Tatsächlich gehöre ich zu der Fraktion, die vorab einiges an Planung erstellt. Gerade bei Fantasy ist für mich ein gutes "Informationsmanagement" sehr wichtig, damit etwas so komplexes wie eine ganze Welt vernünftig und passend in die Geschichte eingebaut werden kann und es nicht zum gefürchteten "Info-Dump" kommt. Zudem mag ich es, wenn die Leserin eine Möglichkeit hat, zukünftige Geschehnisse vorher zu ahnen; dafür muss man natürlich Hinweise einbauen.
Komplexe Szenen, wie die in Teremi, stelle ich für mich schon mal in einem Diagramm dar. Dort sind Handlungsverläufe eingezeichnet, beteiligte Personen, Ereignisse außerhalb der Perspektiven und so weiter. Anhand dieser Diagramme setze ich dann die Schnittpunkte und bestimme die Länge der Abschnitte. Da bei den Troll-Büchern ein Kapitel immer aus der Perspektive einer Person geschildert ist, muss man da schon planen, damit man dem Leser alle wichtigen Informationen vermitteln kann. Ein kurzer Schwenk zum Antagonisten ist eben nur möglich, wenn sich dort ein Perspektivträger befindet. Diese Diagramme mache ich allerdings nur an solchen Knotenpunkten der Geschichte. Für das Ende des Buches hatte ich zum Beispiel auch eins erstellt.
Ansonsten steht die Geschichte, bevor ich das erste Wort schreibe. Allerdings nur in einem Gerüst, sozusagen ist es ein Skelett, an das ich während des Schreibens das Fleisch packe. Beim Schreiben ändert sich noch einiges, weil man natürlich neue (hoffentlich gute) Ideen hat, sich neue Wege zeigen oder Figuren ein gewisses Eigenleben entwickeln. Das ist schwer zu beschreiben; den eigentlichen Schreibprozess kann ich nur schwer in Worte fassen. Das ist wohl wie bei vielen kreativen Tätigkeiten.
Reines Bauchschreiben wäre wohl nichts für mich. Dabei würde ich zu viele Details übersehen und vermutlich auch keine stringente Geschichte erzählen können.
Der zweite Band war eine besondere Herausforderung, weil ganz klar war, das man ihn auch ohne Vorwissen lesen können muss. Also musste ich einerseits die Vorgeschichte erklären, andererseits aber nicht so ausführlich, dass Leserinnen des ersten Bandes gelangweilt werden. Zudem wollte ich Kennern der Materie ein wenig Mehrwert bieten, sprich Anspielungen auf "Die Trolle" und ähnliches, und das hat einiges an Planung gekostet. Ich habe mir extra Testleser gesucht, die den Vorgänger nicht kannten und deren Aufgabe es nur war, genau auf diese Dinge zu achten.
Da beim Schreiben von "Die Trolle" kein zweiter Band im Hinterkopf war, habe ich aber in dieser Hinsicht nichts angelegt. Die Planung für "Die Schlacht der Trolle" kam erst später. Aber man sammelt während des Schreibens so viel Material, das man in dem Buch nicht verwenden kann, dass es mir nicht schwer fiel, den Nachfolger zu planen.
Lieben Gruß,
Christoph