Beiträge von Lille

    Ich versuche es möglichst zu vermeiden, Bücher parallel zu lesen. Ich will mich ganz auf das eine Buch einlassen. Aber manchmal muss ich "frendgehen", meist dann, wenn die Recherche für meine eigenen Projekte drängelt. Dann schaffe ich aber maximal 3 Bücher nebeneinander und eines davon muss ein Sachbuch sein, sonst verlier ich den Überblick. Ürgs.


    Liebe Grüße
    Lille :lesend

    Zitat

    Original von Herr Palomar
    "Der Jäger" von Julia Leigh habe ich vor langer Zet gelesen. Für eine Rezension reicht mein Gedächtnis da momentan leider nicht mehr.


    Das geht mir auch oft so :-) Ich schau mal, ob ich es gebraucht bekomme.


    Liebe Grüße
    Lille

    Ich hab signierte Bücher von Zeruja Shalev, Rafik Shami, Joachim Zelter, Margit Schreiner, Christoph Lode, Carla Rot, Sibylle Knauss und Véroniqe Olmi.


    Meistens vergess ich die Bücher aber bei Lesungen - oder trau mich nicht zu fragen, wie letztens im LCB bei Jenny Erpenbeck. Keiner der Zuhörer hat sich von den 5 AutorInnen ein Buch signieren lassen und das hat mich extrem gehemmt, vielleicht ist das im LCB ja auch zu "prollig", also, das Signieren? ;-)


    Liebe Grüße
    Lille

    Klappentext:
    Olivia verlässt ihren Mann und kehrt mit den Kindern zurück auf den Landsitz ihrer Mutter, mit der sie einst gebrochen hatte, weil diese gegen ihre Ehe war. Olivias unerwartete Rückkehr fällt zusammen mit den festlichen Vorbereitungen zur Ankunft ihres Bruders Marcus, dessen Frau Sophie soeben ein Kind zur Welt gebracht hat. Doch als die beiden eintreffen, kommt alles anders als erwartet. Ein tragischer Todesfall wird zum Auslöser für eine Reihe von makabren Zwischenfällen, bei denen die lange verdrängten Geheimnisse der Familie auf schmerzhafte Weise offenbar werden ...


    Über die Autorin:
    Julia Leigh wurde 1970 in Sydney geboren, wo sie nach ihrem Schulabschluss Kunstgeschichte und Jura studierte. Obwohl sie als Anwältin am Supreme Court zugelassen wurde, entschied sie sich dafür, Schriftstellerin zu werden. 1999 erschien ihr Debütroman "Der Jäger", der mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt wurde. Nach längeren Aufenthalten in Paris und New York lebt Julia Leigh derzeit wieder in Sydney.


    Meine Meinung:


    Sie standen vor dem großen Tor, um sie herum ein leerer, offener Landstrich, ein hässlicher Landstrich mit flachen, schlammgetränkten Feldern.


    Vom ersten Satz an erzeugt die Autorin eine düstere und verstörende Atmosphäre, die sich auf den insgesamt 126 Seiten immer mehr steigert. Einige der Figuren verbergen ein Geheimnis, haben eigene Pläne, die unwissentlich von den anderen durchkreuzt werden. Es sind kleine Handlungen, beiläufige Tätigkeiten, die weitreichende Folgen nach sich ziehen. Da verschwindet ein Handy, werden Essenspakete hinter Vorhängen versteckt, wird ein Medikament gegen Herzrasen in einer Apotheke abgeholt, usw..


    Die Geschichte wird in kurzen, komprimierten Szenen erzählt, deren Dichte und Ausschnitthaftigkeit die verstörende Atmosphäre noch verstärken. Vieles bleibt in der Schwebe, wird kunstvoll ausgespart und steht doch klar und deutlich im Raum. Die eigenwillige Sprache, manchmal spröde, manchmal etwas hölzern, verhindert das Abgleiten ins Pathetische/Kitschige, hat aber auch an manchen Stellen meinen Lesegenuss ein wenig geschmälert. Ob das eventuell an der Übersetzung liegt, kann ich nicht sagen, da mir das englische Original zum Vergleich fehlt.


    Das war mein erster Roman von Julia Leigh, aber er hat mir gut gefallen, so dass ich mir auch ihren Debütroman "Der Jäger" zulegen werde. "Unruhe" liest sich schnell "weg", entwickelt dabei für mich aber einen "Nachhall". In den letzten Tagen habe ich immer wieder über mehrere Szenen nachgedacht. Die Geschichte selbst ist spannend, die Figuren überraschen und sind vielschichtig. Ich vergebe 7,5 von 10 Punkten.


    Liebe Grüße
    Lille


    Edit: Zwei vergessene Wörter eingefügt...

    Ich hoffe, ich hatte beim Lesen dieses Threads keine Tomaten auf den Augen und werfe hier keine bereits genannten Verlage ein. Eingefallen sind mir noch:


    Wunderschön gemachte Bücher und vor allem auch welche mit tollem Inhalt habe ich bisher bei diesem Verlag gefunden:
    Schirmer & Graf: http://www.schirmer-graf.de/


    Sehr gut gefällt mir auch der Wallstein Verlag: http://www.wallstein-verlag.de/


    Eine neue, interessante Krimiserie, die in Düsseldorf spielt, gibt der Droste Verlag heraus. U. a. auch interessante Sachbücher: http://www.droste-buchverlag.d…Allgemeines%20Programm%22


    Und ganz neu, der Galiani Berlin Verlag (gehört wohl zu Kiepenheuer & Witsch): http://www.galiani.de/


    Liebe Grüße
    Lille
    erledigt

    Hallo,
    ich möchte kurz auf die lange Lesenacht am 12.09 in Freudenstadt aufmerksam machen. Zusammen mit Catalin Dorian Florescu, Walle Sayer, Imre Török und Beat Brechtbühl lese ich im Kienbergsaal des Freudenstädter Kurhauses. Beginn ist um 19 Uhr 30.

    Hier aus dem Schwarzwälder Boten.
    http://www.schwarzwaelder-bote.de/wm?catId=12568770&artId=14224046

    Die Veranstaltaltung findet im Rahmen der Literaturtage Nordschwarzwald (04.09. - 13.09.) statt. Das gesamte Programm findet man hier: http://www.literaturtage2009.de/veranstaltungen

    Über Besuch von Büchereulen aus dieser Ecke würde ich mich sehr freuen! :wave

    Liebe Grüße
    Lille

    Ich hab grad mal ein paar "Unbekanntere" aus dem Regal gefischt. Sie sind unterschiedlichster Art was Sprache und Umsetzung angeht, aber für mich waren fast alle sehr interessant:


    - "Seltsame Materie" von Terézia Mora
    - "Unter Wasser atmen" von Julie Orringer
    - "Der Taucher und andere Geschichten aus Maine" von Lewis Robinson
    - "Bis an das Ende der Nach" von Christopher Coake
    - "Seife aus Paris" von Annie Saumont (Genial! Wobei es eher sehr kurze Novellen sind...)


    Liebe Grüße
    Lille

    Klappentext:
    Als Luis auf nackten Füßen zu Papa ins Schlafzimmer tapst, ist es draußen noch ganz dunkel. Papa ist nicht zu sehen. Nur ein Deckenberg, der leise schnarcht...
    So beginnt ein bezauberndes Bilderbuch - mit Papa-Tobespielen und einem Galoppieren zum Kindergarten. Endlich ein Papabuch für Jungs!


    Zur Autorin:
    Sarah Herzhoff wurde 1976 in Mönchengladbach geboren. Sie studierte Allgemeine Sprachwissenschaft und Germanistik in Düsseldorf. Seit 2006 schreibt sie Texte für Kinder. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Rheydt.


    Meine Meinung:
    Papa soll Luis rechtzeitig zum Kindergartenausflug bringen, was er mit Indianerschwur schwört. Doch an diesem Morgen sind die Rollen vertauscht: Der Sohnemann ist der Mahner und Drängler, während der wunderbar verschusselte Papa trödelt und es mit der Zeit nicht so genau nimmt. Das ist ja wie bei uns, sagt mein Neffe, als ich ihm die Geschichte zum ersten Mal vorlese, Papa trödelt auch immer. Und so verfolgt er gespannt, wie Luis und sein Papa sich durch diesen chaotischen Morgen wurschteln - doch am Ende geht alles gut, erreichen Papa und Sohnemann noch rechtzeitig den Kindergarten.


    Neben der herrlichen "Rollentausch"-Geschichte und den originellen Figuren hat mir auch die Sprache in diesem Kinderbuch sehr gut gefallen. Die Autorin erzählt sehr lebendig, was Wortschöpfungen wie Deckenberg, Sorgengesicht, Riesen-Papa-Schritte, Ausflugskind, Papa-Erklär-Ton, usw. noch verstärken. Als es hektisch wird, verändert sich die Sprache, werden die Sätze kurz, betonen Einwortsätze die Eile, was beim Vorlesen automatisch für einen anderen Tonfall sorgt. Toll!


    Und: Die liebevollen Illustrationen ergänzen die Geschichte sehr schön, ohne dabei je ins "Süssliche" abzurutschen.


    "Ein Morgen mit Papa" ist für mich ein rundum gelungenes Kinderbuch! Es wird meinen Neffen und mich sicher noch oft als Gutenachtvorlesegeschichte oder Zwischendurchvorlesegeschichte begleiten.


    Liebe Grüße
    Lille


    Edit: Amazon-Link vergessen.

    Ich habe das hier nach ca. der Hälfte abgebrochen. Zuerst konnte ich es aufgrund der Rezension in der FAZ vom 1. August gar nicht abwarten, es endlich lesen zu können. Aber mir ist das alles etwas zu plakativ. Mal holpert die Sprache, mal fließt sie ganz schön, vielleicht hängt das ja mit der Übersetzung zusammen... Am meisten stört mich aber, dass der Autor seinen Bildern nicht vertraut und mir ständig noch Erklärungen hinterher oder vorausschickt. Auch sind mir die Dialoge viel zu pathetisch (Stichwort zum Dialog, den der Student Kelman kurz vor seinem Tod noch von sich gibt) und zu erklärend. Und einige Wendungen in der Geschichte sind mir einfach viel zu "dicke" und zum Teil sogar klischiert, was ich angesichts des heiklen Themas etwas unglücklich finde. Schade.


    Kurzbeschreibung:
    Ein kleines Dorf im deutsch-französischen Grenzgebiet, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Außenseiter Brodeck lebt hier zurückgezogen mit seiner Familie. Als er eines Abends in das Wirtshaus geht, trifft er dort auf die Dorfgemeinschaft, die gerade kollektiv einen Fremden ermordet hat. Dieser Fremde, von allen nur "der Andere" genannt, war ein weit gereister Gelehrter: Sein Wissen, seine Fähigkeiten und seine Andersartigkeit machte den Menschen Angst, schürte ihr Misstrauen, brachte sie gegen ihn auf. Brodeck ist entsetzt. Er möchte nichts damit zu tun haben. Doch die Männer, allen voran der Bürgermeister und Schweinezüchter Orschwir, drängen ihn, einen Bericht zu verfassen. Er, der schreiben kann, der davon lebt, die Pflanzenwelt der Region zu katalogisieren, der sogar eine Maschine zum Schreiben hat, soll erklären, wie es zu der Tat kommen konnte. Brodeck hat keine Wahl: Er muss den Auftrag annehmen. Doch je mehr er von den Umständen erfährt, desto klarer wird ihm, dass er kein Verständnis für das Verbrechen aufbringen kann. So wird er selbst allmählich zur Zielschreibe ihrer Drohungen...


    Liebe Grüße
    Lille

    Kurzbeschreibung:
    Den bestialischen Mord an der taubstummen Marie-Thérèse Bousquet kann sich in Viorne niemand erklären. Man findet Teile ihrer Leiche in Eisenbahnwaggons überall in Frankreich. Offensichtlich wurden sie von einem Viadukt auf die fahrenden Wagen geworfen. Nur der Kopf bleibt verschollen. Die Kriminalpolizei kommt in die kleine Stadt, besucht das örtliche Café, stellt Fragen, versucht dem Mörder auf die Spur zu kommen. Hauptleidtragende sind Claire und Pierre Lannes. Marie-Thérèse war die Kusine von Claire und hat dem Ehepaar den Haushalt geführt. Da plötzlich, obwohl noch keinerlei Verdacht auf sie fiel, gesteht Claire Lannes den Mord. Ein Motiv scheint sie nicht zu haben, und sie scheint auch keine Reue zu empfinden...


    Über den Autor:
    Marguerite Duras wurde am 4. April 1914 in Giadiuh (Vietnam) geboren. 1932 kam sie nach Frankreich und studierte in Paris. Als Mitglied der Résistance wurde sie von den Nazis nach Deutschland deportiert. Nach dem Krieg arbeitete sie als Journalistin. Sie wurde weltberühmt durch die Filmnovelle "Hiroshima mon amour". Einige der in deutscher Sprache erschienenen Werke: "Hiroshima mon amour", "Der Liebhaber", "Der Schmerz", "Die Verzückung der Lol V. Stein", "Ganze Tage in den Bäumen", usw.


    Meine Meinung:


    - Alles, was hier gesagt wird, wird auf Tonband aufgezeichnet. Ein Buch über das Verbrechen von Viorne beginnt zu entstehen.


    So beginnt "Die englische Geliebte". In drei Teilen interviewt ein namenloser Fragender, von dem man zu Anfang nicht weiß, ob es ein Mann oder eine Frau ist, drei Leute zu dem Verbrechen in Viorne. Zuerst Robert Lamy, den Besitzer und Betreiber des Cafés Balto, jenem Café, in dem sich Claires der Kriminalpolizei als Mörderin zu erkennen gibt. Dann wird Pierre Lannes, ihr Ehemann befragt. Und im dritten und letzten Teil sie selbst.


    Dieses schmale Büchlein (153 Seiten), rekonstruiert mündlich das Entstehen eines Verbrechens. Dabei wird aber vor allem das Schweigen und Verdrängen deutlich, das die Beziehungsgeflechte der Hauptakteure beeinflusst hat. Über Jahre hinweg hat Claire langsam den Kontakt zu ihrer Umwelt verloren, sich in ihrem Garten auf der Bank sitzend immer mehr in sich selbst zurückgezogen. Im Garten, wissen Sie, mein Herr, hatte ich einen Deckel aus Blei über meinem Kopf. Die Gedanken, die ich hatte, hätten diese Deckel durchdringen müssen, damit ... damit ich, sagen wir mal, ruhig gewesen wäre, aber es gelang ihnen nur sehr selten. Am häufigsten fielen mir die Gedanken wieder darauf zurück, sie blieben auf dem Deckel liegen, ein Gewimmel, und es war so mühselig, dass ich verschiedene Male daran gedacht habe, mir das Leben zu nehmen, um nicht mehr zu leiden.


    Zu Anfang ist der Frager noch von Claires Unschuld überzeugt, doch als er Claire selbst interviewt, spitzt sich der Wortwechsel zwischen den beiden immer mehr zu. Bis er in einem letzten Ausspruch von Claire endet, der alles zu beinhalten scheint, worauf es in dieser Geschichte ankam: Ich an Ihrer Stelle, ich würde zuhören. Hören Sie mir zu.


    Außer Alfonso, einem Waldarbeiter, hat niemand Claire zugehört. "Die englische Geliebte" ist weniger ein Kriminalroman als das Psychogramm einer Frau, die nach einer großen Enttäuschung nicht mehr in der Lage ist, ihre Wünsche und Sehnsüchte zu verwirklichen. Marguerite Duras enthüllt nach und nach Claires eigene Welt, enthüllt nach und nach, was in ihr vorgeht. Claires Wahn zeigt sich, aber nicht plakativ oder "laut", er schleicht sich langsam in die Zeilen ein, verändert ihre Sprache, verschiebt die "Inhalte".


    "Die englische Geliebte" ist kein einfaches Buch, und wie gesagt kein klassischer Krimi. Es werden viele Dinge nicht aufgeklärt. Aber mich hat Duras' Darstellung dieser Frau, deren Weg direkt auf das Verbrechen zuging, sehr beeindruckt. Beeindruckt hat mich auch die Komposition dieser Geschichte: die rein dialogische Erzählweise, die Lücken, die bewusst gelassen werden, die unterschiedlichen Sprechweisen der Figuren.


    Liebe Grüße
    Lille

    Oh je, jetzt habe ich gerade auch noch die "Rezension" im neusten Spiegel zu "Die Ängstlichen" gelesen. Das Buch muss ich haben, da gibt es nun kein Entkommen mehr ;-)
    Und dein Margriet de Moor Vergleich freut mich, Giulietta777, ich habe "Sturmflut" sehr gerne gelesen und mag den Stil der Autorin SEHR.


    Sobald ich das Debüt von Peter Henning gelesen habe, schreibe ich eine Rezi. Ich hab noch 2 Bücher, die ich davor fertig lesen muss. Aber dann ;-)


    Liebe Grüße
    Lille

    Liebe milla, liebe Giulietta 777,
    vielen Dank für eure Rezis! Ich hatte das Buch gestern in der Hand - habe mich dann aber für "Tod eines Eisvogels", den Debütroman des Autors, entschieden, den ich in der Kiste mit den reduzierten Büchern gefunden hatte ;-). Jetzt lese ich erst mal den, obwohl mich das aktuelle Buch nach euren Rezis sehr interessiert!


    Liebe Grüße
    Lille

    Neben der Recherchelektüre blieb das private Lesen in diesem Monat ein bisschen auf der Strecke...


    Philippe Claudel; Brodecks Bericht; 5; abgebrochen
    Marguerite Duras; Die englische Geliebte; 1
    Jenny Erpenbeck, Heimsuchung; 1; Monatshighlight


    Recherchelektüre:
    Studs Terkel; Amerikanische Bilder; 1
    Tisa von der Schulenburg; Was ist aus uns geworden?; 2
    Edith Holden; Vom Glück, mit der Natur zu leben; 1,5
    Walt Witman; Tagebuch; 1


    Liebe Grüße
    Lille