Beiträge von Uta

    Hallo Grisel,
    hattest Du "Word of Honor" bisher noch gar nicht gelesen? Irgendwann hatten wir uns doch darüber schon mal unterhalten. :gruebel Wahrscheinlich dann darüber, dass Du vorhattest, es zu lesen.


    "Das Ehrenwort/Word of Honor" habe ich einmal vor vielen Jahren auf Deutsch und später noch mal auf Englisch gelesen, ich kenne inzwischen viele Bücher von Nelson DeMille. Auch meiner Meinung nach ist "Word of Honor" sein Bestes. Die zweite Lektüre des Buches ist zwar auch schon zu lange her, um mich an viele Details zu erinnern, aber das Grundgerüst und der Eindruck sind mir noch präsent und ich schließe mich so Deiner Einschätzung an. Die Puzzleteile fügen sich im Laufe der Handlung erst allmählich zu dem Bild zusammen, was 20 Jahre früher in und durch Ben Tysons Einheit in Vietnam tatsächlich geschehen ist. Der Autor erzählt spannend aber nicht reißerisch, mit Blick auf moralische Fragen und Verantwortung im Krieg und daher immer noch und immer wieder aktuell.

    Pietro Brnwa wächst bei seinen Großeltern in New Jersey auf, als er 14 ist werden diese in ihrem Haus ermordet. Nachdem Pietro herausgefunden hat, wer die Mörder seiner Großeltern sind und diese aus Rache getötet hat, wird er vom Vater seines besten Freundes, eines Anwalts der Mafia, als Auftragskiller rekrutiert.


    Peter Brown arbeitet als Arzt im Praktikum im Krankenhaus Manhattan Catholic, er ist dafür zwar ein paar Jahre älter als üblich, aber durchaus talentiert für diesen Beruf und außerdem im Zeugenschutzprogramm WITSEC. Der Tag geht schon nicht gut los, morgens um fünf auf dem Weg zur Arbeit wird er überfallen. Da es nicht weit zum Krankenhaus ist, legt Peter den bewusstlosen, verletzten Räuber dann in der Nähe der Notaufnahme ab. Wegen seiner Arbeitszeiten chronisch übermüdet, schmeißt er bei Dienstbeginn ein paar Aufputschmittel ein, da er deswegen zu aufgedreht ist noch ein Beruhigungsmittel hinterher und beginnt seine erste Patientenvisite.


    Nicholas LoBrutto erkennt Pietro "Bearclaw" Brnwa sofort. LoBrutto, Spitzname "Squillante", ist ein neuer Patient und er denkt, dass Bearclaw Brnwa in Verkleidung eines Arztes gekommen ist, um ihn zu töten. Peter Brown ist nicht begeistert, dass jemand aus seinem alten Leben ihn erkannt hat, er zögert aber, Squillante zu töten, während dieser sein Patient ist. Hinterher ist man immer schlauer, während Peter kurz das Krankenzimmer verlassen hat, hängt Squillante schon am Telefon. Der Deal ist, falls er kurzfristig stirbt, wird sein Kontaktmann die Information über seinen neuen Namen und wo Brnwa sich jetzt aufhält an einige Leute, die mit ihm noch eine Rechnung offen haben, weitergeben. Squillante hat Krebs, die Chancen stehen sowieso nur 50/50, dass er noch einige Monate zu leben hat, falls er die anstehende Operation überlebt. Peter ist also ziemlich motiviert seinen hippokratischen Eid umzusetzen. In der gebundenen amerikanischen Originalausgabe gibt es zwischen den Absätzen eine scherenschnittartige Vignette von einem niedlichen kleinen Kerl mit Kutte und Sense. "Beat the Reaper" bedeutet "Schlag den Sensenmann", und das ist es, was Peter im Laufe seiner nächsten Schicht versucht.


    Die Handlung besteht parallel aus einem irren Tag im Krankenhaus und Rückblenden wie es dazu kam, dass Pietro zum Auftragkiller wurde und als Peter im Zeugenschutzprogramm gelandet ist. Trotz des hippokratischen Eides wächst aber die Zahl der Toten im Krankenhaus. Die Geschichte ist rasant, komisch, brutal, vulgär, habe ich schon erwähnt irre komisch, manchmal alles in einem Absatz, erzählt von Pietro Peter Brown selber mit sehr viel Zynismus und schwarzem Humor. Auf vielen Seiten gibt es Fußnoten, Erläuterungen zu medizinischen Begriffen und Situationen, ein paar Bemerkungen zu "Meet the Reaper" durch die häufigsten Todesursachen in den USA, außerdem Kommentare zu seiner eigenen Erzählung. Den Plot kann man natürlich nicht wirklich ernst nehmen, er hat den Grat zur Satire schon überschritten, ist aber irre unterhaltsam.


    Josh Bazell hat englische Literatur und Medizin studiert und "Beat the Reaper" während seiner Zeit als Arzt im Praktikum geschrieben. Man merkt dem Buch den medizinischen Hintergrund des Autors an, im Nachwort erwähnt Josh Bazell aber vorsichtshalber, dass die Zustände im fiktionalen Krankenhaus Manhattan Catholic ebenso Fiktion sind. Als Bettlektüre während eines Krankenhausaufenthaltes ist das Buch keinesfalls zu empfehlen. :grin



    Zehn Punkte




    (Bisher gibt es nur die amerikanische Originalversion. Ich gehe aber stark davon aus, dass es auch eine deutsche Übersetzung geben wird.)


    Edit: Jetzt ist sie ja da! Deutschen Titel im Threadtitel hinzugefügt.



    (Ich habe die deutsche ISBN in deinen Eröffnungsbeitrag eingefügt, damit auch die deutsche Version im Verzeichnis auftaucht! LG, milla)



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    Ich schaue mir jeden Monat die ARTE/Krimiwelt Bestenliste an, ob was interessantes Neues dabei ist.


    "Kap der Finsternis" war mir da aufgefallen, die OV "Mixed Blood" hatte ich mir schon auf die Merkliste gesetzt, ich glaube, da wird auch eine Bestellung draus. :wow Obwohl ich vorige Woche bei neuen Krimis schon heftig zugeschlagen hatte. :rolleyes

    Ich war schon immer ein bisschen verknallt in


    Francis Crawford of Lymond aus den "Lymond Chronicles" von Dorothy Dunnett und


    Hanson aus "Sympathy for the Devil" und "Night Dogs" von Kent Anderson.


    Allerdings lasse ich die beiden lieber da wo sie sind, denn "rausgelesen" wären das keine Traummänner, Hanson leidet an PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) aus dem Vietnam Krieg und Lymond ist zwar göttlich, aber auch sehr anstrengend. :grin

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    Manchmal machst Du mir zwar ein bißchen Angst, aber das ist OK. :grin
    Wenn ich irgendwann mal kapituliere und kaufe und schaue, verstehe ich vielleicht, was es mit dieser so grenzenlosen Begeisterung Deinerseits auf sich hat. :knuddel1


    Okay, THE WIRE spielt nicht im Mittelalter. Deshalb habe ich ja soviel Geduld mit Dir. :grin


    Was hast Du schon zu verlieren? Außer ein paar € und 60 Stunden Lebenszeit. :lache Bei mir sind es schon 120+. Es ist wie mit einem Lieblingsbuch, irgendwo aufgeschlagen, findet man immer was gutes. Bei THE WIRE kann ich inzwischen irgendeine beliebige Episode anwählen, es gibt soviele geniale Szenen und Dialoge ... und dann bleibe ich hängen und schaue schon wieder die ganze Staffel.


    Prison Break gefiel Dir doch auch, und THE WIRE ist um Klassen besser!


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    Na toll, damit nimmst Du Dich aus dem Spiel und wälzt die ganze Verantwortung auf mich ab! :fetch


    Wegen der U-Variabel kann Delphin sich dann aber nicht mehr mit so einem alten staubigen Fluch rausreden. :grin

    Hallo Bodo,


    mir ist schon öfter aufgefallen, dass wir einen ähnlichen, Noir-angehauchten Krimi-Geschmack haben. :wave Und Charlie Huston.


    Ich bin ja unermüdlich in Sachen Werbung für The Wire unterwegs :grin, das könnte auch nach Deinem Geschmack sein, ist allerdings (bis jetzt) nur in OV auf DVD zu kaufen, schau Dir mal die Links zu Charlie Brooker an. :-]

    "Rain Fall", die OV von "Tokio Killer", habe ich zwei mal halb gelesen. Allerdings nicht die erste und dann die zweite Hälfte, sondern zweimal die erste. :rolleyes


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    Das Hauptproblem bei diesem Buch war für mich als erstes John Rain selber: Einerseits ein gewissenloser Killer, auf der anderen Seite ein von Schuldgefühlen geplagter Melancholiker, dem seine Vietnam-Erinnerungen immer noch nachhängen und die mit einer echt traurigen Geschichte zusammenhängen.


    Das Grundgerüst hörte sich nach meinem Thriller-Geschmack an, eben die Kombination aus dem coolen Auftragskiller, der psychischen Ballast aus seiner Vergangenheit mit sich herumschleppt, dazu noch Vietnam-Veteran. Ich wollte das Buch mögen, allerdings bin ich ungefähr bis hierhin gekommen:


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    Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt der Zufall, er bringt die Sache erst so richtig ins Rollen: Rain stolpert zufällig über die Tochter seines letzten Opfers, die als Jazzpianistin in einem Club spielt, zufällig ein Club in welchen Rain immer hereinkommt, da er mit der Besitzerin befreundet ist - würde er Klassik bevorzugen...naja..


    Diese Konstellation hat mich auch ziemlich genervt, kurze Zeit später muss er sich mit der Tochter seines letzten Opfers und inzwischen seinem Love-Interest in einem (Stunden?)Hotel verstecken, um sie vor den (wirklich) Bösen zu beschützen, er ist zwar Auftragskiller, aber ja nicht wirklich böse :pille, etwa zu dem Zeitpunkt war dann mein Interesse an dem Buch weggeplätschert. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das Buch bewusst abgebrochen hätte, die Lesepause hat sich eben ausgedehnt.


    Wie gesagt, eigentlich wollte ich das Buch, den Charakter John Rain mögen. Nach mehr als einem Jahr habe ich nochmal einen Versuch gestartet, ich bin aber wieder nicht bis zum Ende gekommen. :rolleyes

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    Original von Delphin
    Ich weiss gar nicht, ob ich das Buch guten Gewissens empfehlen kann. Ich hab es innerhalb von zwei Tagen verschlungen und die Bücher von Andrew Sean Greer haben ja immer irgendwelche überraschenden Wendungen. Es ist eine eher ungewöhnliche Liebesgeschichte. Fand ich.


    Ich würde 4 von 5 Amazon-Sternen geben.


    Ich muss zugeben, ich bin jetzt etwas verwirrt. Du weißt nicht, ob Du das Buch guten Gewissens empfehlen kannst, oder ob Du mir das Buch guten Gewissens empfehlen kannst? :gruebel Wir sind nicht mit einem Fluch beladen, allerdings wollte ich Max Tivoli wegen des Verjüngen-Plots ja nicht lesen. Daher kann ich mit "typisch Greer" auch nicht wirklich was anfangen. Aber das Cover der gebundenen Ausgabe finde ich immer noch sehr schön. :-]



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    Ist ja nicht so, als fühlte ich mich nicht massiv bedroht von dieser Serie. :-]
    Aber, ich kann mich ja darauf verlassen, daß Du mich in schöner Regelmäßigkeit an "The wire" erinnern wirst. :grin


    Genau, das habe ich mir zur Lebensaufgabe gemacht, und irgendwann kriege ich dich noch. :lache




    Charlie Brooker ist Kolumnist der englischen Zeitung The Guardian und moderiert die Sendung Screenwipe auf BBC4, daraus der Clip Charlie Brooker on THE WIRE.


    Ich schließe mich Charlie an: Oh, just watch it ...


    OK, OK. So I'm banging on about The Wire again, like some kind of unofficial spokesman.
    The Wire is - and I keep saying this because it's TRUE - the best TV show of the last 20 years. If you get into it, I can guarantee you'll look at TV in a whole new light, marvelling at the heights it's capable of achieving, and shaking your head with fresh horror at the lows it generally opts for.


    On the face of it, it's a show about police and drug dealers in contemporary Baltimore - but that's a woefully simplistic description. Stick with it, and by the time you get to season four you'll realise that when co-creator David Simon describes it as a "treatise on the death of America", it's not empty hyperbole. By some margin, this is the most ambitious, complex drama serial ever created.


    But before you scuttle off, let me offer some advice.


    1. Be patient. The Wire is often referred to as "the televisual equivalent of a novel", partly because that sounds flouncy and impressive, but mainly because it's structured like one. Think of each episode as a chapter in a book. It's important to bear this in mind because years of TV watching will have conditioned you into expecting a neat, processed conclusion at the end of any given programme. This first instalment is merely putting characters and themes in place for the rest of the season. The show is a textbook "slow burner" - don't expect to have your world altered by a single chapter.


    2. Concentrate, without breaking a sweat. The Wire is more realistic than any other "cop show" you've ever seen. It was created by a former crime reporter and a former homicide detective, so it knows its subject matter inside out. Consequently, the police and the dealers regularly use insider slang without explaining what they mean. Stir unusual Baltimore accents into the mix and you might not understand everything they're saying. No matter. You'll pick it up. Before long, you'll be an expert.


    3. Prepare to obsess. No other show on TV has such an impressive range of intricate characters. Give them a chance and they grow on you like moss. I know heterosexual men who are deeply in love with Stringer Bell. Once you "get into" the show, it's impossible to get out, and at the end of each season you'll be jonesing, junkie-style, for your next fix. So get ready to bore your friends by droning on and about its brilliance. Like I'm doing here. Anyway, just watch the bloody thing, will you?


    :grin




    Eine Doku des englischen Senders FX, auf dem die Serie dort ausgestrahlt wurde, über THE WIRE, mit Charlie Brooker und u.a. Fan Nick Hornby, vor Ort in Baltimore und mit Interviews mit einigen der Schauspieler:


    Tapping the Wire Part 1


    Tapping the Wire Part 2


    Tapping the Wire Part 3




    Bei YouTube gibt es jede Menge gute Szenen aus THE WIRE, leider ist da aber auch die Spoilergefahr ziemlich groß. Nachfolgend einige spoilerfreie Szenen, Weisheiten zu Macht und Markwirtschaft. :grin Aber nicht nach rechts auf das Angebot weiterer Clips schielen, SPOILER!


    The King stays the King


    Mr. Nugget


    Stringer Bell learns the basics of Macroeconomics


    Stringer's 'Product' Meeting


    Richtig wertschätzen kann man die Szenen wahrscheinlich erst, wenn man die Serie richtig sieht.


    Diese Verhörszene wurde von einem YouTube-Nutzer mit einem Laughtrack aus "Eine schrecklich nette Familie" unterlegt und funktioniert. THE WIRE hat einen ernsthaften Ansatz, aber der Laughtrack unterstreicht, wieviel unterschwelligen Witz und Komik die ganze Serie hat.
    Der weiße Typ mit dem Kugelschreiber ist Soziologe und möchte das Sozialverhalten von schwarzen Jugendlichen untersuchen, in welchem Alter müsste man spätestens ansetzen, um einen Weg in Kriminalität und Gewalt zu vermeiden. Polizist Bunny Colvin hatte ihm vorher gesagt, dass 18 zu alt ist, aber die Erfahrung musste der Wissenschaftler empirisch selber machen. *g* In der vierten Staffel begleitet der Zuschauer dann vier 13jährige Jungs im letzten Jahr vor der Highschool. Die meisten Serien, die aus mehreren Staffeln bestehen, werden von Staffel zu Staffel schwächer, wiederholen sich, stagnieren, nicht so THE WIRE. THE WIRE ist eine der wenigen Serien, die sich von Staffel zu Staffel sogar steigert, für mich ist Staffel 4 die beste Staffel einer genialen Serie.




    Ein Interview von Nick Hornby mit David Simon.




    Die Zeitung Observer fragte Is this the best TV Series ever made? und bekam die Antworten von sechs Krimi-Schriftstellern, darunter Irvine Welsh (Trainspotting) und Michael Connelly (Harry Bosch Reihe). Am interessantesten finde ich die Antworten von John Harvey, und John Williams:


    ... here was a TV show, a product of the most commercial industry you can imagine, and it was taking bigger risks than anything I'd lately encountered in the world of fiction, especially anything in crime fiction.


    Some time in the 1980s it struck me that mainstream contemporary fiction was doing a woeful job of reflecting what was going on in our modern-day cities. Meanwhile, in the world of crime fiction, writers like Elmore Leonard, James Lee Burke, Sara Paretsky and the late, great George V Higgins were turning out books that married social realism to energetic storytelling.


    But as I went on reviewing crime fiction in the Noughties, I felt an increasing sense of disappointment at the prevailing lack of ambition to do anything more than entertain. Everything people always used to say about crime fiction - isn't it just a formula? - seemed to be true. There was a plague of serial killers, pathologists and profilers, cops with bad marriages and drink problems. Lumbering plots with saccharine endings. I couldn't deny it any longer: the world of crime fiction had ceased to interest me.


    Then I watched The Wire. And there was everything I'd liked in the work of Higgins or Leonard or Pelecanos: the inventive dialogue, the characters etched in shades of grey, the prevailing mood of moral ambiguity and profound cynicism as to the motives and efficacy of the forces of law and order. There, in particular, was the sustained attack on the war on drugs - a war that makes the Iraq adventure look well thought out - that neither our newspapers nor our novelists (with the shining exception of Richard Price) seemed able to make. There, in a nutshell, was the revival of American social realism: the Steinbeck/Hammett/Algren tradition that seemed to have been lost in a welter of postmodernism, post-colonialism and pure unadulterated schlock.


    So I watched The Wire, and watched it some more, and nodded my head in respect as it widened its brief to take on education and politics, becoming positively Zola-esque in its detailing of the ways in which the rich and the powerful fail and exploit and madden the poor and the powerless and - in Baltimore at least - the black.


    My one consolation, I suppose, in finding a TV series that is so much better than contemporary crime fiction is that much of the series is actually down to writers - not screenplay writers but book writers. Its progenitor, David Simon, made his name with a wonderful non-fiction account of policing in Baltimore called Homicide. And the show's regular writers include the aforementioned George Pelecanos and Richard Price, as well as Dennis Lehane.
    ...




    Auf der Guardian Website gibt es einen Blog zu THE WIRE mit vielen interessanten Seiten, dadurch fühle ich mich als THE WIRE Fan wenigstens nicht ganz so einsam. :grin Während THE WIRE im englischen Fernsehen lief, wurden die Folgen gemeinsam kommentiert, es gibt persönliche Top 5 Momente und Top 5 Listen, ein Special warum wir Bunk Moreland lieben ...


    Daher weiß ich, dass es nicht nur mir so geht, dass THE WIRE mich für weniger gute Geschichten und Umsetzung verdorben hat. Ich lese und schaue gerne Krimis (den Serienkiller-Plot kann ich allerdings schon lange nicht mehr sehen), THE WIRE hat die Meßlatte aber so hoch gelegt, dass es immer schwieriger wird, Bücher, Filme und Serien zu finden, die genauso begeistern können.

    "Tequila-Effekt" und "Hurensöhne" hatte ich zusammen gekauft und auch direkt hintereinandergelesen, die Bücher sind mit etwa 190 Seiten auch nicht sehr lang, und danach habe ich mir dann sofort noch "Wüstenstaub" bestellt. :grin Kommentar folgt hier, wenn ich es gelesen habe.

    Ein gut gelungenes Fazit zum Buch, dem ich mich vollkommen anschließen kann. "Volk’s Game" habe ich voriges Jahr gelesen, ein Thriller ganz nach meinem Geschmack, düster, ein bisschen Pulp, Volk, ein "Antiheld" in einer kalten, düsteren Welt.


    Die Handlung ist streckenweise recht brutal; was ich allerdings bei mir selber bedenklich fand, die ganzen Toten haben mir nix ausgemacht, aber der Gedanke, dass Originale von einem Genie wie Leonardo da Vinci aus reinem Vandalismus zerstört werden, das tat mir weh. :wow :rolleyes

    Der Tequila-Effekt


    Ein "Gringo", ein Amerikaner, wurde in Mexico City ermordet, Polizist Carlos Hernández wird beauftragt den Mord zu untersuchen. Es gibt diverse Verdächtige, u.a. die junge und nun wohlhabende Witwe und ehemalige Mitarbeiter, die sich gerade aus dem Staub machen wollen. Die Spur führt ins Pornomilieu und zu Snuff-Movies.


    Hurensöhne


    Die Tante des Parlamentsabgeordneten Organza wurde mit einer Axt erschlagen, wenig später wird auch der Abgeordnete selbst ermordet, zwei weibliche Verwandte stehen entweder unter Mordverdacht oder sind in Lebensgefahr, das ist noch nicht so ganz klar. Über die ermordete Tante gibt es eine Verbindung nach Ciudad Juárez.



    Der Autor


    Rolo Diez, 1940 in Argentinien geboren, hat Jura, Psychologie und Filmwesen studiert und nach dem Studium beim Film gearbeitet. Von 1968 bis 1977 war er Mitglied einer Widerstandsgruppe gegen die Militär-Diktatur und das autoritäre Regime. Wegen seiner Aktivitäten wurde er festgenommen, gefoltert und zum Tode verurteilt. 1977 konnte er ausreisen und war in mehreren Ländern im Exil. Seit 1980 lebt er in Mexiko, wo er als Drehbuchautor und Journalist arbeitet. Er hat mehrere Romane verfasst und 1985 von der "Semana Negra" in Gijon den "Premio Hammett" für den besten spanischen Kriminalroman erhalten. Rolo Diez' Werke werden in mehreren Ländern veröffentlicht, waren jedoch lange Zeit in seinem eigenen Land verboten.



    *****


    Carlos Hernández ist Polizeibeamter in einer Eliteeinheit, der Abteilung für Operative Beziehungen in Mexico City. Da Polizisten in Mexiko generell schlecht bezahlt werden, muss Carlos sich mit diversen Nebengeschäften etwas dazuverdienen, wie z.B. durch das Vermitteln von Schusswaffen oder das Wechseln von Falschgeld-Dollars für seinen Vorgesetzten, den Kommandante. Hilfe bekommt Carlos meist nur von seinem besten Kumpel "Quasimodo", dem hässlichsten Mann von Mexiko, der im Polizeiarchiv arbeitet und "Silberpfeil", dem "schnellsten" Officeboy bei der mexikanischen Polizei. Mit einer Mischung aus Drohungen und Versprechungen von Umsatzbeteiligung schafft es Carlos gelegentlich, dass "Silberpfeil" mal seinen Hintern hochkriegt.


    Die Handlung wird von Carlos Hernández selbst erzählt, etwa die Hälfte der Geschichten dreht sich um Carlos' Privatleben und seine Nebengeschäfte, und es dauert ein paar Kapitel bis man als Leser(in) seine Sympathie für "Carlitos" entdeckt. Carlos hat Rechtswissenschaften studiert, dies erfährt man irgendwann mal beiläufig und er hat durchaus Rechts- und Unrechtsbewusstsein, gelegentlich zitiert er mal aus der "Göttlichen Komödie", er hatte von seinem Vater dessen Klassikerbibliothek mit 1.500 Büchern geerbt.


    Das Leben ist teuer, wenn man nicht nur eine sondern zwei Familien unterhalten muss. Seine Ehefrau Lourdes, mit der er zwei Kinder hat, inzwischen Teenager, und seine "Nebenfrau" Gloria, mit der er drei kleine Kinder hat. Carlos ist auch sonst einem schnellen F*ck nicht abgeneigt, und er, der arme Kerl, kann ja eigentlich gar nichts dafür, wenn doch diese Nymphomaninnen ihm ständig ihre wohlgeformten Dekolletés unter die Nase halten.


    Im Buch "Hurensöhne" hat Gloria eine neue Freundin, die sie mit der Idee des Feminismus ansteckt und zu Aktionen zu den Rechten der Frau mitnimmt. Carlos ist davon gar nicht angetan, er hat den ganzen Stress mit Kriminellen, seinem Kommandante, der an allen Nebengeschäften beteiligt sein will, damit er seine Untergebenen beschützt, falls mal ein Nebengeschäft aufzufliegen droht. Carlos muss ständig Geld ranschaffen, damit seine Frauen und Kinder ein schönes Leben führen können, er will nur ein paar gut gekühlte Biere und einen entspannenden Nachmittag im Bett mit Gloria, um sich von den Strapazen, die ein Mann in seiner Position so hat, zu erholen und dann so was. Mir als Leser (und sogar als Frau) hat Carlos fast leidgetan, aber auch nur fast. :lache


    Die Verbrechen in den Geschichten sind knallhart und brutal, Snuff-Movies, Morde und viele Tote, die Frauenmorde in Ciudad Juárez. Carlos' 17-jähriger Sohn zitiert für seinen Vater irgendwann einen Artikel aus einer ausländischen Zeitung, dass etwa 60% der mexikanischen Polizei korrupt und kriminell seien. Der Autor wird diese Information sicherlich nicht ganz ohne Grund in die Geschichte eingebaut haben. Die Bücher von Rolo Diez sind eine bitterböse Satire auf Machismo und die mexikanische Gesellschaft, und dabei sehr unterhaltsam.


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    Nicht ganz allein, er hat da ja noch den armen Tafas bei sich. Aber, das ist wirklich eine geniale Szene. Auf den Auftritt kann sich Omar Sharif schon was einbilden. In der Filmgeschichte sicher einer der denkwürdigsten.


    Lawrence's Führer durch die Wüste habe ich mal ganz dezent weggelassen, eine halbe Stunde später war er ja sowieso tot. :rolleyes


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    O'Toole ist zwischendurch wirklich so hübsch, daß man an den "Florence" von Arabien-Spruch denken muß.



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    (Ich habe da ja noch den Nebengedanken, daß Dunnett ihn in dieser Rolle mal als eines ihrer möglichen Lymond-Bilder bezeichnet hat.)



    Hatte DD das gesagt? In den Lymond Ausgaben von Arrow hat der gezeichnete Lymond auf dem Cover sogar eine leichte Ähnlichkeit mit Peter O'Toole. Mit einer Verfilmung hätten sie sich beeilen müssen, der hat sich seine Schönheit auch ziemlich bald weggesoffen,



    ist aber ein toller Charakterdarsteller geblieben.

    "Lawrence von Arabien" ist einer meiner absoluten All-Time-Favorites! :anbet


    Lawrence ist ein faszinierender Charakter, die Geschichte ist spannend, historisch interessant (auch wenn nicht 100% akkurat) und tragisch, Peter O'Toole in der Rolle seines Lebens, und die Bilder der Wüste sind einfach gewaltig. Mir fällt dazu sofort diese Szene des ersten Zusammentreffens mit Omar Sharif ein, Lawrence sitzt allein in der Wüste, inmitten der riesigen Sanddünen, und in der flirrenden Hitze taucht am Horizont ein kleiner schwarzer Punkt auf. Es dauert ungefähr fünf Minuten bis der Reiter herangekommen ist und das in Cinemascope, die Filmmusik gehört auch zu den besten aller Zeiten. Grandios! (Heutzutage würde das wahrscheinlich kein Regisseur mehr wagen, da die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Zuschauer dazu nicht mehr reichen würde).


    Als Kind habe ich den Film zum ersten Mal im deutschen Fernsehen gesehen, und da wir hier bei uns auch das niederländische Programm empfangen konnten, habe ich damals auch schon die OV sehen können. Anfang / Mitte der 90er kam die restaurierte Fassung (auch in OV) ins Kino, ich glaube, da bin ich alle drei Tage ins Kino gegangen, um die kurze Zeit, die er auf der GROSSEN Leinwand lief, auszunutzen. :-] Wer den Film kennt und liebt, wird wahrscheinlich auch verstehen können wieso. Als Alternative bleibt mir jetzt nur, meine DVD für das zigste Ansehen wieder herauszuholen.

    Hallo Grisel,


    ich kann Deine Rezi eigentlich gut nachvollziehen. Vor etwa zwei Wochen hatte ich mal abends im Bett das erste Kapitel gelesen. Mein erster Eindruck war auch, dass das Buch etwas "sperrig" ist. Ich hatte ja vor, "Tree of Smoke" diese Woche zu lesen, aber diese eine kurze kostbare Urlaubswoche nach so langer Zeit, 20 Bücher in der engen Auswahl für 8 Tage :gruebel, nach Deinen nicht so enthusiastischen Zwischenberichten hat es das Buch dann doch nicht geschafft. :-(


    Ich möchte "Tree of Smoke" aber weiterhin bald lesen, da ich auch thematisch in der richtige Lesestimmung bin. Ich brauch einfach mehr Zeit. :bonk

    Das Buch liegt seit zwei Wochen auf dem SEHR BALD Stapel auf dem Nachttisch. (Das Problem ist nur, da liegen noch mehr als zehn andere BALD Bücher. :gruebel) Ich warte auf das richtige "Klick im Kopf" um das Buch zu beginnen. Könnte das hier jetzt gewesen sein. :-]