Für einen Leser gibt es doch kaum ein schöneres Gefühl, als am Ende eines Buches selbiges zuzuklappen und einfach rundum zufrieden zu sein. Dieses Gefühl durfte ich soeben genießen. Mit diesem Gefühl im Bauch, ein wenig Restgänsehaut und dem Kampfruf "TIREA!" im Kopf, habe ich mir dann erstmal Eure Postings hier im Abschlussthread durchgelesen und äußere mich nun also selbst noch. In Kurzform: WOW!!!
Ich konnte mir ja viel vorstellen, aber dass Christoph Hardebusch den Wlachaken die Trolle als Verbündete schickt, um gemeinsam an der Oberfläche (!) gegen Zorpad und seine Masriden zu kämpfen, DAS hatte ich nun wirklich nicht erwartet.
Meine offenen Themen aus dem vorangegangenen Leseabschnitt wurden ja tatsächlich noch nahezu vollständig verarbeitet, wobei sich meine Befürchtung, dass die Geschichte am Ende zu komprimiert abläuft kaum negativ bemerkbar macht. C.H. hat ja selbst schon gestanden, dass das Tempo am Ende der Geschichte höher ist, als am Anfang. Statt auf 100 hätte das Ende der Geschichte also gerne auch auf 150 Seiten gedruckt sein dürfen.
Einzig Sargans Auftrag bleibt ein Mysterium, weil man selbst als Leser nicht weiß, wann dieser Schurke die Wahrheit sagt. So ein Gefühl hatte ich beim Lesen bisher auch noch nicht.
Gänsehaut hatte ich auf Seite 751, als Ionna sprach "In den Feuern, mit denen er (Zorpad) unser Land überzog sind Klingen geschmiedet worden. [...] Wie kann Zorpad glauben, dass er diesen Willen, ja, dieses Volk jemals endgültig besiegen kann?" und auch die nachfolgende Passage, die SiCollier schon zitiert hatte. Einfach mitreißend, einfach ergreifend. Ich war so sehr ein Wlachake, so sehr ein Rebell wie Sten... Das ist etwas, was mir nur Fantasy geben kann. Das schafft kein anderes Genre, dass ich so sehr in der Geschichte versinke.
Dann die Szene mit Flores und dem Schatten, der sich über sie beugt. In dem Moment dachte ich wirklich, dass mein Bauchgefühl vom Anfang des Buchs stimmen würde und dass sie Nati folgt. Dann diese laaaange Schilderung des Kampfgeschehens aus anderen Perspektiven, bevor dann aus Hrodgars Sicht geschildert wurde, wie er zum tödlichen Schlag gegen Flores ausholt, bevor sich dann die Szenerie wieder verdunkelt und sich kurz darauf dann ein trollischer Schatten über den am Boden liegenden Hrodgar senkt.
Schön fand ich auch die Szenen vor Kampfbeginn, wobei ich dort mehmals an Braveheart denken musste. Auch sehr gut nachvollziehbar fand ich das plötzliche Losrennen der Trolle, denen ich auch keine besonderen strategischen Fähigkeiten zugetraut hatte.
Und dann dieser Epilog. Tja, was soll man davon halten? Ganz ehrlich? Ich finde das genial. Alles bleibt offen und jeder mag sich den Dunkelgeist als das vorstellen, was ihm gerade beliebt. Vielleicht war es ja nicht mal ein Gestalt annehmendes dämonisches Wesen, sondern nur eine Symbolik für Naturgewalten. Erdbeben, Unwetter... Vielleicht war der Dunkelgeist im Grunde genommen nichts anderes als eine Personifizierung von Naturgewalten, weil die Wesen dieses Landes und dieser Zeit Erklärungen für diese Phänomene brauchten. Wer hätte ihnen plausibel erklären können, warum plötzlich die Erde bebt, oder warum es wochenlang regnet? Da bemüht man doch viel einfacher einen legendenumrankten Dunkelgeist, dem man huldigt und den man besänftigen muss. Vielleicht hatten weder die Rituale der Geistseher noch die der Sonnenpriester irgendeinen Einfluss, sondern die Zeit der Erdbeben und Unwetter war einfach wieder vorbei? Die Erdbeben waren letztendlich der Auslöser für den Marsch der Trolle an die Oberfläche. Wie man sich den Dunkelgeist nun vorstellt, bleibt jedem selbst überlassen. Vielleicht wird meine Vermutung ja im Folgeband widerlegt...
Zwei Dinge hätte ich noch schön gefunden:
1.) Ich hätte gerne gewusst, wie das Schwert Leuenfang aussieht und ob es besondere Kräfte in sich trägt (ja ja, alter Rollenspieler, sorry :grin)
2.) Den Text des Kriegsliedes, dass die Wlachaken singen, bevor sie in die Schlacht ziehen
Das Buch bekommt von mir satte 10/10 Punkte. Dank an den Autor. Auf geht's zu Band 2.
Viele Grüße Xyrion