"There's a crack, a crack in everything. It's how the light gets in."
Leonard Cohen
Ich möchte nur eine kurze Rückmeldung zu diesem Buch geben, das Inhaltliche wurde ja schon abgehandelt.
Ich fand es sehr packend, es hat sich auch sehr schnell lesen lassen und ich habe es innerhalb von einem Tag verschlungen.
Das Positive:
De Vigan schreibt meines Empfindens nach sehr ansprechend, ohne Schnörkel aber irgendwie auch sehr lebendig (dazu muss ich aber auch sagen, dass ich die französische Ausgabe gelesen habe, ich weiß nicht wie die Übersetzung ausfällt).
Mathilde fand ich als Figur sehr gelungen und nachvollziehbar, in ihrer Stärke, wie auch ihrer Verzweiflung. Ich fand auch ihr Thema - Mobbing - sehr ansprechend, es ist mir als solches noch nie in einem Buch begegnet (vielleicht sollte ich auch mal Annette Pehnts gleichnamigen Roman lesen).
Trotz des schwierigen Themas ließ sich das Buch gut lesen, es handelt von einem relativ kurzem Abschnitt im Leben der Protagonisten, der nur 2 Tage umfasst, es ist auch sehr kurz (um die 200 Seiten, nicht so klein bedruckt).
Ich fand es packend und berührend und finde auch den deutschen Titel sehr passend (im französischen heißt das Buch 'Die unterirdischen Stunden - auch passend, weniger poetisch).
Ich finde dass De Vigan wunderbar über die Verletzlichkeit, die Müdigkeit und Abgestumpftheit, aber auch über die kleinen Momente des Glückes der Menschen in der modernen, urbanen Welt schreiben kann. Das hat sie schon in No und ich bewiesen und führt es hier, mit weniger Pathos weiter.
Das Negative:
Ich fand Thibault, den zweiten, liebeskranken Protagonisten, als Charakter schwammig und nicht ganz glaubwürdig. Er fühlte sich für mich irgendwie falsch an. Das ist aber ok, im echten Leben kann ich mich auch nicht in alle hineinversetzen.
Ich fand das Ende des Romans zwar konsequent (offen), hätte aber auch dem Roman ein glückliches Ende gewünscht. Somit ist das zwar einerseits positiv, weil unkitschig, gleichzeitig aber halt traurig, weil wie das Leben, ohne Happy End. Irgendwie geht es ja immer weiter.
Zudem fand ich den Roman etwas bruchstückhaft, unfertig. Er erzählt keine wirkliche Geschichte, eher ein Gefühl, einen Gemütszustand, der sich zuspitzt.
Aber auch dies kann als bewusstes Stilmittel gewertet werden.
Alles in allem
...schön und traurig und menschlich. Vor allem menschlich und das macht dieses Buch für mich wertvoll, wenn auch nicht genial oder lebensverändernd.
8 von 10 Punkte.