Beiträge von Lemon

    Vielen Dank für die Rezension, €nigma . Die Serie hatte ich mir auch schon mal auf der Homepage von Cynthia Harrod-Eagles angeschaut.


    Kennst du auch die drei Bände Anna / Fleur / Emily? Kann man sie vom Stil her mit der Morland Serie vergleichen?
    Bei allen dreien war mir nämlich eigentlich zuviel Liebespalaver, aber Anna hatte im Hintergrund die politischen Verwicklungen, die Napoleons Kriege auslösten, was ich ganz interessant fand. Und in Emily wird die Stimmung beim Umsturz des zaristischen Rußlands spannend geschildert. Mit Fleur konnte ich leider gar nichts anfangen, das verliert sich völlig in eine Liebesgeschichte, obwohl der Anfang - Weltausstellung in London - ganz vielversprechend war.


    Von daher würde es mich natürlich interessieren, wie 'liebeslastig' :grin die Serie ist, bevor ich eine Grossbestellung aufgebe.

    @ SabineW
    Ich bin nicht so die ausgewiesene Asterixkennerin, aber ich vermute, es bezieht sich auf den Spruch: "Die spinnen, die Römer".



    " 'Sonst wissen die Römer welchen Weg wir genommen haben. Die sind nämlich auch nicht blöd.'


    'Dumm sind die Römer nicht', stimmte Thidrik zu, nachdem er die Klappe mit lauten Krachen heruntergelassen hatte. 'Aber sie spinnen.'


    Verdutzt hielt Thorag im Klettern inne und starrte zu seinem Begleiter hoch. 'Wieso spinnen die Römer?'


    'Weil sie sich die Arbeit machen und unterirdische Kanäle für ihre Abwässer anlegen, anstatt sie einfach ins Gebüsch zu schütten.


    'Du scheinst wenig Gelegenheit gehabt zu haben, dich im Oppidum umzusehen', meinte Thorag kofschüttelnd und kletterte weiter. 'Sonst hättest du bemerkt, daß es in den Städten der Römer viel mehr Menschen als Büsche gibt.' " (354)

    Ich lasse mich von Rezensionen durchaus beeinflussen, vor allem wenn ich die Vorlieben und Abneigungen der Rezensenten abschätzen kann.
    Bei Amazon schaue ich mir daher auch oft die anderen Rezensionen der Betreffenden an, wenn sich unser Geschmack einigermaßen deckt, bin ich auch zu Experimenten bereit.


    Im Freundeskreis ist das noch einfacher, da wissen wir inzwischen, was wem gefallen könnte, auch wenn es selber nicht ins eigene Beuteschema passt.


    Bei den Eulen bin ich noch zu frisch dabei, ich stöbere, habe aber noch keinen Überblick, wo sich die Vorlieben kreuzen.

    Bei mir sind auch fast immer zwei Bücher gleichzeitig im Einsatz: Ein Roman, ein Sachbuch.
    Manchmal sind es auch drei, gerade wenn ich schon zwei HCs lese, muss noch ein drittes als TB für unterwegs dazu. Man weiß ja nie, wo sich gerade mal Lesezeit ergibt.


    Zur Zeit sind es auch drei, wobei ich das dritte schon kenne und noch mal lese, um eine anständige Lesebegleitung hinzubekommen.


    Hm, im Augenblick sind es sogar drei aus dem gleichen Genre, historisch. Zwei sogar aus der gleichen Epoche. Ich habe darüber noch nie nachgedacht, aber Genretrennung scheint bei mir nicht so wichtig zu sein.

    @ SiCollier
    (Lese-) Vorlieben sind halt unterschiedlich und manchmal erwischt man auch ein Buch zur falschen Zeit. Für mich passte es prima!
    Wann immer du Thorag aus deinem RUB kramst: Viel Vergnügen! :wave



    @ Tanzmaus
    Ich habe inzwischen schon fast die Hälfte des 'Germanicus' hinter mir und es gefällt mir schon wieder verflixt gut.
    Gerade bin ich an einer Stelle, die für eine Romanfigur äußerst bedrohlich, für mich aber ausgesprochen lustig ist:

    Inhalt - Kurzfassung
    Der Roman beginnt im Jahr 8 n. Chr., in dem von den Römern als befriedet deklarierten Germanien. So ganz friedlich geht es jedoch nicht zu, stellt Thorag, der Sohn eines cheruskischen Gaufürsten, fest, als er gemeinsam mit Freunden von den Auxiliartruppen aus dem Osten nach Hause zurückkehrt. Der Widerstand gegen die Römer, die die Bevölkerung durch Abgaben auspressen, wächst. Aber auch unter den Cheruskern herrscht keine Einigkeit, einige wollen die Römer vertreiben, andere sie nicht reizen und wieder andere verfolgen ganz eigene Interessen.


    'Thorag' ist der Auftakt einer fünfteiligen Germanen-Saga:


    1. Thorag oder Die Rückkehr des Germanen
    2. Der Adler des Germanicus
    3. Marbod oder Die Zwietracht der Germanen
    4. Die Germanen von Ravenna
    5. Arminius - Fürst der Germanen


    Autor
    Homepage von Jörg Kastner


    Meine Meinung:
    Nachdem Tiberius, der spätere Nachfolger Kaiser Augustus, vielleicht doch etwas zu voreilig die Einnahme Germaniens verkündet hat, sitzt nun Publius Quinctilius Varus als Statthalter am Rhein und grübelt, wie er sein Ansehen steigern kann. Dazu braucht er einerseits Geld, das er durch noch mehr Abgaben aus den Barbaren herausholen will, aber er braucht auch einen aufsehenerregenden Erfolg, der seinen Namen am römischen Himmel erstrahlen läßt. Da kommen ihm die Anzeichen eines rebellischen Geheimbundes der Germanen gerade recht. Er wird sie besiegen, die Grenzen des Reiches noch ein wenig weiter stecken und so sein politisches Schwergewicht demonstrieren.


    Die Germanen plagen stattdessen ganz andere Sorgen. Einmal sehen sie sich gar nicht als Einheit eines germanischen Volkes, sondern als unabhängige Stämme, die sich je nach Interessenslage verbünden oder bekämpfen und sind daher auch untereinander in Auseinandersetzungen verwickelt. Zum anderen bemerken sie aber sehr wohl, wie die Römer ihre Bauern und Handwerker durch immer höhere Abgaben ausbluten lassen und ihre Unzufriedenheit mit dem römischen System wächst.


    In diese aufgeheizte Stimmung kommt Arminius, Sohn eines hochrangigen Cheruskerfürsten, nach mehreren Jahren Soldatendienstes für das Römische Imperium, mit seiner Truppe in seine Heimat zurück, um nach dem Tode seines Vaters die Herrschaft über den Gau zu übernehmen. Mit dabei ist auch Thorag aus dem Stamm der Donarkrieger, der vieles an der römischen Lebensweise und Organisation schätzen gelernt hat, nun aber mit Entsetzen das Elend der germanischen Bevölkerung mitansehen muss. Thorag sucht nach einer friedlichen Lösung, sitzt aber in einer ausweglosen Situation zwischen den Stühlen. Verächtlich als Römling von seinen Cheruskerbrüdern angesehen, von den Römern nur als Mittel zum Zweck benutzt, schließt sich Thorag dem Widerstand gegen die Römer an, der von dem inzwischen mächtigen Arminuis formiert wird. Die Vorbereitungen zur Varusschlacht rollen an.


    Jörg Kastner hat die Zeit um die bekannte Varusschlacht zu einem lebendigen, funkelnden Roman verarbeitet. Historische Fakten und Annahmen (es ist ja immer noch nicht abschließend geklärt, wo denn nun genau diese Schlacht tatsächlich statt fand) bilden den Rahmen, in dem das Verhältnis Römer - Germanen durch eine fiktive Geschichte Gestalt annimmt.


    Im Mittelpunkt steht Thorag, ein sympathischer Held, aus dessen Blickwinkel wir das Geschehen miterleben. Zugegeben, Thorag ist eine Art Superheroe, der im Grunde seines Herzens ein friedliebender Mensch ist, aber auch keinen Kampf scheut und beherzt sein Schwert schwingt. Dabei erledigt er seine Gegner wie das tapfere Schneiderlein gleich Sieben auf einen Streich, bezwingt riesige Bären, Eber und einen Ur mit bloßen Händen, erträgt schwere Verletzungen und Erniedrigungen mit stoischer Gelassenheit, ist gut zu Menschen und Tieren und hat oft auch noch Mitgefühl für seine Widersacher. Zudem ist er ausgesprochen attraktiv, ein blonder muskelbepackter Hüne, den nicht mal eine Schramme im Gesicht nach den vielen Kämpfen verunstaltet. Zu gut, um wahr zu sein.
    In diesem Fall verzeihe ich das, weil Thorags übermenschliche Qualitäten für mich schon einen humoristischen Touch hatten und mich zum Lachen brachten, wenn er sich mal wieder in einem aussichtslosen Kampf befand. Außerdem gewinnt er nicht immer, oft genug muss er Niederlagen einstecken. Aber da er natürlich auch klug ist, findet er letztendlich doch wieder einen Weg aus brenzligen Situationen.

    Es sind halt stürmische, kriegerische Zeiten und genau das spiegelt der Roman wider. Die Germanen, hier in der Hauptsache die Cherusker, die einen Strohtod (Tod außerhalb des Kampfes, ganz schlimm: Tod im Bett) als unehrenhaft empfinden, sind es gewohnt, Unstimmigkeiten mit Körper- und Waffenkraft zu entscheiden. Wir nehmen daher natürlich auch an einigen innergermanischen Kämpfen teil, wo so einige Köpfe und Gliedmaße abgetrennt werden und viele Krieger ihr Leben lassen. Und die Varusschlacht selbst ist genau das: eine Schlacht, in der verzweifelt-zornige Germanen verzweifelt-sich wehrende Römer attackieren. Da gehts nicht gerade zimperlich zur Sache.
    Ich fand diese Szenen jedoch nicht übermäßig grausam, es ist halt Krieg und Kriege blieben nicht blutlos.


    Aber natürlich besteht der Roman nicht nur aus Schilderungen der Kämpfe. Wir erfahren viel vom Alltagsleben und der Kultur der germanischen Völker, genauso wie vom Leben der Römer im 'besetzten' Germanien. Das alles verpackt Jörg Kastner in spannende Szenen um Thorags Erlebnisse, in denen zusätzlich manchmal kleine Juwelen schlummern. Da wird wie nebenbei erwähnt, dass Thorag als Reisemitbringsel für seine Mutter farbige Fensterglasscheiben, sorgfältig verpackt und gehütet, von seiner langen Reise aus Rom mitschleppt. Das ist schon rührend, wenn man bedenkt, dass Fensterglas erst viel später etwas Alltägliches wurde, nur die reichen Römer schon darüber verfügten, dann ist auch klar, dass dies damals ein sehr kostbares Geschenk, etwas Seltenes und Exclusives für die Germanen war, die keine Fensterscheiben hatten. Ich bin sicher, ich habe so einige der liebevoll eingeflochtenen Details übersehen, weil sie mir nicht geläufig waren.


    Besonders froh bin ich, dass der Roman ohne langausschweifende Liebesverwicklungen auskommt. Für die Romantiker: Es gibt eine Liebesgeschichte, es gibt auch Verwicklungen, aber zu meinem Glück ist das so dezent eingewoben, dass selbst ich Allergikerin es vertragen habe.


    Sehr angenehm ist auch der Anhang: In einem Nachwort wird die Abgrenzung der Fakten- und Datenlage von der Fiktion erläutert. Zusätzlich gibt es ein ausführliches, sehr hilfreiches Glossar, ein Personenregister (nach historisch belegt und fiktv gekennzeichnet) und eine Zeittafel.


    Für mich kam Jörg Kastners 'Thorag oder Die Rückkehr des Germanen' gerade zur rechten Zeit. Nachdem ich mich in den vergangenen Monaten viel mit den Römern herumgetrieben habe, war es für mich sehr vergnüglich zu lesen, wie die Gegenseite denn auf die römische Vormachtstellung reagierte.


    'Thorag' hat mich bestens unterhalten und ich habe dabei eine Vorstellung bekommen, wie es gewesen sein könnte.


    9 von 10 Punkten

    Vielen Dank, Herr Palomar, auf die Rezension habe ich gewartet.
    Steven Saylor mag ich, also werde ich es auch mit Ruth Downie probieren.


    Aber der Oktober wird erst einmal im Zeichen von Dunnetts Niccolo stehen, in der Zwischenzeit kann ich ja den SUB um den Tod einer Sklavin schon mal erhöhen.

    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Ich liebe ihn... ich liebe ihn nicht... ich liebe ihn ein bißchen ... vielleicht... aber er liebt mich ganz bestimmt! ( :bonk)


    @ Paradise Lost
    Wunderbare Zusammenfassung! :fingerhoch 'Emma-in-a-minute'
    :lache

    Ich bin schon wieder mit meinem klugen, starken, liebenswürdigen, kampferprobten, attraktiven....(ergänze weitere nette Superlative...) cheruskischen Helden unterwegs. Er ist zur Zeit ein wenig deprimiert, weil sein Blutsbruder gemein zu ihm war :heul, aber er wird sich schon beruhigen, er muss ja noch in mehreren Bänden Abenteuer bestehen. :grin


    Zitat

    Original von Herr Palomar



    O-ho! Das interessiert mich auch. Gibt es dazu dann auch eine Rezension? Da muss ich doch gleich mal stöbern gehen.

    Ich bin mit einem Superheroe unterwegs! :anbet
    Kein Kampf kann ihn schrecken, er lässt sein Schwert wirbeln, sieben Bösewichter auf einen Streich, selbst riesige Ur und Bären erledigt er mit bloßen Händen. Und er ist nicht nur mutig, er ist auch klug, überlegt und zudem noch sehr attraktiv. :wow


    September Ausbeute


    James Clavell: Shogun; 1,5
    Mary Gentle; A Secret History; 5; dt: Die Legende von Ash 1. Der blaue Löwe
    Mary Gentle; Carthage Ascendant; 6; Abbruch; dt: Die Legende von Ash 2: Der Aufstieg Karthagos
    Jason Goodwin; Die Weisheit des Eunuchen; 2,5
    J.A. Jance; Dead Wrong; 2,5; keine dt. Übersetzung
    Harriet Köhler; Ostersonntag; 1,5
    Marisha Pessl; Special Topics on Calamity Physics; 1,5; dt: Die alltägliche Physik des Unglücks
    John Maddox Roberts; SQPR; 1,5
    John Maddox Roberts; Die Catilina Verschwörung; 1,5

    Mit dem Dornseiff liebäugle ich auch schon länger. Bisher hat mich der Preis für die CD-ROM Version etwas abgeschreckt. Da ich sie auch noch nie im Einsatz gesehen habe, kann ich nicht abschätzen, ob das nicht nur eine Spielerei ist und es die wesentlich preiswertere Solovariante auch tut.


    Aber Weihnachten naht ja und damit hoffentlich auch ein paar Büchergutscheine! :grin

    Zum Inhalt ist ja dank der wunderbaren Rezensionen hier fast schon alles gesagt. Das muß ich ja nicht wiederholen und ein 'Mehr' würde wohl auch zu viel verraten.


    Daher nur meine Meinung:


    Ich habe 'Die alltägliche Physik des Unglücks' sehr gerne gelesen. Ich habe mich mit Blue van Meer amüsiert, ich habe mit ihr gelitten. Oder sollte ich besser sagen: für sie?
    Denn Blue ist für ein sechzehnjähriges Mädchen seltsam distanziert. Nicht 'cool' wie Sechzehnjährige manchmal gerne wären, sondern Blue betrachtet das Leben wie von außen, obwohl sie mitten drinsteckt. Sie beobachtet, beschreibt, vergleicht, erklärt, ordnet ein, zieht Schlüsse, aber (ver-)urteilt niemals. Sie betreibt sozusagen eine teilnehmende Sozialforschung.


    So schildert sie Geschehnisse, ihr unruhiges Leben mit dem Vater, Begegnungen, Stärken und Schwächen ihrer Mitmenschen zum Teil recht detailliert, aber unparteiisch. Auch sich nimmt sie davon nicht aus. Kein Jammern wegen des häufigen Schulwechsels, keine Jubelsprünge als sie endlich doch noch in einen Mitschülerkreis aufgenommen wird. Nie kommt diesem Teenager über die Lippen, dass der Vater nervt, obwohl sie uns doch detailliert an all seinen Unzulänglichkeiten teilhaben lässt. Kein überbrodelndes Gefühlschaos, als sie sich verliebt.
    Denn Blue geht mit sich nicht anders um als mit anderen, auch hier erzählt sie uns, was sie erlebt, wie es ihr dabei ergeht und was sie tut. Selbst durch ihr eigenes Innenleben tappst sie wie eine kleine Wissenschaftlerin, die uns 'objektiv' berichtet, was die Probandin gerade fühlt. Oder oft noch nicht einmal das, Blue berichtet, wie Blue reagiert - und damit wir das auch richtig verstehen, gibt es als besondere Hilfestellung eine Menge Quellen- und Literaturangaben, um uns die Einordnung und Interpretation zu erleichtern.


    Und es funktioniert!
    Wer glaubt, 'Die Physik des Unglücks' bestehe aus einer langweiligen Aneinanderreihung von Aufzählungen und Beschreibungen, irrt. Denn Marisha Pessl großartiges Verdienst ist es, mit diesen akribischen Schilderungen ein sehr lebendiges, oftmals äußerst witziges Bild zu schaffen. Da sitzt jeder Satz und jedes Wort (ich beziehe mich auf die englische Ausgabe), es gibt ungeheure Wortkreationen, die jeden Sprachwissenschaftler an die Decke gehen lassen müsste, aber für die Leser ein schillerndes Kaleidoskop bieten und sofort Assoziationen entstehen lassen.


    Was den Einsatz der vielen, vielen Quellen- und Literaturangaben angeht, glaube ich, dass man das auf verschiedene Arten sehen kann: Einmal sicher als Zeichen von Blues Hochbegabung, aber auch als Zeichen ihrer Einsamkeit. Welches Kind unterwirft sich schon freiwillig einer derartigen Lektüreliste anstatt mit Freunden irgendwo herumzuturnen? Dass sie wie selbstverständlich darauf zurückgreift, ist kein Wunder im Zusammenleben mit diesem Vater, der fröhlich von früh bis spät mit literarischen und politikwissenschaftlichen Zitaten incl. Quellenangaben um sich wirft und von seiner Tochter eine ebensolche Antwort erwartet.
    Außerdem ist es durchaus auch eine Verortung in der Welt: Schaut her, nicht ich alleine sehe/fühle das so.
    Und last but not least: Wir werden durch die Angaben/Hinweise auf eine bestimmte Fährte gelockt. Sowohl inhaltlich - wie ist etwas zu interpretieren -, als auch durch diese 'wissenschaftliche' Scheinobjektivität selbst. Denn natürlich sehen wir die Welt durch Blues Augen, und nur durch ihre. Da kann sie uns noch so viele Bestätigungen ranschleppen, es ist und bleibt ihr Ausschnitt, durch den wir einen Blick werfen.


    Die vielen Verweise haben mich daher nicht gestört, ganz im Gegenteil, oftmals haben sie mich amüsiert, manchmal animiert, mir einen Hinweis selber zu notieren, bei einigen, mit denen ich gar nichts anfangen konnte, habe ich einfach drüber gelesen. Zum Schluss hin lässt Marisha Pessl Blue allerdings einige langatmige Exkurse machen, die ich unnötig fand und nach meinem Empfinden das Ende einfach nur ein wenig hinauszögerten.


    Den Mittelteil empfand ich dagegen nicht als störend lang. Für mich waren das Geschichten in der Geschichte und da ich mich gut unterhalten fühlte, war mir der Zeitpunkt, wann es zum Hannah-Drama kam, nicht wichtig.
    Im Gegensatz zu einigen anderen hier habe ich aber recht übel genommen, dass einige der Fäden am Ende nicht sauber aufgerollt wurden. So kann man mich doch nicht sitzen lassen!
    Ein bisschen versöhnt hat mich ja der Anhang, aber trotzdem: meine Neugierde ist in einigen Punkten nach wie vor ungestillt, ich hätte mir gewünscht, Marisha Pessl hätte am Ende lieber ein wenig ordentlicher aufgeräumt.


    Von mir 9 von 10 Punkten.

    Ich bin viele! :grin


    In einem Leben schleiche nachts durch meine Schule, um Beweise zu finden, dass eine Lehrerin der zweite Charles Manson ist.



    Im zweiten Leben bin ich in Cato verliebt und mein Mann haut mich grün und blau. :nono



    Und in meinem dritten Leben versuche ich das Rätsel der etruskischen Sprache zu lösen.


    Paule, du bist ja eine wahre Fundgrube an Wissen über Alexander /Alexanders Zeit. Ich ziehe meinen Hut.


    Ich hatte gestern während des Films (und heute während der Arbeit) gar keine Zeit mir zu überlegen, was denn nun nicht ganz stimmig war.
    Jetzt hast du mir die ganze Mühe abgenommen. :anbet


    Zitat

    Original von Paule
    Vielleicht hat es Stone unterlassen in seinem Film von einer Kleopatra zu sprechen, da doch die meisten Menschen bei diesen Namen sofort an die weltberühme Königin Kleopatra VII. von Ägypten denken, die aber erst ca. 300 Jahre nach Alexander lebte.


    Verständlich. Mich hats halt nur andersrum irritiert.
    Danke für die Aufklärung!


    Zitat

    Original von Lemon
    Da hätte ich nun wirklich nichts dagegen!


    Original von Paule
    Ich auch nicht, jedoch bezweifle ich das nach dem eher bescheidenen Erfolg von "Alexander" sich da noch mal einer so schnell ran traut.


    Schade. Ist der wirklich so bescheiden? Das kann ich immer noch nicht richtig nachvollziehen.

    Ich habe gerade heute wieder festgestellt, wie nützlich der Textor ist. Bei Wortwiederholungen oder auf der Suche nach dem passenden Ausdruck ist er unschlagbar. Ob Glückwunschkarte oder formeller Text, in dem Nachschlagwerk bin ich meist fündig geworden.


    Es gibt übrigens inzwischen eine sehr günstige Doppelausgabe, in einem Band 1) Sag es treffender und 2) Sag es auf Deutsch. Letzteres ist ein Fremdwörterlexikon, das oft mehrere deutsche Ersatzformulierungen bietet.


    Vorsicht, bei Amazon wird geworben mit einer Doppelbestellung für insgesamt 19.90 €, aber dann hat man 'Sag es treffender' gleich in zweifacher Ausfertigung, da er ja schon im Doppelband enthalten ist.


    edit: einen Punkt, weil angepappte Fotos an Text nicht schön sind :rolleyes
    .

    Also ich habe gestern auf Pro 7 einen netten Film gesehen. :grin


    An den blondgelockten Alexander mußte ich mich zwar erst einmal gewöhnen, und warum Olympias, Roxanne und Euridike (ich dachte, die Nichte von Attalos hieß Kleopatra - habe ich mich da verhört?) alle zum gleichen Lippenbehandler gehen, konnte ich auch nicht verstehen.


    Aber sonst? Mir hat 'Alexander' einen recht vergnüglichen Abend bereitet, aber ich habe auch eine kleine Schwäche für Monumentalklamauk und bin auch einer Massenklopperei nicht abgeneigt.


    Stellenweise fand ich den Film sogar witzig. Szene: Die Truppe kämpft sich durch den Dschungel, Stimme aus dem Off: "Indien, das Land aus dem die Sonne kam..." - und es pladdert in Strömen. :lache


    Angelina Jolie ist sonst nicht so mein Fall (ich bin ja auch kein Mann :-)), aber als Olympias hat sie mir schon ausnehmend gut gefallen. Schön gruselig!Philipp fand ich in seiner Derbheit auch überzeugend, nur Alexanders Freunde, die hatte ich mir durchaus anders vorgestellt. Hephaistion als großäugiges Rehlein? Never!
    Aber das ist natürlich alles eine Frage der eigenen Phantasie.


    Einige Szenen haben mir auch nicht so besonders zugesagt. Ein paar wurden hier schon genannt, die Wrestleszene mit Roxanne, Alexander als Bukephalosflüsterer, aber auch so ein paar Kitscheinlagen, wie z.B. Hephaistions Sterbeszene, während uns Alexander gerade seine Visionen mitteilt, das fand ich doch ein wenig dick aufgetragen.


    Ich verstehe natürlich, dass in einem Spielfilm gekürzt werden muss, aber etwas fand ich besonders schade:


    Zitat

    Original von Delphin
    Den Darsteller von Darius (Raz Degan) fand ich ja auch sehr charismatisch. Ok, winzige Rolle, aber wie er da in der Schlacht auf seinem Wagen gestanden hat und alles nur durch Gesten dirigiert hat, fand ich schon sehr edel.


    Jaaa! :bruell Danke, Delphin, ich wollte schon fragen, ob jemand weiß, wer den Dareios gespielt hat. Da wurde wirklich an der falschen Stelle gespart! :grin


    Zitat

    Original von Paule
    Wenn man Alexanders komplettes Leben vollständig und 100%ig filmisch umsetzen wolle müsste man mindestens drei Filme dafür drehen.


    Da hätte ich nun wirklich nichts dagegen!
    Fazit: Ich habe einen unterhaltsamen Abend mit Alexander gehabt und würde mir den Film irgendwann durchaus noch mal anschauen.

    Wir sind mal wieder umgezogen, Dad und ich. Das bedeutet neue Schule, neue Leute, neue Anpassungsleistung. (Vgl. van Meer, 2006). Aber kein Problem, wir sind inzwischen Profis.




    edit: Falsche Literaturangabe