Beiträge von Lille

    Liebe Pelican,
    ich habe die beiden Sexszenen in einem Internetforum gelesen, in dem auch andere Autoren ihre Sexszenen vorgestellt haben. Darüber bin ich dann auf "Der Pfaffenkönig" aufmerksam geworden und habe ein wenig recherchiert, bin hier gelandet - und habe gerade das Buch gekauft. Und noch ein paar andere... mein armes Kont :-)
    Liebe Grüße
    Lille

    Premiere eines Mörders, 4. Juli 2007


    Mit ihrem historischen Krimi "Es geschah in Berlin 1912...Café Größenwahn - Kappes zweiter Fall" legt die Berliner Autorin Sybil Volks, Jahrgang 1965, ein beeindruckendes Debüt hin! Im Gegensatz zu den beiden anderen Autoren dieser mit den Jahren 1910, 1912 und 1914 begonnenen Krimi-Reihe, Horst Bosetzky und Jan Eiks, hat sie sich erfrischenderweise für die Täterperspektive entschieden. So ist nicht Kriminalwachtmeister Kappe ihre Hauptfigur, sondern der junge Eugen Hofmann, der mit dem Ziel, ein berühmter Dramatiker zu werden, von der Provinz in die Hauptstadt zieht.


    Ein ganzes Jahr lang begleitet der Leser den 21-jährigen Provinzler Eugen Hofmann, der mit seiner Volljährigkeit das Erbe der verstorbenen Eltern angetreten hat und nach Berlin kommt, sein Glück als Literat zu machen. Im 'Café des Westens' in Charlottenburg, vulgo: Café Größenwahn, beobachtet er die kulturellen und Bohème-Größen jener Jahre, von Else Lasker-Schüler über Erich Mühsam bis hin zu all den namenlosen, die den Charme und die Verzweiflung der Kulturmetropole im Kaiserreich ausmachen. Hofmann schlüpft in verschiedene Identitäten, raubt und mordet und bleibt immer doch ein Junge vom Lande, der an Berlin zerschellt. Bei Sybil Volks spielen die polizeilichen Ermittlungen eine geringere Rolle, es geht mehr um die Psychologie des Täters. Sie bleibt ganz nah an ihrer Hauptfigur zwischen Wedding und Hotel Adlon.


    Das Berlin des Jahres 1912 wird durch die staunenden Augen Hofmanns beschrieben - ein geschickter Schachzug der Autorin, denn so umgeht sie die Falle, in die so mancher Autor vor ihr getappt ist: Zu keiner Zeit hat der Leser das Gefühl, dass die Informationen nur für ihn erwähnt werden. Egal welche historischen Details Sybil Volks beschreibt, sie sind vorbildlich in die Handlung eingearbeitet und immer durch diese oder Eugen Hofmanns Unwissenheit motiviert.


    Sybil Volks erzählt ihren originellen Kriminalfall mit immer neuen Wendungen, so dass man dieses spannende Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Sogar das Auslaufen der Titanic nutzt sie neben anderen historischen Ereignissen gekonnt für den Plot.


    Die schöne, präzise Sprache der Autorin stellt sich ganz in den Dienst der Geschichte und verliert sich zu keiner Zeit in sprachlichen Schnörkeln. Die hat Sybil Volks auch gar nicht nötig. Bleibt dieser Autorin nur zu wünschen, dass ihr Debüt die verdiente Beachtung erfährt.


    Verlag: Jaron Verlag; Auflage: 1 (Mai 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3897735555
    ISBN-13: 978-3897735552

    Hallo,
    ich werde mir das Buch "Der Pfaffenkönig" heute kaufen.


    Eine Rezension wie die hier besprochene, bewirkt bei mir in der Regel das Gegenteil: Ich kaufe das Buch und bilde mir eine eigene Meinung. Denn um einem Rezensenten in seiner negativen Meinung, die er ja gerne haben kann, zu folgen, brauche ich fundiertere Argumente, als sie Frau von Werner benennt.


    Darüberhinaus habe ich gestern zwei Sexszenen aus "Der Pfaffenkönig" gelesen und beide haben mich eher darin bestärkt, es hier mit einem sehr gut komponierten und durchdachten Roman zu tun zu haben. Frau Kammerer bleibt in beiden Szenen "in character": so wie Heinrich in seiner Hochzeitsnacht an Gisilia, die Magd denkt, sie in sein Bett imaginiert, so geschieht das auf andere Art auch in der Sexszene mit der Hure. Heinrichs Raserei, seine Wut (auf den Tod, auf Elisabeth, auf sich), sein Schmerz, seine Verzweiflung, die "Sünde", der Wunsch, sich lebendig zu fühlen, all das wird nicht einfach nur behauptet, sondern für mich als Leser erlebbar gemacht. Das I-Tüpfelchen: Die Hure, die ihn aus ganz eigenen Zwecken "beschläft". Hier ist nichts einfach nur schwarz/weiß. Hier werden die Figuren lebendig - und das macht einen Roman erst interessant für mich.


    Ich folge gerne einer Autorin, die mich auf so wenigen Seiten bereits überzeugt hat, dass sie genau weiß, was sie tut.


    Herzliche Grüße
    Lille