Hab ich das mit James nicht im Nachwort geschrieben?
Ansonsten müsst Ihr ihn wirklich auf Englisch googlen, Deutsch erfährt man nur das Nötigste. Mich hat das Denkmal von Friday auf ihn gebracht.
James ist allerdings die einzige, reale Person im ganzen Buch, und er ist natürlich sehr stark verfremdet. Hätte ich gewöhnlich nicht getan, gerade bei Neuseeland mit seiner sehr kurzen Geschichte. Da muss man immer damit rechnen, dass noch Nachkommen der Leute leben und verständlicherweise wütend werden. Aus diesem Grund ist auch der Name des Mannes, der James dann zur Strecke brachte, verändert, sowie der Name seiner Farm. Die Umstände der Gefangennahme sind allerdings stark an die Wirklichkeit angelehnt. Und bei James hatte ich weniger Hemmungen, weil er nun wirklich im Dunkel der Geschichte verschwand, ohne nachweisbare Spuren zu hinterlassen.
Beiträge von Sarah
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Hi, Drehbuch, schön, dass Du da bist!
Wikipedia hat Recht mit den Borders - wobei es natürlich sehr auf die Familie ankommt. Wenn Mami nebenbei Schafe oder Rinder züchtet, eine Tochter reitet und den Hund mitlaufen lässt, mindestens zwei Kinder Fahrrad fahren und der Ehemann sich für Agility interessiert, ist der Border der ideale Familienhund. Cleo kam erst mit acht Jahren zu mir. Davor war sie der Schrecken einer Vorortsiedlung ...
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Mit den Frauenverstehern hast Du recht, Alice. Aber lass doch auch uns Romanautoren unsere Wunschvorstellungen!
Ansonsten denkt Gwyn gar nicht in Begriffen wie 'Ehebruch'. Dazu müsste sie den Vollzug der Ehe ja erst mal gedanklich mit der Ehe gleichsetzen, aber das tut sie nicht. Sie kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass ihre Eltern, ihre Schwestern und ihre Männer und die Barringtons von nebenan miteinander schlafen, erst recht nicht genüsslich. Natürlich weiß sie inzwischen, dass sie das tun müssen, um sich zu vermehren, aber eben daran denkt sie auch: Vermehrung, ein Erbe, Erfüllung ihrer Pflicht. Dass dies dann noch Spaß macht, ist ein netter Nebeneffekt, hindert sie aber nicht, es sofort aufzugeben, als die Pflicht erfüllt ist. Ich denke, Du bist sehr im 20. Jahrhundert verwurzelt, was auch gut ist, aber Gwyn denkt anders. Natürlich auch für ihr Jahrhundert unkonventionell, aber dafür ist sie eben eine Romanfigur. Kennst Du übrigens 'Jauche und Levkojen'? Da löst die Großmutter der Hauptfigur das gleiche Problem ähnlich, und zwischen den Zeilen ist erkennbar, dass dies wohl auch andere Frauen getan haben, die in speziellen Kurorten für 'Frauenleiden' Hilfe suchten ... Der Ehemann bringt das Thema nie zur Sprache. Gentlemen gehören wohl auch zu den Wunschvorstellungen von Romanautorinnen.
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Die Gerichtsverhandlung orientiert sich sehr an ihrem wirklichen Verlauf, besonders die Szenen mit Friday, die sehr genau überliefert sind. Geredet hat der echte James allerdings nicht so viel, er sprach wohl auch kaum Englisch, sondern verständigte sich auf Gälisch mit seinen Hunden und Schafen.
Und ansonsten, muss ich gestehen, geht es mir wie James: Ich finde Hunde wirklich netter als den Großteil der zweibeinigen Bevölkerung.
(Aber ich glaube, so geht es jedem, der gerade sein Haus umbaut. Man entwickelt unweigerlich Aggressionen gegen all die Handwerker und Co, die nicht auf Pfiff funktionieren.) -
Auf den Gedanken, Daphne könnte Gwyn in Fleur erkennen, bin ich ehrlich gesagt, keine Sekunde gekommen. Schließlich liegen zwanzig Jahre zwischen den Begegnungen, Daphne kannte Gwyn gerade mal drei Monate und sie war erst 13. Und danach sah sie tausende Gesichter - allerdings hauptsächlich Männer, ganz absurd ist die Idee also nicht. Zumal Daphne ein hervorragendes Gedächtnis hat. Aber wie gesagt - bei mir hat's nicht 'klick' gemacht.
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Lasst Euch überraschen, die Welt ist voller Bösewichter. Vielleicht tauchen in Band 2 ja noch ganz andere auf.
Bei Paul war das Problem, dass ich für ihn einfach keine mit den anderen Personen kompatible Zukunft gesehen habe. Das Verhältnis zu Gwyneira war im Grunde zerrüttet, erst Recht das zu Fleur. Aber Paul hätte nun Kiward Station geerbt - ob gleich oder nach einer gewissen Zeit im Gefängnis hätte man sehen müssen, aber letztendlich wäre er mit seinen ganzen verrückten Ideen Herr über die Farm geworden. Sprich endloser Kleinkrieg mit den Maoris, mit Gwyn ... das sind Geschichten, wie sie das Leben leider täglich schreibt, aber wer will denn das lesen?
Tonga sehe ich eigentlich nicht als Bösewicht. Er schießt ein bisschen übers Ziel hinaus mit seinem Maori-Aktionismus, aber im Grunde will er das Beste für sein Volk. Ich denke, er entwickelt sich auch noch. Gerade, in Band 3, hat er auf jeden Fall schon etwas Größe gezeigt. Und so richtig ist er da noch gar nicht in Fahrt gekommen, mal sehen, was das noch wird.
(Ihr seht, ich kann's auch kaum erwarten, dass es weiter geht, ich falle regelmäßig durch den Bildschirm.) -
Ihr sollt Euch keine Leseexemplare erschleichen, sondern meine Bücher kaufen! Sonst müssen meine Hunde hungern.
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Im Grunde stimme ich Dir voll zu, Tom, aber in Bezug auf die unverlangt eingesandten Manuskripte bist Du ein bisschen zu hart. Da rutscht nämlich durchaus mal eine verkäufliche Buchidee durch - was wieder auf all die hoffnungslosen Fälle mit den Aldi-PCs zurückzuführen sein durfte. Die Lektoren sind schlicht überlastet und schicken dann alles pauschal zurück. Es sei denn, der Möchtegernautor hat irgendwelche Beziehungen. Meine Rettung war ein erstklassiger Literaturagent, und hier würde ich mir für alle in Deutschland eine Änderung wünschen. In Ländern wie den USA und Spanien hat praktisch jeder Autor einen Agenten. Die Literaturagentur übernimmt die 'Vorauswahl', das heißt, sie vertritt nur Autoren, die ihr Handwerk entweder jetzt schon beherrschen oder sehr vielversprechend sind. Mit deren Exposés wendet sie sich dann gezielt an die richtigen Verlage - und handelt faire Preise aus. Auf jeden Fall haben die Lektoren dort Zeit, sich mit den eingesandten Manuskripten oder Buchideen auseinander zu setzen - und dem einzelnen Möchtegernautor vielleicht auch mal genauer zu erklären, warum er keine Chancen hat. Dann hört er vielleicht auf, die Verlage mit seinem Sermon zuzuwerfen. Oder auch nicht.
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Also einerseits soll die Handlung nicht vorhersehbar sein, aber andererseits die Gedankengänge nicht fehlinterpretierbar. Beides zusammen finde ich jetzt übertrieben.
Ich sehe das anders mit Helens Berufschancen: Eine Witwe und eine geschiedene Frau (Wer hätte sie überhaupt scheiden sollen? Klar, ein Richter in Christchurch. Aber da musste sie erst mal sein, und dann musste sie ihr Seelenleben vor einem wildfremden Mann ausbreiten - "Was wollen Sie denn, gute Frau? Wie es aussieht, sorgt Ihr Mann doch für Sie, er schlägt sie nicht übermäßig, er betrügt Sie nicht ... Dass er Ihnen kein Luxusleben bietet, können Sie ihm nicht vorwerfen ..." - alles völlig unmöglich für die prüde Helen.) waren damals zwei gänzlich verschiedene Schuhe. Einer Witwe griff man unter die Arme, sie wurde bedauert, aber einer Geschiedenen hing etwas von Halbwelt an.
Und was das Ausgebrannte angeht: Habt Ihr mal jahrelang Wasser aus einem Ziehbrunnen geholt? Den Ofen vor dem Heizen erst mal mit Holz auffüllen müssen, das dann nicht brannte, weil's feucht war? Bei Howards Arbeitsauffassung musste Helen es wahrscheinlich noch hacken ... Gemüse musste ausgebuddelt werden, Fleisch ausgenommen. Vor jedem Einkauf musste das Maultier gesattelt und über mehrere Meilen weit geritten werden. Das alles geht an die Substanz, da hat man irgendwann keine Energie mehr, sich mit einem Rundumschlag zu befreien, erst recht, wenn man auf die fünfzig zugeht und eben keine schnelle Verbesserung zu erwarten ist, sondern neue Demütigungen. Es ist schon sehr heroisch von Helen - aber sie braucht es wohl auch für ihr Selbstbewusstsein, um nicht gänzlich zu versinken - dass sie die Maorikinder unterrichtet. Aber es waren halt Maorikinder. Das wird ihr doch bei den Pakeha nicht als 'Berufserfahrung' angerechnet! Für mich war Helens Lage hoffnungslos, allenfalls hätte sie bei George unterkriechen können. Aber das hätte ihr Stolz nun erst recht nicht zugelassen. -
Auch zum Thema 'Konflikte lösen':
Wie man einen Konflikt angeht, hängt sehr von der Situation ab, und auch davon, in welcher Zeit eine Geschichte spielt. Heute wäre eine Lösung mit der Waffe zum Beispiel weniger wahrscheinlich gewesen als damals, man arrangiert sich eher, als sich gleich umzubringen. Und für moderne Frauen ist es verhältnismäßig einfach, sich von ihrem Mann zu trennen, im Notfall gibt's eben Sozialhilfe. Aber wo hätte denn Helen hin gesollt? Was hätte sie tun können, um Geld zu verdienen - eine Frau in mittlerem Alter ohne Berufserfahrung, dafür geschieden? Mal ganz abgesehen davon, wie ausgebrannt man - oder besser frau - ist, nachdem man zwanzig Jahre in einem Blockhaus gelebt, Wasser geschleppt, Kühe gemolken, Maultiere gezähmt hat usw..
Bei Gwyn liegt die Sache ähnlich, obwohl sie den materiellen Aspekt wahrscheinlich besser in den Griff bekommen hätte. Aber sie liebt Kiward Station, sie lebt für diese Farm. Das gibt sie nicht so ohne weiteres auf. Von heutiger Sicht ist die Passivität der beiden leicht zu verurteilen, aber vor hundert Jahren hatten Frauen keine große Wahl.
Freuen wir uns also über unsere schöne, neue Welt und schließen wir Alice Schwarzer täglich in unsere Gebete ein! :-))) -
Also nur um den Weg für James frei zu machen, hätte ich Lucas nicht sterben lassen müssen. Da hätte jahrelange Abwesenheit genügt, um ihn z. B. für tot erklären zu lassen. Aber es musste irgendwie passieren, Lucas war für die raue Welt in den Kolonien nicht geschaffen, er musste bei irgendeinem dummen Unfall umkommen. Insofern wäre er mal besser nach England geflohen, aber er hatte Schuldgefühle, wollte sich selbst bestrafen ... oder seinem Vater was beweisen ... All die seltsamen Beweggründe, die Männer nun mal umtreiben.
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Es spielt ja nicht nur im Krieg.
Und müssen musst Du natürlich gar nichts, die Bände sind ja immer soweit in sich geschlossen. Aber vielleicht möchtest Du dann ja doch wissen, wie's weiter geht. Lies doch erst mal Teil 2! -
Ach ja, die Bände ...
Nein, ursprünglich war nur ein Teil geplant, aber dann stellte sich heraus, dass die Story mehr hergibt. Danach haben wir dann gleich zwei Bände geplant.
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Stimmt, um die Signatur muss ich mich nachher gleich kümmern.
In Band 2 geht es um das Kind von Marama, sowie die Tochter von Fleurette. Im dritten dann um die Kinder dieser beiden. Das spielt größtenteils zur Zeit des Ersten Weltkriegs und gerade bin ich mittendrin. Ich lese massenweise Kriegsberichte und fühle mich schon von allen Seiten beschossen.
Was die Planung angeht, so steht natürlich das Große Ganze, muss ja auch, man verkauft schließlich nicht den Roman, sondern das Exposé, und da will der Verlag schon wissen, was anschließend drinsteht. Aber in Einzelheiten entscheide ich viel spontan oder lasse die Handlung einfach fließen. Was meinem Helden im Weltkrieg I passierte, wusste ich vorher zum Beispiel gar nicht - oder hättet Ihr eine Ahnung gehabt, wo sie die Neuseeländer einsetzten? Zum Glück gibt es aber minutiöse Aufzeichnungen zu den einzelnen Schlachten im Internet, auch Zeitzeugenberichte. Die habe ich jetzt erst mal ausgewertet und zu einem längeren Text 'Die Schlacht um Gallipoli' zusammengefasst. Jetzt brauche ich nur noch meinen Jack und meinen Roly in diesem Szenario auszusetzen, und dann schlagen die sich schon durch. In diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes.
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Du hast nicht so ganz unrecht mit dem 'rettenden Engel', Büchersally.
Aber auch das hat sich irgendwie automatisch entwickelt. George ist ein Außenstehender, noch dazu einer mit Geld und Interesse an allgemeiner Harmonie - wenn sich alle zanken, macht er schlechtere Geschäfte, er will ja keinen übervorteilen, sondern möglichst gleichmäßig hochwertige Wolle kaufen. Emotional ist er, abgesehen von der alten Geschichten mit Helen, mit keinem verbandelt, er sieht also alle Probleme sehr viel klarer als die anderen Figuren. Das gibt ihm die Möglichkeit, logisch und ausgleichend zu handeln. Dazu ist er ein bisschen neugierig und zieht gern Fäden - das wird noch deutlicher, wenn er in den nächsten Bänden älter wird. George ist jetzt noch jung, aber charakterlich ganz der 'Patriarchen-Typ'. Und auch die machen manchmal etwas richtig. -
Ich denke, man kann kein Buch schreiben, ohne ein bisschen zu konstruieren. Natürlich hätte es sein können, dass Gwyn in Christchurch landet und Helen in Dunedin, und die beiden hätten sich nie wiedergesehen. Dann wär's bloß kein Roman geworden. Ich denke bei der Beurteilung von Romanen eher an 'Hätte das so oder so passieren können?' Wobei verschiedene Faktoren zu beachten sind, also z. B. die Frage, ob es die damaligen Verhältnisse erlaubt hätten, ob keine Anachronismen bemüht werden und auch ob es psychologisch nicht zu unglaubhaft wird. In Bezug auf Letzteres wundert mich oft, was Romanfiguren - oder Filmfiguren! - alles so wegstecken. In Wirklichkeit müssten die alle zum Psychologen.
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Mir passiert das meistens so beim Schreiben, dass die Figuren plötzlich wieder auftauchen. Für die Nebenfiguren habe ich in der Regel keinen Plan, die machen letztlich, was sie wollen, und sieheda: Plötzlich ist Daphne in Westport und hat auch noch die Zwillinge aufgegriffen.
Daphne würde allerdings nie auf die Idee kommen, einen Knaben wie David zu erhören. Die hat ganz andere Pläne ... aber das kommt ja noch.
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Stimmt, auf der Nordinsel schlugen die Maoris sich auch unter sich. Heute führen sie es darauf zurück, dass sie sich so leicht von den Pakeha unterjochen ließen, necken sich aber immer noch mit ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Stämmen.
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Ich kenne das 'Piano', es hat starke Bilder, aber vom Inhalt her war es für mich 'düster' und manchmal kaum zu ertragen. Großartig beeinflusst hat es mich nicht, ich habe da ja meine eigenen Bilder.
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Was die Maoris angeht, gibt es wohl unterschiedliche Sichtweisen, je nach Zeitabstand und auch nach Gegend. Auf der Südinsel ist das Zusammenleben mit den Weißen wohl immer sehr harmonisch gewesen. Eine Maori und Völkerkundlerin, die ich zu ihren Sitten und Gebräuchen ausführlich befragen durfte, meinte, sie hätten die Weißen und ihre Kultur praktisch mit offenen Armen empfangen, weil sich dadurch viel für sie besserte. Sie assimilierten sich auch sehr schnell, hörten z. B. auf, sich zu tätowieren und kleideten sich westlich (was auch wärmer war, ein grundlegender Maori-Charakterzug scheint Pragmatik zu sein). Auf der Nordinsel gab es erheblich mehr Reibereien, auch ein paar ernsthafte Kämpfe. Dort gab und gibt es inzwischen auch Bestrebungen, die Maori-Kultur deutlich wiederzubeleben. Die Maori fühlen sich untergebuttert und sind zornig. Ob das aber von vorne herein so war, oder erst aus moderner Sicht, da sie sehen, was aus ihrem Land unter weißer Herrschaft geworden ist, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist, dass sich auch die weißen Siedler sehr viel zivilisierter verhielten als in anderen Kolonien. Die Maori hatten z. B. schon seit 1867 Sitze im Parlament.