Zum Inhalt:
Rhiann und Eremon - erst einte sie nur ihr Freiheitskampf gegen die Römer, doch längst haben die keltische Prinzessin und der irische Krieger ihre tiefe Liebe zueinander entdeckt. Jetzt aber steht es mit der Unabhängigkeit Albas nicht zum Besten, der römische Oberbefehlshaber Agricola greift hart durch.
Während Eremon unermüdlich versucht, neue Allianzen zwischen den keltischen Stämmen zu schmieden, hofft Rhiann auf Unterstützung für ihr Land durch die druidischen Priesterinnen. Nur um immer wieder an Verrat, Intrigen und Habgier zu scheitern. Doch es gibt auch Hoffnung: Rhiann ist schwanger - und eine Prophezeiung besagt, dass dereinst aus ihrem Geschlecht jener Herrscher stammen wird, der Schottland in die Freiheit führt ...
Meine Meinung:
'Das Keltische Amulett' ist der zweite Band der Dalriada-Saga. Starke Männer und noch stärkere Frauen, Magie, Mystik und Glaube, Liebe und Vertrauen, Haß, Zerstörung und Tod, sind die Zutaten, mit denen der Autorin, Jules Watson, eine hinreißende Erzählung gelungen ist.
Ich war sehr gespannt, ob der Folgeband die hohen Erwartungen, die ich nach dem Lesen von 'Tartan und Schwert' hatte, erfüllen konnte. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der zweite Band steht ganz im Zeichen der kommenden Auseinandersetzung mit den Römern. Verzweifelt versucht der irische Prinz, die keltischen Stämme für ein Bündnis zu gewinnen und zu vereinen. Hin- und hergerissen zwischen Ihrer Liebe zu Eremon, und Ihren tief verwurzelten Schuldgefühlen gegenüber ihren Pristerinnenschwestern ersinnnt auch Rhiann einen Plan, um ihn dabei zu unterstützen, und bringt sich damit in Lebensgefahr.
Der Erzählfokus wechselt in angenehmer Weise von Freund zu Feind und umgekehrt. Die Autorin nimmt sich dabei viel Zeit, Landschaft, Kleidung, Lebensweise, Handlung und Charaktere zu beschreiben und auf so unnachahmliche Weise entstehen zu lassen, daß ich während der Lektüre alles um mich herum vergaß.
Eremon ist nicht nur der strahlende Held. Mit den Römern kennt er keine Gnade und im Kampf gegen äußere und innere Feinde ist er trickreich, schlau und vorausschauend. Das beweist er gleich zu Beginn, als er von einem ersten Gefecht mit den Römern nach Hause zurückkehrt, um dort eine böse Überraschung zu erleben. Wie er mit dieser Situation umgeht, hat nicht nur seine Gegner überrumpelt, ich selbst war etwas perplex und wäre nie auf so einen unorthodoxen `Schachzug` gekommen.
Rhiann wächst an Ihren Aufgaben, und beweist ein mal mehr, dass Sie nicht nur sehr attraktiv ist, sondern sich auch als Hebamme, Heilerin und Fürsprecherin versteht. Sie war mir ja schon in 'Tartan und Schwert' sehr sympathisch, aber nun hab ich mich unwiderruflich in Sie verguckt
Auch die anderen Figuren, sein Ziehbruder Conaire, Rhianns Halbschwester Caitlin, der finstere Druidenprister, Gnaeus Iulius Agricola, der Statthalter Britanniens, um nur einige zu nennen, sind der Autorin sehr gut gelungen. Die Zelebrierung der keltischen Bräuche und Feste, das Zubereiten von Speisen, Kräutern und Heilmitteln, all diese Dinge ergänzen die Rahmenhandlung in idealer Weise und haben für mich das Buch zu einem echten Lesegenuss gemacht.
Der erzählerische Höhepunkt des Buches war sicherlich die Entscheidungsschlacht (83 oder 84 n.Chr.) mit den römischen Legionen, und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Die waren stellenweise so brutal und bewegend, dass ich ein paar mal unterbrechen musste, um tief durch zu atmen. Was mich aber an diesem Buch so elektrisiert hat, war dass, was sich zwischen Rhiann und Eremon abspielt. Feinfühlig und wundervoll erzählt Jules Watson, wie sich der irische Prinz zunächst mit der 'Zwangsheirat' arrangiert, um dann im Laufe von Wochen und Monaten tiefere Gefühle als Achtung und Freundschaft für Rhiann zu empfinden. 'Jules Watson' lotet dabei die ganze Bandbreite an Gefühlen aus, die zwischen zwei Menschen möglich sind. Unsterbliche Liebe, und das ist wirklich wortwörtlich! zu nehmen, trifft es zwar, klingt aber nur wie eine hohle Phrase. In Worten kann ich das nicht so recht ausdrücken. Die Wirkung war halt die, dass mir das Ganze seit Tagen im Kopf herumspukt, und ich hoffe nur, dass es irgendwann einmal wieder nachlässt.
Woran erkennt man für sich selbst, dass es ein gutes, ja fast herausragendes Buch war? Welche Attribute muss oder sollte es erfüllen ? Atemlos spannend, fesselnd, romantisch, bewegend, traurig, vielschichtige Charaktere ...
Allen Punkten stimme ich zu, doch es gibt da noch etwas, ein rein körperliches Anzeichen, dass sich da bei mir einstellt.
Vergleichbar etwa mit dem Gefühl vor einer Prüfung oder Klassenarbeit in der Schule. Ich hatte da immer so ein Druck in der Magengegend, als würde mir jemand mit einer Faust fast die Luft abdrücken, eine fiebrige Spannung in Erwartung dessen, was da wohl abgefragt werden würde und ob ich mich ausreichend auf den Stoff vorbereitet hatte. Nach dem Beantworten der ersten Fragen milderte sich dieser Druck etwas und machte einer konzentrierten aber ruhigen Spannung Platz, um sich dann am Ende in ein Glücksgefühl ob der geschafften Prüfung zu verwandeln. Und genau so erging es mir während der Lektüre.
Wie gesagt, ein sehr gefühlvolles, spirituelles Buch. Die Charaktere wurden so dabei so natürlich, echt, glaubwürdig und oft überraschend ausgearbeitet, wie ich das in dieser Form noch nicht gelesen habe. Und mit einer Rhiann, die mich am Ende nur noch in ungläubiges Staunen versetzte und für dessen Stärke ich Ihr tiefe Bewunderung zollen musste.
Das Ende war hammerhart, und obwohl ich mir das noch etwas ausführlicher gewünscht hätte, zugleich auch wunderschön.
Mein Lesehighlight des Jahres 2007.
Verlag: Blanvalet
ISBN: 3442361303
Seiten: 766
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: 12,-- EUR
ET: 10.2005