künftigen Kinder auch tragen müssen. Das bringt frau wieder in Zugzwang und nicht selten zu Zugeständnissen.


    Soweit ich weiß, kann in England und Schweden mittlerweile ein völlig neuer Familienname gewählt werden, den keiner der Partner mitbringt. Das halte ich für eine schöne Idee, die auch verdeutlicht, dass man mit einer Eheschließung gemeinsam etwas Neues begründet und nicht lediglich der eine ins Lager des anderen wechselt.

    Die Sprache ist ein besonders interessantes Thema.


    Ich persönlich störe mich schon daran, dass im Deutschen Männer die Anrede 'Herr' erhalten, beim weiblichen Geschlecht es hingegen nur für 'Frau' und nicht für das eigentliche Gegenstück zum Herrn, nämlich 'Dame', reicht. Unsere europäischen Nachbarn sind diesbezüglich wenigstens fairer: zum monsieur gehört die madame, zum Signor die Signora und zum Mr. die Mrs.
    Außerdem gibt es auch zig Nachnamen, die mit -mann enden (Baumann, Bergmann, etc.), mit -frau ist mir noch keiner begegnet. Ebenso: Müller, Meier, Bauer, Fischer,...
    Das mag nun mancher für spitzfindig halten, aber das zeigt nur, wie sehr wir diese Bezeichnungen verinnerlicht haben.


    Hinter jede Bezeichnung ein -in zu setzen, finde ich weder sprachlich schön noch scheint es mir eine gute Lösung, sondern nur ein Umkehren ins Gegenteil. (So reizvoll es auch wäre, bei Tisch um die Salzstreuerin zu bitten. ;-)) Besser wäre es, eine einzige neutrale, gänzliche unbelastete Nomenklatur z.B. für Berufsbilder zu verwenden und Begriffe zu finden, die für beide Geschlechter gleichermaßen gelten (etwa Schreibmensch statt Autor/in; Heilmensch statt Arzt/Ärztin).
    Soviel Kreativität sollte doch möglich sein.


    edit: Ergänzung

    Zitat

    Original von agu


    Sodann ist vielen Mädchen und jungen Frauen der nachwachsenden Generation nicht bewusst, welche Errungenschaft es bedeutet, dass sie über ihr Leben frei bestimmen können. Warum sollen sie für etwas kämpfen, das selbstverständlich ist?


    Guter Punkt.


    Stattdessen wird nach den Sternen gegriffen. Junge Frauen träumen in Scharen von der Modelkarriere, einem Jet-Set-Leben und dem Traumvampir/-prinzen. Das gab es zwar früher in ähnlichen Varianten, war aber wohl weniger Massenphänomen.
    Überhaupt scheinen mir Frauen früherer Generationen mehr Bodenhaftung besessen zu haben.
    Ich habe neulich das Remake von George Cukors "Die Frauen" gesehen. Das war einfach nur furchtbar. Die Frauen im Original von 1939 besitzen Würde und Stil, Meg Ryan & Co. sind dagegen überdrehte giggelnde Weibchen und einfach nur peinlich. Wenn das die Entwicklung ist, dann Gute Nacht.

    @ magali


    Deine Ausführungen finde ich sehr interessant und überzeugend.


    Was mir ein Rätsel bleibt, ist, weshalb jungen Frauen heute wieder verstärkt eingebläut wird, dass das Lebensziel & -glück das Finden eines Partners und damit verbunden die Versorgung durch einen solchen sein soll.
    Resultiert das aus einer generellen Orientierungslosigkeit oder Bequemlichkeit?


    Für problematisch halte ich auch, dass immer herausgestrichen wird, dass Frauen und Männer angeblich verschieden wären. Gerade das ist ja der Ausgangspunkt für eine Ungleichbehandlung, weil es eine willkommene Rechtfertigung bietet.
    Ich halte das für ziemlichen Unsinn. Es gibt kein männliches Monopol auf Fußballgegröle und Rückwärtseinparken oder einen weiblichen Anspruch auf Shopping oder Kichern. Aber vielen Leuten scheint es sogar eine Art Trost zu sein, wenn sie sich darauf berufen können, dass Männer vom Mars und Frauen von der Venus kämen und deswegen Männer halt so sind (ist ja schließlich besser, als sich einzugestehen, dass in ihrer Beziehung etwas nicht stimmt). Tatsächlich sind wir aber alle nicht nur aus dem gleichen Material, sondern funktionieren auch alle nach denselben Mustern - daran ändern die paar Hormone hin und her auch nicht viel.
    Die Differenziererei kommt von außen, indem andauernd und überall Rollenbildern gepredigt werden. Und das fängt bei der Geburt an, wie Finchen87 schön veranschaulicht hat.


    Was kann man dagegen tun? Sich gedanklich frei machen, würde ich sagen. Vermeintlich selbstverständliche Dinge hinterfragen: Etwa weshalb etwa der Mann eine Familie ernähren soll oder Vollzeit arbeiten muss. Wer erwartet das?

    Noch ein Gedanke:


    Der ganze Kram kommt ja wieder einmal aus den Staaten. Die sind da zwar wahnsinnig kommunikativ, aber vergleichsweise prüde, wenn es ans Eingemachte geht, daran hat sich im Großen und Ganzen seit der Mayflower nicht viel geändert. Ganz zu schweigen von der Cowboymentalität.


    Folglich ist es für das All-American-Girl ggf. inakzeptabel (Stichwort: Alles Schlampen außer Mutti!), wenn sie den ersten Schritt macht und sich auf den Kerl stürzt. Wenn der Typ sie hingegen pseudo-nötigt, kann sie vermeintlich anständig bleiben und schont damit gleichzeitig das Ego ihres "Eroberers".


    Außerdem sind es letztlich zwei paar Stiefel, was einen in Film oder Buch anspricht und womit man tatsächlich leben möchte.
    James Bond mag ja ein toller Hecht sein, aber ob der den Müll freiwillig rausbringt...?

    Zitat

    Original von agu


    Und zwar die, in denen das schwache, jedoch liebreizende Weibchen vom Bad-Boy-Alpha-Höhlenmännchen an den Haaren über die Schulter geworfen und in seiner Höhle zum einvernehmlichen Sex gezwungen wird, woraufhin sie ihm auf der Stelle unsterblich verfällt und kraft ihrer reinen Liebe dazu bringt, dass er sie fortan auf Händen trägt und ihr allen Schmuck kauft, den sie sich wünscht (was ihn natürlich nicht davon abhält, auch weiterhin alle anderen Frauen wie Schlampen zu behandeln und jeden Typen, der ihr zulächelt, mit dem Tode zu bedrohen).


    Diese Konstellation war interessanterweise schon vor hundert Jahren ungemein beliebt und "Der Scheich" (1919) von Edith Maude Hull ist meiner Meinung nach der absolute Prototyp dafür. Die Frauen waren damals von diesem Roman ähnlich begeistert wie heute die Mädels von der "Biss"-Reihe; und natürlich wurde die Verfilmung ein Kassenschlager.
    Das wirft natürlich auch die Frage auf, weshalb Frauen der Caveman-Typ anzieht? Sicher nicht, weil sie gewalttätig behandelt werden wollen. Vielleicht reizt ja der Kontrast vom bösen unbesiegbaren Kerl, der bei seiner Herzallerliebsten weich wird (natürlich nur in der oberen Hälfte). Wie ein Raubtier, das man unterwirft und zähmt. :gruebel
    Solange man selbst nicht gebissen und gekratzt wird, ist ja alles okay.


    edit: Ergänzung
    Man sollte sich zudem fragen, ob nicht auch das in diesen Büchern propagierte Männerbild für Männer herabsetzend ist, denn im Grunde werden ihnen damit sämtliche soziale Fähigkeiten als auch der Intellekt, Probleme auf andere Weise als mit Gewalt und Dominanz zu lösen, abgesprochen. Ein absolutes Armutszeugnis. Und zwar für alle Beteiligten.