Mir hat "Allmen und die Libellen" sehr gut gefallen. Martin Suter benötigt nur 190 Seiten, um einen unterhaltsamen Roman zu schreiben, von dem einiges sicher lange haften bleiben wird (die Lektüre ist bei mir jetzt ca. 1 Woche her, es gibt Bücher, über die kann ich bereits zwei Tage später nichts mehr sagen, hier habe ich noch einige Bilder sehr präsent vor Augen, wenn ich daran denke). Sein Stil ist so komprimiert, es ist wirklich erstaunlich, was auf diesen wenigen Seiten so alles passiert und was für eine Welt sich beim Leser aufbaut.
Was mir nicht so gefiel, war die Einsamkeit, die ich beim Lesen immer wieder gespürt habe. Es fehlte mir das warme, menschliche, was zwar manchmal zwischen Allmen und Carlos aufblitzt, aber ansonsten doch sehr rar ist. Stattdessen gibt es viel Kälte zwischen den Figuren. Das ist aber wohl Suters Art, seine Empfindungen und seine Sicht auf die Menschen auszudrücken oder einfach sein stilistischer Anspruch, ich weiß es nicht. Dass ich mich dabei leicht unbehaglich fühle, mindert jedenfalls nicht die schriftstellerische Qualität.
Am Ende war mir der Fall zu verwickelt, ich habe den Verstrickungen nicht mehr ganz folgen können, das fand ich ein bisschen frustrierend.
"Allmen und der rosa Diamant", welches wohl im Januar als Taschenbuch erscheinen soll, steht schon auf meiner Wunschliste, außerdem habe ich mir "Der Teufel von Mailand" besorgt, da mich Suters Stil doch wieder sehr gepackt hat. Bisher kannte ich von ihm nur "Die dunkle Seite des Mondes", was ich auch sehr gut fand und "Der Koch", welches mir nur mäßig gefallen hatte.
8/10