Nach langer Zeit im SUB, habe ich nun endlich auch „Die Elfen“ gelesen und ich habe es wirklich nicht bereut. Besonders lobenswert fand ich den tollen Schreibstil und die daraus resultierende Atmosphäre, die sich jeweils den wechselnden Orten der Handlung anpasste. Wenn ich ein Fantasybuch lese, dann erwarte ich immer, dass es mich in seine eigene Welt entführt, dass ich ein Teil davon werde und dass ich alles Seite an Seite mit den Helden der Geschichte erlebe. Ich bin sehr froh, dass dieses Buch genau das erreicht hat.
Mal abgesehen vom Silmarillion habe ich wohl noch kein Buch gelesen, bei dem ich die Hauptcharaktere durch viele Jahrhunderte hinweg begleiten durfte. Allerdings haben mir die Zeitsprünge in diesem Buch auch immer wieder Schmerzen bereitet. Die Vorstellung, innerhalb weniger Sekunden mehrere hundert Lebensjahre an sich vorbeirauschen zu sehen, was in diesem Buch ja mehrfach der Fall war, empfand ich schon als bedrückend.
Besonders der erste Zeitsprung, als Mandred erfahren muss, dass seine Frau verstorben und sein ihm noch unbekannter Sohn bereits ein erwachsener Mann ist, war schon ein echter Schlag.
Einerseits hat der Autor diese Grundidee sehr geschickt genutzt, um Spannung aufzubauen und der Handlung immer wieder ein neues Gesicht zu geben. Andererseits verlor man immer wieder Charaktere, die man gerade liebgewonnen hatte bzw. konnte an legendären historischen Ereignissen nur sehr komprimiert teilhaben, indem nachträglich von ihnen berichtet wurde
(z.B. die gesamte Alfadas-Epoche, die Trollkriege etc.).
Insgesamt werte ich diese Zeitsprung-Idee, im Zusammenhang mit den Albenpfaden/Albensternen und den drei unterschiedlichen Welten als positiv, weil es dem Buch einen unverwechselbaren Charakter verleiht. Ich hatte während des Lesens nicht das Gefühl, irgendeinen Elfen-/Menschen-/Zwerge-/Monster-Einheitsbrei vorgesetzt zu bekommen, sondern ein gut durchdachtes Welten-Konstrukt mit viel phantastischer Innovation. Das hat mir wirklich gut gefallen.
Am meisten Spaß hatte ich an Mandred, der aus meiner Sicht absolut jedes zwergische Klischee erfüllt hat, obwohl er ja ein Mensch war. Dieser vollbärtige, axtschwingende, draufgängerische, trinkfeste, furchtlose, manchmal unfreiwillig komische Zeitgenosse war vor meinem inneren Auge irgendwie doch immer mehr ein Zwerg als ein Mensch, aber das fand ich sehr interessant. Die Zwerge (hier auch sehr schön: "Dunkelelfen") hingegen bekamen durch die verwandtschaftliche Verbindung zu den Elfen doch eher auch elfische Züge. Hennen verwendet also die klassischen Rassen, gibt ihnen jedoch teilweise ein ganz neues Gesicht.
Obwohl ich schon eine Reihe von Fantasybüchern gelesen habe, hatte ich nicht den Eindruck, hier etwas zu lesen, das es in ähnlicher Form schon x-mal gibt. Vielmehr hat es mich dazu motiviert, mich in Kürze wohl auch noch auf Elfenwinter und Elfenlicht zu stürzen.
Viele Grüße
Xyrion