Beiträge von Lille

    Ihr Lieben,
    ich habe gerade per Suchfunktion geschaut, ob es dazu schon einen Thread gibt, aber nichts gefunden. Da ich heute aber so ein Moleskine Book Journal geschenkt bekommen habe, würde mich sehr interessieren, ob es noch andere Büchereulen gibt, die damit ihre Leseerlebnisse dokumentieren. Und wenn ja, wie ihr sie dokumentiert :-) Schreibt ihr alle Bücher auf, die ihr lest? Oder nur die besonderen? Oder geht ihr ganz anders vor?


    Hier ist der Link zu einem Moleskine Book Journal:
    http://www.amazon.de/Moleskine…Journal-Srl/dp/8862933193


    Neugierige Grüße
    Lille

    Ich kann mich Foer nur anschließen, das Buch hat mich auch zutiefst berührt. Es ist schon eine Weile her, dass ich es gelesen habe (ich hab das HC), aber das ist eine Liebesgeschichte, die man nicht so leicht vergisst.


    Liebe Grüße
    Lille

    Klappentext:
    Andrew X. Pham stürzt sich in ein mutiges Reiseabenteuer: Auf der Suche nach seinen Wurzeln wird der junge Vietnamese aus den USA zum Wanderer zwischen zwei Welten und zwei Kulturen.

    Über den Autor:
    Andrew X. Pham geboren 1967 im vietnamesischen Phan Thiet, aufgewachsen in Kalifornien, kam 1977 mit seiner Familie als "Bootsflüchtling" in die USA. Zwei Jahrzehnte hat er es scheinbar geschafft: Der amerikanische Traum hat sich für den gelernten Ingenieur verwirklicht. 1997 gibt er dieses ruhige Leben für ein Reiseabenteuer auf, das ihn über Mexiko und Japan in das Land seiner Kindheit zurückführt. 1999 wurde er mit dem Kiriyama Pacific Rim Book Prize ausgezeichnet. Andrew X. Pham lebt heute als freier Journalist und Schriftsteller in Portland, Oregon.

    Meine Meinung:
    Prolog:
    Von Großmutter weiß ich, dass in der Schicksalsrolle meiner Schwester Chi zu lesen stand: Selbstmord mit zweiunddreißig Jahren. So hatte es ein vietnamesischer buddhistischer Mönch am Tag ihrer Geburt, im Jahr des Tigers, niedergeschrieben. Wir saßen auf Großmutters Bett in demselben Zimmer, in dem sich Chi erhängt hatte. Das Seil war nicht mehr da, aber im Teppich hing noch Weihrauchasche, die an die duftenden Gebete erinnerte.
    Großmutter legte ihre Hände über die meinen und fragte mich, ob ich meine eigenen Schicksalsrolle lesen wollte. Sie stammte aus der Feder desselben Mönchs und war vor siebenundzwanzig Jahren verfasst worden. Sie presste mir eine vergilbte und zerfledderte Schriftrolle an die Brust, deren Geheimnis ein roter Bindfaden wie eine Nabelschnur umwand. Ich schaute auf dieses Relikt aus einer weit entfernten Welt und fürchtete seine Macht. Ich sagte nein, gab meine Arbeit auf und fuhr mit dem Rad in die mexikanische Wüste.


    Im Zuge der Recherche für mein zweites Romanprojekt bin ich auf dieses Buch gestoßen. Ich dachte, ich könnte es so schnell „weglesen“ wie die anderen davor, aber es hat mich von der ersten Seite an gepackt und sehr berührt.

    Dieses Buch ist für mich eine Mischung aus Reisebericht und Autobiografie und besitzt an vielen Stellen romanhafte Züge. Da der Vater des Autors auf der Seite der US-unterstützten südvietnamesischen Armee gekämpft hatte, viel mehr noch, er war Leiter einer Kampagne gewesen, die sich gegen den Vietcong richtete, musste die Familie Saigon im April 1975 verlassen. Die dramatische Flucht übers Meer endete glücklich und der damals zehnjährige Autor wuchs ab 1977 in den USA auf. Nach dem Selbstmord seiner Schwester Chi bricht der Autor zu einer einmonatigen Radtour in die mexikanische Wüste auf – und dort kommt er auf die Idee, mit dem Fahrrad nach Vietnam zurückzukehren und sein Ursprungsland zu erkunden.

    In diese Gegenwartshandlung – die Reise durch Vietnam - sind Erinnerungen aus seiner Kindheit in Vietnam und seiner Jugend in den USA eingebunden, aber auch Erlebnisse seiner Eltern werden erzählt. Von diesen Elternerlebnissen hat mich gleich das zweite Kapitel – Katzenfische in der Morgendämmerung – ziemlich mitgenommen. Darin erzählt der Autor, wie es seinem Vater im Lager der Vietcong ergangen ist. Die Tage dort werden von der Todesangst bestimmt, denn der Tod lauert überall. Bei der „Arbeit“ – das Räumen von Minen mit der „Holzfällermethode“ (6 Gefangene müssen einen Baumstamm über die markierten Stellen ziehen und so unter Einsatz ihres Lebens die Minen sprengen) – und zweimal die Woche abends, wenn sich das Licht indigoblau verfärbt. Denn dann erwachen die Lautsprecher knisternd zum Leben und rufen Namen aus. Den Ausgerufenen wird ihr Vergehen vorgelesen, bevor sie im Wald exekutiert werden. Nur durch ein Wunder überlebt der Vater des Autors unerkannt das Lager.

    In diesen Monaten erlebt Pham viele große und kleine Abenteuer und nachdem er das Land zweimal durchreist hat, schließt er damit ab. Schon während der Reise ist ihm das ursprüngliche Ziel seines Vorhabens verloren gegangen, zu verändert findet er seine alte Heimat vor. Und er selbst wird nicht als Vietnamese anerkannt, sondern als Viet-kieu, als amerikanisierter Vietnamese verachtet. Er ist also weder ein „richtiger“ Amerikaner, noch ein „richtiger“ Vietnamese, er steckt zwischen den beiden Welten, diesen beiden Kulturen fest. Diese Kluft zieht sich auch durch die ganze Familie: die Kinder, die in den USA aufgewachsen sind, entfernen sich von den Eltern, die noch stark in der vietnamesischen Kultur und Tradition verhaftet sind. Besonders tragisch wird das in Chis Leben deutlich, der Schwester des Autors, die durch ihre Transsexualität zum totgeschwiegenen Außenseiter der Familie wird.

    Doch auf dieser Reise wird dem Autor auch klar, dass die USA längst seine Heimat geworden sind. Ein Buch, das mich traurig und nachdenklich gemacht, das mich zum Schmunzeln und Lachen und mit seinen sinnlichen und bildreichen Beschreibungen ins Schwelgen gebracht hat. Jetzt freue ich mich erst recht darauf, dieses Land im Dezember kennenzulernen!

    Liebe Grüße
    Lille

    Zitat

    Original von katinka
    Diese Buch würde mich sehr interessieren. "Schloss aus Glas" hatte mir damals sehr gefallen.


    Kurzbeschreibung:
    Schon in jungen Jahren ist Lily die tragende Säule in der Familie Casey. Sie reitet Pferde zu, tritt bei Gericht auf, spielt Poker wie der Teufel und organisiert tatkräftig die Arbeit auf der Farm. Trotzdem ist das Mädchen überglücklich, als es zur Schule darf. Ein Vergnügen von kurzer Dauer, denn statt das Schulgeld zu entrichten, hat der Vater zwei sündhaft teure Rassehunde erstanden. Lily ist fest entschlossen, die elterliche Farm hinter sich zu lassen. Mit gerade mal fünfzehn Jahren tritt sie die lange Reise quer durch die Prärie zu ihrer ersten Lehrerinnenstelle an. Unbeirrt von zahlreichen Schicksalsschlägen, schafft sie es, mit Willenstärke und gesundem Menschenverstand ihren eigenen Weg zu gehen.


    Liebe Katinka,
    ich habe das Buch auf meinem SuB, nur wann ich dazu komme, es zu lesen, kann ich dir leider nicht sagen. Ich schreib aber auf jeden Fall eine Rezi, wenn ich es gelesen habe. Nur wird wahrscheinlich (hoffentlich) jemand schneller sein.


    Liebe Grüße
    Lille

    "Heimsuchung" von Jenny Erpenbeck ist eines der Bücher, das ich immer wieder zur Hand nehme und lese. Wie sie auf 190 Seiten 100 Jahre deutscher Geschichte erzählt, hoch verdichtet, und vor allem: mit was für einer wunderschönen, präzisen Sprache - das haut mich jedes Mal wieder um.


    Nach wie vor schwer beeindruckte Grüße
    Lille

    Meine Meinung:
    Dürfte ich nur drei Worte zu Deana Zinßmeisters neuem Roman „Die Gabe der Jungfrau“ sagen, so wären es diese: spannend, erfrischend anders. Mir hat das Lesen großen Spaß bereitet und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.


    Geschickt verknüpft die Autorin die gefahrvolle Reise der jungen Anna Maria, die auszieht, ihre beiden Brüder zu finden und heil nach Hause zu bringen, mit der Vergangenheit ihres Vaters, Daniel Hofmeister, der ein Doppelleben führt und schon einmal für die Sache der Bauern gekämpft hat. Durch diese Erzählweise erfährt der Leser auf sehr spannende Weise, wie es zu dem aktuellen Bauernkrieg in der Gegenwartshandlung des Romans (1525) gekommen ist, was es mit der Bundschuhbewegung auf sich hat, usw.


    Es ist September, noch ist kein Schnee gefallen, aber Anna Maria weiß: die Frist, die ihr bleibt, die Brüder zu finden und zu warnen, ist sehr kurz, denn in ihrem Traum war das Schlachtfeld von Schnee bedeckt. Sie setzt sich gegen ihren Vater durch und zieht als Pilgerin getarnt los. Doch der alte Hofmeister hat seiner Tochter eine geheime Losung anvertraut und ihren Pilgerstab markiert. Die gefahrvolle Reise der jungen Frau beginnt - und mit dem zweiten Kapitel wird nun auch die besondere Dramaturgie deutlich, die die Autorin für ihre Geschichte gewählt hat. Souverän bereitet die Autorin die Wechsel in die verschiedenen Handlungsstränge durch Rückblenden vor. Oft nutzt sie dafür Momente, in denen sich ihre Figuren ausruhen und gleichzeitig durch einen Gegenstand oder eine Beobachtung assoziativ an ihre Vergangenheit erinnert werden. So fächern sich für den Leser mehrere Handlungsstränge auf, die aber so klar miteinander verbunden sind, dass ich zu keiner Zeit verwirrt war oder zurück blättern musste. Im Gegenteil. Durch diese besondere Dramaturgie erhöht sich die Spannung enorm, gleichzeitig erhält der Leser manchmal einen Wissensvorsprung vor einer Figur und kann im Gegensatz zu dieser bestimmte Schlüsse ziehen oder Befürchtungen hegen.


    Was mir sehr an dieser besonderen Dramaturgie gefiel: Gleich im ersten Kapitel erfährt der Leser, dass Anna Marias Mutter Elisabeth vor ein paar Jahren verstorben ist. In der ersten Rückblende lernt man Elisabeth aber kennen, begleitet sie bei ihrem Handeln. Sie bleibt keine Tote, an die sich ihre Kinder erinnern, von der sie sprechen, sondern wird lebendig. Das gilt auch für die anderen "Toten" in diesem Roman. Sie werden genauso lebendig erzählt wie die anderen Figuren.


    Mit „Die Gabe der Jungfrau“ beweist Deana Zinßmeister für mich eindrucksvoll, dass sie zu den spannendsten Autorinnen des historischen Romans gehört. Ihren nächsten Roman werde ich auf jeden Fall auch wieder lesen!


    Liebe Grüße
    Lille


    Edit: Rechtschreibfehler verbessert.

    Zitat

    Original von Buchdoktor
    Das freut mich. Schick mir doch bitte eine Nachricht, wenn dein Buch fertig ist.


    :lesend


    Hüstl. Mein Abgabetermin ist erst im Dezember 2012 - ich gehöre zu den langsamen AutorInnen ;) Aber ich schicke dir auf jeden Fall eine Nachricht. Den Verlag kann ich schon verraten: Der Roman wird - wie mein erster - bei Bloomsbury Berlin erscheinen.


    Liebe Grüße
    Lille

    Lieber Buchdoktor,
    vielen Dank für die vielen Tips! "Mond über den Reisfeldern" hab ich mir vor ein paar Tagen bereits über boooklooker bestellt, zusammen mit noch ein paar anderen Vietnambüchern. Das erste Mekongbuch versuche ich mir auch gleich zu bestellen.


    Ich suche vor allem Bücher über Vietnam (Romane, Sachbücher), die in der Zeit von 1920 bis 1950 spielen/davon handeln. Ein paar hab ich schon gefunden. Aber wenn jemand noch was einfällt... Ich hab erst 50 Recherchebücher in meinem Rechercheregal stehen ;-)


    Liebe Grüße und nochmals vielen Dank!
    Lille